Kurz und knapp – darum geht’s
In der Welt des Theaters wird die junge Schauspielerin Andrea Bäumler brutal ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden – erwürgt von unbekannter Hand. Kriminaloberinspektor Veigl taucht in die glamouröse, aber intrigante Theaterwelt Münchens ein und stößt dabei auf ein Netz aus Lügen, Eifersucht und verborgenen Motiven. Als ein polizeibekannter Kleinkrimineller, der möglicherweise etwas gesehen hat, ebenfalls tot aufgefunden wird, verdichten sich die Hinweise. Als die Ermittler der Wahrheit näher kommen, verstrickt sich eine junge Frau immer tiefer in ein tödliches Spiel aus Manipulation und Überlebensinstinkt …
Inhalt der Tatort-Folge „Ende der Vorstellung“
Neonbeleuchtete Theatereingänge spiegeln sich in den regennassen Straßen Münchens, während sich Kriminaloberinspektor Veigl durch den Abend kämpft. Das Ende einer Theatervorstellung ist für die meisten der Beginn eines amüsanten Abends – für Andrea Bäumler wurde es zum Ende ihres Lebens.
Der behäbige, aber scharfsinnige Veigl – ohne seinen treuen Hund Oswald, den er kürzlich verloren hat – wirkt merklich mürrischer als sonst. Die Melancholie des erfahrenen Ermittlers verstärkt sich noch, als er die Wohnung der erwürgten Schauspielerin betritt. Im grellen Licht der Polizeilampen zeigt sich ein Tatort wie eine sorgfältig arrangierte Theaterkulisse.
„Sie hatte Talent“, seufzt der berühmte Theaterschauspieler Carl Liebold, der mit seiner Präsenz den Raum füllt. „Aber das allein reicht nicht in diesem Geschäft.“ Seine Worte hängen in der Luft wie ein unausgesprochenes Geständnis. War er mehr als nur ihr ehemaliger Geliebter? Veigl registriert die feinen Risse in Liebolds souveräner Fassade.
Die Befragungen führen Veigl und seinen Assistenten Brettschneider – PHM Lenz tritt in diesem Fall nur am Rande in Erscheinung – in eine Welt, in der Schauspiel und Realität verschwimmen. Die Villa des Theaterstars Liebold mit ihrem Hallenschwimmbad und der pompösen Architektur wirkt wie ein Relikt aus vergangenen, glamouröseren Zeiten. Hier lebt er nun mit Johanna Prasch, der auffallend hübschen Cousine des Opfers.
„Ich habe Andrea seit Wochen nicht gesehen“, behauptet Johanna mit einem Blick, der Veigl an die einstudierten Emotionen auf der Bühne erinnert. Ihre Aussage gleicht einem Schauspiel, perfekt einstudiert, doch mit kleinen Fehlern, die nur ein geübtes Auge wie das Veigls erkennen kann.
Die Ermittlung nimmt eine unerwartete Wendung, als der polizeibekannte Toni Inninger ins Visier gerät. Trotz Observation wird er tot in seinem Wagen gefunden – alles deutet auf Selbstmord hin. Doch für Veigl passt dieser Abgang nicht zum Charakter des hartgesottenen Ganoven. „Ein Mann wie er geht nicht einfach so“, murmelt Veigl, während der kalte Winterwind durch die Bäume am Fundort pfeift.
Im Theatermilieu stoßen die Ermittler auf ein komplexes Beziehungsgeflecht. Die Verhöre gleichen Szenen auf der Bühne – jeder spielt seine Rolle, jeder hat sein Skript, doch niemand scheint die ganze Wahrheit zu sagen. Die Fahndung nach dem Mörder wird zur Suche nach dem einzigen authentischen Moment in einem Meer aus einstudierten Gefühlen und Lügen.
Mit jedem Schritt tiefer in den Fall merkt Veigl, wie sich eine unsichtbare Schlinge um diejenigen zuzieht, die zu viel wissen. Der Münchner Kommissar muss nun sein ganzes Können aufbieten, um hinter die Kulissen zu blicken und zu erkennen, welche Rolle jede Person in diesem tödlichen Drama tatsächlich spielt…
Hinter den Kulissen
Die Dreharbeiten zur 99. Tatort-Folge „Ende der Vorstellung“ fanden im Januar und Februar 1979 in München und Umgebung statt. Es ist der zwölfte Fall für Kriminaloberinspektor Veigl, verkörpert vom bayerischen Volksschauspieler Gustl Bayrhammer, der zwischen 1972 und 1981 insgesamt 15 Tatort-Fälle löste.
