Kurz und knapp – darum geht’s
Nach einem Feuerwehrball im niedersächsischen Jesteburg wird die zwölfjährige Pauline Kandis tot in einem nahegelegenen Fluss gefunden – nicht ertrunken, sondern durch einen gezielten Schlag getötet. Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm vom LKA Niedersachsen muss in einer abgeschotteten Dorfgemeinschaft ermitteln, in der niemand glauben will, dass einer der ihren für den Tod des Mädchens verantwortlich sein könnte. Als die Kommissarin einem unscheinbaren Kieselstein als möglicher Tatwaffe auf die Spur kommt, gerät sie selbst ins Visier des jugendlichen Täters…
Inhalt der Tatort-Folge „Pauline“
Hartnäckiger Nieselregen fällt auf das kleine Dorf bei Jesteburg, während Charlotte Lindholm erkältet und mit getrübter Laune aus ihrem Dienstwagen steigt. Die tote Pauline liegt bereits in der Rechtsmedizin – ein blasses, leblos gewordenes Kind, das viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde. Die stets kühle und professionelle Kommissarin, die sonst mit analytischer Schärfe an ihre Fälle herangeht, fühlt sich von Anfang an berührt von diesem Kindsmord, auch wenn sie sich das nicht eingestehen will.
„Überall zähflüssige Normalität“, konstatiert Lindholm, während sie durch die verschlafenen Straßen fährt. Doch unter der idyllischen Oberfläche brodelt es. Das Dorf schützt seine Geheimnisse wie eine Festung – jede Frage der Kommissarin trifft auf eine Mauer aus Schweigen oder Halbwahrheiten. Die örtliche Polizistin Katharina Lichtblau, selbst emotional verstrickt, will nicht wahrhaben, dass der Mörder einer von ihnen sein könnte: „Ich kann Ihre Idylle nicht retten“, warnt Lindholm ihre Kollegin.
Auf dem heruntergekommenen Hof der Familie Kandis schlägt Lindholm die Atmosphäre von Verlust und Vernachlässigung entgegen. Seit die Mutter Marta die Familie verlassen hat, kämpfen Vater Bruno und Großvater mit dem wirtschaftlichen Überleben. Nele, Paulines ältere Schwester, versucht den Alltag zusammenzuhalten wie losen Sand, der ihr zwischen den Fingern zerrinnt. Wie viel wusste sie von Paulines Schwärmerei für ihren Freund Sven Forthmann? Als Lindholm Paulines vergessene Jacke auf Svens Reiterhof entdeckt, verdichten sich die Schatten des Verdachts.
Die Gerichtsmedizin liefert verstörende Erkenntnisse: Pauline wurde nicht sexuell missbraucht, war aber keine Jungfrau mehr. Unter ihren Fingernägeln finden sich fremde DNA-Spuren – ein stummer Zeuge ihres letzten Kampfes. Der Patenonkel Guntram Schollenbruch, der die Leiche fand, zeigt ein ungewöhnliches Interesse an Minderjährigen, während der Dorfjunge Moritz, mit dem Pauline auf dem Ball tanzte, merkwürdig verschlossen wirkt.
Die Ermittlungen gleichen einem Gang durch ein Labyrinth aus Verdächtigungen und falschen Fährten. Als plötzlich der Großvater sich in der Scheune erhängt, droht der Fall wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen. Doch Lindholm hält unbeirrt an ihrer Suche fest. Ein unscheinbarer Kieselstein, der nicht in die Flusslandschaft passt, wird zum entscheidenden Puzzlestück. Wie ein einsamer Wanderer, der endlich den richtigen Pfad findet, erkennt die Kommissarin, dass nur eine Steinschleuder in den Händen eines Kindes die tödliche Verletzung verursacht haben konnte…
Hinter den Kulissen
Der vom NDR produzierte Tatort „Pauline“ ist der neunte Fall für Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm, verkörpert von Maria Furtwängler. Die Dreharbeiten fanden vom 22. November bis zum 22. Dezember 2005 in Niedersachsen statt, wobei die atmosphärische Herbst- und Winterstimmung des norddeutschen Flachlands gezielt für die düstere Grundstimmung des Films genutzt wurde.
Für diesen Fall konnte der renommierte Regisseur Nikolaus Stein von Kamienski, kurz Niki Stein genannt, gewonnen werden, der zuvor bereits erfolgreiche Tatort-Konzepte für den WDR und HR entwickelt hatte. Das Drehbuch stammte aus der Feder von Martina Mouchot, die gemeinsam mit Stein ein komplexes Beziehungsgeflecht ländlicher Strukturen entwarf.
