Kurz und knapp – darum geht’s

Eine leidenschaftliche Sammlerin antiquarischer Bücher liegt tot in ihrer Leipziger Villa – neben ihr eine blutverschmierte Kopie der legendären „Blutschrift“, einem tausend Jahre alten Manuskript, auf dem angeblich ein Fluch lastet. Hauptkommissare Ehrlicher und Kain tauchen in die Welt okkulter Schriften und skurriler Sammler ein, während sie nach dem wahren Besitzer des verschollenen, äußerst wertvollen Originals fahnden. Als die Ermittler einem Buchrestaurator auf die Spur kommen, der der alten Dame die „Blutschrift“ angeboten haben könnte, führt sie die Suche in eine gefährliche Welt der Gier, in der Menschen für kostbare Bücher über Leichen gehen würden…

Inhalt der Tatort-Folge „Blutschrift“

Gedämpftes Licht fällt durch die schweren Vorhänge der altertümlichen Villa, als die Hauptkommissare Bruno Ehrlicher und Kain vor der Leiche von Maximiliane Schlösser stehen. Die wohlhabende Sammlerin scheint durch einen Dolchschnitt verblutet zu sein, neben ihr liegt ein mit Blut durchtränktes Papier. Die kalte Winterluft kriecht durch die Räume des altehrwürdigen Hauses, während die Spurensicherung ihre Arbeit verrichtet.

„Langsam ausgeblutet“, stellt der Gerichtsmediziner fachmännisch fest – doch Ehrlicher, dessen Auftreten zunehmend an Stan Laurel erinnert, wie Kritiker später bemerken werden, wittert mehr hinter dem Fall. Der erfahrene Kommissar wirkt manchmal trottelig, doch sein Gespür für die menschlichen Abgründe lässt ihn nicht im Stich. Sein jüngerer Kollege Kain, stets pragmatisch und manchmal altklug, untersucht derweil die Umgebung nach Einbruchsspuren.

Als die Kriminaltechnik auf dem blutigen Papier die Fotokopie der sagenumwobenen „Blutschrift“ identifiziert, führt die Spur die Kommissare in die Deutsche Bücherei zu Professor Berg. „Der Legende nach lastet ein Fluch auf dieser Schrift. Wer immer sie sich aneignet, dem bringt sie Tod und Verderben“, doziert der smarte Chefbibliothekar. Er erklärt den Beamten, dass es sich um ein etwa tausend Jahre altes Manuskript handelt, das ein Mönch mit seinem eigenen Blut verfasst haben soll.

Die Fahndung nach dem Original gleicht einer Suche im berüchtigten Heuhaufen. Immer neue Verdächtige tauchen auf: die okkulte Cousine Dr. Ursula Hertel, die mit Weihwasser hantiert; der renommierte Antiquar Günter Weinrich, dessen düstere Vergangenheit im DDR-Staatsauftrag langsam ans Licht kommt; und der verschwundene Buchrestaurator Jens Tegner, dessen Wollflusen am Tatort gefunden wurden.

In einer Umgebung, in der Bücher wertvoller sind als Menschenleben und die Gier nach seltenen Exemplaren den Verstand vernebelt, folgen Ehrlicher und Kain einer Spur, die von mumifizierten Leichen über Vakuum-Gefriertrockner bis hin zu illegalen Buchgeschäften aus DDR-Zeiten führt. Die Ermittlungen führen sie durch ein Leipzig, dessen Bibliotheken und Antiquariate wie Schatzkammern alter Geheimnisse wirken, hinter deren glänzenden Fassaden sich Neid, Betrug und Mordlust verbergen.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Blutschrift“ wurde im November und Dezember 2005 in Leipzig und Umgebung gedreht. Unter der Regie von Hajo Gies, der zuvor für diverse Schimanski-Tatorte verantwortlich zeichnete, entstand die Folge 634 der traditionsreichen Krimireihe.

Neben den Hauptdarstellern Peter Sodann als Hauptkommissar Bruno Ehrlicher und Bernd Michael Lade als sein Kollege Kain brillierten mehrere bekannte Gaststars: Gerd Baltus als verschrobener Antiquar, Bernadette Heerwagen, die sonst „eher die sympathische Blonde von nebenan“ verkörpert, Hans-Werner Meyer, Mina Tander und Karin Gregorek vervollständigten das Ensemble an skurril-verschrobenen Figuren.

Bei ihrer Erstausstrahlung am 5. Juni 2006 erreichte die Folge „Blutschrift“ beachtliche 7,73 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 23,6 Prozent entsprach. In der werberelevanten Zielgruppe verfolgten 2,6 Millionen bei 18,9 Prozent Marktanteil den Tatort.

Die Kritiken fielen gemischt aus. Während Rainer Tittelbach von tittelbach.tv den Krimi als „schräg okkulten Genre-Spaß mit skurrilen Charakteren“ lobte und die für Leipziger Verhältnisse höhere Dynamik der Inszenierung hervorhob, vergaben die Kritiker der Fernsehzeitschrift TV Spielfilm nur eine mittlere Wertung und bemängelten: „Was hier zäh dahinfließt, ist sicher kein Herzblut.“ Nach der Ausstrahlung entwickelte sich unter Fans eine Diskussion über die stilistische Nähe zu den Columbo-Krimis, da Ehrlicher in dieser Folge besonders trottelig wirke, während sich um ihn herum ein Netz aus Gier und dunklen Geheimnissen spinnt.

Besetzung

Hauptkommissar Ehrlicher – Peter Sodann
Hauptkommissar Kain – Bernd Michael Lade
Silke Weinrich – Bernadette Heerwagen
Professor Ernst Born – Hans-Werner Meyer
Dr. Ursula Hertel – Karin Gregorek
Maximiliane Schlösser – Doris Kunstmann
Frederike – Annekathrin Bürger
Techniker Walter – Walter Nickel
Jens Tegner – Julian Weigend
Martina Matussek – Mina Tander
Günter Weinrich – Gert Baltus
u.a.

Stab

Drehbuch – Holger Jancke
Regie – Hajo Gies
Kamera – Thomas Etzold
Musik – Günther Illi

Bilder: MDR/Hardy Spitz