Tatort Folge 900: Zirkuskind

Kurz und knapp – darum geht’s

Der kleine Familienzirkus Burani verzaubert bei seinem Gastspiel in Ludwigshafen nicht nur das Publikum, sondern auch die Kommissare Odenthal und Kopper, die eigentlich nur einen unterhaltsamen Abend genießen wollen. Als jedoch am nächsten Morgen der Feuerschlucker Pit Sonner erschlagen in der Manege gefunden wird, tauchen die Ermittler in eine Welt ein, in der hinter dem bunten Schein der Manege ein harter Überlebenskampf tobt. Was zunächst nach einer simplen Eifersuchtstat aussieht, führt die Kommissare auf die Spur eines internationalen Antiquitätenschmuggels – doch als sie beginnen, die wahren Verstrickungen innerhalb der Zirkusfamilie aufzudecken, geraten sie selbst ins Visier eines skrupellosen Kriminellen…

Inhalt der Tatort-Folge „Zirkuskind“

Gebannt blickt Lena Odenthal in die schummrige Manege des Zirkus Burani, wo ein Mädchen scheinbar mühelos am Trapez durch die Luft schwebt, während das Sägemehl unter ihr im flackernden Licht der Scheinwerfer golden glitzert. Selbst die sonst so toughe Kommissarin kann sich der magischen Atmosphäre nicht entziehen, und ihr Kollege Kopper strahlt neben ihr wie ein Kind. Doch der Zauber währt nicht lange.

Am nächsten Morgen liegt der Feuerschlucker Pit Sonner tot in derselben Manege, die noch am Abend zuvor Schauplatz der Begeisterung war. Die frische Morgenluft vermischt sich mit dem Geruch von Tieren und dem metallischen Hauch von Blut. Lena spürt, wie Koppers kindliche Begeisterung für den Zirkus nun seiner professionellen Distanz weicht – etwas, womit sie selbst noch kämpft, während sie zwischen den Wohnwagen auf dem staubigen Gelände nach Antworten sucht.

Bei den Befragungen stößt das Ermittlerteam auf eine Mauer des Schweigens. Die Zirkuspatriarchin Elisabeth „Louisiana“ Winkler, eine Frau, die trotz ihres Clownskostüms eine natürliche Würde ausstrahlt, zeigt kaum Anteilnahme am Tod des Mitarbeiters. „Gemocht habe ich ihn nicht, aber gebraucht“, sagt sie mit einer Härte, die Odenthal überrascht. Die Kommissarin begreift schnell: In dieser Welt zählt nur das Überleben des kleinen Unternehmens – ein Kampf, der so anstrengend ist wie der Balanceakt auf dem Hochseil, den die Artisten Abend für Abend vollführen.

„Du bist ein Zirkuskind“, wiederholt Louisiana immer wieder zu ihrer Tochter Felicitas, die mit katzenhafter Anmut am Trapez arbeitet und offenbar eine Beziehung zum Opfer hatte. Doch über den toten Geliebten spricht die junge Frau nur widerwillig. „Es war nichts Ernstes“, behauptet sie, doch ihre Augen verraten etwas anderes. Was verschweigt sie den Ermittlern?

Die Ermittlungen gleichen zunehmend einem Balanceakt auf schwankendem Seil – ohne Netz. Verschiedene Fährten führen Odenthal und Kopper durch die fremdartige Welt des Zirkus: ein Streit in einer Kneipe, ein unbekannter Mann, der sich am Zirkus-LKW zu schaffen machte, die belastete Vergangenheit von Pits Bruder Robbi, der auf Bewährung ist und die Nervosität einer Raubkatze im Käfig ausstrahlt.

Als auf Pits Handy zahlreiche Anrufe aus Tunesien entdeckt werden, führt die Spur in eine unerwartete Richtung. Die Suche nach dem Mörder wird wie ein Vexierspiel – je länger man hinschaut, desto mehr Schichten offenbaren sich. Der Winteraufenthalt des Zirkus in Nordafrika diente offenbar nicht nur der Erholung. Zwischen Kamelauftritten und Clownsnummern haben die Brüder ein lukratives Schmuggelgeschäft mit wertvollen Antiquitäten aufgebaut – ein Handel, fast so gewinnbringend wie Drogen, aber weniger riskant.

