Kurz und knapp – darum geht’s
Ein verwirrter alter Mann in München gesteht ein Verbrechen: Max Lasinger will einen vermeintlichen Einbrecher in seiner stillgelegten Glaserei erschlagen haben. Als die Kommissare Batic und Leitmayr eintreffen, erleben sie einen Schock – der Tote ist Bernd Lasinger, der Sohn des dementen Glasermeisters. Hat der Vater seinen eigenen Sohn nicht erkannt oder steckt hinter dieser Tragödie ein ganz anderes Familiengeheimnis? Während die Ermittler in die verzweifelte Welt einer überforderten Familie eintauchen, die mit illegalen Pflegekräften ihren Alltag zu meistern versucht, stellen sie fest, dass jedes Familienmitglied etwas zu verbergen hat. Als sie schließlich der Bulgarin Dana auf die Spur kommen, die kurz vor der Tat einen heftigen Streit mit dem Opfer hatte, geraten sie in die Fänge eines skrupellosen Vermittlersystems…
Inhalt der Tatort-Folge „Gestern war kein Tag“
Schlaflos wälzt sich Kommissar Ivo Batic in dieser Nacht im Bett. Das schrille Klingeln seines Diensttelefons reißt ihn aus unruhigen Gedanken – ein nächtlicher Einsatz am Münchner Stadtrand. Im matten Licht der Werkstattlampen nimmt er die verstaubten Umrisse einer längst geschlossenen Glaserei wahr, in der sein Kollege Franz Leitmayr bereits auf ihn wartet. Zwischen alten Werkzeugen und vergilbten Auftragsblöcken liegt eine Leiche in einer Blutlache.
„Den Einbrecher habe ich auf dem Gewissen. Ich war’s“, erklärt der alte Max Lasinger mit zitternder Stimme, während sein Blick immer wieder unsicher durch den Raum wandert wie ein Scheinwerfer, der keinen Halt findet. Die Kommissare halten inne, als sie die Papiere des Toten durchsuchen – der vermeintliche Einbrecher ist Bernd Lasinger, der Sohn des alten Mannes. „Mein Sohn? Nein, das kann nicht sein“, stammelt Max verwirrt, während draußen ein kühler Frühlingswind durch die schmalen Straßen fegt.
Batic und Leitmayr stoßen auf ein Familiendrama, das wie eine Sprungfeder unter Spannung steht: die Ehe zwischen Bernd und seiner Frau Karin ist zerbrochen, sein pubertierender Sohn Tobias hat ihn längst abgeschrieben. Die tüchtige Karin Lasinger hat mit ihrem Sohn das Elternhaus bezogen, um den zunehmend demenzkranken Schwiegervater zu pflegen – eine Aufgabe, die wie ein schwerer Mühlstein an ihr hängt. „Wenn er mich manchmal anschaut, als wäre ich eine Fremde, zerreißt es mir das Herz“, gesteht sie Leitmayr mit gesenktem Blick.
Doch als die Kommissare von einer illegalen bulgarischen Pflegekraft erfahren, die kurz vor dem Mord spurlos verschwunden ist, beginnen die Risse in der Fassade sichtbar zu werden. Die junge Dana soll einen heftigen Streit mit dem Toten gehabt haben. „Der Vater spielt vielleicht Theater“, raunt Batic seinem Kollegen zu, als der alte Lasinger immer wieder nach einer Dana fragt und gleichzeitig behauptet, seinen Sohn nicht zu kennen. Die Ermittlungen gleichen einem Tanz auf dünnem Eis – je tiefer die Kommissare in das Familiengeflecht eindringen, desto brüchiger wird der Boden unter ihren Füßen.
Der Fall führt sie zu dem Rechtsanwalt Stefan Roggendorf und dessen Frau, die in ein lukratives Vermittlungssystem verstrickt sind. Wie ein fein gesponnenes Netz überziehen illegale Pflegestrukturen ganze Stadtviertel, getrieben von Verzweiflung auf der einen und kalter Berechnung auf der anderen Seite. Während neunzehn Familien in Bayern betroffen sind, kämpft Batic mit einem ganz besonderen Verdacht: Hat der alte Max Lasinger in einem lichten Moment doch erkannt, wen er vor sich hatte? Als die Kommissare in seinem Kissen einen blutigen Schal entdecken, ahnen sie, dass der wahre Täter vielleicht die ganze Zeit vor ihren Augen stand…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Gestern war kein Tag“ ist der 59. gemeinsame Fall des Münchner Ermittlerduos Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl als Kommissare Batic und Leitmayr. Die Produktion des Bayerischen Rundfunks wurde vom 29. September bis zum 30. Oktober 2010 in München und Umgebung gedreht. Unter der Regie von Christian Görlitz („Fleisch ist mein Gemüse“) entstand ein bewegender Film über Demenz und Pflegenotstand, geschrieben von Pim Richter und Daniela Mohr.
In den Hauptrollen brillieren neben dem bewährten Ermittlerduo der renommierte Schauspieler Günther Maria Halmer als dementer Glasermeister Max Lasinger und die mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnete Johanna Gastdorf als seine überforderte Schwiegertochter Karin. Besonders beeindruckt die bulgarische Schauspielerin Vesela Kazakova als illegale Pflegekraft Dana, die dem Fall eine internationale Dimension verleiht. In weiteren Rollen sind Kai Malina als Tobias Lasinger, Jürgen Tarrach als dubioser Rechtsanwalt Roggendorf und Michael Grimm als Georg Weingärtner zu sehen.
