Tatort Folge 706: Der glückliche Tod

Kurz und knapp – darum geht’s

Am Rheinufer wird die Leiche einer Frau gefunden, die für den Schweizer Sterbehilfeverein „Charontas“ tätig war. Lena Odenthal und Mario Kopper entdecken schnell, dass die Tote in illegale Sterbehilfegeschäfte verwickelt war und offenbar mit dem Verkauf tödlicher Medikamente ein lukratives Nebeneinkommen erzielte. Die Spur führt zu einer verzweifelten Mutter, deren neunjährige Tochter qualvoll an einer unheilbaren Krankheit stirbt. Als die Ermittler dem Anwalt des Vereins auf die Schliche kommen, gerät eine weitere Person in tödliche Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Der glückliche Tod“

Schlaflos wandert Lena Odenthal durch das nächtliche Ludwigshafen, während das kalte Mondlicht auf dem träge fließenden Rhein glitzert. Die routinierte Kommissarin hat viele Mordopfer gesehen, doch was sie am nächsten Morgen erwartet, wird selbst sie aus dem Gleichgewicht bringen. Eine Frauenleiche am Rheinufer, in deren Handfläche eine mysteriöse Telefonnummer eingeritzt ist. Wie ein leiser Hilferuf aus dem Jenseits.

Mario Kopper reagiert ungewöhnlich heftig auf den Fall. Für ihn ist Sterbehilfe moralisch inakzeptabel, und als sich herausstellt, dass die Tote – Sabine Brodag – für den Schweizer Sterbehilfeverein „Charontas“ tätig war, lässt er seine Abneigung ungefiltert durchscheinen. „Der Tod ist kein Geschäftsmodell“, faucht er den Vereinsvorsitzenden Professor Scheuren an, der zur Identifizierung der Leiche angereist ist. Lena hingegen bleibt die kühle Analytikerin, die jeden Hinweis wie einen kostbaren Stein gegen das Licht hält und prüft.

Die Telefonnummer führt die Ermittler zu Katja Frege, deren neunjährige Tochter Julia an Mukoviszidose leidet – ein langsames, qualvolles Ersticken. In den abgedunkelten Räumen des schmucklosen Reihenhauses, wo das röchelnde Atmen des Kindes die drückende Stille durchbricht, begegnet Lena dem Sterben in seiner grausamsten Form. Als hätte jemand die Uhr angehalten, während das Leben trotzdem weiterfließt, Tropfen für Tropfen.

Währenddessen stößt Kopper auf den Rechtsanwalt Michael Heymann, der ein Verhältnis mit der Toten hatte. Seine hochschwangere Frau Christine weiß nichts davon. Oder doch? Die Ermittlung gleicht einem Spinnennetz, in dem Wahrheit und Lüge kaum zu unterscheiden sind. Nichts ist eindeutig in diesem Fall – nicht einmal Koppers moralische Gewissheit bleibt unerschüttert, als er den lauteren Professor Scheuren kennenlernt, der 15 Jahre auf einer Kinderkrebsstation gearbeitet hat: „Manchmal ist es ein Verbrechen, nicht zu helfen.“

Dann taucht ein weiterer Verdächtiger auf: Lehrke, dessen 17-jährige Tochter sich mit einem Medikament das Leben nahm, das sie angeblich von Sabine Brodag erhalten hatte. Seine kalten Augen funkeln gefährlich, wenn er über den Sterbehilfeverein spricht. Die Rachsucht in seiner Stimme ist wie ein Messer, das durch die Luft schneidet.

Die Spuren verdichten sich, als Hundehaare von Lehrkes Schäferhund auf der Tasche der Toten gefunden werden. Doch auch Katja Frege hat die Kommissare belogen. In einem grauen, trostlosen Café trafen sich die beiden Frauen am Tag des Mordes – ein verzweifeltes Flehen um Hilfe auf der einen, wachsende Zweifel auf der anderen Seite. Wie Schachfiguren bewegen sich die Verdächtigen durch Lenas und Koppers Ermittlungen, und hinter jeder Bewegung könnte das tödliche „Schachmatt“ lauern.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Der glückliche Tod“ ist eine Produktion des SWR (Südwestrundfunk) in Zusammenarbeit mit Maran Film für Das Erste. Vom 15. Januar bis zum 15. Februar 2008 wurde in Baden-Baden (unter anderem in der Siedlung Ooswinkel), Karlsruhe, Ludwigshafen am Rhein und Umgebung gedreht. Schauplatz des dramatischen Showdowns ist das Mannheimer Fußballstadion.

