Kurz und knapp – darum geht’s

Der Industrielle Wolfgang Reichert wird erstochen auf seiner Yacht am Bodensee gefunden, und der vermeintliche Täter läuft dem Hafenmeister mit dem blutigen Messer in der Hand direkt in die Arme. Daniel Seefried will sich an nichts erinnern können und behauptet, selbst nicht zu wissen, wie er auf das Boot und das Messer in seine Hand gekommen sei. Hauptkommissarin Klara Blum wird misstrauisch, als sie entdeckt, dass der Tatverdächtige eine Affäre mit der Ehefrau des ermittelnden Staatsanwalts Justus Fürmann hat. Als die Ermittlerin dem Geflecht aus alten Liebschaften und verstrickten Beziehungen auf die Spur kommt, gerät sie in einen Wettlauf gegen die Zeit, um eine persönliche Katastrophe zu verhindern.

Inhalt der Tatort-Folge „Stiller Tod“

Nachdenklich betrachtet Kommissarin Klara Blum die Tulpenzwiebeln in ihrem Garten, während der Bodensee im weichen Abendlicht glitzert. Als ihr Blick auf ein zweites Paar Gummistiefel fällt, wird sie schmerzlich an ihren verstorbenen Mann erinnert. Die melancholische Stimmung wird jäh unterbrochen, als sie zu einem Mordfall gerufen wird: Auf einer elegant-weißen Yacht liegt die Leiche des Industriellen Wolfgang Reichert, brutal erstochen in einer Lache aus Blut.

Der Fall erscheint sonnenklar: Daniel Seefried wurde mit blutverschmierten Händen, dem Tatmesser und Wertsachen des Opfers vom Hafenmeister gestellt. Doch etwas stimmt nicht. Der Verdächtige wirkt seltsam benommen, kann sich an nichts erinnern und behauptet, betäubt worden zu sein. Während Blums Assistent Bülent Isi durch ständige Anrufe seiner hochschwangeren Frau abgelenkt ist, beginnt die erfahrene Kommissarin zu zweifeln. „Es gibt nichts Trügerisches als eine offenkundige Tatsache“, murmelt sie, während sie durch die engen Kajütengänge der Yacht streift.

Die Ermittlungen nehmen eine unerwartete Wendung, als Klara im Telefonverzeichnis des Tatverdächtigen die Nummer von Rita Fürmann findet – ausgerechnet die Ehefrau des Staatsanwalts, der den Haftbefehl gegen Seefried ohne Zögern unterschrieben hat. „Kennen Sie Daniel Seefried?“, fragt Blum die elegante Rita Fürmann direkt. Die nervöse Antwort: „Natürlich nicht!“ verrät mehr als tausend Worte.

Bei einem Lokaltermin auf der Yacht, angeordnet von Staatsanwalt Fürmann selbst, gelingt dem Verdächtigen überraschend leicht die Flucht. War es Leichtsinn oder vielleicht sogar Absicht? Die Fahndung nach Seefried gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, während sich für Blum die Verdachtsmomente gegen den Staatsanwalt verdichten.

In einem vertraulichen Gespräch mit Rita Fürmann erfährt die Kommissarin von deren Affäre mit Seefried. „Mein Mann darf das niemals erfahren“, fleht Rita, „er hat schon einmal versucht, sich das Leben zu nehmen, als ihn eine Frau verlassen hat.“ Diese Information wirft ein neues Licht auf den Fall: Ist der sensible, nach außen hin so korrekte Staatsanwalt fähig, seinen Nebenbuhler kaltblütig als Mörder zu inszenieren?

Als Seefried dann auch noch den Sohn des Staatsanwalts entführt, überschlagen sich die Ereignisse. In den nächtlichen Straßen von Konstanz, wo der Nebel vom See her in die Stadt kriecht, muss Klara Blum alle Puzzleteile zusammensetzen. Dabei stößt sie auf eine unerwartete Verbindung zwischen dem Opfer Reichert und dem Staatsanwalt: Bärbel Reichert, die Witwe des Ermordeten, war einst Fürmanns große Liebe. Hat eine vergangene Leidenschaft zu einem perfiden Mordkomplott geführt?

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Stiller Tod“ ist der dritte Fall mit Eva Mattes als Hauptkommissarin Klara Blum aus Konstanz und zugleich der letzte Einsatz ihres Assistenten Bülent Isi, gespielt von Ercan Özcelik, der sich nach dieser Folge in den „ewigen Vaterschaftsurlaub“ verabschiedet. Die Dreharbeiten für die Folge 523 der Tatort-Reihe fanden im Jahr 2002 in Konstanz und Umgebung statt, wobei die malerischen Kulissen des Bodensees mit ihren sanften Sonnenuntergängen die melancholische Grundstimmung des Films unterstreichen.

Neben Eva Mattes glänzt vor allem Sylvester Groth in der Rolle des komplizierten Staatsanwalts Justus Fürmann. In weiteren Rollen sind Julia Jäger als Rita Fürmann und Janek Rieke als Tatverdächtiger Daniel Seefried zu sehen. Das Drehbuch stammt von Martina Brand und Dorothee Schön, letztere hatte bereits das Skript für Klara Blums zweiten Fall „1000 Tode“ verfasst. Regie führte Richard Huber, der die Geschichte im gemächlichen Tempo inszenierte und mit verträumter Klaviermusik unterlegte.

Bei der Erstausstrahlung am 26. Januar 2003 im Ersten sahen 7,55 Millionen Zuschauer zu, was einem Marktanteil von 20,20 Prozent entsprach. Nach zwei weniger überzeugenden Vorgängern wurde „Stiller Tod“ von der Kritik als der bis dahin gelungenste Bodensee-Tatort gelobt. Besonders die emotionale Tiefe der Figuren und die überraschende Auflösung fanden Anklang, während die gelegentlichen Ungereimtheiten in der Handlung und die teils kitschigen Szenen kritisiert wurden.

Interessanterweise trägt Fürmanns Tochter in der Serie den Namen „Bärbel“ – benannt nach seiner Jugendliebe, wie aufmerksame Zuschauer erkennen können. Ein subtiles Detail, das die emotionale Verstrickung des Staatsanwalts unterstreicht und bereits früh einen Hinweis auf die spätere Auflösung des Falls gibt.

Besetzung

Ercan Özcelik (Bülent Isi)
Sylvester Groth (Justus Fürmann)
Julia Jäger (Rita Fürmann)
Janek Rieke (Daniel Seefeld)
Caroline Schreiber (Bärbel Reichert)
Justine Hauer
Walter Gontermann
Uwe-Karsten Koch
Valea-Katharina Scalabrino
Alexander Seidel
Uwe-Peter Spinner
Ingrid Domann
Theo Maalek
Günter Spörrle
Irma Wagner
Jan Reinartz
Katharina Müller
Andreas Klaue

Stab

Drehbuch – Martina Brand, Dorothee Schön
Regie – Richard Huber
Kamera – Jürgen Carle
Schnitt – Roswitha Gnädig
Musik – Martin Todsharow
Produktion – SWR