Kurz und knapp – darum geht’s
Ein verdeckter Ermittler zwischen den Welten: Cenk Batu muss seine monatelange Undercover-Mission im Finanzhaus Petermann abbrechen und wird stattdessen auf einen türkischen Clan angesetzt. Nach der Rettung eines Anschlagsopfers im Krankenhaus gewinnt er das Vertrauen des Clanchefs Tuncay Nezrem und deckt eine perfide Betrugsmasche auf, die Landsleute um ihr Erspartes bringt. Als plötzlich sein alter Fall und der neue sich überschneiden und eine verbotene Liebesgeschichte offenbar wird, gerät Batu selbst ins Visier skrupelloser Krimineller, die keinen Zeugen am Leben lassen wollen…
Inhalt der Tatort-Folge „Auf der Sonnenseite“
Rastlos irrt Cenk Batu durch die nächtlichen Straßen Hamburgs, das Gesicht in flackerndes Neonlicht getaucht. Seine Identität: ausgelöscht. Sein Leben: eine einzige Lüge. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt: Uwe Kohnau, sein Führungsoffizier, den er an wechselnden Orten trifft – mal zwischen Container-Reihen im Hafen, mal in einer U-Bahn-Station, deren Lichter wie kalte Sterne in der Dunkelheit glänzen.
Cenk Batu trägt die Last seiner Einsamkeit wie einen schweren Mantel. Als verdeckter Ermittler lebt er in Mietwohnungen, die nicht seine sind, mit Möbeln, die anderen gehören – ein rastloser Nomade im Dienst der Gerechtigkeit. Nach monatelanger Arbeit ist er kurz davor, in den inneren Kreis des Finanzhauses Petermann vorzudringen, als er an einer brutalen Vertrauensprobe scheitert: Er soll einen Menschen töten, doch seine Menschlichkeit steht ihm im Weg.
Kaum hat er Zeit, seine Wunden zu lecken, befiehlt Kohnau den nächsten Einsatz: getarnt als türkischer Kleinkrimineller soll Batu über den verletzten Deniz Kontakt zum Nezrem-Clan herstellen. Als ein Mordanschlag auf Deniz im Krankenhaus verübt wird, reagiert Batu blitzschnell. Die Rettungsaktion gleicht einem Tanz auf Messers Schneide – doch sie gelingt und öffnet ihm die Tür zu Tuncay Nezrem, dessen glänzende Restaurantfassade wie billiges Lametta wirkt, hinter dem sich die wahren, finsteren Geschäfte verbergen.
„Was siehst du, wenn du in den Spiegel schaust?“, fragt Deniz den vermeintlichen Landsmann Batu in einem seltenen Moment der Nähe. Der junge Mann träumt von einem Leben an der türkischen Küste – „auf der Sonnenseite“ – mit seiner Freundin Jenny, fernab vom kontrollierenden Griff seines Onkels. „Das Leben ist wie ein Wassertropfen auf einem heißen Stein“, antwortet Batu ausweichend, während seine Augen die Wahrheit verbergen. Denn er hat längst erkannt, wie Nezrem und Petermann mit falschen Immobilienversprechen die Träume türkischer Gastarbeiter zerplatzen lassen wie Seifenblasen in der kalten Hafenluft.
Als Batu herausfindet, dass Deniz‘ Freundin ausgerechnet Petermanns Tochter ist, verdichtet sich die Gefahr wie Nebelschwaden über der Elbe. „Sie werden deine Träume zerquetschen wie eine Zigarette“, warnt er Deniz, doch es ist zu spät. Die Maschinerie ist bereits in Gang gesetzt, und Deniz‘ Schicksal besiegelt…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Auf der Sonnenseite“ markiert mit seiner Erstausstrahlung am 26. Oktober 2008 einen revolutionären Wendepunkt in der Geschichte der traditionsreichen Krimireihe. Die Dreharbeiten fanden im Mai 2008 in Hamburg statt, wobei die raue Hafenstadt mit ihren Containeranlagen, düsteren Hinterhöfen und dem Klinikum St. Georg nicht nur als Kulisse diente, sondern zum atmosphärischen Mitspieler avancierte.
Mit Mehmet Kurtulus betrat nicht nur der erste türkischstämmige Hauptermittler die Tatort-Bühne, sondern auch das Konzept eines undercover arbeitenden Kommissars brach mit allen bisherigen Konventionen der Reihe. An seiner Seite agierte Peter Jordan als Führungsoffizier Uwe Kohnau. In weiteren Rollen glänzten Patrycia Ziolkowska und Michael Wittenborn. Die Regie führte Richard Huber nach einem Drehbuch von Thorsten Wettcke und Christoph Silber.