Die Besetzung glänzt mit einem Ensemble erstklassiger Schauspieler: Neben Maria Furtwängler sind unter anderem Corinna Harfouch als Paulines Mutter, Martin Wuttke als Vater Bruno Kandis, Wotan Wilke Möhring als Sven Forthmann und die junge Anna Maria Mühe als Nele zu sehen. In weiteren Rollen überzeugen Johanna Gastdorf als Dorfpolizistin sowie Thomas Arnold als verdächtiger Patenonkel.
Bei seiner Erstausstrahlung am 24. September 2006 erreichte „Pauline“ beachtliche 9,36 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 27,3 Prozent für Das Erste. In der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen verfolgten 3,12 Millionen Menschen den Film, was einem Marktanteil von 20,7 Prozent entsprach.
Für ihre schauspielerische Leistung in dieser Folge sowie im Tatort „Das namenlose Mädchen“ wurde Maria Furtwängler 2007 mit dem Deutschen Fernsehpreis als Beste Schauspielerin ausgezeichnet. In Interviews betonte die Schauspielerin später, wie anspruchsvoll die Rolle für sie gewesen sei: „Morde an Kindern sind besonders schlimm […] Auch meiner Kommissarin Charlotte Lindholm macht der Mord an der 12-jährigen Pauline mehr zu schaffen als sie sich eingestehen will.“
Eine Besonderheit der Produktion war die bewusste Entscheidung von Autorin und Regisseur, den Mord selbst nicht zu zeigen. „Gewalt gegen Kinder sollte man im Grunde gar nicht im Fernsehen zeigen“, betonte Niki Stein in einem Interview und fügte hinzu: „Ich finde es bereits schlimm, wenn in Filmen und Serien zu sehen ist, wie Kinder bedroht werden.“
Der Tatort ist ganz ordentlich mit einem überraschenden Ende. Gut gemacht. 3 Sterne.
Der Tatort 640 mit der Hauptkommissarin Lindholm aus Hannover. Als Beauftragte des Landeskriminalamtes ermittelt sie in dörflicher Gegend, ohne dabei ihren langjährigen WG-Partner länger aus den Augen verlieren zu müssen. Ein Mädchen, gerade einmal im 12. Lebensjahr stehend, ist getötet worden, ein augenscheinlicher Mord in harmonisch wirkender Idylle. Durch ihre erforderlichen Ermittlungen stößt KHK L. auch auf familiäre Abgründe, ländliche Aggressivität und Brutalität. Mehr und mehr bringt sie Licht in diesen sehenswerten Tatort-Thriller und deckt die Umstände an den Mord der kleinen Pauline auf. In Erstsendung schon gesehen, halte ich diesen Fernsehfilm für beklemmend und tragisch. Starke, schauspielerische Leistungen der beteiligten Personen.
Ein interessanter Tatort. Gute Story mit der Dorfpolizistin, und den vielen Möglichkeiten für einen Täter. Kein Laienspiel ,starke Schauspieler !
„Sehr Schön“ und Gute Unterhaltung !
This TO is set in one of the worst places Lindholm has had to visit. A dark and gloomy village full of people who don’t speak. I like the way it’s filmed in or just after the rain, and there is a great scene where Lindholm visits a family that sits around the table lit by only one lamp, as in a painting.
Lindholm doesn’t seem to be very popular, but I think she is one of the best. She seems cold but Maria Furtwangler has a way of giving her a human side as well. And I like the way she manages with all the sexism around her. They should get rid of Martin though, or give him something to do. The only reason for Martin to show up every now and then is to give the film a little lightness and I don’t think Lindholm needs that.
Ein ruhiger und ein richtig guter Tatort aus Niedersachsen. Der Fall gehört zu den besten Lindholm Fällen aus Hannover. 5 Sterne dafür
Guter, alter Lindholm-TO. Damals wurden ihre Fälle noch in der ‚Pampa‘ gelöst (das war besser!) und ihr – lt. eigener Aussage schwuler – WG-Genosse Martin durfte auch mitspielen (als schmückendes Beiwerk oder doch eher als ‚Tölpel vom Dienst‘?).
Hatte ich damals schon gesehen und wieder vergessen. Doch im Vergleich zum mehr als dürftigen und belanglos gestalteten Stuttgarter Tatort vom vergangenen Sonntag hat sich das nochmalige Ansehen dieser alten Lindholm-Folge durchaus gelohnt. Ganz besonders gefiel mir, wie Charlotte Lindholm den lüsternen Pastor zusammengefaltet hat :-)