Kurz und knapp – darum geht’s
Nur wenige Wochen vor seiner regulären Entlassung nutzt der Häftling Dieter Brodschella eine Arbeitsgelegenheit außerhalb des Gefängnisses zur Flucht – angetrieben von einem unbändigen Verlangen nach Rache. Sein Ziel: Werner Kresch, der mächtige „König von Niederau“, auf dessen Grundstück Brodschellas Freundin einst tot aufgefunden wurde. Kommissar Finke wird in das abgelegene schleswig-holsteinische Dorf geschickt, um den Flüchtigen zu fassen und gleichzeitig den gefährdeten Kresch zu schützen – ein fast unmögliches Unterfangen in einem Ort, wo alle miteinander verwandt sind und schweigen. Als Finke beginnt, in den dunklen Geheimnissen des Dorfes zu graben, gerät er selbst zwischen die Fronten eines tödlichen Konflikts…
Inhalt der Tatort-Folge „Jagdrevier“
Nebel kriecht über das Moor, während Dieter „Ditsche“ Brodschella den Moment der Unachtsamkeit seiner Wärter beim Torfstechen nutzt und in die Freiheit flieht. Die karge, windgepeitschte Landschaft Schleswig-Holsteins mit ihren verlassenen Kiesgruben, alten Scheunen und verfallenen Höfen wird sein Versteck und zugleich sein Jagdrevier.
Kommissar Finke, ein Mann mit ruhiger Stimme und scharfem Verstand, trifft in Niederau ein – ein Dorf, das unter der Knute des Immobilienbesitzers Werner Kresch steht. Finke bezieht Quartier in der einzigen Gastwirtschaft des Ortes, ausgerechnet bei Brodschellas Schwester Ina und ihrem Mann. Von Anfang an spürt der Kommissar die Mauer des Schweigens, die sich vor ihm aufbaut. „Sie werden bei den Leuten hier, schätze ich, wenig Hilfe finden. Also wir sind hier eigentlich alle irgendwie miteinander verwandt“, erklärt ihm der örtliche Polizist Heise – selbst Stiefschwager des Gesuchten.
Finkes beharrliche Art und sein untrügliches Gespür für Ungerechtigkeiten lassen ihn nicht ruhen. Was auf den ersten Blick wie ein einfacher Fall eines flüchtigen Häftlings wirkt, entpuppt sich als komplex verwobenes Netz aus Verdächtigungen, Vergeltung und Vertuschung. Die Jagd nach Brodschella gleicht dem Versuch, einen Fisch mit bloßen Händen im trüben Wasser zu fangen – immer wieder entgleitet er Finke in letzter Sekunde.
In der stickigen Enge des Dorfes, wo jedes Wort gewogen und jeder Fremde misstrauisch beäugt wird, erfährt Finke von verstörenden Vorfällen: Eine alte Frau nahm sich das Leben, nachdem Kresch ihre Miete drastisch erhöht hatte. Die 15-jährige Heike wurde im Haus des mächtigen Grundbesitzers vergewaltigt – offiziell durch einen Landstreicher, doch das Dorf munkelt anderes.
„‚Sie verwechseln vielleicht ganz einfach die Personen'“, wirft Finkes Vorgesetzter Oberrat Mertens ihm vor und versucht, ihn zur Konzentration auf den eigentlichen Auftrag zu bewegen. Doch der eigensinnige Kommissar kann die Zusammenhänge nicht ignorieren. Während Brodschella von seinen Freunden Molli, dem taubstummen Szenka und Pitti, der Schwester seiner toten Freundin, mit Nahrung und Waffen versorgt wird, verfolgt er unbeirrbar seinen Racheplan.
Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Flüchtigen und dem Kommissar erreicht seinen Höhepunkt, als Finke bei der Verfolgung Brodschellas in einer Kiesgrube verschüttet wird – und ausgerechnet der Gejagte ihm das Leben rettet. Ein paradoxes Band der gegenseitigen Schuld verbindet fortan die beiden Männer.
