Tatort Folge 533: Der schwarze Troll

Kurz und knapp – darum geht’s

In einem Bremer Restaurant liegt ein Mann erschlagen inmitten von Scherben am Boden – seine Frau Laura Kern behauptet, zwei maskierte Männer hätten das Verbrechen begangen. Während Kommissarin Lürsen Mitgefühl für die junge Mutter empfindet, hegt ihr Kollege Stedefreund Zweifel an der vermeintlich hilflosen Frau mit den kranken Kindern. Als plötzlich Lauras Liebhaber, ein sensibler Apotheker, ein Geständnis ablegt, scheint der Fall gelöst – doch dann entdecken die Ermittler verstörende Details aus Lauras Vergangenheit, die sie beide in tödliche Gefahr bringen.

Inhalt der Tatort-Folge „Der schwarze Troll“

Müde streicht Kommissarin Inga Lürsen über die Krankenakte ihrer krebskranken Tochter, während draußen der Bremer Novemberregen gegen das Fenster prasselt. Die Sorge um ihr Kind lässt sie nicht schlafen, doch ein nächtlicher Anruf reißt sie aus ihren Gedanken – ein Mord im Restaurant „Kern“.

Am Tatort findet das Ermittlerduo eine gespenstische Szenerie vor: Laura Kern, eine blonde, zerbrechlich wirkende Frau kniet neben der Leiche ihres Mannes Herbert, dessen Blut sich mit zerbrochenen Glasscherben vermischt. „Sie kamen plötzlich herein, zwei Männer mit Masken“, flüstert sie mit tränenerstickter Stimme und zeigt auf ihre verletzte Schulter. Die Atmosphäre im Restaurant wirkt erdrückend – zurückgebliebene Essensreste auf den Tellern, flackerndes Licht und überall Blutspuren.

Während Lürsen die offensichtlich traumatisierte Frau behutsam befragt, beobachtet Stedefreund die Szene mit skeptischem Blick. Der Kommissar, selbst durch eine Scheidung verbittert, wittert Unstimmigkeiten wie ein Spürhund. „Ist Herbert jetzt tot?“, fragt plötzlich Anne, Lauras kleine Tochter, mit einer Unbefangenheit, die Stedefreunds Misstrauen weiter schürt.

Die Ermittlung im Tatort „Der schwarze Troll“ gleicht bald einem Irrweg durch ein düsteres Labyrinth aus Halbwahrheiten. Kühle Krankenzimmer wechseln sich ab mit der ebenso kühlen Privatwohnung der Kerns, wo Bilderbücher über Trolle und finstere Märchenfiguren die Regale füllen. „Oft sind Monster nicht das, was sie zu sein scheinen“, liest Lürsen aus einem der Bücher und blickt nachdenklich auf die vergilbten Familienfotos.

Lauras Leben erscheint wie eine sorgsam konstruierte Fassade: die aufopferungsvolle Mutter, deren Kinder ständig krank sind, die treue Ehefrau, die in Wahrheit eine Affäre mit dem Apotheker David Gussmann pflegt. „Ich wollte ihr nur helfen“, beteuert der blasse junge Mann bei seiner ersten Befragung, doch seine nervösen Hände verraten mehr, als er zugeben will.

Die Nachtschichten des Ermittlerduos zeigen erste Erfolge, als sie einem weiteren Verdachtsmoment nachgehen: Lauras erster Ehemann starb unter ähnlich mysteriösen Umständen. Stedefreunds Hartnäckigkeit führt sie tiefer in den Fall, während Lürsen zwischen Ermittlungsarbeit und privaten Sorgen um ihre Tochter hin- und hergerissen wird.

Als der Apotheker schließlich ein überraschendes Geständnis ablegt, scheint der Fall gelöst. Doch warum findet Lürsen bei einer Durchsuchung Herzmedikamente mit vertauschten Etiketten? Die frostige Atmosphäre in Lauras Wohnung wird zunehmend bedrohlicher, als die Ermittler erkennen, dass in diesem Katz-und-Maus-Spiel noch jemand anderes die Fäden zieht, und dass nicht nur die Wahrheit, sondern auch unschuldige Leben auf dem Spiel stehen…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Der schwarze Troll“ ist die 533. Folge der renommierten Krimireihe und wurde von Radio Bremen in Koproduktion mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) für Das Erste produziert. Die Dreharbeiten fanden vom 23. Oktober bis zum 26. November 2002 in Bremen und der näheren Umgebung statt, wobei die herbstlich-graue Atmosphäre der Hansestadt als perfekte Kulisse für den düsteren Psychothriller diente.

