Kurz und knapp – darum geht’s
Ein tragischer Todesfall erschüttert die Hamburger Polizei: Helmut Weckwört, ein Kollege kurz vor der Pensionierung, wird erschossen in einem Straßengraben gefunden. Die Kommissare Stoever und Brockmöller nehmen unverzüglich die Ermittlungen auf, obwohl sie selbst kurz vor dem Ruhestand stehen. Was zunächst nach einem simplen Raubmord aussieht, entpuppt sich als komplexes Verbrechen mit unerwarteten Verbindungen zu einem Flüchtlingsdrama. Als die Ermittler die Spur zu den Hamburger Inseln Neuwerk und Scharhörn verfolgen, ahnen sie nicht, dass sie selbst in tödliche Gefahr geraten werden…
Inhalt der Tatort-Folge „Tod vor Scharhörn“
Nebelschwaden ziehen über das Hamburger Hafengebiet, während Paul Stoever und Peter Brockmöller noch am frühen Morgen Gesangsproben für die Pensionierungsfeier ihres Kollegen Weckwört absolvieren. Doch der letzte Ton bleibt ihnen im Hals stecken – ein Anruf reißt sie aus der Probe: Weckwört liegt erschossen an der Elbe.
Die beiden alternden Ermittler tauschen besorgte Blicke. Für Stoever, dessen markantes Gesicht die Jahre im Polizeidienst deutlich zeichnen, ist es eine Ehrensache, diesen letzten Fall zu lösen. Brockmöller, stets loyal an seiner Seite, nickt stumm – sie verstehen sich auch ohne Worte wie ein altes Ehepaar, dessen beide Hälften einander in herzlicher Flapsigkeit zugetan sind.
In Weckwörts Umfeld stoßen die Kommissare schnell auf Überraschungen: Seine Ehefrau Margot, wesentlich jünger als ihr verstorbener Mann, wirkt verstörend gefasst. „Der Tod gehört zum Leben“, sagt sie beinahe gleichgültig, während der Regen gegen die Fensterscheiben ihres schicken Hauses prasselt. Anne Bennent spielt diese undurchschaubare Frau mit einer Kühle, die das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Die Ermittlungen führen das Duo zu Weckwörts unehelichem Sohn Sönke, einem Seemann mit privaten Schwierigkeiten. „Er wollte sein Testament ändern“, verrät Sönke den Kommissaren während eines Verhörs im grellen Licht des Polizeipräsidiums. „Zu meinen Gunsten.“
Während in Hamburg die Uhren ticken, spielen sich auf den Inseln Neuwerk und Scharhörn seltsame Dinge ab. Der alte Inselarbeiter Helms entdeckt im fahlen Morgenlicht einen dunkelhäutigen Jungen, der sich verletzt durch die windgepeitschten Dünen schleppt. Die Suche nach der Wahrheit gleicht für Stoever und Brockmöller einem Kampf gegen die Gezeiten – mal scheinen sie der Lösung nahe, dann zieht sie sich wieder zurück wie das Wattenmeer bei Ebbe.
Als die Kommissare herausfinden, dass Weckwört am Tag seines Todes eine Pferdekutsche nach Scharhörn bestellt hatte, verdichten sich die Hinweise auf ein Flüchtlingsdrama, in das ihr Kollege verstrickt war. Doch je tiefer sie graben, desto gefährlicher wird es für alle Beteiligten…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Tod vor Scharhörn“ markiert nach 41 gemeinsamen Fällen den bewegenden Abschied des Hamburger Ermittlerduos Stoever und Brockmöller. Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 2000 in Hamburg sowie auf den Nordseeinseln Neuwerk und Scharhörn statt, wo die raue Landschaft des Wattenmeers eine atmosphärische Kulisse für diesen Abschiedsfall bot.
In den Hauptrollen brillieren ein letztes Mal Manfred Krug als Paul Stoever und Charles Brauer als Peter Brockmöller, die seit 1984 beziehungsweise 1986 zu den beliebtesten Ermittlern der Tatort-Reihe zählten. Zu den Gaststars dieser Folge gehören unter anderem Anne Bennent als undurchsichtige Ehefrau des Opfers, Tatort-Regisseur Jürgen Roland in einem Cameo-Auftritt sowie Ivan Desny.
Bei der Erstausstrahlung am 7. Januar 2001 verfolgten 9,5 Millionen Zuschauer den letzten Fall der „swingenden Cops“, was einem Marktanteil von 25,06 Prozent entsprach – ein würdiger Abschluss für das musikalische Duo.