Die Besetzung glänzt mit Robert Freitag in der Rolle des Theaterstars Carl Liebold und Sabine von Maydell als die enigmatische Johanna Prasch. Helmut Fischer als PHM Lenz hat in dieser Episode nur einen kurzen Auftritt, vermutlich weil er zu dieser Zeit bereits durch andere Serien stark beschäftigt war.
Mit einer Laufzeit von 93 Minuten zählt „Ende der Vorstellung“ zu den längeren Tatort-Folgen dieser Ära. Bei der Erstausstrahlung am 6. Mai 1979 erreichte der Film einen beachtlichen Marktanteil von 57 Prozent – mehr als die Hälfte aller Fernsehzuschauer verfolgte an diesem Sonntagabend Veigls Ermittlungen.
Besonders bemerkenswert an dieser Folge ist das für die damalige Zeit ungewöhnliche Ende, das bei vielen Zuschauern für Diskussionen sorgte. Die ambivalente Darstellung einer berechnenden Frauenfigur, die ungestraft davonkommt, war für das Tatort-Publikum Ende der 1970er Jahre noch ungewohnt und kontrovers.
Der Bayerische Rundfunk strahlte die Episode 2022 erneut aus, anlässlich des 100. Geburtstags von Gustl Bayrhammer, der am 12. Februar 1922 geboren wurde und am 24. April 1993 verstarb. Nach seiner TV-Premiere wurde der Film von Kritikern als „typischer Baukasten-Whodunit“ bezeichnet, der insbesondere durch sein authentisches Zeitkolorit des Münchens der späten 1970er Jahre besticht.
Besetzung
Hauptkommissar Veigl – Gustl Bayrhammer
Hauptmeister Lenz – Helmut Fischer
Obermeister Brettschneider – Willy Harlander
Andrea Bäumler – Claudia Demarmels
Florian Fritsche – Thomas Astan
Carl Liebold – Robert Freitag
Johanna Prasch – Sabine von Maydell
Johannas Vater – Harry Kalenberg
Toni Inninger – Werner Asam
Ursula Möhlendorff – Ingeborg Schöner
Stab
Buch – Norbert Ehry
Regie – Georg Marischka
Kamera – Hermann Reichmann
Kostüme – Isolde Nist
Szenenbild – Wolfgang Hundhammer
Schnitt – Christina Heinle
Produktionsleitung – Walter Breuer
Der Tatort mit der Nummer 099 aus München. Die Polizeibeamten Veigl, Lenz und Brettschneider in einem außergewöhnlichen spannenden und sehenswerten Tatort-Kriminalfilm. Oberinspektor Veigl, den sah ich aufgrund seiner Ruhe und Objektivität damals gerne, ermittelt zusammen mit Kriminalhauptmeister Lenz und Kriminalobermeister Brettschneider in zwei Mordfällen und einem Selbstmord, müssen aber eine intrigante Mittäterin ahnungslos laufen lassen, ein seltenes Highlight in einem Tatortfilm aus den frühen Jahren. Eine filmische Vorstellung um falsche Identitäten, Erpressungen, Liebe und Liebschaften mit einer hervorragenden schauspielerischen Besetzung. Und es zeigt sich wieder einmal: Erpresser kriegen den Hals nicht voll! Diesen Münchener Tatort habe ich, auch der Erinnerung wegen, gerne wieder gesehen, war ich doch zur Zeit der Erstsendung 1979 , auf der Karte geschaut, im oberen Teil Deutschlands beruflich tätig, wo andere Tatort-Kommissare die Beliebtheitsskala anführten.
Bei diesem Tatort führte Georg Marischka Regie. Er ist am Anfang in einer kleinen Nebenrolle zu sehen. Die Besetzung ist toll. Der Fall ist spannend. Was will man mehr. Frechdachs einfach den Elmar Wepper umfahren hihi. Gute Folge