Unter der Regie von Aelrun Goette, die für ihr feinfühliges Gespür im Umgang mit schwierigen Themen bekannt ist, spielen neben den Stammermittlern Ulrike Folkerts (Lena Odenthal) und Andreas Hoppe (Mario Kopper) auch Susanne Lothar als verzweifelte Mutter Katja Frege und Frank Giering als Anwalt Michael Heymann. Das Drehbuch zum Thema Sterbehilfe stammt von André Georgi.

Seine Uraufführung erlebte der Film am 23. Juni 2008 beim Filmfest München, bevor er am 5. Oktober 2008 erstmals im Ersten ausgestrahlt wurde. Mit 6,90 Millionen Zuschauern erreichte er einen Marktanteil von 20,10 Prozent. In der Zuschauerrangliste der Website Tatort-Fundus (heute leider offline) rangiert „Der glückliche Tod“ mit Stand März 2017 im Bereich um den 20. Platz unter den mehr als 1000 Tatort-Folgen und ist damit die am besten bewertete Folge mit der Ermittlerin Lena Odenthal.

Für seine sensible Auseinandersetzung mit dem Thema Sterbehilfe wurde der Film mit dem Film- und Fernsehpreis 2009 des Hartmannbunds ausgezeichnet. Außerdem erhielt er eine Nominierung für den Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste 2008.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

ARD Trailer

Besetzung

Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Mario Kopper – Andreas Hoppe
Oliver Frege – Stephan Schad
Julia Frege – Stella Kunkat
Dr. Scheuren – Nikolaus Paryla
Herr Heymann – Frank Giering
Lehrke – Tom Jahn
Susanne – Lucie Muhr
Frau Keller – Annalena Schmidt
Frau Heymann – Eva Löbau
Becker – Peter Espeloer
Nils Frege – Jannis Michel
Katja Frege – Susanne Lothar

Stab

Kamera – Jürgen Carle
Buch – André Georgi
Szenenbild – Andreas Schmid
Regie – Aelrun Goette

Bilder: SWR/Krause-Burberg

Erstausstrahlung der Tatort-Folge 706 „Der glückliche Tod“: 05.10.2008

19 Kommentare

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  1. vor 16 Jahren

    Hallo, kennt irgendjemand die Playlist zu diesem Tatort, oder weiß wo ich sie finde??

  2. vor 16 Jahren

    P.S. der Tatort war genial :-)

  3. vor 16 Jahren

    Von wem wurde das Schlusslied „Hallelujah“ gesungen – weiß das jemand? Ich bekam Gänsehaut am Ende!

  4. vor 16 Jahren

    Leonard Cohen singt das Lied ,,Hallelujah“ zum Gänsehaut kriegen.

  5. vor 16 Jahren

    Kann mir mal einer erklären, warum der coole Peter Becker soooo selten zu sehen ist?
    Der hat mehr Charisma als die Kurpfalz verträgt!

  6. vor 16 Jahren

    @Anke: Leonard Cohen hat das Lied geschrieben, aber im Tatort hören wir die Cover-Version von Jeff Buckley.

    Ich fand’s zu dick aufgetragen. Plötzlich klingt es so nach Kirche, obwohl das Thema doch weit über konfessionell begründete Ansichten hinausgeht. Lieber wäre mir Schubert gewesen. Wobei beides („Hallelujah“ und „Der Tod und das Mädchen“) zugegebenermaßen in dieselbe Kategorie fällt: naheliegend und oft benutzt.

  7. vor 16 Jahren

    Der Tatort war deswegen so dicht und genial, weil das Drehbuch und die Kamera einfach stimmten und das Thema ohne Wertung und Moral behandelt wurden, wie ich finde. Einfach nur die Tatsachen und die Meinungen.

    Aber die Musik hat genervt, weil dahinter stand: kauf mich! Das war zu einfach, einfach zu einfach.

