Tatort Folge 577: Teufelskreis

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein toter Neonazi am Völkerschlachtdenkmal in Leipzig – mit eingedrücktem Kehlkopf und aus großer Höhe gestürzt – führt die Kommissare Ehrlicher und Kain in die rechtsradikale Szene. Als Hauptverdächtiger gilt der Künstler Mayer-Lischinski, der früher mit dem Opfer befreundet war, sich inzwischen aber von dessen politischen Ansichten distanziert hat. Doch warum hatte der arbeitslose Neonazi eine luxuriöse Wohnung und hohe Bareinzahlungen auf seinem Konto? Als die Ermittler auf die mysteriöse Verfassungsschützerin Faulhaber stoßen, die sich heimlich in der Wohnung des Toten umschaut, geraten sie in einen gefährlichen Strudel aus V-Mann-Tätigkeit, Verrat und Fememord…

Inhalt der Tatort-Folge „Teufelskreis“

Grauer Herbsthimmel über dem imposanten Völkerschlachtdenkmal, während am Leipziger Hauptbahnhof das wütende Gebrüll einer Neonazi-Demonstration widerhallt. Kommissar Bruno Ehrlicher steht nachdenklich vor der leblos am Boden liegenden Gestalt des Neonazis Linhard Banzhaff, während sein Kollege Kain am Tatort nach Spuren sucht. Die Leiche und die Umgebung werden akribisch untersucht, während Ehrlicher mit seiner bedächtigen Art die Situation in sich aufnimmt – sein Instinkt sagt ihm, dass dieser Fall anders sein wird als andere.

Die beiden erfahrenen Leipziger Ermittler könnten unterschiedlicher nicht sein: Während der ältere Ehrlicher mit seiner unaufgeregten, nachdenklichen Art eher auf Erfahrung und Menschenkenntnis setzt, neigt sein jüngerer Kollege Kain zu energischen, manchmal impulsiven Reaktionen. Diese Gegensätze machen sie zu einem effektiven Team, das sich seit vielen Jahren blind versteht und ergänzt – auch wenn Kains vollständiger Vorname selbst nach 14 gemeinsamen Fällen ein Geheimnis bleibt.

In einem Fahrstuhl des Denkmals finden die Kommissare einen verletzten, bewusstlosen Mann: den Künstler Mayer-Lischinski, der schnell zum Hauptverdächtigen wird. Die Staatsanwältin Mitterer wälzt unterdessen Akten und weist die Ermittler darauf hin, dass das Opfer als polizeilich registrierter Rechtsradikaler bekannt war. Die Verbindung zwischen Opfer und Verdächtigem wirkt wie ein verschlungenes Netz aus alter Freundschaft und politischer Entfremdung – ein Foto aus dem Jahr 1989 zeigt beide Männer Seite an Seite bei einer Anti-Stasi-Demonstration, während spätere Briefe von tiefem Hass und Ekel zeugen.

„Wie kommt ein Arbeitsloser zu so einer Wohnung?“, fragt Kain skeptisch, als sie die überraschend luxuriöse Bleibe des Toten inspizieren. Hohe Bareinzahlungen auf Kontoauszügen, teure Einrichtung – nichts passt zum offiziellen Status des Opfers. Als sie plötzlich die Oberregierungsrätin Faulhaber vom Verfassungsschutz auf frischer Tat ertappen, wie sie durch das Küchenfenster fliehen will, verdichtet sich ihre Vermutung: Banzhaffs Rolle in der rechten Szene war komplizierter als zunächst angenommen.

Die Jagd nach dem geflohenen Mayer-Lischinski führt die Ermittler zu seiner Ex-Frau, der Pastorin Antje, und schließlich zu seinem völlig verwüsteten Atelier. In den dunklen Straßen um das Atelier lauern unterdessen Neonazis unter Führung des eloquenten Anwalts Nico Röckmann und des brutalen Hermann Waldau – ihre eigene Form der Justiz wartet nur darauf, vollstreckt zu werden. Die Fahndung nach dem Täter gleicht einem Wettlauf gegen die Zeit, während sich die politischen Fronten zunehmend verhärten und die Wahrheit hinter einem Geflecht aus Loyalitäten und Verrat verborgen liegt.

Hinter den Kulissen

Der MDR-Tatort „Teufelskreis“ wurde unter der Regie von Hans-Werner Honert produziert, der gemeinsam mit Fred Breinersdorfer auch das Drehbuch verfasste. Honert ist seit 1992 regelmäßig als Regisseur, Produzent oder Drehbuchautor an Tatort-Produktionen beteiligt und gilt als Schöpfer der Ermittlerfiguren Ehrlicher und Kain – was ihm eine besondere Verbindung zu dieser Folge verleiht.

