Kurz und knapp – darum geht’s
Eisige Kälte beherrscht Münster, als eine stadtbekannte Hellseherin in einer verlassenen Villa tot aufgefunden wird – genau dort, wo sechs Jahre zuvor eine wohlhabende Familie spurlos verschwand. Kommissar Thiel und Professor Boerne müssen nicht nur mit der defekten Heizung in Boernes Haus kämpfen, sondern auch einen komplexen Fall entwirren, der sie tief in die Abgründe der Münsteraner Oberschicht führt. Als die Ermittler den entscheidenden Hinweis in den Aufzeichnungen des hellsichtigen Mordopfers entdecken, ahnen sie nicht, dass sie selbst ins Visier des Täters geraten könnten…
Inhalt der Tatort-Folge „Das zweite Gesicht“
Mit klammen Fingern und in dicke Decken gehüllt versucht Kommissar Frank Thiel, in seiner Wohnung zu überleben. Die Heizung im Hause seines Vermieters Boerne ist ausgefallen – ein Umstand, der bei zweistelligen Minusgraden zur existenziellen Bedrohung wird. „Wenn die Heizung bis morgen nicht repariert ist, verheizt dein Parkettboden den Rest des Winters“, knurrt Thiel seinen selbstgefälligen Vermieter an, während draußen der Frost die Fensterscheiben mit bizarren Mustern überzieht.
Der Winter fordert sein erstes Opfer: Ein Obdachloser wird steifgefroren aufgefunden. Ein Fall, den Thiels Assistentin Nadeshda Krusenstern übernehmen darf – ihre erste eigenständige Ermittlung, an der sie zu wachsen beginnt, während sie versucht, die Identität des Mannes ohne Ausweispapiere zu klären. Ihre sonst so pragmatische Art wird von einer ungewohnten Empathie für den namenlosen Toten abgelöst.
Doch die frostige Ruhe der Stadt wird jäh durchbrochen, als die stadtbekannte Hellseherin Roswitha Brehm tot in der unbewohnten Steinhagen-Villa aufgefunden wird. Die morbide Schönheit des verfallenden Anwesens bildet eine perfekte Kulisse für ein Verbrechen, das Thiel und Boerne tief in die Vergangenheit führt. Denn hier, in diesen von der Zeit vergessenen Räumen, verschwand vor sechs Jahren eine ganze Familie – die Eltern Steinhagen und ihr Sohn Christoph. Nur die Tochter Franziska, damals im Internat, überlebte – ein Umstand, der sie sofort unter Verdacht stellte, obwohl ihr ein Alibi Schutz bot.
„Die Frau ist nicht die Treppe hinuntergestürzt – sie wurde in den Tod geschickt“, verkündet Boerne mit seiner typischen Mischung aus Präzision und Theatralik, nachdem er Ketamin im Blut der herzkranken Wahrsagerin nachgewiesen hat. Ein tödliches Gift für jemanden mit ihrer Krankengeschichte. Die Fahndung nach dem Mörder gleicht der Suche nach einem Schatten in der Dunkelheit – keine Spuren, keine Zeugen, nur ein mysteriöses Notizbuch in Roswithas Wohnung, aus dem entscheidende Seiten fehlen.
Wie Gespenster vergangener Zeiten tauchen neue Figuren im Spiel auf: Dr. Hanno Mittenzwey, Dozent und Patenkind der Toten, der für die überlebende Steinhagen-Tochter Franziska die Villa verkaufen soll. Die junge Frau selbst, gespielt von Lavinia Wilson, bewegt sich durch die Szenen wie ein Rätsel in Menschengestalt – traumatisiert oder berechnend? Ein Opfer oder eine Täterin?