Für die Hauptdarstellerin Sabine Postel war es bereits der neunte Fall als Kriminalhauptkommissarin Inga Lürsen, während ihr Kollege Oliver Mommsen als Kriminalkommissar Stedefreund zum vierten Mal ermittelte. In den Gastrollen glänzten Judith Engel als Laura Kern, Mathias Herrmann als ihr Ehemann Herbert und Marek Harloff als der Apotheker David Gussmann. Besonders die Theaterdarstellerin Judith Engel wurde für ihre facettenreiche Darstellung der komplexen Figur der Laura von der Kritik gelobt.

Die Regie führte Vanessa Jopp, für die der Bremer Tatort gleichzeitig ihr Debüt als Fernsehregisseurin darstellte. Nach ihren Kinofilmen „Vergiss Amerika“ und „Engel und Joe“ entschied sie sich für eine klassische, aber atmosphärisch dichte Inszenierung ohne überflüssige visuelle Effekte. Das Drehbuch stammte aus der Feder der bekannten Schriftstellerin Thea Dorn, die mit „Der schwarze Troll“ ihr erstes verfilmtes Skript vorlegte – eine deutlich „mainstreamigere“ Arbeit als ihr berühmter Roman „Hirnkönigin“.

Der am 25. Mai 2003 erstausgestrahlte Tatort wurde von Kritikern als psychologisch ausgefeilter Krimi auf höchstem Niveau gelobt. Nach der Ausstrahlung kursierten in Foren und Zeitungen intensive Diskussionen über das Münchhausen-Stellvertretersyndrom, das in der Folge thematisiert wurde – ein Phänomen, das bis dahin im deutschen Fernsehen selten dargestellt worden war.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

ARD Trailer

Besetzung

Hauptkommissarin Inga Lürsen – Sabine Postel
Kommissar Stedefreund – Oliver Mommsen
Herbert Kern – Mathias Herrmann
David Gussmann – Marek Harloff
Helen, Ingas Tochter – Camilla Renschke
Laura Kern – Judith Engel
David Gussmann – Marek Harloff
Anne Kern – Josefin Gröne
Professor Feldhausen – Daniel Hajdu
Professor Winter – Ernst Stötzner

Stab

Regie – Vanessa Jopp
Buch – Thea Dorn
Kamera – Judith Kaufmann
Schnitt – Elke Schloo
Musik – Loy Wesselburg, Oliver Heuss
Produktion – RB

4 Kommentare

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  1. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 533 aus Bremen, der Hafenstadt an der Mordsee. Die Kriminalhauptkommissare Lürsen und Stedefreund in einem immensen dramatischen Tatort-Thriller, um eine mehrfache Mörderin, die auch vor den eigenen Kindern nicht halt macht und so ziemlich jeden aus dem Weg räumt, der in ihrem armseligen Leben augenscheinlich nicht ausreichend hinein passt. Sie bedient sich einfachster giftmischender Mitteln und schafft es auch noch, Männer in ihrem verfuschten Lebensweg einzuspannen. Die beiden Profis der Mordermittlung müssen höllisch aufpassen, nicht den richtigen Pfad zu verlassen und können letztendlich unter massiven Polizeieinsatz eine weitere Mordserie verhindern. Ein wirklich sehenswerter und sehr spannender Tatort-Psycho-Thriller der wahren Tatort-Kommissare, welchen man nun wirklich gesehen haben muss. Eine tolle Regieleistung von Vanessa Jopp und dieses nach einem Buch von Thea Dorn.

  2. vor 4 Jahren

    Diese Folge war zwar wirklich eher schwach, aber dass es seit Erstausstrahlung (2003) nur 1 Kommentar gibt, verwundert mich doch.
    Judith Engel (2003) ist ein ähnlicher Frauen-Typus wie Lilith Stangenberg in der Bremer Folge „Blut“ (2018). Die beiden schauen sich so sehr ähnlich, dass man fast eine Verwandtschaft vermuten könnte.
    Marek Harloff spielte im „schwarzen Troll“ eine etwas sympathischere Rolle als in den zahlreichen TO´s der letzten Jahre, in denen er mitwirkte (z.B. als „Lewandowsky“ in „Rebland“).
    Insgesamt geshen aber m.E. ein zu Recht selten gezeigter TO.

  3. vor 4 Jahren

    Eine interessanter TV Krimi,der zum Nachdenken anregt und sehr authentisch darstellt, in welch auswegslose Sackgasse selbst Mütter geraten können,wenn kriminelle Handlungen ihre unwiederrufliche Dynamik bekommen!

  4. vor 4 Jahren

    Starker Tatort mit überragender Besetzung. Etwas vorsehbar und kommt auch einen Tick zu spät in Fahrt, am Ende dann aber hoch dramatisch, beängstigend und erschütternd.

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