Kurz und knapp – darum geht’s
Im idyllischen St. Johann in Tirol wird der Umweltschützer Hermann Wegscheider tot an einer Heilquelle gefunden, die er seit Monaten vor der industriellen Nutzung zu schützen versuchte. Chefinspektor Moritz Eisner und die Tiroler Ermittlerin Barbara Trenkwalder stoßen bei ihren Ermittlungen auf eine Dorfgemeinschaft, die sich vom geplanten Bau einer Mineralwasserabfüllanlage wirtschaftlichen Aufschwung verspricht – und den querköpfigen Umweltschützer als Störenfried betrachtet hatte. Als die dreizehnjährige Maria, die dem alten Mann als einzige freundschaftlich verbunden war, den Ermittlern entscheidende Hinweise gibt, enthüllt sich ein erschreckendes Bild kollektiver Verantwortung in dem scheinbar beschaulichen Alpendorf…
Inhalt der Tatort-Folge „Der Wächter der Quelle“
Morgennebel wabert über den Tiroler Bergen, als Polizistin Barbara Trenkwalder zum Fundort einer Leiche an einer Heilquelle gerufen wird. Der Tote liegt kopfüber im Wasser – es ist Hermann Wegscheider, ein eigensinniger älterer Mann, der hier seit Monaten in einem Zelt kampierte, um die Quelle vor der kommerziellen Ausbeutung zu schützen. Die Umstände sind merkwürdig, der Bürgermeister drängt auf einen schnellen Abschluss der Ermittlungen – Selbstmord sei die offensichtliche Erklärung. Doch Trenkwalder ist skeptisch und ruft den frisch zum Sonderermittler aufgestiegenen Wiener Kollegen Moritz Eisner zu Hilfe.
Der stoische Chefinspektor Eisner, stets um professionelle Distanz bemüht, spürt schnell, dass in dem Dorf etwas nicht stimmt. Als Stadtmensch steht er den verschlossenen Dorfbewohnern fremd gegenüber, was seine Ermittlungsarbeit nicht erleichtert. Selbst seine Kollegin Trenkwalder gerät unter Druck, als der Bürgermeister ihr unverhohlen droht: Die geplante Mineralwasserabfüllanlage sei zu wichtig für den wirtschaftlichen Aufschwung der Region, als dass man sie durch negative Schlagzeilen gefährden dürfe.
„Gibt ja genug grüne Arschlöcher, oder? Aber so hartnäckig wie er war keiner“, beschreibt Siggi Wegscheider seinen verstorbenen Vater mit bitterer Verachtung. Der Sohn des Toten hat für dessen Umweltengagement nur Hohn übrig – und lässt sich vom Quellbesitzer Reinhard Gasser die Modernisierung seiner Autowerkstatt finanzieren. Der eitel auftretende Unternehmer Gasser, der mit seinem arabischen Investor Abdellatif al Sayeed großspurige Pläne für die Region hat, beherrscht das Dorf wie ein Sonnenkönig. Unter seiner glatten Oberfläche verbirgt sich jedoch eine skrupellose Kälte, die Eisner sofort alarmiert.
Wie Spielfiguren in einem geldgetriebenen Schachspiel wirken die Dorfbewohner auf die Ermittler: Der Bauer Peter Kaindl, auf dessen Hof ein nigelnagelneuer Traktor steht, der Bürgermeister, der die Ermittlungen blockiert, die verführerische Mitarbeiterin Karin Leitner – sie alle haben sich kaufen lassen. Die schöne Tiroler Berglandschaft mit ihren schroffen Gipfeln und grünen Tälern steht in scharfem Kontrast zu der moralischen Verkommenheit, die unter der idyllischen Oberfläche brodelt. Die Fahndung nach dem Mörder gleicht einem Kampf gegen eine Mauer des Schweigens.
Einzig die dreizehnjährige Maria Kaindl, die den alten Wegscheider regelmäßig an seinem Zelt besucht hatte, scheint ehrliche Trauer um ihn zu empfinden. Als sie Eisner und Trenkwalder schließlich von einer brutalen Attacke mehrerer Dorfbewohner auf den alten Mann berichtet, beginnt die Fassade der Dorfgemeinschaft zu bröckeln…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Der Wächter der Quelle“ ist der elfte Fall des österreichischen Chefinspektors Moritz Eisner, dargestellt von Harald Krassnitzer. Die Dreharbeiten für diese 572. Folge der Krimireihe fanden 2004 in St. Johann in Tirol statt, wo die beeindruckende Alpenkulisse eine atmosphärische Hintergrundfolie für die düstere Geschichte bietet.
Regie führte Holger Barthel, der gemeinsam mit dem renommierten Autor Felix Mitterer auch das Drehbuch verfasste. Mitterer gilt mittlerweile als Hausautor für die Tatorte um Kommissar Moritz Eisner und bringt seine tiefe Kenntnis der Tiroler Mentalität und Landschaft in die Geschichten ein.
Neben Harald Krassnitzer und Birgit Doll (als Barbara Trenkwalder) überzeugt besonders Gregor Bloéb in der Rolle des verbitterten Sohnes Siggi Wegscheider. In weiteren Rollen sind Johannes Krisch als arroganter Unternehmer, Andreas Lust als Bauer Peter Kaindl und die junge Alma Hasun als Maria zu sehen, deren ausdrucksstarke Darstellung in der emotionalen Schlussszene besonders hervorsticht.
Die Erstausstrahlung erfolgte am 8. August 2004 im ORF 2 und erreichte bei der ARD-Ausstrahlung 5,61 Millionen Zuschauer mit einem Marktanteil von 22,9 Prozent. Der Film greift mit seinem Thema des Konflikts zwischen Umweltschutz und wirtschaftlichen Interessen eine zeitlos aktuelle Problematik auf, die auch zwanzig Jahre nach der Erstausstrahlung nichts an Relevanz verloren hat.
Ich habe den Tatort damals schon gesehen und er gefiel mir schon beim ersten Mal nicht. Schade, dass immer wieder alte Sendungen wiederholt werden.
Der Tatort mit der Nummer 572 aus Wien mit Hauptkommissar Eisner. Zusammen mit einer Kollegin, der Hauptkommissarin Trenkwalder, ermittelt er in dem vermeintlichen Tötungsfall Hermann Wegschneider, einem Mann mit ehrbaren Idealen, vielen Gegnern und einen dicken Kopf. Dieser österreichische Alpen-Krimi ist ein interessant zu schauender Tatort-Fernsehfilm mit umweltspezifischen Hintergrund und erheblichen finanziellen Ambitionen. Der zur Untersuchung anstehende Tod des Aktivisten entpuppt sich als Unfall, unter Vorausgang einer schweren Körperverletzung. Eisner und seine Partnerin Trenkwalder haben dieses in akribischer polizeilicher Kleinarbeit heraus gefunden. Ein solider Tatort-Streifen aus dem Jahr 2004, welchen ich mir in einer stillen Stunde immer gerne mal wieder anschaue.
Wieder verrät Dirk den Ausgang eines Tatorts. Was soll das??
Nach 20 Jahren nochmal angesehen. Spannend, sehr gut gemacht, berührend mit einer Prise Tiroler Dorfgemeinschaft der rustikalen Art. Kleiner Filmfehler am Rande: In einer Szene laufen Kommissar Eisner und die Tiroler Kommissarin auf einer Tiroler Dorfstraße wobei man im Hintergrund Touristen sieht wie sie den Dreharbeiten zuschauen… Aber trotzdem vergebe ich 5 von 5 Tiroler Adler!