Kurz und knapp – darum geht’s
In der Nähe eines Wochenendhauses im Bergischen Land wird die junge Sabine Knoop durch einen Schuss aus einem Jagdgewehr getötet. Schnell gerät Heiko Huck, der Sohn des Hausbesitzers, unter Verdacht, da er das Mädchen kannte und Zugang zum Haus hatte. Doch plötzlich gesteht der Vater, ein angesehener Architekt mit wasserdichtem Alibi, die Tat – ein Geständnis, das Kommissar Haferkamp nicht glauben kann. Als ein anonymer Erpresserbrief auftaucht und die Wahrheit ans Licht zu kommen droht, entfaltet sich ein Familiendrama, das den Ermittler zu einer erschütternden Erkenntnis führt…
Inhalt der Tatort-Folge „Lockruf“
Rastlos dreht Kommissar Haferkamp seine Runden in der Mordkommission Essen. Die Trennung von seiner Ex-Frau Karin nagt noch immer an ihm, und der nüchterne Ermittler flüchtet sich wie so oft in die Arbeit. Da erreicht ihn ein Anruf: Im Waldgebiet des Bergischen Landes wurde eine junge Frau erschossen aufgefunden. Die sommerliche Hitze lässt das Blatt an den Bäumen regungslos verharren, als Haferkamp am Tatort eintrifft – eine unheimliche Stille, nur durchbrochen vom fernen Gesang einer Amsel.
Im nahegelegenen Wochenendhaus der Familie Huck findet Haferkamp die mutmaßliche Tatwaffe: ein Jagdgewehr aus dem Besitz des Hausherrn. Die Spuren führen zunächst zu Heiko Huck, dem Sohn der Familie, der das Opfer kannte und das Wochenendhaus nutzte, um Zeit mit ihr zu verbringen. Doch die Ermittlungen nehmen eine überraschende Wendung, als Peter Huck, der Vater, plötzlich die Tat gesteht, obwohl er zur Tatzeit eigentlich im Frankfurter Hotel Schweizer Hof gewesen sein soll.
„Ein Geständnis, dem ich nicht glauben kann, und ein Verdächtiger, dem ich nichts nachweisen kann“, klagt Haferkamp seinem Assistenten Kreutzer. Die Fahndung nach der Wahrheit gleicht der Suche nach einem Echo im dichten Wald – kaum wahrnehmbar und doch allgegenwärtig. Während Haferkamp an dem Fall arbeitet, schwelt im Hintergrund ein Konflikt mit seinem Assistenten Kreutzer, der einen illegalen Trick vorschlägt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Spannung zwischen den beiden Ermittlern wächst, als Kreutzer möglicherweise auf eigene Faust handelt.
In den Verhören mit der Familie Huck stößt Haferkamp auf ein Netz aus Lügen und Täuschungen. Der Architekt Peter Huck hat seiner Frau vorgegaukelt, geschäftlich in Frankfurt zu sein, während er sich mit seiner Geliebten Simone Karelus im Wochenendhaus traf – ein ausgeklügeltes System mit Hilfe des Hotelportiers, das er selbst als „Lockruf“ bezeichnet. Doch was hat dies mit dem Tod von Sabine Knoop zu tun? Haferkamp ahnt, dass ein verhängnisvoller Irrtum vorliegen könnte.
Als ein anonymer Erpresserbrief auftaucht, in dem behauptet wird, der Mörder sei beobachtet worden, verdichten sich die Hinweise. Im Winter, auf einem verschneiten Friedhof, treffen die Ereignisse schließlich aufeinander wie zwei lange getrennte Flüsse – und Haferkamp wird Zeuge einer letzten, erschütternden Konfrontation zwischen Mutter und Sohn.
Hinter den Kulissen
Die Tatort-Folge „Lockruf“ ist der 89. Fall der traditionsreichen Krimireihe und der 14. Einsatz für den Essener Kommissar Heinz Haferkamp, dargestellt von Hansjörg Felmy, der in den 1970er Jahren zum bestbezahlten TV-Polizisten Deutschlands avancierte. An seiner Seite ermittelt wie gewohnt Willy Semmelrogge als Assistent Kreutzer.
