Kurz und knapp – darum geht’s

In einem Berliner Juweliergeschäft überfällt ein bewaffneter Mann den Laden, erschießt einen Wachmann und flieht mit einer Geisel. Die attraktive Kundin Melissa wird später freigelassen und berichtet den Ermittlern Roiter und Zorowski von einem mysteriösen zweiten Mann, der während der Flucht zugestiegen sei. Als der Haupttäter erschossen im Fluchtauto aufgefunden wird, verliebt sich Kommissar Roiter in die scheinbar unschuldige Zeugin. Doch während er seinen Gefühlen folgt, entdeckt sein Partner Zorowski immer mehr Ungereimtheiten in Melissas Aussagen – und gerät damit auf eine Spur, die das ganze Team in Gefahr bringen könnte…

Inhalt der Tatort-Folge „Der zweite Mann“

Die Augustsonne brennt erbarmungslos auf den Asphalt Berlins, als ein scheinbar routinemäßiger Juwelierüberfall zum Albtraum wird. Ein maskierter Mann stürmt in das noble Geschäft, und Sekunden später hallt ein Schuss durch die stickige Luft – der Wachmann hat keine Chance. Mit einer verängstigten Geisel und einer Tasche voller Schmuck verschwindet der Täter in einem weißen Lieferwagen.

Hauptkommissar Ernst Roiter wirkt fahrig und unkonzentriert, als er die freigelassene Geisel Melissa Kranach befragt. Sein Assistent Zorowski beobachtet irritiert, wie sein Chef regelrecht dahinschmilzt angesichts der attraktiven Zeugin. Während Roiter sich in romantischen Fantasien verliert, bleiben die harten Fakten dünn wie Sommernebel: Ein zweiter Mann sei zugestiegen, mehr weiß Melissa nicht zu berichten.

Am Ufer des Schlachtensees macht die Polizei schließlich eine grausige Entdeckung: Im verlassenen Fluchtauto sitzt der Haupttäter – erschossen, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Die Beute? Verschwunden. Wie ein Puzzle ohne Randstücke präsentiert sich der Fall den Ermittlern. Ein Phantombild des zweiten Mannes führt sie zu einem bekannten Hehler – doch dessen Alibi ist so wasserdicht wie ein U-Boot.

Während Roiter sich Hals über Kopf in eine Beziehung mit Melissa stürzt und die Juwelierin des Versicherungsbetrugs verdächtigt, gräbt sich Zorowski wie ein Maulwurf durch die Aussagen der schönen Zeugin. Jeder Widerspruch, den er aufdeckt, gleicht einem weiteren Riss in der perfekten Fassade. Die Armbanduhr des Täters entpuppt sich als Melissas Eigentum, ihre angeblichen Einkaufspläne stimmen nicht mit den Überwachungsaufnahmen überein – und plötzlich taucht auch noch ihr totgeglaubter Ex-Freund quicklebendig auf.

Hinter den Kulissen

Der elfte Fall des Berliner Ermittlerduos wurde von Regisseurin Sylvia Hoffmann in Szene gesetzt, nach einem Drehbuch von Christos Yiannopoulos und Petra Wenzel. Die Dreharbeiten fanden im Sommer 1998 in Berlin statt, wobei besonders die Szenen am Schlachtensee im Grunewald für atmosphärische Momente sorgen.

In den Hauptrollen brillieren wie gewohnt Winfried Glatzeder als gefühlsgeleiteter Kommissar Ernst Roiter und Robinson Reichel als sein rational denkender Assistent Michael Zorowski. Als undurchsichtige Melissa Kranach überzeugt Birgit Doll in einer fesselnden Gastrolle.

Bei der Erstausstrahlung am 16. August 1998 verfolgten 5,78 Millionen Zuschauer die 393. Tatort-Folge, was einem Marktanteil von 22,01 Prozent entsprach. Bemerkenswert ist die für den SFB typische Aufnahmetechnik mit Betacam-Videokameras, die dem Film eine charakteristische, wenn auch nicht unumstrittene Videoclip-Ästhetik verleiht.

Besetzung

Kommissar Ernst Roiter – Winfried Glatzeder
Michael Zorowski – Robinson Reichel
Melissa – Birgit Doll
Joachim Huber – Hanns Zischler
Juwelierin – Rosel Zech

Stab

Regie – Sylvia Hoffman
Buch – Christos Yiannopoulos, Petra Welzel
Kamera – Jürgen Heimlich
Schnitt – Haike Brauer
Musik – Ralf Zang, Klaus Badelt
Produktion – SFB