Die Premiere des Hamburger Tatorts erreichte bei der Erstausstrahlung 7,07 Millionen Zuschauer und damit einen Marktanteil von 20,3 Prozent – trotz des mutigen Formatbruchs mit dem typischen Tatort-Schema. Für seine innovative Erzählweise erhielt der Film 2009 den Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie „Publikumspreis der Marler Gruppe“ und war zudem für die Goldene Kamera als „Bester Fernsehfilm“ nominiert. Besondere Anerkennung fand auch die Kameraarbeit von Martin Langer, die mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde.
Nach der Ausstrahlung sorgte besonders der radikale Bruch mit dem klassischen Whodunit-Prinzip für Diskussionen unter Tatort-Fans. Statt einer Leiche am Anfang und der Suche nach dem Täter begleitet der Zuschauer hier den Ermittler unmittelbar in der Entstehung des Verbrechens – ein Konzept, das die Reihe nachhaltig beeinflussen sollte. Trotz kritischen Lobes blieb Mehmet Kurtulus dem Tatort nur für sechs Folgen erhalten; 2012 verließ er die Reihe aufgrund kreativer Differenzen in der Entwicklung seiner Figur.
Guter Einstieg!
Spitzen Debut!
Lange nicht so einen spannenden Tatort gesehen – es geht eben auch ohne die „Einstiegsleiche“.
Dazu sehr schön photographiert, dichte Stimmungsbilder, die überzeugend dargestellte Figur des verdeckten Ermittlers und ein packender Showdown.
Rundum gelungen, weiter so!
Absolutes Kompliment!!!
Toller Anfangstatort! Ich lebe in der Schweiz und Sonntag Abend ist sowieso immer „Tatort“-Abend bei eigentlich allen Deutschen, die ich hier kenne!!!! Mit Spannung haben wir den „Neuen“ erwartet…und sind begeistert!
Grüsse aus Bern
Super! Ich gebe zu, Kurtulus sowieso zu mögen, aber der Tatort hat mich auch so begeistert. Eine ganz andere Grundstimmung, man hat das Gefühl, von Handlung und Hintergrund der Person gleichermaßen viel vermittelt zu bekommen. Bei dieser Art tatort steckt soviel Potential dahinter. Ich freue mich auf weitere!!
1. Serie mit Batu gegen 1. Serie mit Tschiller! Ich glaube es ist kein richtiger Vergleich, denn Schweiger kann um Längen nicht mithalten! Herr Kurtulus zeigt wie ein TO sein muss – Herr Schweiger zeigt wie ein TO NICHT sein darf!!
5 sterne vergessen zu geben – ahhhhhh
Auf jedenfall guter TO!
Das war ein Perfekter Tatort so sehen verdeckte Ermittler aus.
Nicht wie der Nuschelnde Schweiger.Müssen wir jetzt immer Schweiger im Doppelpack ertragen.
Der Tatort Nummer 709 aus Hamburg, mit dem türkischstämmigen Hauptkommissar Batu und seinem Führungsoffizier, beide vom Landeskriminalamt. Ermittelt wird Undercover, ein nicht ungefährlicher Job, eher gesundheitsgefährdend. KHK B. ist schon einmal auf die miesen Tricks der Geldhaie reingefallen und auch das türkische Pardon hierzu ist nicht ohne. Atmosphärisch dichter und spannender Tatort-Thriller um Liebe, Schande, Ehre, Plagiate. Erwähnenswert ist mit Sicherheit noch die schöne Waschküche, in welcher der Hauptkommissar seine nette Nachbarin zum Plausch getroffen hat. Beispielhaft. Der Tatort-Spielfilm sehenswert.
Ich finde den Start von Batu eher mittelmäßig. Der Fall hat mich wenig gefesselt. Insgesamt habe ich mehr erwartet. Batu in der Döner Bude Altona ist ganz lustig. Diese Undercover Missionen reizen mich nicht so. 2 Sterne
Sehr spannende Geschichte, kriminalistisch gut erzählt, gute Bilder und gute Schauspieler. Nur die persönliche Komponente kam nicht so ganz rüber. Auch das Rollenspiel der beiden Ermittler ist etwas schwammig.
Aber für ein Debüt – nicht schlecht.
Sehr spannend. Plot, Schnitt und Regie stimmen. Schade, dass die Reihe mit Kurtulus nicht weitergeführt wurde. Seine Gründe wie oben aufgeführt, sind nachvollziehbar. Statt dessen wird im Tatort viel seichter oder zeitgeistiger Schrott produziert.
Spannender und stimmiger Krimi. Hat mir sehr gut gefallen.