Die unter der Regie von Wolfgang Becker entstandene WDR-Produktion wurde vom 13. März bis 19. April 1978 in Essen, München und dem Münchener Umland gedreht. Die Villa der Familie Huck befand sich in der Waldfriedenstraße in Grünwald, die beeindruckende Schlussszene auf dem verschneiten Friedhof entstand auf dem evangelischen Friedhof in der Viktoriastraße in Essen-Katernberg.
In den Hauptrollen überzeugen neben Felmy und Semmelrogge vor allem Herbert Fleischmann und Agnes Fink als Ehepaar Huck sowie Dieter Schidor (bekannt aus „Derrick“ und „Der Seewolf“) als Sohn Heiko. Sonja Jeaninne, die das Mordopfer Sabine Knoop verkörpert, war dem Publikum bereits durch ihre Auftritte in den damals populären „Schulmädchen-Report“-Filmen bekannt. Gracia Maria Kaus, die Ehefrau des Regisseurs Wolfgang Becker, spielt – wie in vielen Haferkamp-Folgen – die Rolle der Geliebten.
Musikalisch untermalt wird der Film unter anderem durch Pink Floyds „Shine On You Crazy Diamond“, Mike Batts „Railway Hotel“ sowie mit einem Ausschnitt aus Franz Schuberts „Der Tod und das Mädchen“. Die Erstausstrahlung erfolgte am 2. Juli 1978 in der ARD und fesselte die Zuschauer mit dem ungewöhnlichen Spannungsbogen: Der eigentliche Mord ereignet sich erst nach 30 Minuten, und Haferkamp tritt sogar erst nach 35 Minuten in die Handlung ein – eine Erzählweise, die seinerzeit durchaus unkonventionell war.
Unter Fans gilt „Lockruf“ als ein weiteres Highlight der Haferkamp-Ära, das nicht zuletzt durch seine atmosphärisch dichte Inszenierung überzeugt und die damalige Zeit authentisch einfängt – komplett mit Festnetztelefonen mit Wählscheibe, die für den Spannungsaufbau eine entscheidende Rolle spielen und heute so nicht mehr denkbar wären.
Hallo liebes Forum,
Die Tatotfolge „Lockruf“ ist für mich die beste Folge, die je gedreht wurde. Fast alle an dier Folge beteiligten Hauptdarsteller verdienen Bestnoten!! – Weiss jemand zufällig, wo sich das Wochenendhaus am Klarsee in Wirklichkeit befand (oder vielleicht noch befindet)?? Ich wäre super froh über eine Auskunft!!
Frohe Weihnachten + alles Gute für das Neue Jahr, Euer Gustav
Recht haste, „mein“ Gustav,
auch ich halte diesen „Tatort“ für etwas ganz Besonderes in
der Reihe, für mich ebend Perlen, das sind sehr viele der 20 Haferkamp-Tatorte . . .
Dieser Film ist durch-und-durch stimmig,
fesselnd, elektrisierend von den ersten Minuten an,
ein excellentes Kammerspiel vor allen Dingen der
einfach großartigen Agnes Finck, die im Peter Fleischmann
hier einen fast ebenso guten Partner hat.
Wie mit „Natur und Umwelt“ Atmosphäre aufgebaut wird,
das ist Gänsehaut pur und dann „liest“ man in Gesichtern . .
Das Drehbuch vom Krimi-Altmeister Lichtenfeld war/ist
ebend auch allererste Güte.
Bleibt nur die Frage:
„Warum werden diese Schätzchen offenbar zu wenig geschätzt,
den immer neuen Fernsehkieker-Generationen vorenthalten?“
Neustart der Tatort-Reihe, Folge 1, „Taxi nach Leipzig“
gehts los . . dann haben wir 20/25 Jahre lang wieder excellente Krimi’s . .
ARD-Programm-Macher:
Haben sie ein bissel Mut . . Es wird ein Selbstläufer,
ein Quotenerfolg, der Zuschauer „dürstet“ ja geradezu
nach dieser Qualität . . .
LG Peter, Berlin.