Der Fund eines weiteren Toten – Dr. Mittenzwey, scheinbar Opfer eines Verkehrsunfalls – führt die Ermittler zu einer Entdeckung, die dem Fall eine dramatische Wendung gibt: Im Kofferraum seines Wagens finden sie einen benutzten Spaten, an seinen Schuhen haftet rote Erde, und in seinem Stadtplan versteckt liegen die fehlenden Seiten aus Roswithas visionärem Tagebuch. „Diese Frau hat mit dem zweiten Gesicht gesehen, was wir mit dem ersten übersehen haben“, murmelt Thiel, während er die kryptischen Zeichnungen betrachtet.
Die Spur führt zu zwei vergrabenen Skeletten – endlich die sterblichen Überreste der Steinhagen-Eltern. Doch vom Sohn Christoph fehlt jede Spur, und die Ermittlungen führen Thiel und Boerne in einen Sumpf aus Lügen, falschen Identitäten und chiffrierten Botschaften in Zeitungsanzeigen. Als sie schließlich das letzte Puzzlestück finden, steht die Wahrheit vor ihnen – erschreckender und komplexer, als sie je vermutet hätten.
Hinter den Kulissen
Für den zehnten gemeinsamen Fall des beliebten Ermittlerduos aus Münster verpflichtete der WDR mit Matthias Seelig und Claudia Falk ein Autorenteam, das frischen Wind in die erfolgreiche Reihe bringen sollte. Seelig, der sich bereits durch den Grimme-preisgekrönten Psychothriller „Der Sandmann“ einen Namen gemacht hatte, schrieb ein geschickt verschachteltes Drehbuch, das klassische Krimielemente mit psychologischer Tiefe verband.
Die Dreharbeiten zu „Das zweite Gesicht“ fanden von Februar bis März 2006 in Münster und Umgebung sowie in den WDR-Studios in Köln statt. Der eisige Winter Münsters, der im Film eine so zentrale Rolle spielt, stellte die Produktion vor besondere Herausforderungen – die frostigen Atemwolken der Schauspieler waren jedoch keineswegs Spezialeffekte, sondern authentische Winterimpressionen.
Bei seiner TV-Premiere am 12. November 2006 erreichte der Film beeindruckende 7,84 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 20,7 Prozent entsprach. In der werberelevanten Zielgruppe schalteten 3,08 Millionen ein – ein Marktanteil von 13,0 Prozent. Regisseur Tim Trageser, der mit diesem Tatort sein Debüt in der renommierten Krimireihe gab, bewies sein Talent für die Balance zwischen Spannung und dem charakteristischen Münsteraner Humor.
Das Zusammenspiel von Axel Prahl als bodenständiger Kommissar Thiel und Jan Josef Liefers als selbstverliebter Rechtsmediziner Boerne wurde von Kritikern besonders gelobt – ihre schlagfertigen, oft makabren Dialoge und die Slapstick-Szenen rund um die defekte Heizung bildeten einen gelungenen Kontrast zur düsteren Mordgeschichte. Friederike Kempter als Assistentin Nadeshda Krusenstern erhielt in dieser Folge mehr Raum für charakterliche Entwicklung, während Lavinia Wilson als Franziska Steinhagen mit einer vielschichtigen Darstellung zwischen Verletzlichkeit und Kälte überzeugte.
Im Jahr 2011 wurde der Film schließlich auf DVD veröffentlicht, was Tatort-Fans die Möglichkeit gab, den komplexen Fall mit seinen überraschenden Wendungen noch einmal in Ruhe zu analysieren.
Thiel und Boerne in Höchstform! Wie immer ein klasse Tatort, sehr empfehlenswert!
Wie wir alle wissen ist Professor Boerne ist kein Mann für Kassenpatienten. Er liebt alles was Geld kostet, viel Geld und wenn er eben dieses verliert, kann das sehr, sehr lustig werden. ^^ Thiel auf der anderen Seite ist einfach nur KALT. Und bei unserem jetzigen Wetter, kann man irgendwie wunderbar sympathisieren… Ansonsten hätte der Folge bisschen mehr `X-Files Feeling´ bestimmt nicht schlecht getan. Nicht der beste Tatort aus Münster, aber sicherlich auch nicht der Schlechteste.
