Kurz und knapp – darum geht’s
Eine junge Frau ist spurlos verschwunden und ihr Freund, ein Streifenpolizist, ist sich ganz sicher, dass sie ermordet wurde. Doch Kommissar Borowski findet zunächst keine Hinweise auf ein Verbrechen – bis eine verbogene Zahnspange unter einem Schrank zum entscheidenden Beweis wird. Die Ermittlungen führen in die unmittelbare Nachbarschaft, wo hinter der Fassade einer freundlichen Tierärztin eine zutiefst gestörte Persönlichkeit lauert. Als Borowski der Wahrheit zu nahe kommt und die Mörderin mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, gerät er selbst in tödliche Gefahr und nur seine neue Kollegin Sarah Brandt kann ihn noch retten… Wie alles ausgeht, ist am 2. Oktober 2011 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.
Inhalt der Tatort-Folge „Borowski und die Frau am Fenster“
Allein in ihrem auf einem Feldweg geparkten Geländewagen sitzt die Tierärztin Charlotte Delius, hört Zarah Leander und schminkt sich sorgfältig. Als ein Motorrad vorbeifährt, folgt sie ihm mit überhöhter Geschwindigkeit. Der Fahrer entpuppt sich als der Streifenpolizist Hans Nielsson, der im Nachbarhaus wohnt und den sie jeden Abend heimlich mit dem Fernglas beobachtet. Hinter der Fassade der mitfühlenden Veterinärin, die armen Patienten schon mal die Behandlungskosten stundet, verbirgt sich eine obsessive Persönlichkeit mit mörderischen Absichten.
Als Nielsson eine neue Freundin, die junge Ukrainerin Valeska Orschanova, zu sich nach Hause bringt, vergiftet Charlotte zuerst seinen Hund, um in Kontakt zu kommen. Kurz darauf dringt sie – ganz in einen weißen Schutzanzug gehüllt – in das Nachbarhaus ein, tötet Valeska mit einem Elektroschocker und beseitigt akribisch alle Spuren. Der verzweifelte Nielsson meldet seine verschwundene Freundin bei der Kieler Mordkommission.
Der mürrische Kommissar Klaus Borowski hat zu diesem Zeitpunkt ganz andere Sorgen: Sein betrunkener Vorgesetzter Roland Schladitz hat sich nach einem Streit mit seiner Frau heimlich bei ihm einquartiert und will sich dort verstecken, während er offiziell im Urlaub ist. Diese absurde Wohngemeinschaft stellt Borowskis ohnehin schon chaotischen Alltag völlig auf den Kopf.
Bei der Untersuchung von Nielssons Haus findet Borowski unter einem Schrank eine verbogene Zahnspange – ein Beweis dafür, dass Valeska nicht freiwillig gegangen ist. Die Ermittlungen führen zunächst in eine falsche Richtung, als sich herausstellt, dass die vermisste Frau für einen Escort-Service gearbeitet hat und nicht, wie behauptet, Germanistik studierte. Auch Nielssons Vergangenheit als eifersüchtiger Ehemann macht ihn verdächtig.
Zeitgleich führt Borowski Bewerbungsgespräche für die Position seines Assistenten. Er entscheidet sich für Sarah Brandt, eine scharfsinnige Polizeianwärterin mit beeindruckenden Hacker-Fähigkeiten. Ihre erste Begegnung findet in der Kantine statt, wo sie – wie zwei Fremde, die kein Wort miteinander wechseln – vom selben Teller essen, bis Borowski mit Maggi nachwürzt und sie angewidert aufsteht. Diese wortkargen Norddeutschen und ihre eigenwilligen Kennenlernrituale gleichen einem stillen Tanz zweier Außenseiter, die sich erst noch aneinander gewöhnen müssen.
Bei seiner Befragung von Charlotte Delius fällt Borowski auf, dass sie behauptet, ihre Tochter Rosemarie arbeite als Ärztin in Afrika. Doch später gibt sie zu, dass die Tochter sie mit 17 verlassen hat. Als Sarah Brandt herausfindet, dass es für Rosemarie nie einen Pass gab, verdichtet sich der Verdacht.
Die Ermittlungen führen auch zu Harry Reens, einem verwirrten alten Bauern, der sich unter seinem Bett versteckt und von einer „Hexe“ fantasiert. Als er an einem Herzinfarkt stirbt, findet die Spurensicherung in der Schlammgrube seines Hofs nicht nur Valeskas Leiche, sondern auch die Überreste einer zweiten Frau – etwa 17 Jahre alt und seit rund 20 Jahren tot.