Hallo Allerseits,
wer kann mir sagen welche Keybord-Musik beim Tatort Nr. 89 Lockruf immer wieder eingespielt wird?
LG Schlaflos
Pink Floyd
„Shine on you crazy Diamond Part 1-5
… auch für mich der beste aller Tatorte – schade, dass die älteren Folgen (0-200) so selten gesendet werden, bzw. nicht auf DVD zu haben sind ….
Ich kann mich an diese Episode auch noch erinnern vor über 30 Jahren, weil vor allem die erschossene Freundin Sabine in dem Wochenendhaus ständig barbusig herum lief. Sie wollte wohl ähnlich wie Nastassia Kinski ein Jahr zuvor über Tatot eine Weltkarriere machen, was nicht gelang.
Die Haferkamp-Folgen waren ähnlich wie jene des Kielers Finke (Klaus Schwarzkopf) alle hervorragend.
Die Tatorte von 1970 – 79 sind fast alle sehenswert und meistens hervorragend.
Leider ist die Folge „Lockruf“ unter youtube derzeit nicht eingestellt.
… doch, inzwischen schon 😉, letzte Woche sogar auf 4 verschiedenen Kanälen 😀
Als „eigeborener Essener“ finde ich natürlich alls Felmy-Tatorte aus Essen gut, vor allem, wenn man bei den Aufnahmen „damals“ und „heute“ vergleicht.
Weiß jemand noch, wie früher die Disko hieß, inder einige Szenen im Lockkruf spielen? Heute ist es das Road-Stop.
Die Disco hieß SAFARI.
Hey Tatort Fans,
Ich suche ein „Instrumental Stück“ was ganz witzig klingt in dem Tatort – Lockruf Es fängt an in der 23 Minute geht bis zur 25 Minute (wo die beiden verliebten) in der Waldhütte sind..
Es ist nicht Pink Floyd denke ich mal,das Lied kommt wieder Direkt nach dem lustigen Instrumental was ich suche..
Wer kann mir da weiterhelfen! Das Stück wird auch nur einmal eingeblendet und wie gesagt es läuft nur ca 1 /12 Minuten…
Ich danke euch im voraus! Wäre klasse wenn ihr da mal nachforschen könntest..Wie gesagt es geht in Minute 23 und 40 Sekunden ca los…
Beste Grüße
Die Disco wo heute Roadstop ist hiess Safari.
Der Tatort Nummer 089 aus Essen mit den Ermittlern der dortigen Mordkommission, Hauptkommissar Haferkamp und Hauptmeister Kreutzer, manchmal wie Pech und Schwefel, manchmal wie Feuer und Wasser. Wer der Boss ist, bleibt aber immer unumstritten. Ein tragischer Tatort-Fall. Eine Mutter erschießt die heimliche Freundin ihres Sohnes in der Annahme, sie trifft die Geliebte ihres Ehemannes. Die feiert aber lieber mit der Ex von Haferkamp und ist über jeden Auftrag dankbar. Die Trauer um das getötete Mädchen hält sich in Grenzen, auch bei ihrem Möchtegernfreund. Der forscht aber dennoch nach, eher der Neugier und der Familie zu liebe. Ein klassischer Haferkamp-Tatort, einer der besten Tatort-Ermittler, den es in dieser Mammut-Serie bislang gegeben hat. Aber der Schluss, einfach zu flach. Ich meine, die Musik von Santana in einer Szene kurz heraus gehört zu haben.
„Wie gut, dass niemand weiß, dass ich ‚Tatort‘ heiß!“ möchte man am liebsten deklamieren! Nur wir Älteren werden wissen, dass ein TO anders sein kann, als die gängige Unterhaltungskost heutzutage. Was selbt für mich (62 J.) eine halbwegs objektive Beurteilung schwierig macht.
Setze ich heutiges Action-Kino als Maßstab an, ist dieser Haferkamp TO sterbenslangweilig. Ach ja, es gibt eine Leiche, irgendwann einmal, man darf sogar ihr Sterben miterleben, so wundervoll gespielt, dass man sich fragt, ob die betreffende Person denn nun wirklich tot ist. Fragen darf man sich auch, nanu, ein Krimi ohne Kommissar?? Es dauert über eine halbe Stunde, bevor Haferkamp und Kreuzer endlich einmal auftauchen! Wie gesagt, aus heutiger Sicht ein Schnarchkrimi vom Feinsten!