In den Hauptrollen sind Peter Sodann als Kommissar Bruno Ehrlicher und Bernd Michael Lade als sein Kollege M. Kain zu sehen. Die Gastbesetzung umfasst Thomas Schmauser als den verdächtigen Künstler Stefan Mayer-Lischinski, Marie Lou Sellem als seine Ex-Frau und Pastorin Antje, sowie Lisa Martinek in der Rolle der undurchsichtigen Verfassungsschützerin Rita Faulhaber.

Bei seiner Erstausstrahlung am 31. Oktober 2004 erreichte die Folge „Teufelskreis“ beachtliche 6,98 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 22,90 Prozent entsprach. Die kritische Rezeption fiel gemischt aus: Während die Berliner Zeitung den Film für seine „beklemmenden Erkundungen“ in die rechtsradikale Szene lobte und das „exzellente Ensemble“ hervorhob, bewertete die TV Spielfilm den Fall trotz des brisanten Themas als eher „flau“.

Die Folge „Teufelskreis“ ist der 14. gemeinsame Fall des Leipziger Ermittlerduos und die insgesamt 577. Tatort-Episode – ein ungewöhnlich politischer Fall, der das Problem des Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern thematisiert und damit auch einen gesellschaftlichen Diskurs nach der Wiedervereinigung aufgreift.

Videos zur Produktion

30 Sek. aus den ersten 30 Min.


Besetzung

Hauptkommissar Bruno Ehrlicher – Peter Sodann
Hauptkommissar Kain – Bernd Michael Lade
Stefan Mayer-Lischinski – Thomas Schmauser
Röckmann – Matthias Freihof
Staatsanwältin Mitterer – Simone von Zglinicki
Rita Faulhaber – Lisa Martinek
Frederike – Annekathrin Bürger
Antje Lischinski – Marie Lou Sellem
u.a.

Stab

Regie – Hans-Werner Honert
Kamera – Jürgen Heimlich
Buch – Fred Breinersdorfer, Hans-Werner Honert
Musik – Andreas Hoge

7 Kommentare

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  1. vor 12 Jahren

    Hallo, ist irgendwo zu erfahren, wann diese Folge 577 wiederholt wird ????
    Vielen Dank

  2. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 577 aus Leipzig. Die Hauptkommissare Ehrlicher und Kain von der Mordkommission ermitteln in einem brisanten Fall von politisch motivierten Gewalttaten. Nicht nur rechtsextreme sondern auch linksextreme Gewalttäter werden von den beiden Spitzenbeamten aus Leipzig ins Visier genommen, auch Angehörige des höheren Dienstes und alte Seilschaften der Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik sind vor den Ermittlungen dieses Duos nicht sicher. Ein gar nicht mal uninteressanter Tatort-Spielfilm dieser beiden Ost-Ermittler. Durchaus wiederholungswürdig. Anm.: Das Rätsel um Kains Vorname ist einfach nur albern, ich glaube bei Finke war es ähnlich. Und wurde schon einmal die Frau von Konrad gezeigt? Wobei die Lindholm um jeden Kerl kämpft. u.s.w.

  3. vor 9 Jahren

    War OK. Aber einmal anschauen reicht mir…

  4. vor 7 Jahren

    Angesichts der derzeitigen politischen Ereignisse leider aktuell.
    Ansonsten: Geht so.

  5. vor 4 Jahren

    Super Tatort. Thema auch heute 2021 aktueller denn je.
    Beste Tatort aus Leipzig.
    Klassiker….

    Hoffe er wird bald wiederholt.

  6. vor 3 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 577 aus dem Jahr 2004 mit den Kommissaren aus Leipzig und mit einer der besten der beiden Ermittler.
    Die Meinung vom 14.12.2015 halte ich.

  7. vor 8 Monaten

    Das Sujet habe ich so oder so ähnlich schon (zu) oft gesehen:
    Ein paar ‚edle Ritter‘ (politisch ‚links‘ gerichtete Personen) kämpfen gegen das ‚ewig Böse‘ (politisch ‚rechts‘ gerichtete Personen, allesamt dumpf und/oder gewalttätig dargestellt). Natürlich gewinnen die ‚Guten‘ … 😴

    (Eine TO-Folge aus der umfangreichen Kategorie „Wer‘ s glaubt?“)

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