Borowski konfrontiert Charlotte mit seinen Erkenntnissen: Die zweite Leiche muss ihre Tochter sein. In diesem Moment bricht die mühsam aufrecht erhaltene Fassade der Tierärztin zusammen. Doch als sie begreift, dass Borowski ihr auf die Schliche gekommen ist, greift sie zum Elektroschocker und setzt ihn außer Gefecht. Während der hilflose Kommissar am Boden liegt und Charlotte eine tödliche Giftspritze vorbereitet, blickt Sarah Brandt durch die Fensterscheibe – wie einst die Mörderin selbst beim Beobachten ihres Nachbarn. Der Kreis schließt sich, als die junge Polizistin durch die Scheibe schießt und so das Leben ihres neuen Vorgesetzten rettet.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Borowski und die Frau am Fenster“ ist die 812. Folge der Krimireihe und wurde von der Nordfilm Kiel GmbH im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks produziert. Die Dreharbeiten fanden vom 1. bis zum 31. März 2011 in Kiel und Umgebung statt, darunter in zwei Einfamilienhäusern im Quarnbeker Ortsteil Stampe. Eine interessante Verbindung: Axel Milbergs Großvater Theodor Milberg war einst Besitzer von Gut Quarnbek.
In dieser Folge wird Sibel Kekilli als Polizeianwärterin Sarah Brandt in die Krimireihe eingeführt. Sie ersetzt damit Borowskis bisherige Partnerin Frieda Jung, gespielt von Maren Eggert, die in der Folge 761 („Tango für Borowski“) ausgestiegen war. Für Verwirrung bei manchen Zuschauern sorgte die Tatsache, dass Kekilli bereits in einer früheren Folge („Borowski und eine Frage von reinem Geschmack“) aufgetaucht war – aber die Figur der Sarah Brandt wird hier nun offiziell neu eingeführt.
Die Hauptgaststars der Folge sind Sibylle Canonica als psychopathische Tierärztin Charlotte Delius und Dirk Borchardt als Streifenpolizist Hans Nielsson. Canonica, die für ihre Darstellung viel Lob erhielt, verleiht der komplexen Täterfigur eine beunruhigende Tiefe, die an klassische Psychopathinnen der Filmgeschichte erinnert.
Der Film wurde von Stephan Wagner inszeniert, der auch unter dem Pseudonym Gunnar Wanne-Eickel als Editor fungierte. Das Drehbuch stammte von Sascha Arango, der bereits mehrere psychologisch ambitionierte „Tatort“-Episoden für den Kieler Ermittler geschrieben hatte.
Bei der Erstausstrahlung am 2. Oktober 2011 erreichte der Film beachtliche 6,17 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 20,3 Prozent. In der Gruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer wurden 1,59 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von 13,5 Prozent erzielt.
Kritiker lobten besonders die ungewöhnliche Erzählperspektive, die von Anfang an die Täterin zeigt und so den Fokus auf die psychologische Entwicklung legt statt auf die klassische „Whodunit“-Struktur. Die Chemie zwischen dem unterkühlten Borowski und seiner neuen, forschen Kollegin wurde als vielversprechend für kommende Folgen bewertet. Nach der Ausstrahlung beschrieben Kritiker den Film als gelungene Mischung aus Psychodrama und lakonischem norddeutschem Humor mit einer Prise Chabrol.
Warum kommt Denn die Tatort Folge 832: Falsch verpackt heute nicht auf einsfestival? Woran liegt das? Ist mir noch nie aufgefallen, dass eine Erstausstrahlung nicht am selben Abend auf einsfestival wiederholt wurde. Weiß jemand Rat? Grüße …
Gut ausgedacht, gut gespielt, durchwegs interessant, obwohl man ja bereits mehr weiß als in sonstigen Folgen. Die böse Tierärztin überzeugt voll.
Mochte ich sehr.
Dieser trockene Humor von Borowski in der Sendung ist einfach spitze. Insbesondere sie Stelle im Restaurante, wo er „denkt“, die junge Dame hätte ihm sein Essen weggenommen. Einfach super, ich lache noch am nächsten Tag darüber!
Die Kantinenszene ist ja wohl oscarreif!! Das gleiche Menü: kann schon mal passieren. Aber dazu das gleiche Getränk, auf derselben Seite platziert. Shit happens.
Endlich mal wieder kein Whodunit-Tatort (wer ist bloß der Mörder?). Dieser hier war klasse erzählt und lebte von der Spannung, dass der Zuschauer mehr wußte als Borkowski und Brandt. Exzellent.
