Kurz und knapp – darum geht’s

Im Kölner Raum häufen sich mysteriöse Kunstdiebstähle in Museen und Kirchen – wertvolle Gemälde verschwinden am helllichten Tag. Als bei einer Zollkontrolle am Flughafen zufällig unter geschmolzenen Wachsfiguren antike Madonnen entdeckt werden, übernimmt der charmante Zolloberinspektor Kressin die Ermittlungen. Die Spur führt nach Amsterdam zu einem skrupellosen Kunstsammler und bringt Kressin in Kontakt mit der verführerischen Anna, der Frau eines Malers, die mehr zu wissen scheint, als sie zugibt. Als Kressin hinter das raffinierte Schmuggelsystem steigt und die wahren Drahtzieher enttarnt, gerät er selbst ins Visier der kaltblütigen Kunsträuber…

Inhalt der Tatort-Folge „Kressin und die Frau des Malers“

Vergnügt schlendert Zolloberinspektor Kressin durch die schummrige Partyszene, ein Glas Whisky in der Hand, die Augen auf der Suche nach weiblicher Gesellschaft. In der stickigen Atmosphäre des Raums, wo Zigarettenrauch wie ein Nebelschleier über den Köpfen der Gäste hängt, fällt sein Blick auf die kühle Blonde – Anna, die Frau des Kunstmalers Fred Markwitz. Doch statt Interesse erntet der sonst so erfolgreiche Charmeur nur Ablehnung. Kressin, der als Lebemann bekannte Zollfahnder, nimmt’s gelassen und wendet sich kurzerhand Rita zu, einer Bewunderin des Künstlers.

Die Party wird jäh unterbrochen durch einen Anruf seines Vorgesetzten, des Zollrats. Am Flughafen hat die pralle Sonne für einen unerwarteten Ermittlungserfolg gesorgt: Eine Lieferung Schaufensterpuppen aus Wachs ist teilweise geschmolzen – und gibt den Blick auf darin versteckte antike Madonnen frei. Statt auf die Kriminalpolizei zu warten, folgt Kressin seiner Intuition und dem heißen Kopf, der ihn oft in Schwierigkeiten bringt. Eigenmächtig begibt er sich zur Firma des Verdächtigen Jan Morton.

„Ich warte nicht auf Ihre Erklärungen“, konfrontiert Kressin den Geschäftsmann mit den entdeckten Kunstschätzen, bevor dieser flüchten kann. Das kriminalistische Puzzle nimmt Form an, als in Mortons Unterlagen auch der Name des Malers Markwitz auftaucht. Wie Flügel eines Schmetterlings, der im Netz gefangen ist, schlagen die verschiedenen Verdächtigungen um sich – doch Kressin behält den Überblick in diesem Labyrinth aus Lügen und Täuschungen.

Die Ermittlungen führen in das verfallene Gehöft des Künstlers Markwitz, wo Kressin Zeuge eines hitzigen Streits wird. In der staubigen Atelierluft, die nach Ölfarben und Terpentin riecht, entfaltet sich vor seinen Augen die Wahrheit: Markwitz übermalt gestohlene Kunstwerke, um sie unerkannt über die Grenze zu schmuggeln. Doch von 28 verschwundenen Gemälden taucht nur eines auf – die Fahndung gleicht der Suche nach Stecknadeln in einem Heuhaufen aus Leinwänden und Rahmen.

Mit Eva, der attraktiven Sekretärin Mortons, reist Kressin nach Amsterdam. Die Grachten der Stadt spiegeln das trübe Licht der Straßenlaternen wider, während der Zolloberinspektor seinem Gespür folgt. In einer noblen Galerie stößt er schließlich auf Stelldom, einen leidenschaftlichen Sammler, bei dem sich die Fäden zusammenziehen. Im Verborgenen eines geheimen Raums hängen die gestohlenen Meisterwerke wie stumme Zeugen eines perfiden Verbrechens. Als sich die mysteriösen Akteure im Sammlerhaus gegenüberstehen und um die Beute streiten, eskaliert die Situation unerwartet…

Hinter den Kulissen

Der WDR-Tatort „Kressin und die Frau des Malers“ ist die 18. Folge der Krimireihe und der vierte Fall mit dem unkonventionellen Zolloberinspektor Kressin, verkörpert von Sieghardt Rupp. Unter der Regie von Pim de la Parra, der auch das Drehbuch verfasste, entstand ein stilsicherer Krimi, der typisch für die frühen Tatort-Jahre ist. Die Erstausstrahlung erfolgte am 28. Mai 1972 im Ersten Programm der ARD.

Die Filmmusik komponierte kein Geringerer als Klaus Doldinger, der auch die berühmte Tatort-Titelmelodie schuf. Mit seinem unverwechselbaren Sound untermalt er die Verfolgungsjagden und spannungsgeladenen Momente dieser Episode.

In kurzen aber bemerkenswerten Gastauftritten sind der aus früheren Kressin-Fällen bekannte, noch immer flüchtige Ganove Sievers (gespielt von Ivan Desny) sowie Tatort-Kommissar Konrad aus Frankfurt zu sehen – eine kleine Besonderheit für aufmerksame Zuschauer.

Bei der Erstausstrahlung erreichte der Film eine beeindruckende Zuschauerbeteiligung von 55,00 % – mehr als die Hälfte aller Fernsehzuschauer verfolgte damals die Ermittlungen des charmanten Zollfahnders.

Als besondere Randnotiz ist zu erwähnen, dass diese Folge in der Nacht vom 30. auf den 31. Juli 2019 im WDR Fernsehen in erstaunlich guter Qualität ausgestrahlt wurde. Im Abspann erschien der Hinweis, dass dieser Tatort in der Abteilung Dokumentation und Archive des WDR mit Hilfe der Original-Kameranegative rekonstruiert wurde – ein Zeichen für die kulturhistorische Bedeutung dieser frühen Tatort-Episode.

Besetzung

Zollfahnder Kressin – Sieghardt Rupp
Anna – Heidi Stroh
Eva – Brigitte Skay
Max – Alexander Allerson
Fräulein Becker – Rosemarie Kühn
Georg – Günther Wissemann
Kommissar Konrad – Klaus Höhne
Kordes – Imo Heite
Kramp – Hartmut Hinrichs
Rita – Maria Brockerhoff
Stelldom – Guus Oster
Wagner – Herbert Steinmetz
Morton – Hans Quest
Markwitz – Wolfgang Hinze
Henk – Jeroen Krabbé
Kornman – Kees Brusse
Sievers – Ivan Desny
u.a.

Stab

Drehbuch – Klaus Recht, Pim de la Parra jr.
Regie – Pim de la Parra jr.
Kamera – Franz Bromet
Musik – Klaus Doldinger