Das Krimi-Flaggschiff der ARD navigierte 2020 durch unruhige Gewässer. Zwischen Corona-Einschränkungen und Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum bot die Reihe Höhen und Tiefen – und einen überraschenden Quotenerfolg.
Münster dominiert die Zuschauergunst
Wenig überraschend führte das Münsteraner Duo Thiel und Boerne auch 2020 die Quotencharts an. Ihr Fall „Limbus“ lockte 13,15 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme – Bestwert des Jahres. Doch der vermeintliche Publikumsliebling zeigte Ermüdungserscheinungen: Der Weihnachtsfall „Es lebe der König!“ stieß auf gemischte Reaktionen. Kann das Konzept der Klamauk-Krimis noch lange tragen?
Jubiläum im Schatten der Pandemie
Das 50. Jubiläum der Reihe fiel mitten in die Corona-Krise. Der aufwendig produzierte Doppelfall „In der Familie“ verband Teams aus Dortmund und München – ein ambitioniertes Projekt, das die Produktionsbedingungen unter Pandemie-Auflagen auf die Probe stellte. Das Ergebnis: Ein solider Krimi, der die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte.
Experimentierfreude und Konventionen
Einige Teams wagten sich 2020 auf experimentelles Terrain. Der Weimarer Fall „Der letzte Schrey“ spielte mit Krimi-Konventionen, während Dresden in „Parasomnia“ Horror-Elemente einbaute. Kontrastprogramm bot Ludwigshafen: Lena Odenthals Einsatz „Unter Wölfen“ bediente altbekannte Muster – nicht immer zur Freude der Kritiker.
Neue Gesichter, alte Bekannte
Das Schweizer Team um Tessa Ott und Isabelle Grandjean gab 2020 sein Debüt. Ihr Einstand „Züri brännt“ zeigte Potenzial, muss sich aber noch beweisen. In Saarbrücken ermittelten Adam Schürk und Leo Hölzer erstmals – mit durchwachsenen Reaktionen. Derweil verabschiedete sich Aylin Tezel alias Nora Dalay aus Dortmund – ein herber Verlust für das dortige Ensemble.
Corona-Krise als kreative Herausforderung
Die Pandemie zwang die Macher zu Anpassungen. Drehstopps und Hygienekonzepte prägten die Produktion. Sichtbar wurde dies etwa im Münchner Fall „Lass den Mond am Himmel stehn“, wo Abstandsregeln die Inszenierung beeinflussten. Kreative Lösungen waren gefragt – nicht immer gelangen sie überzeugend.
Fazit: Tatort trotzt der Krise
Trotz widriger Umstände bewies der Tatort 2020 seine Robustheit. Die Quoten blieben stabil, einzelne Folgen überzeugten durch innovative Ansätze. Dennoch offenbarten sich Schwächen: Routinierte Erzählmuster und unausgegorene Experimente sorgten für Kritik. Die Reihe steht vor der Herausforderung, sich zu erneuern, ohne Stammzuschauer zu verprellen. 2020 zeigte: Der Patient Tatort ist vital – aber nicht ohne Gebrechen.