Odenthal lässt nicht locker, selbst als ihr eigener Vorgesetzter bereits die Geduld verliert. „Wir drehen uns im Kreis wie die Kamele in der Manege“, wirft Kopper ein. Doch dann entdeckt die Kommissarin durch Zufall eine ungewöhnliche Glasperle am Tatort, und mit Hilfe einer LKA-Expertin führt diese zu einem Durchbruch: Die Brüder haben zuletzt ein eigenes Geschäft abgewickelt und sich damit mächtige Feinde gemacht…

Hinter den Kulissen

Für Hauptdarstellerin Ulrike Folkerts war es bereits der 59. Auftritt als Ludwigshafener Kommissarin Lena Odenthal, eine Rolle, die sie seit 1989 verkörpert und mit der sie zur dienstältesten Ermittlerin der Reihe wurde.

Die Dreharbeiten der SWR-Produktion in Zusammenarbeit mit Maran Film fanden von März bis April 2013 in Ludwigshafen, Baden-Baden, Karlsruhe und Rastatt statt. Für die authentische Darstellung der Zirkuswelt kooperierte das Produktionsteam mit dem Circus Bely, und die Zirkusfamilie Frank aus dem Circus Montana wirkte in den Manegen-Szenen mit.

Unter der Regie von Till Endemann, der sich hier erstmals an einem „Tatort“ versuchte, entstand nach dem Drehbuch von Harald Göckeritz ein Krimi, der die Ambivalenz zwischen dem Zauber der Manege und dem harten Überlebenskampf hinter den Kulissen thematisiert. Neben den etablierten Darstellern Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe als eingespieltes Ermittlerduo brillierten vor allem Charakterdarstellerin Steffi Kühnert als Zirkuspatriarchin „Louisiana“ und Nachwuchsstar Liv Lisa Fries, die später durch ihre Hauptrolle in der Serie „Babylon Berlin“ internationale Bekanntheit erlangen sollte, als ihre Tochter Felicitas.

Mit 9,38 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 25,2 Prozent für Das Erste war die Erstausstrahlung ein Quotenerfolg. Die im Film verwendeten Musikstücke „Naive Waltz“ und „Melancholic Piece“ wurden von der renommierten Komponistin Elena Kats-Chernin eigens für den Film komponiert und unterstreichen die melancholische Stimmung des Zirkusmilieus.

Kurios: Nur knapp drei Monate vor „Zirkuskind“ wurde mit dem Wiesbadener „Tatort: Schwindelfrei“ bereits ein anderer Fall im Zirkusmilieu ausgestrahlt, in dem Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) ermittelte – eine ungewöhnliche thematische Dopplung, die unter Krimi-Fans für Diskussionen sorgte. Trotz ähnlicher Thematik setzte das Ludwigshafener Team mit einem Fokus auf den sozialen Aspekt des Zirkuslebens eigene Akzente.

Das Jahr 2014 markierte für Ulrike Folkerts ein besonderes Jubiläum: Sie feierte 25 Jahre als Tatort-Kommissarin. Mit ihrem 60. Fall, der im Herbst desselben Jahres ausgestrahlt wurde, bekam sie Verstärkung durch die Analyse-Spezialistin Johanna Stern, gespielt von Lisa Bitter, die dem langjährigen Ermittlerteam neue Impulse geben sollte.

Videos zur Produktion

ARD Trailer

Besetzung

Hauptkommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Hauptkommissar Mario Kopper – Andreas Hoppe
Peter Becker [Kriminaltechniker] – Peter Espeloer
Edith Keller – Annalena Schmidt
Felicitas – Liv Lisa Fries
Elisabeth Winkler [Louisiana] – Steffi Kühnert
Robbi Sonner – Hanno Kofler
Pit Sonner – Mark Filatov
Herbert Rauch – Fritz Roth
Robbis Anwalt – Rainer Furch
Alter Mann – Hannes Stelzer

Stab

Drehbuch – Harald Göckeritz
Regie – Till Endemann
Kamera – Andreas Schäfauer
Musik – Jens Grötzschel

29 Kommentare

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  1. vor 11 Jahren

    Die Serie grosser schwarzer Vogel war sehr spannen !!!!!!kann mir jemand sagen ,wie das Lied am Schluss heisst??????susi

  2. vor 11 Jahren

    Das war „Push the sky away“ von Nick Cave and the bad seeds

  3. vor 11 Jahren

    Hey..