Kresch, der nicht länger auf den Schutz der Polizei vertrauen will, bewaffnet sich selbst und beginnt, nach Brodschella zu suchen. In der bedrückenden Atmosphäre des Dorfes, wo die schwarz-weißen Moralvorstellungen der Obrigkeit auf die schattenhaften Grautöne der Dorfgemeinschaft treffen, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Als Kresch und Brodschella in einer alten Scheune aufeinandertreffen, fliegen die Kugeln – mit unvorhergesehenen Folgen für alle Beteiligten…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Jagdrevier“ wurde 1973 unter der Regie des späteren Hollywood-Regisseurs Wolfgang Petersen gedreht, der mit Filmen wie „Das Boot“ und „Air Force One“ internationale Bekanntheit erlangen sollte. Die atmosphärisch dichten Aufnahmen entstanden hauptsächlich im Ortskern und der Umgebung der Gemeinde Wohlde in der Landschaft Stapelholm im äußersten Südwesten des Kreises Schleswig-Flensburg in Schleswig-Holstein. Die heutige Muhls Gaststätte diente als Drehort für den dörflichen Gasthof. Für die eindrucksvollen Szenen in der verlassenen Kiesgrube wählte das Produktionsteam ein Gelände am Waldweg westlich von Bergenhusen. Das imposante Anwesen des Immobilienspekulanten Kresch wurde hingegen in einer Villa am Ortsrand von Nindorf in der Gemeinde Hanstedt im Landkreis Harburg (Niedersachsen) gefilmt.
In dieser 29. Folge der Tatort-Reihe verkörperte Klaus Schwarzkopf zum dritten Mal den klugen und beharrlichen Kommissar Finke. An seiner Seite brillierte der damals noch junge Jürgen Prochnow als flüchtiger Häftling Dieter Brodschella, der später durch seine Rolle als U-Boot-Kommandant in Wolfgang Petersens „Das Boot“ weltberühmt wurde.
Eine besondere Kuriosität der Folge ist der Gastauftritt von Kommissar Kressin – allerdings nicht als tatsächliche Figur im Film, sondern als Tatort-Folge im Tatort: Die Dorfbewohner und Finke schauen gemeinsam die Episode „Kressin und die Frau des Malers“ im Fernsehen der Dorfschenke an.
Die Erstausstrahlung des Tatorts „Jagdrevier“ am 13. Mai 1973 im Ersten etablierte die noch junge Krimireihe weiter im Bewusstsein der deutschen Fernsehzuschauer. Die intensive Auseinandersetzung mit den sozialen Spannungen auf dem Land und die ambivalente Darstellung von Recht und Gerechtigkeit machten den Film zu einem der bemerkenswerten frühen Tatort-Episoden, die auch über 50 Jahre später noch das Publikum fesseln.
Besetzung
Kommissar Finke – Klaus Schwarzkopf
Jessner – Wolf Roth
Kresch – Walter Buschhoff
Dieter Brodschella – Jürgen Prochnow
Ina Lenz – Vera Gruber
Heise – Uwe Dallmeier
Heinz – Karl-Heinz von Hassel
Mertens – Werner Nippen
Stab
Drehbuch – Herbert Lichtenfeld
Regie – Wolfgang Petersen
Kamera – Nils-Peter Mahlau
Musik – Nils Sustrate
Bilder: NDR/Sachse
Für mich der beste Tatort aller Zeiten!
Heute will jeder Power und Action … diese Folge ist an Langsamheit und Trägheit nicht zu überbieten. Und genau dies macht sie prickelnd – klingt verrückt, aber wer die Folge kennt, wird es gern bestätigen wollen …
Weiß zufällig jemand, wo die schöne, weiße Villa von Kresch steht? Würde mich interessieren, wenn ich mal in der gegend bin.
der Film wurde damals in Wohlde, (Schleswig Holstein) gedreht.
Einer der besten Tatort Filme überhaupt, für heutige Zeiten allerdings
nicht mehr vorstellbar, diese Ruhe und Langatmigkeit, trotzdem jederzeit
Spannung und Realitätsnahe Handlung.
Ich habe fast alle Tatort Filme aus den 70er und 80er Jahren, dass allerdings durch viel Glück und leider auch viel Arbeit.
Mein ehemaliger Nachbar hat sich damals den ersten brauchbaren Videorecorder gekauft und eigentlich fast jede Folge aufgenommen und archiviert. In den letzten Jahren haben wir die meisten Filme aufwendig digitalisiert und jetzt auf Festplatte archiviert.