Als Besonderheit darf natürlich der musikalische Aspekt nicht unerwähnt bleiben: Wie in vielen ihrer Fälle zeigen Krug und Brauer auch hier ihr Gesangstalent und verabschieden sich mit dem Jazz-Standard „Bye Bye Blackbird“. Die Schlussszene mit den beiden als Entertainer auf einem Kreuzfahrtschiff gilt als eine der ikonischen Szenen der Tatort-Geschichte. Nach der Ausstrahlung kursierten unter Fans zahlreiche Theorien, ob und wie die beiden Kommissare vielleicht doch noch einmal zurückkehren könnten.
Über 20 Jahre nach ihrem Abschied gelten Stoever und Brockmöller immer noch als eines der prägendsten Teams der Tatort-Geschichte – nicht zuletzt aufgrund ihrer einzigartigen Mischung aus Krimispannung und humorvollem, musikalischem Unterhaltungswert.
Das ist eine gute Beschreibung der Folge. Jedoch kann man noch einige Verbesserungen an der Formulierung vornehmen (das – dass / Absolut überflüssige Mehrfachenennung von „im Tatort „Tod vor Scharhörnn“““). Beste Grüße – Bernd
Ich habe gerade allg. gesurft und dies gefunden. Der Tatort, ich sah ihn vor Jahren mal in der Wiederholung, inspiriert mich für mein Rollenspiel DnD als Erzähler/Meister. Werde es schön schaurig mit salzigem Nebel, guten Strandpiraten und Rum, sowie dem ein und anderen stillen alten Kauz würzen und kurz angebunden servieren ;)
zu Bernd; ich finde auch, dass es gut beschrieben ist, sowie dass die dauernde Formulierung des Tatortes Ausgeschrieben doch beim lesen nervt.
Außerdem Thematik des Tatort ist gut und immer present, war etwas ungläubig zuerst vom Setting in die Norddeutsche Bucht, aber als Abendunterhaltung souverän umgesetzt. Nur nicht ganz Abendfüllend. Gute Schauspieler am Start.
Gruß Volker
Irgendwann musste einmal die letzte Folge mit Stoever / Brockmöller kommen. Und es ist schön, dass das Niveau der Folgen bis zum Schluss nicht abgenommen hat. Im Gegenteil hat dieses Duo für mich über die Jahre an Qualität zu gelegt. Ich sehe die späten Folgen lieber als die frühen.
Die Tatortfolge ist mir in guter Erinnerung-Ich komme aber nicht
drauf,was sie für ein Lied in der Folge gesungen haben.-
Fragt Anne
Der Tatort Nummer 461 mit den gern gesehenen Hauptkommissaren Stoever und Brockmöller aus Hamburg. Es ist der letzte Tatort der beiden wirklichen Tatort-Beamten und einer ihrer besten. Interessantes Thema, schöne Aufnahmen, spannende Unterhaltung, realistisch und professionell umgesetzt. Wie wichtig es war, daß diese beiden Ermittler von der Mordkommission stammen, zeigte sich im Laufe des spannenden Tatort-Fernsehfilm. Wirklich sehenswert.
@ Volker, auch ich weiß, was ausgeschrieben beim Lesen nervt:
“ Formulierung des Tatortes Ausgeschrieben doch beim lesen nervt.“
„war etwas ungläubig zuerst vom Setting in die Norddeutsche Bucht, aber als Abendunterhaltung souverän umgesetzt“
Wir sind nicht bei RTL 7, was soll die beliebige Kritzelei, wenn man ernst genommen werden möchte?
Stoever und Brocki, mein früheres Lieblingsteam, feiern mit dieser Folge Abschied. Und obwohl sie mein Lieblingsteam waren, fand ich, dass dies nicht zu früh geschah. Denn schon seit mehreren Folgen wirkten sie so, als wären ihnen die Menschen hinter ihren Fällen gleichgültig und sie würden nur noch auf die Pension warten. Wenn ich da an ältere Folgen wie „Schmutzarbeit“ und „Leiche im Keller“ denke, dann muss ich sagen, dass mir die alte Ernsthaftigkeit deutlich besser gefallen hat, humorlos waren sie ja trotzdem nicht. Auch die letzten Folgen mochte ich schon einfach wegen der beiden Typen, doch eigentlich waren sie nur noch ein Schaulaufen. Ähnliches passiert grade in Münster.
Horst Krause zeigt hier als „Arschlochkapitän“ (O-Ton Stoever), dass er auch mal ganz anders kann – und irgendwie ist er doch immer er selber. Tod auf Neuwerk ist ein würdiges Ende für die beiden… und der Ausklang als Sängerknaben auf einem Dampfer nur konsequent. 5 Punkte für viele tolle Krimis.