Ein Klasse Tatort, tolle Darsteller, allen voran die Tieraeztin und der verwirrte Landwirt!!!
Herrlich! Erinnerte ein wenig an Neues aus Büttenwarder. Borowski/Milberg wird immer mehr zu meinem Lieblingsschauspieler.
Ein grandioser Tatort. Einer zum Aufheben.
immer noch einer meiner lieblingstatorte!
borowksi und brandt das erste mal (richtig) zusammen als fast-team, eine wunderbarspielende Sibylle Canonica als tierärztin, die zwar über ein totes pferd weint, aber menschen mit versteinertem gesicht umlegt-
wer tatorte mag, bei denen der täter von anfang an bekannt ist, MUSS „die frau am fenster“ sich anschauen
Dieser Tatort hat mich echt vom Hocker gehauen. Super spannend bis zum Ende, Borowski in Hochform, einzigartiger Humor, Drehbuch spitze, eine hervorragende Sibylle Canonica als „Hexe“. Diesen schaue ich mir bestimmt nochmals an. Volle 5 Punkte – wenn es ginge, würde ich noch mehr geben.
Das Durchhalten nach der ersten, etwas gewöhnungsbedürftigen Viertelstunde hat sich gelohnt. Eine schöne Krimi-Groteske. Nichts zum Knobeln (Täterin von Anfang an bekannt), aber jede Menge lakonischer Humor, ohne ins Alberne abzugleiten.
Subtil! Grandios! Hier stand wohl auch Hitchcock Pate! Suspense vom Feinsten!
Endlich kann ich mal wieder 5 Punkte vergeben! Hab diesen schlüssigen, megaspannenden Tatort gerade zum zweiten Mal gesehen und war wieder total begeistert. SO sollten Tatort-Filme sein! Gute Unterhaltung, gute schauspielerische Leistung, gute Ausstattung. Bitterer Ernst in einem packenden Psychodrama; etwas cooler, norddeutscher Humor, ohne wehzutun.
Wie jemand anders schon schrieb: ein Tatort zum aufheben! Freue mich schon auf das nächste Mal ansehen!!
PS: Gäbe es so etwas wie die besten 50 TO-Folgen, diese gehörte auf jeden Fall dazu!
Ein fast rundum gelungener Krimi voller Spannung und Komik vom feinsten. Die Darsteller überzeugen, vor allem die grandiose Sibylle Canonica. Etwas daneben ist die Figur der Sarah Brandt, die vom Drehbuchschreiber zwar nicht mit einem Lehrstuhl für Astropphysik bedacht wurde, aber mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten wohl auch dafür noch gut gewesen wäre. Hätte man diese Figur ein bißchen kleiner gesetzt, hätte auf den Quatsch mit den epileptischen Anfällen verzichtet werden können. Dieses Gebrechen dient ja doch nur der offensichtlich erforderlichen Relativierung der Figur. Brandt hätte doch einfach eine hübsche, erfolgreich lernende Anfängerin an der Seite eines kauzigen alten „Hasen“ sein können.
Dieser Tatort gehört wirklich zur Top-Ten der allerbesten Tatorte. Gestern habe ihn mir zum 4. mal in 3 Jahren angesehen, weil er so rundum gelungen ist: spannende Handlung, trotzdem humorvoll, tolle schauspielerische Leistungen mit einer perfekten Besetzung.
Spitze! So muss ein Tatort aussehen!
Ein exzellenter Tatort. Lange habe ich Sybille Canonica nicht mehr in einem Film gesehen, erinnere mich aber, dass sie schon früher großartig war. Hier ist sie einfach grandios. Auch das Skript und die Art, wie sich die Handlung entfaltet, ist wirklich gut und nicht vorhersehbar. Hübsch ist auch die angedeutete Dreiecksbeziehung Borowski-Brandt-Schladitz. Die Figur von Sarah Brandt erinnert in einigen Aspekten an Lisbeth Salander, das ist sicher so beabsichtigt, und Sibel Kekilli ist der Noomi Rapace ja auch äußerlich ähnlich. Ich finde übrigens, dass Sibel Kekilli hier recht gut spielt. Auch wenn Sie nicht immer die technisch perfekte Schauspielerin ist, hat sie eine herausragende Präsenz und bildet einen prima eigenwilligen weiblichen Gegenpart zu Borowski. Auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt und lieferen richtig gute Schauspielerei ab. Ich stimme allen zu, die diesen Tatort zu der Tatort-„Bestenliste“ zählen.
so gut kann Tatort sein
Der beste Tatort, den ich kenne. Mit Ausnahme vielleicht einiger alter „Finke“ Tatorte mit Klaus Schwarzkopf in der Hauptrolle und Wolfgang Petersen als Regisseur. Aber dieser hier ist auf mehreren Ebenen hervorragend. Die Schauspieler sind ausgezeichnet. Super gemacht!
