Kurz und knapp – darum geht’s
Während einer Herbstwanderung in der Schwäbischen Alb wird Kommissar Bienzle unfreiwillig Zeuge eines tödlichen Sturzes: Firmenchef Edwin Schimmel fällt vor seinen Augen in die Tiefe. Was zunächst wie ein tragischer Unfall wirkt, weckt bald Bienzles kriminalistischen Spürsinn, denn die Belegschaft scheint allzu eifrig an der Unfalltheorie festzuhalten. Bei seinen Ermittlungen stößt der Kommissar auf Pläne des Verstorbenen, die Produktion ins Ausland zu verlagern – was für viele Mitarbeiter den Jobverlust bedeuten würde. Als Bienzle entdeckt, dass die Witwe des Opfers die umstrittenen Pläne trotz des Todes ihres Mannes weiterverfolgen will, gerät nicht nur seine Beziehung zu Hannelore in eine gefährliche Schieflage …
Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und der tiefe Sturz“
Trockenes Laub raschelt unter den Füßen, die kühle Herbstluft der Schwäbischen Alb füllt die Lungen. Kommissar Bienzle genießt endlich einmal einen freien Tag mit seiner Lebensgefährtin Hannelore und dem Pathologen Dr. Kocher. Das gleichmäßige Knirschen ihrer Wanderstiefel auf dem steinigen Pfad verstummt abrupt, als sie einen kurzen Moment innehalten – ein dumpfer Aufprall zerreißt die friedliche Stille. Ein Mann ist von der Felswand über ihnen in die Tiefe gestürzt.
Der Stuttgarter Kommissar kann einfach nicht abschalten. Obwohl der Fall nicht in seine Zuständigkeit fällt, tauscht Bienzle widerwillig die Wanderstiefel gegen seine gewohnten Lederschuhe. Seine Beziehung zu Hannelore gleicht einem brüchigen Felsvorsprung – jeden Moment droht der Absturz. „Nur dieses eine Mal wollte ich Zeit mit dir verbringen“, wirft sie ihm vor, während er schon wieder seinen beruflichen Instinkten folgt. Seine fast schon pathologische Arbeitssucht stellt Bienzles Privatleben immer wieder auf eine harte Probe.
In der kleinen Stadt, wo der Tote – Unternehmer Edwin Schimmel – seine Firma betrieb, stoßen Bienzles Fragen auf eine Mauer des Schweigens. Die Mitarbeiter wirken wie Schauspieler, die einstudierte Sätze aufsagen: „Ein tragischer Unfall, Herr Kommissar.“ Doch hinter den Kulissen brodelt es wie in einem Kessel kurz vor dem Überkochen. Gerüchte über Produktionsverlagerungen ins Ausland verbreiten sich wie ein giftiger Nebel durch die Werkshallen.
Die Ermittlungsarbeit gleicht einem Balanceakt auf dem schmalen Grat zwischen beruflicher Pflicht und privatem Glück. Während Bienzle immer tiefer in den Fall eintaucht, treibt er gleichzeitig Hannelore ungewollt in die Arme des charmanten Dr. Kocher. Die kargen Landschaften der Schwäbischen Alb spiegeln dabei die emotionale Kargheit wider, die sich zwischen dem Paar ausbreitet – steil, schroff und mit unerwarteten Abgründen.
Die Witwe Constanze Schimmel trauert wie ein Raubtier, das auf Beute wartet. Ihr neuer Geschäftsführer Christian Steinhoff bewegt sich durch die Firma wie ein Wolf im Schafspelz, während der übergangene Georg Zimmermann seine Enttäuschung kaum verbergen kann. Die Gespräche mit den Mitarbeitern führen Bienzle durch ein Labyrinth aus Halbwahrheiten und verschwiegenen Ängsten. Als schließlich bekannt wird, dass die Produktionsverlagerung trotz des Todes des Firmenchefs vorangetrieben werden soll, verwandelt sich die unterschwellige Anspannung in offene Wut.
Hinter den Kulissen
Der vom Süddeutschen Rundfunk produzierte Tatort „Bienzle und der tiefe Sturz“ wurde unter der Regie von Peter F. Bringmann gedreht und feierte am 6. Juli 1997 im Ersten Deutschen Fernsehen seine Premiere. Als 365. Episode der Krimireihe markiert sie den siebten Fall des Stuttgarter Ermittlers Ernst Bienzle, dargestellt vom Schauspieler Dietz-Werner Steck, der von 1992 bis 2007 in dieser Rolle zu sehen war.