Die Qualität ist allerdings fast immer nur durchgehend befriedigend, aber immerhin nach der langen Zeit.
Der Tatort „Jadgrevier“ spielt in dem Dorf Wohlde, irgendwo dort muss auch die „Kresch-Villa“ liegen. Ich halte gerade diese Folge für eine der besten, sie überträgt die Mentalität der Menschen dieser Region sehr feinsinnig; dazu lange, ruhige Einstellungen, die Musik von Nils Sustrate mit der melancholischen Mundharmonika. Sehr wirkungsvoll auch der plötzliche Abriss der Musik, als Kommissar Finke den gesuchten Brodschella (Jürgen Proochnow in jungen Jahren) in der Kiesgrube antrifft.
Als Intermezzo dann der „Tatort-Auftritt“ von Zollfahnder Kressin im Röhren- Fernseher der Dorfkneipe, den Kommissar Finke gelangweilt verfolgt. Und Uwe Dallmeier als Dorfpolizist. Eine klasse Besetzung und ein Drehbuch von Herbert Lichtenfels, die wieder zeigt, dass es nicht wilder Effekte und psychologischer Verwirrspiele bedarf, um einen sehr guten Tatort zu machen. Leider kriegt das die ARD heute mit ihren (teuren und „was-kann-man-dem-Zuschauer-noch-an-Kopien-aus-der-Privatfernsehwelt-zumuten“) überfrachteten Tatorten hin.
Leider zählt nur noch Effekthascherei, die nicht die fehlende handwerkliche Qualität der Substanz kompensieren kann!
oops da fehlte das „nicht“…die ARD kriegt es leider NICHT mehr hin! teilweise sind die neuen Tatorte unerträglich schlecht.
den Jagdrevier -Tatort, wie sämtliche Kommissar Finke Tatorte (=Klaus Schwarzkopf), gibt es in der Wolfgang Petersen DVD-Edition zu kaufen!
Die Serie „Jagdrevier“ gehört meiner Meinung nach zu einem der besten Tatort-Filme überhaupt!
Da ich selbst in Schleswig Holstein lebe und hier auch aufgewachsen bin, fühle ich mich mit der hiesigen Mentalität der Menschen sehr verbunden. Gerade in diesem Tatort wird der spezielle Eigensinn und die nicht seltene Sturheit der Norddeutschen sehr gut dargestellt und wiedergegeben.
Schade ist, dass „Jagdrevier“ nur äußerst selten gezeigt wird, wie alle weiteren Klassiker von Wolfgang Petersen auch.
„Kommissar Finke, ich vermisse dich sehr!“
Wolfgang Petersen legte hier alle Qualitäten, die Jahre später auch „Das Boot“ auszeichneten, an den Tag. Vor allem Spannung, die sich weniger aus dem Warten auf den nächsten Gewaltakt, als aus der durchgehend beklemmenden, klaustrophoben Atmosphäre ergibt.
Die Finke Tatorte aus Kiel , sind meine Lieblings Tatorte.
Coole verlassene Locations , wortkarge Leute, cooler Sount ,
Spannung ohne zig Tote, und übertriebene Gewalt.
AuflöSung der Fälle ohne Handy und Computer.
Ist ja eher ein Western als ein Krimi. Hat mir sehr gefallen.
top
Die Handlung um das Hauptthema: jemand will mit einem anderen abrechnen, erinnert mich stark an Western à la „Zwölf Uhr mittags“, ins norddeutsche Flachland versetzt.
Wirkt ein bißchen abgekupfert.
Der Tatort 029 mit Hauptkommissar Finke aus Kiel als Hauptfahnder in einem Einöd – Dorf in Schleswig Holstein. Er jagt einen Sohn des Dorfes, ein ausgebrochener Zuchthäusler und Rächer seiner toten Freundin. Aber nicht genug, KHK Finke, dieser Sausebraus, bearbeitet telefonisch noch einen zweiten Fall, zankt sich deshalb auch noch mit seinem Oberrat – der ist mehr – am Telefon rum. Ein ungewöhnlich agiler KHK F. in diesem Land-Thriller, er rennt, er kämpft, er schießt! Letztlich siegt die Gerechtigkeit, gottlob. Alles wirkt etwas alt-backend, aber der Nostalgie wegen sicherlich sehenswert und für die Schublade auch zu schade.
