Tatort Folge 048: Als gestohlen gemeldet

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Erscheinungsjahr: 1975
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Kommissar: Veigl

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein schwerverletzter Mann wird am Stadtrand von München gefunden – ohne Unfallspuren in der Nähe. Kriminaloberinspektor Veigl nimmt die Ermittlungen auf und stößt bald auf eine verdächtige Serie von Autodiebstählen: Immer wieder wurden Kunden einer renommierten Werkstatt ihre Neufahrzeuge gestohlen, und stets konnte die Firma erstaunlich schnell Ersatz liefern. Als Veigl immer tiefer in ein Netz aus Versicherungsbetrug und zwielichtigen Geschäften eintaucht, gerät er zwischen die Fronten von Menschen, die alle etwas zu verbergen haben – und einer davon ist zum Äußersten bereit…

Inhalt der Tatort-Folge „Als gestohlen gemeldet“

Morgennebel hängt noch über der Landstraße am Münchner Stadtrand, als ein Bauer und seine Mutter einen bewusstlosen Mann entdecken. Kriminaloberinspektor Veigl, der mit dem Fall betraut wird, steht vor einem Rätsel: keine Unfallspuren, nur ein paar Stoffreste eines weißen Hemdes und eine Tüte mit Autoteilen. Die Spuren führen in die nahe gelegene Kfz-Werkstatt Stumm, wo der Verletzte als Meister Otto Jirisch identifiziert wird.

Veigl, dessen Hundeblick und bärbeißige Freundlichkeit über ein scharfes Gespür fürs Unausgesprochene hinwegtäuschen, merkt schnell, dass in der Werkstatt niemand mit offenen Karten spielt. Die verwitwete Firmeninhaberin Frau Stumm gibt sich kühl distanziert, während Rückblenden eine ganz andere Beziehung zu ihrem Mitarbeiter enthüllen. Ihre 18-jährige Tochter Gigga bewegt sich auffallend selbstverständlich in Jirischs Wohnung und hat dort offenbar mehr als nur Autoteile zurückgelassen.

Die Suche nach Jirischs Wagen führt zu einem gelben Porsche, der mitten in der Münchner Innenstadt verlassen mit steckendem Schlüssel aufgefunden wird. Die Blutspuren auf dem Fahrersitz sind wie versteinerte Zeugen eines gewaltsamen Konflikts. „Die Puzzlestücke liegen vor uns wie Autoteile nach einem Unfall – zusammengesetzt ergeben sie noch kein funktionierendes Fahrzeug“, murmelt Veigl zu seinen Assistenten Lenz und Brettschneider.

Während im Krankenhaus der Kampf um Jirischs Leben tobt, nimmt die Fahndung Fahrt auf. Eine Prostituierte mit hessischem Dialekt und frischer Halsverletzung wird vorübergehend festgenommen. Doch erst als Veigl und seine Leute auf einen aggressiven Mann mit verätzten Fingerkuppen stoßen, kommen sie der Wahrheit näher. Der Mann, der sich Georg Leu nennt, scheint mehr zu wissen, als er zugibt. Mit Hilfe des Hamburger Kommissars Trimmel kommt ans Licht, dass Leu in Wahrheit Eduard Schulein heißt und gemeinsam mit Jirisch im Gefängnis saß.

Die Ermittlungen gleichen einer Fahrt durch dichtes Gelände, bei der ständig neue Hindernisse auftauchen. Als ein Versicherungsvertreter Veigl auf eine verdächtige Häufung von Autodiebstählen bei Werkstattkunden aufmerksam macht, entdeckt der Kommissar ein raffiniertes Betrugssystem. Die Werkstatt, in der einst die Motoren sauber liefen, wurde zum Deckmantel für schmutzige Geschäfte – und jeder der Beteiligten scheint ein eigenes Motiv zu haben, Jirisch zum Schweigen zu bringen.

Während sich Veigl durch die Schichten aus Lügen und Halbwahrheiten kämpft, bleibt sein sonst so verlässlicher Instinkt für die Schattierungen menschlicher Schuld seltsam zwiespältig. Die Schuld verteilt sich wie Öl auf Wasser – sichtbar für alle, aber unmöglich, mit bloßen Händen zu fassen…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Als gestohlen gemeldet“ ist die 48. Folge der ARD-Krimireihe und wurde vom Bayerischen Rundfunk produziert. Die Erstausstrahlung am 16. Februar 1975 im Ersten Programm erreichte einen beeindruckenden Marktanteil von 67 Prozent – ein Zeugnis der ungebrochenen Beliebtheit des damals noch jungen Fernsehformats.

Nach einer längeren Pause für den Münchner Ermittler – der vorherige Veigl-Tatort „Tote brauchen keine Wohnung“ wurde wegen massiver Kritik des Rundfunkrats des Bayerischen Rundfunks fast 20 Jahre im Giftschrank verwahrt – markierte dieser fünfte Fall eine Kurskorrektur. Regisseur Wilm ten Haaf inszenierte den Film nach einem Drehbuch von Erna Fentsch, die ihre Geschichte später auch als Roman veröffentlichte.

