Kurz und knapp – darum geht’s
Der Kieler Kommissar Borowski kommt gerade von seinem Angelurlaub aus Schweden zurück, als der Kapitän der Fähre plötzlich spurlos verschwindet – eine offenstehende Lotsentür und Blutspuren deuten auf ein Verbrechen hin. Bei seinen Ermittlungen zwischen Kiel und Göteborg entdeckt Borowski, dass der verschwundene Kapitän ein perfekt organisiertes Doppelleben führte: mit einer deutschen und einer schwedischen Ehefrau. Als der Leichnam schließlich aus der Ostsee geborgen wird, richten sich alle Verdachtsmomente auf die beiden ahnungslosen Ehefrauen – doch Borowski ahnt nicht, dass seine unkonventionelle Ermittlungsmethode ihn selbst und seine Kollegin Frieda Jung in tödliche Gefahr bringen wird…
Inhalt der Tatort-Folge „Mann über Bord“
Salzige Meeresluft umweht Klaus Borowski, als er an der Reling der „Scandinavica“ steht und in die dunkle Ostsee blickt. Die Rückreise von seinem schwedischen Angelurlaub sollte eigentlich entspannt verlaufen. Doch dann wird der Kieler Kommissar Zeuge eines hitzigen Wortwechsels zwischen Kapitän Venske und seinem Ersten Offizier Björndahl. Die Anspannung zwischen den beiden Männern liegt schwer in der Luft, wie Gewitterwolken vor dem Sturm. Stunden später durchschneidet ein Alarm die nächtliche Ruhe auf dem Schiff: Die Lotsentür steht offen – und vom Kapitän fehlt jede Spur.
Im kalten Morgenlicht offenbart sich den Ermittlern das ganze Bild: Blutspuren und Haare an der Lotsentür – der Kapitän muss über Bord gegangen sein. Selbstmord? Unfall? Oder doch Mord? Borowski, mit seiner typisch distanzierten, aber scharfsinnigen Art, übernimmt die Ermittlungen. Er wirkt wie ein einsamer Wolf, der seine Beute geduldig umkreist, bevor er zuschlägt. Die Aussage von Björndahl, der seinen cholerischen Kapitän wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung zurechtgewiesen haben will, überzeugt den erfahrenen Kommissar nicht vollständig. Zu viele Widersprüche schwimmen an der Oberfläche wie treibendes Treibholz.
In Kiel angekommen, wird Annemarie Venske von dem mutmaßlichen Tod ihres Mannes in Kenntnis gesetzt. Die Nachricht trifft sie wie ein eisiger Sturm, der ihre Welt zum Einsturz bringt. Sie gibt an, während der Tatzeit Dienst im Krankenhaus gehabt zu haben. Doch seltsame Details lassen Borowski keine Ruhe: Vor seinem Verschwinden soll der Kapitän einen mysteriösen Anruf erhalten haben und mit zwei Sektgläsern in seine Kabine gegangen sein. Seine Frau versichert jedoch, an diesem Abend nicht mit ihrem Mann telefoniert zu haben.
Borowskis Entschlossenheit treibt ihn zurück nach Schweden. Wie ein Pendel schwingt er zwischen den beiden Hafenstädten hin und her, getrieben von der Suche nach Antworten. In Göteborg erwartet ihn bereits die schwedische Ermittlerin Eveline Wallström, deren kühle Effizienz seine eigene ergänzt. Gemeinsam durchsuchen sie den Spind des Kapitäns und stoßen auf ein wohlgehütetes Geheimnis: eine Lebensversicherung zugunsten einer gewissen Greta Karlsson.
Als sie die schwedische Frau aufsuchen, eröffnet sich ein Abgrund, der selbst den abgebrühten Borowski sprachlos macht: Kapitän Venske führte ein perfektes Doppelleben – mit einer Ehefrau in jedem Hafen. Wie ein Seemann aus alten Balladen hatte er seine Zeit zwischen zwei Frauen aufgeteilt, die nichts voneinander wussten. In Kiel die loyale Annemarie, in Schweden die jüngere Greta mit dem gemeinsamen Kind.
Inzwischen wird der Leichnam des Kapitäns aus der Ostsee geborgen. Die Gerichtsmedizin bringt eine überraschende Wendung: Venske ist nicht ertrunken, sondern wurde mit Fentanyl vergiftet, einem starken Betäubungsmittel, das in Krankenhäusern verwendet wird. Die Schlinge um Annemarie Venske, die als Krankenschwester arbeitet, zieht sich langsam zu.
Entgegen dem ausdrücklichen Rat der Polizeipsychologin Frieda Jung, die in diesem Fall erstmals eine größere Rolle einnimmt, konfrontiert Borowski die beiden Frauen miteinander. Ihr Zusammentreffen gleicht dem Aufeinanderprallen zweier Eisschollen, deren Kollision das Wasser zwischen ihnen aufwühlt. Während Jung die Reaktionen der Frauen psychologisch bewertet, richtet sich Borowskis Verdacht zunächst auf die schwedische Gattin, die von einer hohen Lebensversicherung profitieren würde.