Ein Genuss wieder mal einen alten Tatort zu sehen,leider werden diese selten gezeigt
Tolle Schauspieler, sogar Walter Buschhoff, der nette Vincenz Bieler aus Forsthaus Falkenau ist dabei und noch Wolf Roth mit schwarzen Haaren. Lange ist’s her.
Ich mag Veigl, Marek, Konrad, Kressin, Gerber aber mit Finke, Trimmel und Haferkamp kann ich nicht viel anfangen. Empfinde dieses Tatort höchstens als mittelmäßig
Ich weiß nicht, ob ein Vorgesetzter in der Wirklichkeit tatsächlich nur einen Mann alleine zur Suche eines geflüchteten Strafgefangenen in die Weiten des flachen Landes geschickt hätte, grade dann, wenn man vermutet, dass dieser einen Racheakt begehen wird.. Ich vermute eher, da wären eher gleich die Hundertschaften zum Einsatz gekommen, die zum Schluss ja auch vorkamen, kurz bevor Brodschella sich stellte. Macht aber nichts, der Film ist trotzdem einer der besten der Tatort-Reihe, vor allem wegen der liebevollen Zeichnung der Einzelfiguren. Es hätte ja auch etwas gefehlt, wenn Finke gleich die dicke Unterstützung bekommen hätte. Der Kommissar muss sich dann ja auch nicht nur mit der Größe des Suchgebietes auseinandersetzen, sondern auch damit, dass das halbe Dorf inklusive Zimmerwirtin und Dorfpolizist mit Brodschella verwandt ist… oder sowieso auf seiner Seite, weil man den Kresch eh für einen unangenehmen Zeitgenossen hält. Dieser macht sich zu allem Überfluss sogar noch über Finke lustig, als eine Festnahme scheitert und der Polizist sich vom Gesuchten auch noch das Leben retten lassen muss.
Mit seinen Bildern und seiner Musik schafft dieser Film, dass ich etwas fühle, wenn ich ihn sehe. Das hat zum einen damit zu tun, dass ich selber in einem norddeutschen Dorf der 80er aufgewachsen bin, wo ich noch vieles wieder erkenne, auch mit den Leuten untereinander und so. Doch vor allem liegt es daran, dass er einfach gut gemacht ist.
Ich habe als Schüler mit gespielt. Heute bin ich 61 und kann mich noch sehr gut dran erinnern.
Angenehm anzusehen, ein Tatort, den ich noch gar nicht kannte. Die Handlung war zwar recht überschaubar und man war stets auf der Höhe der Zeit, will sagen: Überraschung Fehlanzeige. Dennoch, schauspielerisch super und die Erzählweise sowie Kameraführung eine Augenweide.
Volle Punktzahl.
Wiederholt am 13.02.2021 im NDR
Diese alte Tatort-Folge (Erstaussstrahlung im Mai 1973; kurz vor der damaligen ersten OPEC-Ölpreiskrise u. einigen daraufhin stattfindenden Sonntagsfahrverboten) ist im wahrsten Sinne eine kleine Perle.
Erwähnenswert ist u.a. die kurze Szene mit der Kuh Siegline. Welche auf der Weide, von Brodschella, per Hand gemolken wurde und kurze Zeit später den Bauern nachdenklich stimmte, da sie offenkundig nicht mehr in der Lage war, erwartungsgemäß Milch abzugeben. Der Bauer aber die feste Meinung vertritt, dass Sieglinde gesund sei und nur ein Handmelken im Vorfeld der Grund für das Ausbleiben der Milch sein könnte. Dieses Geschehnis (mit Sieglinde) stellte damit den ersten Hinweis auf den möglichen Aufenthaltsort von Brodschella dar, dem wurde jedoch nicht weiter ernsthaft nachgegangen.
So etwas in einen Krimi einzubauen ist doch einfach herrlich!
Endlich mal im TV, diese Folge fehlte mir noch in der Finke-Reihe.
