Kurz und knapp – darum geht’s
In Hamburg wird die Leiche der 14-jährigen Ronja gefunden, die trotz ihrer Höhenangst von einem Turm in den Tod gestürzt ist. Kommissar Jan Casstorff und sein Team ermitteln in einer Gruppe minderjähriger Mädchen aus sozialen Brennpunkten, die als gewalttätige Bande bekannt ist und zu der auch das Opfer gehörte. Die Verhöre gestalten sich schwierig, da die tatverdächtigen Teenager ihre Strafunmündigkeit geschickt ausnutzen und die Ermittler mit einer Mauer des Schweigens konfrontieren. Als die Kommissare endlich beginnen, die komplexen Beziehungen zwischen Ronja und ihrer Cousine Marie zu durchschauen, führt sie die Spur zu einem dramatischen Showdown auf dem Hausboot von Ronjas Mutter…
Inhalt der Tatort-Folge „Verlorene Töchter“
Der Anblick trifft Kommissar Jan Casstorff wie ein Schlag: Im kalten Morgenlicht liegt der zerbrechliche Körper eines Mädchens, gerade einmal 14 Jahre alt, mit gebrochenem Genick in ihrem eigenen Blut. Die Herbstsonne bricht durch die Wolken und wirft harte Schatten über die Szenerie. Der erfahrene Kommissar muss kurz die Augen schließen, bevor er seinen Dienst wieder aufnimmt. Kinderleichen – das ist auch nach all den Jahren noch das Schlimmste.
Casstorff versucht, seine aufkeimende Wut zu unterdrücken. Solche Fälle gehen ihm besonders nahe, und sein Kollege Holicek beobachtet mit Sorge, wie der sonst so beherrschte Kommissar immer wieder mit seiner Fassung ringt. Besonders, als ihm die türkischstämmige Fatma bei der Vernehmung mit einer Mischung aus Arroganz und Gleichgültigkeit begegnet, droht Casstorffs mühsam aufrechterhaltene Professionalität zu bröckeln. „Diese Mädchen sind außer Kontrolle“, erklärt Ronjas Mutter Iris mit brüchiger Stimme – eine Aussage, die im Laufe der Ermittlungen immer mehr Gewicht bekommt.
Die Befragungen der Mädchenbande gleichen einem Tanz auf dünnem Eis. Lucy, die zuhause ihren dementen Großvater pflegt, verschließt sich völlig. Die kräftige Mela antwortet einsilbig, während Marie, Ronjas Cousine, ein seltsam distanziertes Verhältnis zum Tod ihrer Verwandten an den Tag legt. Nur Kollegin Jenny Graf schafft es mit behutsamer Annäherung, kleine Risse in der Fassade der Jugendlichen zu erzeugen. In einem stillen Moment öffnet sich Fatma ein wenig, und bei Lucy entdeckt Graf Gefühle, die über Freundschaft hinausgingen.
Das Ermittlertrio bewegt sich wie in einem Labyrinth, dessen Wände sich ständig verschieben. Jeder neue Hinweis wirft neue Fragen auf. War es Rache des wohlhabenden Schülers Piet, den die Mädchen regelmäßig auf seinem Schulweg beraubt hatten? Oder liegt das Motiv tiefer, in den verworrenen Beziehungen der jungen Frauen untereinander? Die Zeit drängt, während die Mädchen bei Marie einquartiert sind, deren Eltern verreist sind.
Als Casstorff endlich einen Durchbruch erzielt, führt die Spur zu einer der erschütterndsten Erkenntnisse seiner Karriere. Die sozialen Abgründe, die sich vor ihm auftun, sind tief wie der Hamburger Hafen in einer mondlosen Nacht. Bei einem dramatischen Finale auf dem Hausboot von Ronjas Mutter kristallisiert sich die bittere Wahrheit heraus – eine Wahrheit, die zeigt, dass manchmal die größte Gefahr von denen ausgeht, die uns am nächsten stehen.
Hinter den Kulissen
Der Hamburger Tatort „Verlorene Töchter“ (Folge 580) wurde unter der Regie von Daniel Helfer nach einem Drehbuch von Elke Schuch und Marc Blöbaum für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) produziert. Die Dreharbeiten fanden in Hamburg statt, wobei besonders die atmosphärischen Aufnahmen des Hafens und der sozialen Brennpunkte der Hansestadt dem Film seine charakteristische düstere Stimmung verleihen.
In den Hauptrollen brillieren Robert Atzorn als Kriminalhauptkommissar Jan Casstorff in seinem achten Fall und Tilo Prückner als sein Kollege Eduard Holicek. Julia Schmidt komplettiert das Ermittlerteam als einfühlsame Kommissarin Jenny Graf. In weiteren Rollen überzeugen Inga Busch als Ronjas Mutter Iris, die ihre verzweifelte Trauer mit erschütternder Intensität darstellt. Die jungen Darstellerinnen der Mädchenbande vermitteln eindrucksvoll die Härte und gleichzeitige Verletzlichkeit ihrer Charaktere.
Bei der Erstausstrahlung am 21. November 2004 verfolgten 9,08 Millionen Zuschauer den Film, was einem beachtlichen Marktanteil von 24,60 Prozent entsprach. Die Kritiker lobten besonders die zurückhaltende Inszenierung von Daniel Helfer, der ohne spektakuläre Effekthascherei die sozialen Probleme und psychologischen Abgründe der Geschichte eindringlich darstellt.
Im Film ist Musik des Duos Rosenstolz zu hören, was der Geschichte eine zusätzliche emotionale Ebene verleiht. Nach der Ausstrahlung wurde der Tatort „Verlorene Töchter“ vielfach für seine realistische Darstellung von Jugendkriminalität und deren sozialen Ursachen gelobt. Die lakonische Inszenierung und der Verzicht auf sensationsheischende Elemente machten diesen Fall zu einem der bemerkenswertesten in der Ära von Kommissar Casstorff.
Der Tatort Nummer 580 mit Hauptkommissar Casstorff aus Hamburg. Der ermittelt den Tod einer Vierzehnjährigen, ehemaliges Mitglied einer gleichaltrigen Mädchengang aus dem sozialen Brennpunktmilieu. Man wundert sich, dass diese Mädchen ein anderes Hobby pflegen und sich nicht für Klamotten, Make up, Pferde und kleine Jungs interessieren. Aber Mord. Das geht C. nun auch zu weit. Ein Tatort-Krimi der aufrüttelt und das Hamburger Zeitgeschehen der anfänglichen 2000ner Jahre realistisch brutal wieder spiegelt. Regie führte Daniel Helfer und das Buch stammte von Marc Blöbaum. Sehenswert.
Einer der besten Casstorff Folgen aus Hamburg mit ganz tollen Jungdarstellerin die alle samt zu überzeugen wissen. Ein trauriger und spannender Fall aus der Hansestadt wunderbare Unterhaltung. 5 Sterne