Kurz und knapp – darum geht’s
Mitten im Getümmel des Münchner Winterschlussverkaufs bricht ein Mann zusammen – ermordet mit einem Messerstich in den Rücken. Das Opfer ist Manfred Spränger, ein unbeliebter Abteilungsleiter des Kaufhauses, der sowohl beruflich als auch privat für Unmut gesorgt hat. Kriminaloberinspektor Veigl taucht in ein Netz aus Demütigungen, Eifersucht und familiären Verstrickungen ein, als seine Ermittlungen ihn zu mehreren Frauen führen, die alle ein Motiv haben könnten. Als Veigl endlich die Wahrheit enthüllt, muss er nicht nur einen Mord aufklären, sondern auch einen verzweifelten Suizid verhindern…
Inhalt der Tatort-Folge „Schlussverkauf“
Grelles Neonlicht überflutet die überfüllten Verkaufsräume, während Durchsagen die Sonderangebote anpreisen und eine nicht enden wollende Menschenmenge durch die Gänge strömt. Plötzlich durchschneidet ein Schrei die hektische Geräuschkulisse – mitten im Gewühl des Winterschlussverkaufs liegt ein Mann am Boden, ein Messer steckt in seinem Rücken. Entsetzte Kunden weichen zurück, die Hektik des Kaufrausches weicht lähmender Stille.
Kriminaloberinspektor Veigl trifft mit seinen Kollegen Lenz und Brettschneider am Tatort ein. Wie so oft wirkt Veigl zunächst distanziert, fast emotionslos angesichts des Toten. Seine Methodik ist akribisch, doch in seinem Inneren brodelt eine tiefe Unruhe – jeder Tatort konfrontiert ihn mit der Frage, ob seine nüchterne Herangehensweise tatsächlich zum Ziel führt. Der Ermordete ist Manfred Spränger, ein Abteilungsleiter, der erst seit einem halben Jahr aus Hamburg nach München versetzt worden war und bei seinen Mitarbeitern als Hardliner galt.
„Er war ein harter Hund, aber ein Messer hat er nicht verdient“, bemerkt einer der Angestellten mit kaum verhohlener Ambivalenz. Die Zeugenbefragungen offenbaren ein Kaleidoskop widersprüchlicher Aussagen – jeder scheint den Täter gesehen zu haben, doch die Beschreibungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Ermittlungen gleichen bald einem verwirrenden Einkaufsmarathon, bei dem Veigl und sein Team von einem Verdächtigen zum nächsten eilen.
Als Veigl die Mutter des Opfers aufsucht, findet er eine verbitterte Frau vor. Alma Spränger enthüllt, dass ihr Sohn sie in ein Altersheim abschieben wollte, nachdem sie ihm ihr Haus überschrieben hatte. In den Unterlagen des Toten entdeckt sie einen Darlehensvertrag mit einer gewissen Eva-Maria Wagner – eine Spur, die Veigl zu einer Frau führt, die einst mit dem Opfer liiert war und kurz nach ihm aus Hamburg nach München gezogen ist.
Die winterliche Kälte Münchens spiegelt sich in den frostigen Beziehungen wider, die Spränger hinterlassen hat. Veigl entdeckt, dass Wagners 17-jährige Tochter Petra ebenfalls eine Verbindung zu Spränger hatte – eine Affäre, die nicht nur die Mutter demütigte, sondern auch Petras neuen Freund Heinz zur Verzweiflung trieb. Wie in einem verschlungenen Kaufhausgang, in dem man leicht die Orientierung verlieren kann, folgt Veigl den verworrenen Beziehungsfäden.
Die Ermittlungen nehmen eine dramatische Wendung, als Petras Bruder Uwe einen Selbstmordversuch unternimmt und im Krankenhaus gesteht, dass seine Schwester von Spränger schwanger ist. Während Veigl zwischen den Verdächtigen hin- und herpendelt, verdichten sich die Hinweise, dass Eva-Maria Wagner mehr mit dem Fall zu tun haben könnte als zunächst angenommen. Als er herausfindet, dass sie sich am Tattag im Kaufhaus beworben hatte und abgelehnt worden war, spürt er, dass er dem Täter auf der Spur ist…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Schlussverkauf“ ist die 88. Folge der beliebten Krimireihe und der zehnte Fall von Kriminaloberinspektor Veigl, dargestellt vom bayerischen Schauspieler Gustl Bayrhammer. Gedreht wurde die Episode im Februar und März 1978 in München und Umgebung, wobei besonders die Aufnahmen in einem authentischen Kaufhaus während des Winterschlussverkaufs für eine dichte, realistische Atmosphäre sorgten.
Neben Bayrhammer gehörten auch Helmut Fischer als Lenz und Willi Harlander als Brettschneider zur Stammbesetzung des Münchner Tatort-Teams. Die vom Bayerischen Rundfunk produzierte Folge wurde am 21. Mai 1978 erstmals im Ersten Programm der ARD ausgestrahlt und erreichte dabei einen beeindruckenden Marktanteil von 53,00 Prozent – mehr als die Hälfte aller Fernsehzuschauer verfolgte damals die Ermittlungen von Kommissar Veigl.