Anders sieht es aus, lässt man all das ramba zamba Getöse unserer Jetzt-Zeit zurück und taucht stattdessen vorbehaltlos in diesen Fall ein. Dann muss man sagen: so etwas fein Strukturiertes, gut Gespieltes, das gibt es heute gar nicht mehr. Das ist wirklich beste Krimi Unterhaltung! Und woran liegt es? Es gibt diese Kommissare/Schauspieler nicht mehr. Es gibt solche Drehbücher nicht mehr. Kein Produzent würde heute für solch ein Kammerspiel auch nur einen müden Euro locker machen.
Das Fazit: Gerade in einer Zeit medialer ‚Klimaerwärmung‘ kann ‚Schnee von gestern‘ eine tolle Sache sein! Aber wir haben uns weiterentwickelt. Sähen alle Tatort Sendungen heute noch so aus… nun ja, Sie wissen ja, bei RTL wird bestimmt gerade jemand weggeballert…
Vier Sterne für diesen Fall, wegen leichter Ermüdungsbrüche nach fast 40 Jahren!
Danke Erwin für den passenden Kommentar. Ich kann dir 100-prozentig zustimmen.
Allerdings finde ich die Pink Floyd Musik etwas zu stylisch ;-)
Bitte mehr Wiederholungen dieser alten Tatort Filme.
eine Anekdote dazu: Ich ging damals in die Schallplattenabteilung eines Kaufhauses (das gab es!) und dachte, mach mal einen Gag. Ich ging zum Verkäufer und sagte: „Haben Sie gestern den Tatort gesehen?“ „Ja“ „Die Musik beim Auffinden der Leiche hätte ich gern!“ „Kein Problem, das war Pink Floyd, Shine on you crazy Diamond, steht da vorne.“ Ich war baff!
Ein Instant Classic Tatort der immer und immer wieder gerne geschaut wird. Traumhafte Synthesizer Sequenzen a la Klaus Schulze im Hintergrund machen diesen Tatort auch fürs Ohr zu einem Leckerbissen. 5 Sterne
Danke für all die Infos.
Weiß denn einer wo der originale „Klarsee“ nun ist?
Viele Grüße aus Suddenrath !
Dan
Stimmig, von vorne bis hinten, gute Story, ruhige Bilder, gut geschauspielert… Ein perfekter Tatort, toppt noch Haferkamps Debut, die verdienten sechs Sterne werden hier nicht angeboten.
Guten Morgen allerseits,
für mich mein Lieblingstatort. Weiß jemand wir der Klarssee wirklich heist und wo er sich befindet?
Mit freundlichen Grüßen
DH
Hallo zusammen,
Also mit dem Standort des „Klarsees“ bin ich leider auch überfragt. Die Hütte der Hucks diente auf alle Fälle auch in der Folge „Bruderliebe“ der Serie „Der Alte“ als Drehmotiv. Daher vermutlich See und Hütte irgendwie im Großraum München. Zum Thema Drehorte kann ich noch die Schrebergartenlaube beitragen, in der Sabine und Heiko die Nacht verbracht haben. Die steht in München am Bahndamm kurz vor der Braunauer Eisenbahnbrücke, Hefner Alteneck Strasse. Das Haus Nummer 30, vermutlich Bestandteil des Isarwerks ist deutlich im Hintergrund erkennbar, als Haferkamp und Kreutzer die Hütte in Augenschein nehmen.
Grüße aus dem Rheinland
Ein perfekt gelungener höchst ambivalenter Episodentitel, vom harmlosen Lockruf der Amsel über den weiteren verhängnisvollen Verlauf zwischenmenschlicher „Lockrufe“ …
Diese TO-Folge ist einer der ganz leckeren Happen von „Haferkamps Frikadellen 😜
„…weitaus verhängnisvolleren Verlauf“ natürlich …😉