Der Tatort Nummer 812, heute auf NDR, 21:45 h, natürlich Wiederholung. Ist ja auch Samstag. Die Kieler Kommissare Borowski und Brandt ermitteln, wobei Kommissarin Brandt als Neu-Einsteiger in die Mordkommission versetzt wird und ihre Sache von Anfang an gut macht. Akademische Morde werden begangen, dieses heißt nicht an Akademiker, sondern durch Akademiker. Besonders perfide hierbei, die mangelnde Motivlage. Ist aber in durchdachten Delikten dieser Gesellschaftsgruppe durchaus nicht unüblich. Presseberichte aus der Vergangenheit zeigen dieses immer wieder auf. Insgesamt ein nicht uninteressanter Tatort-Spielfilm, wobei mir die gesundheitlichen Schwierigkeiten der Kommissar-Anwärterin leichte Bedenken machen. Von Hauptkommissar Finke aus Kiel noch etwas entfernt, der konnte mit allen. Unvergessen seine Geister am Mummelsee. Ehrlich.
Seit „Reifezeugnis“ wissen wir, dass ein Tatort auch dann spannend sein kann, wenn der Zuschauer bereits weiß, wer der Täter war. So auch hier. Tolle Darsteller, tolle Darstellung
Eine der besten Tatorts mit Borowsky. Ich schaue mir immer die Tatort Sendungen mit Borowsky an; er ist mein Lieblingskommissar.
Erstklassige Folge mit Klaus Manchen als verrückter Bauer, sehr sehenswert! Auch seine Rolle als Veit (immer bereit) Bukow in Polizeiruf 110, Rostock zeigt was für ein klasse Schauspieler er ist.
Ein sehr, sehr guter Tatort.
Aber Blutdruck meßt man nicht mit Oberjacke an, wie im Endescene.
*Spoilerwarnung*
Aus Zufall stolperte ich auf dieses wahrscheinlich schon mehrmals wiederholte Glanzlicht der Tatort-Historie, die bereits 7 Jahre alte Folge „Borowski und die Frau am Fenster“.
Die Ausnahme-Qualität dieser Folge, mit einem von Anfang an fesselnden Psychogramm einer hochdifferenziert entwickelten Figur, nämlich der geradezu dämonischen Tierärztin (grandios verkörpert von der an Gestik und Mimik kaum zu übertreffenden Frau Canonica) wird konsequent bis zum Schluß aufrecht erhalten, als offensichtlich wird, mit welchem Zynismus die Täterin 2 junge Frauen in der Jauchegrube verklappt hat.
Dieser Horror wird äußerst sympathisch kontrastiert durch humoristische Elemente, wie Borowskis Untermietersituation. („Ja,,,,der ist da!“- und B. reicht Sch. das Telefon! Sch. steht augenblicklich knietief im Adrenalin, – Ein großartiges Kabinettstückchen).
Was ich im Vorfeld nicht wußte war, daß diese Folge die Ablösung von Borowskis bisherigem Gegenpart Frieda Jung durch Sibel Kekilli beinhaltete.
Dieser Auftritt hat mir die sonst genial konzipierte Folge fast verhagelt.
Mag es meiner bekennend politically unkorrekten, chauvinistischen Grundhaltung, geschuldet sein, was die Dauerpräsenz von jungen (nicht selten pubertär wirkenden) Kampfemanzen im Tatort und teils auch im PR 110 angeht, – jedenfalls fand ich den selbstgerecht-herablassenden Auftritt von Fräulein Brand, und wie sie die beiden Mitbewerber wie absolute Volltrottel dastehen ließ (Wer schreibt ernsthaft solche Szenen?), dermaßen überzeichnet, daß ich ihn genaugenommen gar nicht mehr ernstnehmen kann. Muß sowas sein? Haben sich hier wieder junge Frauen die feuchten Träume von satten Tritten in männliche Weichteile – im übertragenen Sinne – erfüllt?
*Frauenverachtung aus*
…und 50 Euro in die Chauvi-Kasse!