Neben Steck brilliert Rita Russek als seine Lebensgefährtin Hannelore, deren Beziehung in dieser Folge auf eine harte Probe gestellt wird. Die Dreharbeiten fanden an verschiedenen Orten der Schwäbischen Alb statt, deren markante Felsformationen und kargen Landschaften eine atmosphärisch dichte Kulisse für den Fall bilden.
Bei der Erstausstrahlung verfolgten 7,19 Millionen Zuschauer die Sendung, was einem beachtlichen Marktanteil von 22,1 Prozent entsprach. Der Fall „Bienzle und der tiefe Sturz“ thematisiert mit der Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland ein gesellschaftliches Problem, das Ende der 1990er Jahre zunehmend in den Fokus rückte und bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Ein amüsantes Detail am Rande: In dieser Folge erhält der traditionsbewusste Kommissar Bienzle sein erstes Mobiltelefon – und kämpft sichtlich mit der neuen Technologie, da er nicht einmal weiß, wie man die PIN eingibt. Ein zeitgeschichtliches Dokument, das die rapide technologische Entwicklung seit Ende der 1990er Jahre eindrucksvoll illustriert.
Besetzung
Kommissar Ernst Bienzle – Dietz-Werner Steck
Hannelore Schmiedinger – Rita Hussek
Günter Gächter – Rüdiger Wandel
Edwin Schimmel – Bernd Tauber
Constanze Schimmel – Ulrike Kriener
Christian Steinhoff – Martin Umbach
Pathologe Dr. Kocher – Klaus Spürkel
Hajo Baldauf – Horst Krebs
Frau Baldauf – Barbara Zechel
Georg Zimmermann – Hubert Mulzer
u.a.
Stab
Regie – Peter F. Bringmann
Buch – Felix Huby
Kamera – Georg Steinweh
Schnitt – Karin Brost
Musik – Norbert J. Schneider
Produktion – SDR
Der Tatort mit der Nummer 365, die Zahl die das Jahr in Tage aufweist, aus dem Jahr 1997, ist wohl einer der interessanten und aufwühlenden Tatort-Fernsehfilme des Stuttgarter Hauptkommissars Bienzle und dem Gächter, sein Gernhilfe. Hannelore Schmiedinger geht Fremd!! Da wird der Mordfall fast zur Nebensache, in welchen sich der engagierte Hauptkommissar der Mordkommission, im Urlaub auch noch, hinein gekniet hat. Sehenswerter Kriminalfilm der Bienzle-Ära, nicht nur für Bienzle Fans geeignet, auch für Anhänger der leisen Kriminalistik. Gerne mal wieder gesehen.
Bienzle hat die wohl größte aller Tatort-Lücken hinterlassen. Sein unverfälschtes Lokal-Colorit es fehlt Leuten wie Richy Müller neben vielem anderen abgeht, es steht für den Südwesten. Das ist nicht nur Mundart und aufgesetzt sondern landecht und urwüchsig.
Sein Hang zum Bruddeln ist genauso ausgeprägt wie der zu „einsamer Leistung“. Mitarbeiter werden von ihm eher „anderweitig beschäftigt“ als in die Lösung seiner Fälle wirksam integriert. Schwäbisch eben. Liebevoll hinterfotzig aber LIEB eben!
Allein wegen der Figur Bienzle immer sehenswert. Zudem schöne Landschaft und ein gut durchdachtes Drehbuch. Es ist wohl auch für Bienzle ein Tiefer Fall. Gute Folge. Danke Herr Bienzle
This TO is mainly about food and no one seemed to be bothered about cholesterol in the 90s. There is a really nice shot of Bienzle sitting alone in his hotel room while the camera moves away showing an empty street.
Dieser TO so wie die darin dargestellten Männer- und Frauenbilder wirken heute wie aus der Zeit gefallen, einstweilen ist das jetzt erst 24 J. her …
Das Interessanteste in dieser Folge war die Aufzählung der Zutaten eines schwäbischen Rindsuppen-Eintopfs (u.a. Markknochen und -knöderln). Das zumindest machte Appetit auf mehr und reizte mich, so etwas Ähnliches auch wieder mal zu kochen!
Der Tatort Nummer 365 aus dem Jahr 1997. Immer wieder einmal gerne gesehen.
Die Meinung vom 18.07.2016 halte ich.