    Allerdings scheint es ja zu wirken. Hier reden auch nur noch alle über die Musik. Die Episode hieß: «der glückliche Tod» und nicht, he, wo ist die CD mit der Filmmusik?

  8. tom
    vor 12 Jahren

    Ganz grosse Klasse die Darbietung von Stella Kunkat.

  9. vor 12 Jahren

    Eine feige Lösung: man lässt das Kind kurz vor Schluss einfach von selbst sterben. Damit sind die Probleme erstmal beseitigt.

  10. vor 12 Jahren

    Dieser Tatort war seit langem der beste.
    Ich bin ganz und gar nicht der Meinung von Amnesix; auch ich suche die Playlist; denn die 3 Songs, von denen ich leider nur den letzten gut kenne, waren wirklich sehr passend und absolut genial.

    Aber eine Anmerkung zu dem Song, der am Schluss gelaufen ist.
    Entgegen der Vermutung von Anke (22.11.2008) wurde der Song „Hallelujah“ von Leonard Cohnen zwar geschrieben, doch hier in der – meiner Meinung nach wesentlich eindrucksvolleren Version – von Jeff Buckley verwendet.

  11. vor 12 Jahren

    So mittlerweile bin ich fündig geworden und möchte
    Euch die Titel nicht vorenthalten.

    So nervous and blue – Element of crime
    Another lonely day – Ben Harper
    I might be wrong – Radiohead
    Hallelujah – Jeff Buckley

    Einfach nachstehenden Link in die Browserzeile kopieren,
    dann kann man sich die Songs sogar als Video ansehen!

  12. vor 11 Jahren

    Das ist wirklich der beste Tatort! Absolut bewundernswert die Rolle des an Mukoviszidose erkrankten Mädchens. Ich war überwältigt von ihrer schauspielerischen Leistung und die Musik… einzigartig und berührend

  13. vor 11 Jahren

    Man kann bei dieser Folge absolut nichts bemängeln. Eindeutig die seltene Wertung von 6 Sternen !!!

  14. vor 10 Jahren

    Ich habe diesen Tatort schon einige Male gesehen – jedesmal wieder rührt er mich zutiefst an. Die schauspielerische Leistung aller Mitwirkenden verdient Hochachtung, das Thema geht unter die Haut „Wie würde ich mich wohl verhalten, wäre mein Kind in dieser Lage??!“
    Die Musik bewegt und ist in dieser Version gesungen überwältigend.
    Lena Odenthal mag ich ohnehin, hier hat sie absolut überzeugt. Am Ende weine ich jedesmal mit ihr.

  15. vor 10 Jahren

    Dieser Tatort ging unter die Haut. Und die Musik gewaltig.

  16. vor 10 Jahren

    Der Tatort Nummer 706 mit den Hauptkommissaren Klopper und Odenthal aus Ludwigshafen. Ein ansprechender Tatort, der unter die Haut ging. Das Thema Sterbehilfe bindet hier auch sterbenskranke Kinder mit ein und wird immer wieder politisiert. Die nunmehr gerade gesetzlich festgelegten Regelungen heißen: No Money For Poison. Dieser Tatort wurde eindeutig gesellschaftlich eingeschränkt wieder gegeben und dafür nutzte man auch sympathische Charaktere.

  17. vor 4 Jahren

    Außerhalb einer TO-Kritik: Was hat diese Folge mit dem außergewöhnlich guten Roman von Albert Camus mit dem selben Titel zu tun??? Das Thema der TO-Folge ist jedenfalls ein ganz anderes, also wohl kein Zusammenhang, sondern nur Ignoranz bei der Titel-Wahl …

  18. vor 4 Jahren

    Einfach große Klasse, eindrucksvolle Geschichte, sehr gutes Drehbuch, sehr gute Schauspieler. Auch Odenwald und Kopper bestens.

    Leider kein Vergleich zu den jämmerlichen Darbietungen heutzutage aus Ludwigshafen.

  19. vor 4 Jahren

    Ganz großes Heimkino. Ein Tatort der Spitzenklasse mit einmalig guten Schauspielern.
    .
    .
    .
    Susanne in einer schweren Rolle. …Lebe wohl, du bist unvergessen.

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