Wenn es gelingt, Borowskis Assistentin auf ein glaubwürdiges Maß an sachlicher Kompetenz und Ball-etwas-flacher-halten zu schrumpfen, könnte sich für mich ein Einstieg in das Retro-Schauen der alten Folgen dieses Teams richtig lohnen. Vor allem wenn sie mit so hochkarätigen SchauspielerInnen wie hier gezeigt besetzt sind.
Danke fürs Lesen!
Milberg und Cannonica sind grossartig, Kekilli gibt einen guten Einstand. Rundum ein spannender, humorvoller und sehenswerter Tatort. Borowski mustert sich zu meinem Lieblingsermittler.
Sibylle Canonica und Axel Milberg haben übrigens schon einmal zusammen in einem Film gespielt, und zwar in der Uni-Satire „Der Campus“, die man z. Z. auf „one“ ansehen kann. Da spielt Canonica eine Professorengattin, die aus einer verarmten preußischen Adelsfamilie stammt und die standestypischen Merkmale wie Standesbewußtsein, Selbstdisziplin, souveränes Auftreten, geistige und charakterliche Geradlinigkeit, Konventionalität, Familiensinn aufweist, während Milbergs Figur als intelligent, intrigant, hinterhältig und insgesamt als aalglatter Schweinehund, der aufgrund seines Ehrgeizes leicht zu manipulieren ist, erscheint. Beide geben ihre Figuren so großartig, daß man ihnen jeden Preis verleihen möchte. Noch kann man den Film holen.
Na also, geht doch! Kaum ist Arango wieder am Start, erfährt der Kieler Tatort wieder einen Auftrieb.
Sibylle Canonica spielt begnadet den lüstern-eifersüchtiger und diabolischer Racheengel (oder eher die Hexe), welche dabei über Leichen geht. Stellenweise hat sie mich optisch ein wenig an Christopher Lee erinnert.
Über ein paar kleinere Schwächen sehe ich gnädig hinweg (atmende oder noch zuckende Leichen). Auch war für mich zunächst nicht vollständig ersichtlich, wer denn nun ihre Tochter auf dem Gewissen hatte und das auch dieses Mal allzu konsequente Ende hätte ich mir ein wenig anders gewünscht. Doch sei es drum.
Einen Stern Abzug gibt es für die Schlamperei, dass keinerlei Bezug auf den vorletzten Tatort genommen wurde, in dem sich Borowski und Brandt zum ersten Mal begegnet sind. Hier scheinen sie sich überhaupt nicht zu kennen!
Und warum kann sich in dem Film keiner auf Nielssen oder Nielsson einigen???
Dennoch endlich wieder ein sehenswerter Borowski!
P. S.: Kleine Ergänzung, hatte ich vergessen: Schön, dass Thomas Kügel nach sechzehn Fällen endlich mal ein paar Facetten mehr ausspielen darf.
Richtig Guter Borowski Tatort. Auch die Sarah Brandt gefällt mir äußerst gut. 4 Sterne
Eine – zumindest für mich – zeitlos perfekte Kombination aus Krimi + Thriller + Drama + Komödie, Regisseur Stephan Wagner spricht vom „Schachspiel des Erzählens“ (tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-1630.html).
Insofern jederzeit immer wieder gerne unter meinen „Top-Ten“ der gesamten Tatort-Reihe immer wieder zu sehen ;o)
„Eine junge Frau ist spurlos verschwunden und ihr Freund, ein Streifen-Polizist, ist sich ganz sicher, dass sie ermordet wurde. Aber es gibt keine Hinweise auf ein Verbrechen. Hat der Polizist selbst etwas mit dem Verschwinden seiner Freundin zu tun? Borowski ahnt nicht, dass die Nachbarin des Polizisten, eine Tierärztin, das scheinbar perfekte Verbrechen begangen hat. Hinter der Fassade der mitfühlenden, freundlichen Tierärztin verbirgt sich eine zutiefst gestörte Persönlichkeit, die vor Mord nicht zurückschreckt. Und dabei äußerst raffiniert zu Werke geht. Mit Hilfe der jungen Polizei-Anwärterin Sarah Brandt gelingt es Borowski allmählich, das Geflecht aus Lügen und Täuschungen zu durchschauen. Als aber eine zweite Leiche auftaucht, nimmt der Fall eine überraschende Wendung und es kommt für Borowski zu einem gefährlichen Duell, in dem Sarah Brandt eine Schlüssel-Rolle spielt.“ (Text: ARD)
fernsehserien.de/tatort/folgen/812-borowski-und-die-frau-am-fenster-247862