Doch in einer gemeinsamen Nachtschicht entdecken Jung und Borowski zwischen Akten und Zeugenaussagen eine Verbindung, die alles auf den Kopf stellt. Die Wärme, die zwischen den beiden Ermittlern in diesen Stunden aufkeimt, kontrastiert mit dem eisigen Kalkül, das hinter der Tat steht. Als Borowski schließlich einen entscheidenden Hinweis findet – den Namen „Scarlett Göbel“ auf der Passagierliste der Fähre – fügen sich die Puzzleteile zusammen.
Annemarie Venske hat inszeniert, wovon sie erst durch Björndahl erfahren hatte: die Existenz einer Nebenbuhlerin, eines zweiten Lebens ihres Mannes. Mit chirurgischer Präzision hatte sie ihre Rache geplant, war als Passagierin an Bord gegangen und hatte ihren nichtsahnenden Mann mit dem tödlichen Gift getötet.
Doch als Greta Karlsson plötzlich in Kiel auftaucht, um mit Annemarie zu sprechen, verschwinden beide Frauen spurlos. Nur die aufmerksame Frieda Jung entdeckt, dass sie sich auf der „Scandinavica“ befinden müssen. Wie ein Endspiel auf dem Meer beginnt die letzte Verfolgungsjagd, bei der Borowski und Jung nicht ahnen, in welche Gefahr sie sich begeben…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Mann über Bord“ ist die 639. Episode der Krimireihe und der 7. Fall für den Kieler Ermittler Klaus Borowski, gespielt von Axel Milberg. Die Produktion des Studio Hamburg Produktion Kiel GmbH und des Norddeutschen Rundfunks wurde in den atmosphärischen Hafenstädten Kiel und Göteborg gedreht, was dem Film seinen besonderen maritimen Charakter verleiht.
In tragenden Nebenrollen sind der schwedische Schauspieler Peter Haber als Erster Offizier Björndahl – vielen bekannt als „Kommissar Beck“ – sowie Catrin Striebeck und Ingar Sigvardsdotter als die beiden ungleichen Ehefrauen zu sehen. Jan-Gregor Kremp verkörpert in einer Art „Special Guest“-Auftritt den bigamistischen Kapitän Venske. Bemerkenswert ist auch Martin Brambach in einer kleinen Nebenrolle als Bürochef der Kieler Reederei, der später selbst Karriere im Tatort-Universum machen sollte – ab 2016 spielt er den cholerischen Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel im Dresdner Tatort.
Eine wesentliche Neuerung für die Borowski-Reihe ist die erweiterte Rolle von Maren Eggert als Polizeipsychologin Frieda Jung. War sie zuvor lediglich für die seelische Betreuung des Kommissars zuständig, wird sie in „Mann über Bord“ erstmals aktiv in die Ermittlungen eingebunden – eine Entwicklung, die das Krimi-Duo auch in den folgenden Folgen prägen sollte.
Bei seiner Erstausstrahlung am 10. September 2006 im Ersten erreichte der Film beachtliche 7,32 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 22,20 Prozent. Der internationale Erfolg dieser deutsch-schwedischen Koproduktion zeigte sich auch in den Ausstrahlungen in Schweden (25. Oktober 2008) und Finnland (13. Oktober 2011).
Der maritime Schauplatz, die internationale Zusammenarbeit und die psychologische Tiefe der Charaktere machen „Mann über Bord“ zu einem besonderen Kapitel in der Geschichte des Kieler Tatorts – eine atmosphärische Reise zwischen zwei Welten, die die besondere Lage der Hansestadt an der Ostsee eindrucksvoll in Szene setzt.
Der Borowski ist nett:) eine gute Alternative, wo doch heut abend kein neuer Tatort läuft. Liegt hoffentlich nicht am grausamen Karnevals – Auftakt:(
Haben das Ende verpasst!
Wer war der Mörder?
Borowski meistens gut, oft genial- so auch diesmal. Bewegend, als die beiden Frauen von der Bigamie ihres Mannes erfahren.
Ein schlechter Tatort. Kein roter Faden. Da habe ich schon wesentlich bessere Tatorte gesehen.
Der Tatort Nummer 639 aus Kiel mit dem Hauptkommissar Borowski von der dortigen Mordkommission. Auf der Urlaubsrückreise auf einer Fähre ermittelt er in einem anfänglichen unerklärbaren Verschwindens des Kapitäns. Ja, wo soll der denn sein? Nun gut, ein solides Familienleben schafft auch eine gewisse Sicherheit. Es gibt bessere, aber auch deutlich miesere Tatort-Spielfilme mit Hauptkommissar Borowski. Eine geplante Tat, auf See und an Land ermittelt und auch aufgedeckt. Kann man gucken, vor allem unter Ehepartnern.
Der Tatort isr schon wegen dem außergewöhnlichen Tatort gut. Eine Ostseefähre ist mal was anderes.
More or less based on the 1953 film „The Captain’s Paradise“ with Alec Guinness. Not the best Borowski.
Unter den ersten Borowski Fällen ist der Mann über Bord einer meiner Lieblingsfälle. Nette Bilder aus Schweden. Die Fähre ist eine tolle Kulisse, das macht doch Spaß. Der betrunkene Kapitän ist mega unsympathisch und das war auch das Ziel. Tolle Schauspieler toller Krimi. Top Tatort!!!
Extrem zähes maritimes Krimistück, weitestgehend uninteressant und langatmig. Einer der schwächeren Borowskis.
Hat mir echt gut gefallen! Ich mag Borowski :-)