Hallo
Habe das Wichtigste verpasst, konnte nur bis in die Mitte gucken: Wer ist der Mörder…? Der Bruder? Und wer ist der Bruder?
Vielen Dank und Gruss!
anzdanz
Super tatort!!!
Hallo ,
habe auch nicht bis zum Schluss sehen können. Hat der Bruder die Eltern getötet? Wer hat die anderen beiden getötet? Und warum?
Danke für eine Antwort.
Gruß claudispider
Ich habe das Ende nicht verstanden: Hat der Bruder die Mutter getötet oder hat die Schwester gelogen? Und wer hat die anderen drei getötet? Und wieso wird im entscheidenden Moment genuschelt?
Der Tatort erinnert mich an „Weil sie böse sind“.
Es ist oft so, daß die freche Arroganz von einigen Reichen zum Fall führt……
Wie heißt der Wein, den Börne in der Gaststätte nach dem Mord an Mittenzwey bestellt ?
Er wollte einen Cote du Rhone.
Der Vater hatte sich selbst getötet, der Bruder daraufhin die Mutter, und die Schwester die Wahrsagerin, den Prof(?) und zum Schluss den Bruder.
Was ich nicht verstanden habe: Der Obdachlose scheint sich ja selbst umgebracht zu haben, nach dem, was sein „Kollege“ gesagt hatte (und dem Abschiedsbrief). Woher hatte der Bruder dann aber den Ausweis, den er ja zum Beispiel im Hotel verwendet hat?
Wenn ich richtig gehört habe, sagte Boerne etwas in einer indianischen Sprache. Den Zusammenhang weiss ich nicht mehr, aber es klang nach Lakota. Habe ich recht?
Ein echt super Tatort! Besonders gut gefallen hat mir die Geschichte mit dem Euro Beton:) Herrlich
aber dieser Tatort war nicht nur witzig er war auch spannend. Dann noch die Sache mit der Heizung und der Sonntagabend ist gerettet! Es lebe der Tatort Münster:D
Klasse Tatort, sehr lustig, wenn auch etwas schwer zu verstehen. Ich weiß immer noch nicht, wer jetzt der Bruder war… von dem sieht man nur einmal am Ende die Füsse, oder? und was hat Krafzyk mit dem Bruder und der Franziska Steinhagen zu tun?????
Trotzdem Fünf Sterne, wegen der extrem lustigen Nebenhandlung mit der Heizung!!
Der Tatort war Perfect! Sogar bis jetzt der beste! Auch wenn ich das Ende nich verstanden habe
Der Tatort war Perfect! Sogar bis jetzt der beste! Auch wenn ich das Ende nich verstanden habe, EGAL!
Er war trotzdem super, spannend und mal wieder lustig! Ich finde die besten Tatorte kommen von :
Thiel & boerne!
-Alva
Super! Ich mag die Muensteraner Tatorte eigentlich nicht, viel zu klamaukig. Diesen Tatort fand ich allerdings richtig gut! Die Geschichte mit der Heizung war einfach nur super. Der Tatort war lustig und spannend.
Wiederholung am 9.10.14. Gute, alte Bekannte trifft man gerne wieder!
Der Tatort Nummer 646, diesmal aus Münster. Neben Hauptkommissar Thiel hat nun auch Kommissarin Krusenstern einen Fall. Außerdem mit von der Partie: Professor Boerne und Staatsanwältin Klemm. Es geht um Kälte, einmal meteorologischer, einmal menschlicher Art. Aber bei der Vielzahl der Wiederholungen dieses Spielfilms aus Münster, kann man sich die Einzelheiten innerhalb und außerhalb um die herrschaftlichen Gemäuer einfach nur sparen. Diesen Tatort-Fernsehfilm kann man ohne Bedenken mehrmals sehen, bei einer leckeren Feuerzangenbowle, Pfeffernüssen und in spaßiger Gesellschaft. Sehenswert.