Bei der Erstausstrahlung am 5. Juni 2011 um 20:15 Uhr im Ersten verfolgten 7,9 Millionen Zuschauer den packenden Fall, was einem Marktanteil von 23,7 Prozent entsprach. Besonders in der jüngeren Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen konnte der Film mit 2,41 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 17,4 Prozent überzeugen.
Die Produktion traf mit ihrem Thema den Nerv der Zeit – in Deutschland leiden gegenwärtig etwa 1,2 Millionen Menschen an Demenz, und die Zahl wird nach Prognosen bis 2050 auf 2,6 Millionen ansteigen. Im Anschluss an die Erstausstrahlung widmete sich die Talkshow von Anne Will mit dem Thema „Illegale Pflege“ den im Film aufgeworfenen gesellschaftlichen Fragen, die bis heute nichts an Aktualität verloren haben.
Wieder mal ziemlicher Rotz aus München. Der Tatort soll wohl eher der Vorspann von Anne Will sein als denn ein Krimi.
Johanna Gastdorf – original mit dem triefigen Blick – mal wieder zum gefühlt 453. Mal im Tatort. Wenigstens war es diesmal nicht Nina Petri, soll man das als gutes Zeichen werten? Ansonsten:
Demenzkranker Opa, illegale Pflegekräfte, Gutmenschen-Getue(„ja ICH tu ja wenigstens was und die Politiker reden nur“), ein Sohn, der eigentlich anderes Will – alles schon x-mal gesehen(zuletzt aus Leipzig), volle Kraft voraus für die Bartwickelmaschine!
Ich will Krimis sehen und keine Sozialschmonzetten, die mich auf irgendwelche Quassel-Sendungen einstimmen sollen, die ich aus Prinzip nicht schaue, da kann die ARD meinetwegen die ganzen 90 Minuten in der Mitte des Bildschirms den Hinweis auf Anne Will einblenden, ich schalte das nicht ein.
@gjb
Würdest du freiwillig mehr zahlen an Gebühren – für ein „besseres Programm“ ?
Ich kann mich nicht anschließen!
Ich fand die Geschichte recht solide, den Bezug zu aktuellen sozialen und politischen Bezügen in unserem Land erachte ich als notwendig, denn die Realität schafft Glaubwürdigkeit und nicht fiktiver Quatsch, der so nie passieren könnte mit eindeutiger S/W-Zeichnung.
Zudem ist gerade diese Problematik (Pflegesystem) eine, die wirklich viele Menschen aus eigener Erfahrung kennen – mich eingeschlossen!
Und zu den oberen Einwänden: Ihr wollt hohle Krimis mit Plattitüden und keinerlei Bezug zur Realität?
Das Nachtprogramm von RTL2, Kabel 1 und SAT1/Pro Sieben bietet massig Ami-Krimis – grantiert sinnfrei und realitätsfern… :-)
Warum verurteilst du dann über die „neuen“ Tatort Folgen wenn du sie dir gar nicht ansiehst? Um Aufmerksamkeit zubekommen zwecks Provokation?
Zieh doch mal über die alten Tatort Folgen her – darüber könnte man ganze Seiten füllen. Das wär mal was.
Ich bin froh das wir hierzulande sowas wie den Tatort haben und nicht solchen Schrott im TV haben wie die USA oder Italien.
Also an diesem TO hatte ich jetzt eigentlich nicht viel zu meckern. Zugegeben, es gab schon spannendere, aber ich finde das wurde durch schauspielerische Leistung ausgeglichen.
Grüße,
D
Top Tatort, war nur was für geistig anspruchsvolle….
Für mich einer der schwächeren TO aus München. Klar, mit Altersdemenz und Billiglohnkräften aus Osteuropa zwei durchaus wichtige soziale Themen, aber die Story hat mir persönlich nicht so gut gefallen. Ziemlich zäh und spannungsarm. Fazit: durchschnittlich.
Es gab schon bessere TO aus München. Hab den schwarzen bayrischen Humor zwischen Batic und Leitmayr vermisst.
Der Tatort Nummer 803 aus München. Die beiden Münchener Polizeibeamten, Batic und Leitmayr, ermitteln. Beide sind Hauptkommissare und von der Mordkommission. Sozialkritisch und zum Nachdenken geeignet erscheint dieser Tatort-Fernsehfilm. Mehr aber auch nicht. Würde mich einmal interessieren, wie viele (ehemalige) Wehrdienstverweigerer damals bei solchen Drehs das Sagen hatten.
Heiraten bedeutet, das mögliche tun einander zum Ekel zu werden. Das sagte dereinst Jürgen von der Lippe. Diese beiden „Ermittler“ zeigen, dass sowas auch ohne Trauschein funktioniert. Langweilig und ausgelutscht.
Großartig. Absolut Spitze.
Dieser Tatort wird schwer zu überbieten sein.
Man muss ihn allerdings verstehen können.
Der Fall war gut, aber Batic und insbesondere Leitmayr diesmal total unsympathisch und aggressiv.