Besonders bemerkenswert ist die Besetzung: Gisela und Susanne Uhlen, die im Film als Mutter und Tochter Stumm zu sehen sind, stehen auch im echten Leben in diesem Verwandtschaftsverhältnis. Mit Ralf Wolter in der Rolle des aggressiven Georg Leu konnte ein prominenter Charakterdarsteller gewonnen werden – sein einziger Auftritt in der Tatort-Reihe. Das Szenenbild erstellte Wolfgang Hundhammer, während Maria Ettlich für die Kostüme verantwortlich zeichnete.

Ein besonderes Highlight für Tatort-Fans war die Gastrolle des Hamburger Kommissars Paul Trimmel, dargestellt von Walter Richter, wodurch zwei der frühen „Urgesteine“ der Krimireihe aufeinandertrafen. Diese Verbindung zwischen den regional getrennten Ermittlerwelten war damals noch eine Seltenheit.

Nach der Ausstrahlung lobte die Kritik besonders die souveräne Inszenierung, auch wenn der Erzählrhythmus als „bedächtig“ beschrieben wurde. Der Film zeigt noch einmal alle Elemente, die für die frühen Münchner Fälle typisch waren: Veigls treuer Hund Oswald hat seinen Auftritt, Wachtmeister Brettschneider (Willy Harlander) darf unpassende Bemerkungen machen, während Oberwachtmeister Lenz (Helmut Fischer) versucht, die Gedankengänge seines Chefs kritisch zu hinterfragen.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten

Besetzung

Kriminaloberinspektor Veigl – Gustl Bayrhammer
Kriminalwachtmeister Brettschneider – Willi Harlander
Kriminaloberwachtmeister Lenz – Helmut Fischer
Frau Stumm – Gisela Uhlen
Kriminalrat Härtinger – Hans Baur
Otto Jirisch – Felix Franchy
Gigga, ihre Tochter – Susanne Uhlen
Mathilde – Beate Hasenau
Leu – Ralf Wolter
Gastkommissar Trimmel – Walter Richter
Zobel – Harry Kalenberg
Kripomeister Laumen – Joachim Richert

Stab

Drehbuch – Erna Fentsch
Regie – Wilm ten Haaf
Kamera – Luy Briechle
Musik – Rolf Wilhlem

4 Kommentare

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  1. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 048 aus München. Es ermitteln: Kriminaloberinspektor Veigl, Kriminaloberwachtmeister Lenz, Kriminalwachtmeister Brettschneider, ein Kriminalmeister Laumen ( der wurde nachgemeldet) sowie in Amtshilfe der Hauptkommissar Trimmel aus Hamburg und nicht zu vergessen, Kriminalrat Härtinger spielt auch noch mit, in diesem klassischen und gut gedrehten Tatort-Spielfilm aus der Mitte der 1970iger Jahren mit seinen nostalgisch anmuteten Automobilen. Denn darum geht es in diesem Tatort. Eine regional agierende Autoschieberbande, zusammengesetzt aus ehemaligen Knastis, klaut fleißig Kundenautos einer Werkstatt, streiten sich dabei wie die Spatzen und hauen sich tot. Deshalb ermitteln die o.a. Herren der Mordkommission und zwar nach damaligen Stand ziemlich gut. Sehenswerter, älterer Tatort-Krimi mit den beliebten Serienhelden der 1970iger Jahren.

  2. vor 8 Jahren

    Sehr schöner 70er Tatort mit Gustl Bayrhammer. Sehr unterhaltsame Zeitreise. Nach einiger Zeit hab ich die süße Maus erst erkannt die hübsche junge Uhlen, Susanne sabber

  3. vor 2 Jahren

    Interessante Zeitreise: Diese Charaktere, diese Autos, diese Wohnungs-Einrichtungen, etc.

    Eine Frau kommt im Kommissariat (als Bedienstete) nur vor, um devot den Kaffee zu servieren (es fehlte nur das weiße Schürzchen …)

    Und dann noch Günther Maria Halmer als Tankwart (fehlt in Besetzungsliste, da nur ein Kurz-Auftritt): sehr spezieller TO! 😉

  4. vor 2 Jahren

    Spannender, gelegentlich humorvoller und berührender Tatort aus der „guten alten Tatortzeit“ von 1975. Damals war die Welt noch in Ordnung: Ein alles dirigierender und im Griff habender autoritärer Kommissar Veigel mit Über- und Durchblick, seine ihm zur Hand gehenden Mitarbeiter, Frauen, die ihm den Bürokaffee bringen… Das waren noch Zeiten! Gleichzeitig brechen neue Zeiten an: Junge und etwas ältere aufmüpfige Frauen, man will das Leben genießen, ein farbenfrohes Wohndesign… Aber letztlich sind es immer noch die üblichen Untaten der Leute, die ändern sich wohl nie!
    5 von 5 Sterne, was denn sonst!

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