Eine der besten Münsteraner Tatorte. Witzig, interessante Geschichte, gut ausgearbeitete Charaktäre.
Einmal mehr eine unsägliche Episode aus Münster. Eigentlich nur für Freunde des billigen Klamauks auszuhalten, was ja auch die anderen Kommentare hier bestätigen, nach dem Motto ich habe zwar nichts verstanden, aber es war lustig. Es wirkte wie jeder Tatort Fan darf eine Szene einreichen und die pappt man dann mal fröhlich zusammen. Zum davon laufen!
Sehr sehenswert, vor allem aufgrund der großartig in Szene gesetzten Hellseherin!! Sie ist Dreh- und Angelpunkt des ganzen Geschehens, was diesem Tatort eine schön unheimliche Mystery-Atmosphäre verleiht. Als Kontrast dazu wirkt der Boerne-Thiel-Streit um defekte Heizkörper inmitten klirrender Winterkälte überhaupt nicht störend, sondern unterstreicht den Eindruck, dass es in diesem Fall um andere Empfindungswelten geht, die an einen Ausnahmezustand geraten sind. Auch wenn, da muss ich der Kritik recht geben, leider am Ende mehr Fragen offen bleiben, als durch die „Aufklärung“ beantwortet werden.
Trotzdem 5 Sterne.
Der beste Tatort! Spannend aber auch lustig! Super Schauspieler, allen voran Prof. Boerne und Frau Haller.
Dieser Tatort beginnt sehr spannend und bietet beste Unterhaltung. Leider wird die Handlung dann etwas konfus und das Ende enttäuscht dann auch. Die Dialoge sind manchmal bizarr, aber mit der richtigen Portion Humor und die Figuren sind unterhaltsam gezeichnet. Insgesamt sehr empfehlenswert.
Als fan der münsteraner fand ich diesen tatort sehr enttauschend. Mein einfaches gemüt hat hier die witzigen dialoge vermißt und die völlig verworrene mordserie war unklar und unaufgeklart. Der schlechteste börne-thiel-tatort von allen. Kannte ihn bisher nicht – also auch selten wiederholt – mit recht…
Liebe Tatortfans!!!
Nachdem „Das Zweite Gesicht“ erst neulich wiederholt wurde, erlaube ich mir, möglicherweise die herrschende Verwirrung etwas zu entwirren?
Der Vater hatte sich nach einem sehr heftigen Streit mit seiner Frau selbst erschossen. Der Sohn wurde Zeuge und hat daraufhin in rasender Wut seine Mutter erschossen. Sich stellen und die Konsequenzen tragen war aber so nicht sein Ding, also ermordete er auch den Obdachlosen, indem er ihn mit Wasser übergoß und erfrieren ließ. Wie die Ermittler anhand alter Fotos herausfanden, kannten sich die beiden aus Kindertagen, und der Sohn, bzw. Bruder nutzte die Identität des Obdachlosen, sich eine neue Existenz zu verschaffen.
Das wiederum paßte der Schwester nicht, die ihren Bruder vergöttert und Angst hatte, von ihm verlassen zu werden, weshalb sie ihn dann erschossen hat.
Die Wahrsagerin mußte dran glauben, weil sie „gesehen“ hatte, wo die Leichen der Eltern vergraben waren. Und da kommt der spinnerte Nachbar ins Spiel, der alles und jeden beobachtet hatte, der die alte Dame aufsuchte und genau aufgeschrieben hatte, daß die Schwester bei der Wahrsagerin war. Ich denke, die Schwester hat die Wahrsagerin getötet, um ihren Bruder zu schützen. Sie hatte wohl Angst, die Dame könnte noch mehr „sehen“…
Und deshalb hatte sie wohl auch den Prof überfahren, weil sie wußte, daß er an die Fähigkeiten seiner Tante glaubte und vielleicht noch tiefer graben würde…
Euch allen ein schönes neues Jahr an dieser Stelle!!! Weiter so!!!
Ich freu mich schon auf den neuen Fall aus Köln. 😄