Der von Christian Görlitz inszenierte Krimi traf mit seiner Thematik den Nerv der Zeit: Der Kaufrausch während des Winterschlussverkaufs diente als gesellschaftlicher Spiegel des aufkommenden Konsumismus der späten 1970er Jahre. Nach der Ausstrahlung wurde besonders die dichte Atmosphäre des hektischen Kaufhausbetriebs und die psychologisch komplexe Darstellung der Täterin positiv hervorgehoben, die den Mord nicht aus Berechnung, sondern aus tiefster persönlicher Verletzung heraus beging.
Besetzung
Kriminalhauptkommissar Veigl – Gustl Bayrhammer
Kriminalhauptmeister Lenz – Helmut Fischer
Kriminalobermeister Brettschneider – Willi Harlander
Alma Spränger – Ida Ehre
Eva-Maria Wagner – Kyra Mladek
Uwe Wagner – Werner Schulze-Erdel
Petra Wagner – Mijou Kovacs
Elsa Rothermund – Marianne Lindner
Haslauer – Hans-Dieter Asner
Hausmeister – Uli Steigberg
Stab
Drehbuch – Konrad Sabrautzky
Regie – Wilm ten Haaf
Kamera – Luy Briechle
Szenenbild – Hans Gailling
Kostüme – Barbara Gailling
Schnitt – Margit Sager
Produktionsleitung – Harald Vohwinkel
Der Tatort mit der Nummer 088 aus München mit Hauptkommissar Veigl, Hauptmeister Lenz und Obermeister Brettschneider, der gerade befördert worden ist. Himmel, diese „Jung-Karrieren“. Gemeinsam versucht man den Mord an einen Kaufhaus-Mitarbeiter aufzuklären, geschehen mitten am ersten Tag im Schlussverkauf und der sah gespenstig echt auch. Schon als Bub nahm meine Mutter mich mit, um mich dann nicht mehr von der Hand zu lassen. Trotzdem schaffte sie alle. Der Tatort wirkte alleine und tatsächlich zäh, zog und zog sich in die Länge und es kam wirklich kein Funken von Spannung herüber. Der angeblich äußerst unbeliebte Abteilungsleiter, wurde vor protzender Kulisse zu Grabe getragen und Veigl setzte als Peugeot-Fahrer neue Maßstäbe für Langweiligkeit. Am Ende des Tatort-Dramas eine Täterin, welche fast Mitgefühl hinterließ, eine vom Leben enttäuschte und gebeutelte Frau, welche die Tochter an den eigenen Liebhaber verlor, der das unmündige Mädchen schwängerte. In diesem Tatort wirkte, neben den Schauspielern, wirklich alles wie eine Einöde und bieder fad, ja das war’s.
Zäh und langweilig, ideal als Schlafmittel zu verwenden.
Trotz guter Besetzung doch etwas fad. 2 Sterne
Heute Abend gibt’s beim großen BR-Veigl-Erinnerungs-Abend die Möglichkeit zur Überprüfung, ob die TOs der 70er-Jahre wirklich generell so toll waren, wie manche TO-Fans glauben (ich glaube das nicht!), oder ob die Erinnerung einen Streich spielt, weil man bei Erstausstrahlung halt jünger war (und die Welt eine bessere?) 😇
@derFremde: ich bin auch voll und ganz Ihrer Meinung, wir werden heute Abend kritisch zusehen und vergleichen.
In zwei kurzen Einstellungen fährt Kommisar Veigl einen Peugeot 504, ein seltenes Modell mit Doppelscheinwerfer und waagrechten Grillleisten. Dieser Tatort wurde am 21. Mai 1968 erstausgestrahlt. Laut Wikipedia: Am 19. September 1968 wurde der 504 zunächst als viertürige Stufenhecklimousine vorgestellt. Hat der BR im Vorab ein PR-Modell des Peugeot 504 bekommen?
Vom Stil her ähnlich wie die andere heute ausgestrahlte Veigl-Folge „Schwarzer Einser“ (sh. mein ausführlicher Kommentar dort). Ist ja auch aus demselben Jahr (1978).
Am interessantesten fand ich hier noch das Zeigen des Innenlebens von damals tatsächlich in dieser Form betriebener „Kaufhäuser“. Das wirkt heute wie ‚aus der Zeit gefallen‘ …
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Ich finde nicht, dass nur Text aufgesagt wurde. In allen drei Tatorten wurden der Zwiespalt, in dem sich die Beteiligten befanden, wunderbar stark dargestellt. Das Erzähltempo schien mir langsamer zu sein. Aber das hat mich nicht so wie andere hier gestört. Die Morde damals irgendwie tragischer. Der Blick in die Jahre 1978 & 1981 war einfach nur toll!
@michl
Ähm, bitte auf das korrekte Sendedatum achten: Nicht 1968, sondern 1978, also 10 Jahre später als von Ihnen fälschlich angegeben, wurde diese Folgen gesendet!
Die TO-Reihe gibt’s doch erst seit 1970, womit Ihre Vermutung bzgl. Vorab-PR obsolet ist.