Aber ach: Da hatte man sich hier im Hause auf einen schönen Krimi gefreut, und schlug schon beim Vorspann die Hände über dem Kopf zusammen: Welcher Id… ähh Hornochse hat denn aus dem originalen 4:3 ein 16:9-Format verbrochen? Der gehört für solch‘ Banausentum geteert & gefedert! Ist das auch auf den Kauf-DVDs so? Wenn ja, ein Grund sie nicht zu kaufen.
Leider hat auch der rbb bei seinen „überarbeiteten“ Neuauflagen dieser Unsitte gefrönt. Warum überläßt man die Wahl nicht dem Zuschauer? Da gibt’s auf der Fernbedienung doch ein Knöpfchen, mit dem man das Pillarbox-Format auswählen kann, der Purist guckt dann das Originalformat und fertig …
„Oh, laß uns doch mal vom Picasso oben und unten was abschneiden, damit’s in den Breitbildrahmen paßt“ – oder wie muß ich mir das vorstellen?
Dafür war die Bildqualität für einen 50 Jahre alten Film recht annehmbar und man folgte Finke beim Einsatz unter verstockten Dörflern auf der Jagd nach dem Ausbrecher Brodschella – ein Name wie dem „Kommissar“ entliehen: Dort machten wir Bekanntschaft mit Leuten wie Bibeina, Barbosse oder Boszilke.
Streckenweise wähnte sich der Zuschauer in einem Nordfriesland-Western, was nicht nur an der – für dörfliche Verhältnisse eher ungewöhnlichen – Winchester lag (auf dem Lande verfügt man i.d.R. über Jagdgewehre, Bockdoppelflinten oder Drilling), sondern auch an den zahlreichen Halbnah-, Nah- und Großeinstellungen mit schnellen Schuß/Gegenschuß-Schnitten.
Und statt Pferden „ritten“ die Gangster Opel Diplomat und der Sheriff Opel Rekord.
Aber Strafgefangene als Torfstecher – gab es das wirklich oder entsprang das der Phantasie von Drehbuchschreiber Lichtenfeld?
Urige Typen allerorten, Uwe Dallmeier (hatte in den beiden Finke-TOen praktisch ein Heimspiel), Prochnow sah schon wie der Kaleun aus, Walter Buschoff begegnet uns später als Chef Brömmelkamm in „Büro, Büro“, der oft in Nebenrollen agierende K.-H. von Hassel (ist auch in Strandgut zu sehen), dazu Regine Lamster.
Finke, schwer „in Action“, hatte dank seines kriminalistischen Spürsinns und der Nase (!) den richtigen Riecher, was Kresch betraf – und zeigte einen exzellenten Umgang mit der Waffe (mit Kaliber 7,65 aus der Distanz zu treffen!); an Brodschella hingegen sieht man, das jemand trotz guter Waffe mit großem Kaliber nicht unbedingt ein guter Schütze ist.
Bemerkenswert: Die Kameraarbeit übernahm diesmal Nils-Peter Mahlau, wo doch sonst meist Jörg-Michael Baldenius tätig war. Mahlaus Tochter Petra war in „Taxi nach Leipzig“ die erste Tatort-Leiche!
Zwar halte ich Jagdrevier für nicht ganz so stark wie Nachtfrost oder Blechschaden, aber weil Schwarzkopf in einem Interview anno ’77 selbst diese Folge für recht gelungen befand, sind 4 Sterne plus 1 Schwarzkopf-Gedenkstern voll gerechtfertigt.
@Al.Ter
„Aber Strafgefangene als Torfstecher – gab es das wirklich oder entsprang das der Phantasie von Drehbuchschreiber Lichtenfeld?“
Denke, dies entsprang nicht nur der Phantasie des Drehbuchautors, sondern war hier und da gängige Praxis zu dieser Zeit. Etwas Vergleichbares ist mir von Hanglagen an der Mosel bekannt, wo in den Siebzigerjahren JVA-Inhaftierte (sicherlich keine Kapitalverbrecher), in Weinbergen tätig waren. Dabei handelte es sich um Arbeiten an den Rebstöcken, wie z.B. diese gerade richten, Beschneidung der Reben und Erneuerung/Ausbesserung der Drähte. Eben Arbeiten die turnusgemäß vor der Ernte im Spätsommer/Herbst ausgeführt werden müssen.