    Es gab mal einen ähnlichen tatort wo eine zuschauerin in der der show ermordet wurde. ..der hier hört sich ziemlich gleich an.auch der schlusstitel kamm schonmal vor.

    mfg chris

  4. vor 11 Jahren

    Hey Chris. Das war aber nen Tatort mit Axel Milberg !!! Mfg Jobi

  5. vor 11 Jahren

    Also irgendwie kommt mir der Tatort bekannt vor. Ähnlichen Tatort gab es schonmal.

  6. Etu
    vor 11 Jahren

    Schon wieder Zirkus :-( … Und was ist das für ein nervtötendes Getöse und Dröhnen im Hintergrund? Lärm statt Spannung und interessanter Handlung? Schon echt bessere Folgen gesehen…

  7. Etu
    vor 11 Jahren

    Nachtrag: sollte vorhin ein kritischer Kommentar sein, habe die Sternchen übersehen…

  8. vor 11 Jahren

    Markerschütternd schlecht. Eine Schande für eine Jubiläumsfolge! Komplett unstrukturierte Vorgehensweise und mehr als ein Filmfehler. Für mich der schlechteste Tatort aller Zeiten.

  9. vor 11 Jahren

    sehr fader Tatort. Und so eine Folge zu einem Jubiläum zu senden ist keine gute Werbung. Sorry.

  10. vor 11 Jahren

    Käse, einfach Käse!

  11. vor 11 Jahren

    der schlechteste Tatort war es nicht unbedingt aber leider schon wieder Zirkusthematik. Sehr fraglich war auch das unseriöser Outfit des Herrn Kloppers.

  12. vor 11 Jahren

    Trotz beachtlicher Schauspieler einer der weniger guten Tatorte.
    Was nicht an den Akteuren, sondern am grottenschlechten Drehbuch liegt.
    Seit wann, bitteschön, verhaften Kommissare zuerst einmal den Schützen, während sich das angeschossene Opfer vom Tatort entfernt?
    Wobei die geschädigte Person zu guter letzt an ihrem Lieblingsplatz zusammenbricht, die Kommissarin dann dort auftaucht um erst jetzt den Rettungsdienst zu rufen? So ein Verhalten passt doch in keiner Weise zu
    den beiden Kommissaren.
    Haben die Figuren Odenthal & Kopper als Handlungsträger so etwas verdient? – Zum immerhin 900. Tatort?

    Wie Blamabel!!!!


  13. Ende der Erstausstrahlung

  14. vor 11 Jahren

    Ich fand diese Kette, die die Assistentin der Kommissare geschenkt bekam, wunderschön. Wo kann man sowas kaufen?

  15. vor 11 Jahren

    Der beste Mann: Der Typ mit der Schubkarre, der ca. 14 mal durchs Bild fährt, aber nullmal von der Polizei befragt wird. Und Kopper, der mittlerweile aussieht wie ein Papagei mit seinem Bohemien-Schal und dem Dominik-Raacke-Gedächtnisbart, macht einen auf „beschatten“, indem er in seinem Faschingsaufzug 4 Meter hinter dem Verdächtigen – den er schon dreimal verhört hat – herlatscht. Und lauter so Käse. Wer schreibt denn so einen Mist und warum nur, warum?

  16. vor 11 Jahren

    Für mich mit großem abstand der beste Tatort aller Zeiten! großartiges Drehbuch, tolle Darsteller.. da könnte sich ein Christoph Walz noch eine Scheibe abschneiden!

  17. vor 11 Jahren

    Ich finde es war eine gute Leistung von Kopper und Odenthal. Sie machen generell immer gute Tatorte, normalerweise einer meiner Lieblingstatorte. Der gestern war gut, aber eben nur gut. Ich mochte aber die Zirkusgeschichte drumherum sehr! ^-^

  18. vor 11 Jahren

    Bei soviel Drehorten, kann man sich das Ludwigshafen auch sparen!!!! Ich weiß wirklich nicht ob ich weinen oder lachen soll, wenn das Rathauscenter der einzige Drehort aus Ludwigshafen ist! Dann kann man sich das auch sparen! Also entweder authentische Umgebung oder bessere Handlung! Am besten Beides!