Mir ist aufgefallen, dass das Büro der Kommissare im selben Gebäude im ersten Stock sein muss wie das Großstadtrevier im Erdgeschoss. Denn man sieht durch die Fenster dasselbe Gebäude gegenüber. Das macht auch Sinn, da der NDR dieses Gebäude über sehr lange Zeit angemietet hatte. Es war sozusagen das NDR-Polizeigebäude.
Arrividerci für die gem. Stoevers Aussage „größten Rausfinder Hamburgs“ nach 17 resp. 15 Jahren!
Bloß schade, daß diesmal der Abspann komplett gekappt wurde, so viel Zeit (rd. 45 Sekunden gem. vorhandener Version aus der Mediathek) sollte sein, schon allein aus Respekt gegenüber den vielen Mitwirkenden.
Zum Abschied einer Ära servieren sie eine gelungene Folge, inspiriert durch Elemente der Erzählung ‚Der Nigger auf Scharhörn‘ (entstand 1927 und heißt wirklich so) von Hans Leip, der 1915 das Gedicht ‚Lili Marleen‘ verfaßte, welches Norbert Schultze 1938 für das weltbekannte Lied vertonte.
Weil den „Swinging Cops“ der Inselaufenthalt vor fünf Jahren so ausnehmend gut gefallen habe, wünschten sie sich diesen Drehohrt für die Abschlußfolge, ließ der NDR durch den Produktionsleiter Larry Freisler seinerzeit verlauten.
Drehort in Cuxhaven ist der Lentzkai, in Hamburg der Harburger Binnenhafen (die Fa. Mulch Güter-Service bestand bis 2006); der Frachter vom Typ Sietas 33 lief 1966 als ‚Siegerland‘ vom Stapel, ist in Wirklichkeit die ‚Mignon‘ (man sieht den Schriftzug in einer frühen Einstellung, ‚Jana‘ hieß sie zuvor) und wurde 2012 in der Türkei abgewrackt.
Hinsichtlich des identischen Ausblicks hat Forist WW recht: Drehort des Großstadtreviers war seinerzeit ein verklinkertes Gebäude in der Mendelssohnstr. 15b/Ecke Paul-Dessau-Str. in HH-Bahrenfeld, wo die ‚Studio Hamburg FilmProduktion GmbH‘ ihre Büros hatte und die Tatort-Leute sporadisch zu Gast waren – kostengünstig produziert, will ich meinen.
Da haben sie eben zu dritt noch „Bye Bye Blackbird“ geprobt, weil sich das so schön auf den zu verabschiedenden Kollegen Weckwört reimt, und dann ist der plötzlich tot – Raubmord, wie es aussieht.
Inhaltlich zwar reichlich überfrachtet beginnend mit dem plötzlichen Ableben des geschätzten Kollegen, erweitert um Flüchtlingsproblematik, Drogenschmuggel, Korruption, Abrechnungsbetrug, Familienverhältnisse mit rätselhaften Vorgängen um eine Lebensversicherung und Alkoholismus, zeigen sich die Protagonisten in allerbester Spiellaune:
Hervorgehoben sei die burschikose Anne Bennent aus der Dynastie mit Vater Heinz (ewiger Gegenspieler Haferkamps) und Bruder David (Die Blechtrommel), die nach 6x Derrick ihren einzigen TO-Auftritt hat, ebenso Anna Thalbach (gerade erst im Polizeiruf 110 in ‚Dettmanns weite Welt‘ gesehen) als Gegenpart; dazu Hans Peter Hallwachs (Sophies Haas‘ Vater in ‚Mord mit Aussicht‘), Paul Faßnacht (Paul Rabe, Teamleiter mit Alkholproblem in ‚Professor T.‘ – mit 11 Auftritten Dauergast der Serie) als aalglatter Reeder Brusbarg, Ulrich Faulhaber sorgt als Wattarbeiter Helm für Schimmelreiter-Motive und Horst Krause tritt bei diesem Sidekick mal nicht als Wachtmeister auf, sondern äußerst überzeugend als fieser („Arschloch“)-Kapitän.
Jürgen Roland als Polizeipräsident überreicht zum Abschied die Blumen und Ivan Desny absolviert mit seinem 11. gleichzeitig den letzten Auftritt in dieser Reihe – das alles ist schon 4 Sterne wert!
Es waren nicht immer die spektakulärsten Fälle, die es zu lösen galt; man pflegte die traditionelle Ermittlung, warf sich kongenial die Bälle zu und kalauerte sich durch stolze 41 bzw. 38 meist spannende Folgen – wir danken für die gute Unterhaltung: Bye-bye, Blackbird – Bye-bye, Tatört!
… und ich möchte oben hinzufügen: Auch „Adelheid und ihre Mörder“ spielte in demselben Gebäude. Was einem nach vielen Jahren Verspätung erst auffällt, wenn man auf den Hintergrund mit den Fenstern achtet.