@Smokie
Das Opening fand ich beeindruckend, wie die Feldbahn ins Torfmoor juckelt, die archaische Arbeit …
Erinnerte irgendwie an böse Zeiten – Stichwort „Wir sind die Moorsoldaten“.
Und in der Tat gab’s das tatsächlich, habe mal Tante Gugel bemüht – Auszug aus einem Artikel von Peter Jäger in der SHZ (shz.de) vom 14. Juli 2018 unter dem Titel „Die letzte Fuhre Torf – Quickborn/Pinneberg: Im Himmelmoor geht die Ära des Torfabbaus zu Ende“, im Grunde bei uns um die Ecke:
„Das Torfwerk beschäftigte damals 15 festangestellte Mitarbeiter und 50 Strafgefangene aus Neumünster, die bis 1990 täglich mit einem Bus ins Himmelmoor gebracht und von zwei Vorarbeitern bewacht wurden.“
PS: Fällt mir gerade beim 2. Sehen auf: Finke so en passant zum Dorfpolizist: „Herr Heise, wovon leben sie eigentlich, wenn sie keine Pension kriegen?“ Selten solch eine subtile Drohung gehört!
@Al.Ter
Zunächst danke für die aufhellende Info!
Was den zitierten Satz von Finke anbetrifft, so möchte ich noch Folgendes ergänzen: die zu hervorhebende Besonderheit dieser beiläufigen Bemerkung Finkes besteht darin, dass die daraus resultierende Wirkung auf sein Gegenüber so stark ist, dass dieser sichtbar kaum im Stande ist, spontan mit einer angemessenen Replik zu reagieren. Sondern nur mit einem lakonischen Gesichtsausdruck versucht, dies wortlos zu erwidern (absolute Glanzleistung beider Darsteller).
Diese kurze Szene, wie ich finde, ist auch ein passendes Beispiel für sehr gute, echte Schauspielkunst.
Mal wieder ein Nachtrag zu Finke-Drehorten:
Die sog. „Kresch-Villa“ steht übrigens nicht, wie hier schon vermutet wurde (@Matthes), im Schleswig-Holsteinischen (was ja wg. Wohlde eigentlich naheliegt), sondern in Niedersachsen, in der schönen Lüneburger Heide! Wer hätte das gedacht!
Wer Google-Maps oder -Earth oder die einschlägigen Karten-Apps zu nutzen weiß, wird bei systematischer Suche fündig, denn das Haus weist neben der charakteristischen Landmarke eine architektonische Besonderheit auf – welche, verrate ich jedoch nicht!
Dann mal los zur fröhlichen Schnitzeljagd!
Ne viertel bis halbe Stunde sollte man aber schon einkalkulieren!
@Al.Ter
Apropos Wohlde: Die Gaststätte, in welcher damals einige Szenen gedreht worden sind (u.a. die kurze Einblendung des Kressin-Tatorts im Fernsehen des dortigen, befindlichen Gastraums) existiert noch heute. Vergangenen Jahres fuhr ich mal mit dem Motorrad durch den Ort, wo ich mich dann nach dem Verbleib dieses betreffenden Gebäudes erkundigte. Ist angeblich nicht mehr ständig geöffnet, aber meist zum Wochenende und bei besonderen Veranstaltungen.
Smokie, dann ist sicherlich die Seite „Wo ist Finke?“ finke.1xz.de
von Interesse, da hat ein anderer Fan einige seiner Erkenntnisse bzgl. Wohlde/Barmstedt/“Tapeten-Kraft“ (taucht beim Banküberfall in „Kurzschluß“ auf) preisgegeben.
Sehr lesenswert!
Die Kresch- Villa steht nicht in Wohlde, sondern am Rande von Nindorf in der Gemeinde Hanstedt im Landkreis Harburg.
@Manni W.
„Ned ganz schlecht“, sagt man in Österreich, aber ein bisserl genauer hätte es schon sein können – na, dann werd ich mal meine Erkenntnisse darlegen:
Vollständig heißt der Ort Nindorf am Walde, gelegen zwischen Hanstedt und Ollsen, das Anwesen liegt an der Straße Im Auetal Nr. 38 („Wiesenhof“).