  19. vor 11 Jahren

    Der Tatort war nicht schlecht, aber es gibt wesentlich bessere, auch als 900 Tatort hätte man einen besseren nehmen können.

  20. vor 11 Jahren

    Das Omen „Zirkus“ bring wohl kein Glück. Bereits bei Murot „Schwindelfrei“ waren es 90 Schlafminuten. Wenn sich Kommissare über das Katzenklo äussern und daneben läuft absolut nix, ja…. dann ist es oberlangweilig. Wieder eine verpasste Chance für eine Jubiläumssendung. Schade, schade für Lena und Kopper. Sie haben es nicht verdient.

  21. vor 11 Jahren

    Die Story war flach und unspannend. Daran konnten auch Frau Odenthal und Herr Kopper nichts ändern, die ich sehr glaubwürdig und gelungen dargestellt finde.

  22. vor 11 Jahren

    Jols – perfekt geschrieben, ganz meine Meinung :o)
    Normalerweise sehe ich die Ludwigshafener ganz gern,
    diesmal aber leider nur „Durchschnitt“.

  23. vor 11 Jahren

    Bin eingeschlafen. Wer war denn nun der Täter?

  24. vor 11 Jahren

    sicher gab es schon bessere und auch weitaus schlechtere TO´s
    was soll man nun anläßlich der 900 sagen ? Drehbuch ncht so der “ burner “
    – die Gaugler haben wieder mal das Optimum herausgeholt .

  25. vor 11 Jahren

    Hey,
    könnt ihr mir sagen, wie das Lied aus dem Tatort „Zirkuskind“ hieß, welches Lena Odenthal immer im Auto gehört hat? Diese Zirkusmusik?
    Ich bin schon die ganze Zeit am suchen, aber finde leider nichts! :(

    Vielen Dank für eure Hilfe!

  26. vor 11 Jahren

    Was ist denn in den Kommissar Kopper gefahren? So stellt man sich n Künstler mit Star-Allueren vor und nicht einen Beamten, absolut nicht authentisch . Ganz schon aufgesetzt.
    Und die Story war auch nicht sehr anspruchsvoll.

  27. vor 10 Jahren

    Der Tatort 900. Die Hauptkommissare Odenthal und Kopper aus Ludwigshafen ermitteln in der Welt der Schausteller, Artisten und Gehilfen. Faszination macht sich bei beiden breit, bis die Arbeit ruft. Die sind nämlich von der Mordkommission. Ein interessant zu sehender Tatort-Krimi aus dem Schaustellerbereich. Es geht um Liebe, Hiebe, Eifersüchteleien und Existenzängsten. Erinnert ein wenig an den Tatort = Kugel im Leib =, bezüglich der Sorgen der Schausteller und umziehen in das ersehnte Winterquartier. Nicht der stärkste Fall der beiden Tatort-Kommissare, aber auch nicht zu einfach strukturiert. Ehrlich. Ach, für die Musik schrieb Jens Grötzschel. Auch mal erwähnenswert.

  28. vor 10 Jahren

    Die Patriarchin war absolut großartig! Wie sie im Clownskostüm und mit starker Hand IHREN Zirkus nicht nur führt, sondern lebt und verteidigt – mit allen Konsequenzen – um dieses Erbe an ihre Tochter weiter zu geben. Das, denke ich, wollte der Tatort damit sagen, dass diese besondere Zirkuswelt, die schon immer Generationen fasziniert hat, unkorrumpierbar bleiben muss und einfach nicht aussterben darf! Die Mutter-Tochter-Schlussszene hat mich total berührt… Wunderbar. Natürlich 5 Sterne.

  29. vor 9 Jahren

    Schon, um das Zirkusleben mal wieder ein bisschen zu spüren. Schade das es immer weniger gibt.

    Odenthal ist eigentlich immer gut. Sie ist cool und einfühlsam. Kopper passt auch ganz gut dazu.

  30. vor 9 Jahren

    Leute…genau 10 Minuten kucke ich mir so einen Mist an…der Untergang
    naht vom ehemals Sonntagsvergnügen Tatort…da geht nix mehr…
    schon lange nicht…nur so weiter…!

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