Vormalig im Besitz der Familie von Krogh hat es einen direkten Zugang zu deren Familiengräbern auf dem angrenzenden Friedhof.
Das charakteristische Gebäude auf dem 8,5 Hektar großen Gelände hat Georg Friedrich von K. (1933-2017), Gründer des Wildparks Lüneburger Heide, selbst entworfen.
Von einer genaueren Inaugenscheinnahme ist abzusehen: a) der guten Kinderstube wegen und b) weil nach dem Besitzerwechsel am videoüberwachten Tor eine Tafel mit der Aufschrift „Hier wohnen 2 Doggen. Sie kommen rein, aber nicht mehr raus!“ prangt!
Stimmt.
Allerdings wollte ich die genaue Adresse und den Erbauer der Villa hier nicht unbedingt erwähnen.
Wenn man bedenkt, daß der Drehort Wohlde und Nindorf am Walde 180 km auseinander liegen wird klar, daß so eine Filmproduktion sehr aufwendig gewesen sein muss.
Übrigens war ich gestern im Krug ,der nach über 50 Jahren innen fast unverändert ist. Der damalige Wirt (und Statist in der 48. Minute) gab sehr freundlich Auskunft über die damaligen Dreharbeiten.
Das selbstgebraute Schmackes- Bier ist auch nicht zu verachten.
> > Adresse und Erbauer der Villa:
Ich glaube, da vertut man sich nix, von der Familie Krogh lebt niemand mehr („Ich habe keine Erben“).
Das Areal sollte nach dem Ableben einmal zu einem Blumenpark umgewandelt werden, das Vorhaben wurde aber nach dem Ableben der Frau (i’wann zwischen 2017 bis ca. 2019) nicht verwirklicht.
Große Rodungsarbeiten sind mittels Google-Earth-Historie zwischen April 2020 und 2021 zu bemerken, geändert hat sich nix.
> > Drehort Wohlde und Nindorf am Walde 180 km auseinander liegen:
Ja, in der Tat wurden damals weder Mühen noch Kosten gescheut – Produktionszeit heute 24-30 Tage, seinerzeit spielte der Zeitfaktor wohl keine Rolle.
So beklagte sich Felmy am Ende seiner „Dienstzeit“ über die Reduzierung zulasten der Qualität.
> > Übrigens war ich gestern im Krug ,der nach über 50 Jahren innen fast unverändert ist. Der damalige Wirt (und Statist in der 48. Minute):
Das ist die Szene, wo im Gastraum alle „Kressin und die Frau des Malers“ gucken – da kommt eigentlich nur der Bärtige im Blaumann (der am re. Bildrand seine Suppe löffelt) in Frage – oder täusche ich mich da?
Altersmäßig dürfte Peter „Schmacke“ Muhl dann ja gut über 70 eher Richtung 80 Jahre alt sein, wenn man ihn auf etwa Mitte zwanzig schätzt.
Auch das Sofa, auf dem Finke Platz nahm, soll lt. ihrer Internetpräsenz schmackebraeu.de dort noch stehen!
> > Das selbstgebraute Schmackes- Bier ist auch nicht zu verachten.
Dann wäre das tatsächlich mal einen Abstecher wert!
Denn wie heißt es so richtig auf der Website von Muhl’s Gasthof (nur echt mit Apostroph!): „Zum Wohl(d)e!“
@Al.Ter: der Statist am Ende der 48. Minute ist Herr Muhl im zarten Alter von 23 Jahren. Damals hat es von der Produktionsfirma 80 DM für ihn gegeben wie er mir erzählte.
Das liebevoll genannte original rote „Schwarzkopf Sofa“ steht in gutem Zustand hinten auf der Diele und wurde inzwischen ausgetauscht.
Nach den Dreharbeiten soll der sympathische Uwe Dallmeier sogar im Krug mit den Einheimischen Skat gespielt haben.
Die Scheune die zum Schluss bei der Schiesserei gebrannt hat, stand an der Treene und wurde zuvor von einer Hamburger Firma präpariert.
Recherchen, die Spass machen!
Solche Tatorte gibt es schon lange nicht mehr.
Der Finke hat bei mir nur haßgefühle ausgelöst, aber am Ende gab es doch noch Gerechtigkeit mit der Tod des Verbrecher.