Tatort Folge 115: Streifschuss



Erscheinungsjahr: 1980
Kommissar: Piper
Ort: Tatort Bremen


Im Tatort „Streifschuss“ wirft Kommissar Jochen Piper (Bernd Seebacher) einen Blick hinter die perfekte Kulisse der sogenannten „feinen Gesellschaft“ Bremens. Und muss erkennen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.

Der Anlass: Theologieprofessor und Landespolitiker Friedrich Redders wird tot in einem Taxi aufgefunden. Schon vor Antritt der Fahrt hatte der Professor sich unwohl gefühlt und wollte schnellstmöglich von der Universität nach Hause. Dort kommt er allerdings nie an. Denn nachdem Taxifahrer Lukas einen Zwischenstopp in einem Bordell gemacht hat, um Filme abzuliefern, findet er den Fahrgast zusammen mit seinem Boss, dem Zuhälter Imo, tot auf dem Rücksitz des Wagens. Ein Tatort?

Imo wittert gleich eine Chance Kapital aus dem tragischen Zwischenfall zu schlagen. Gemeinsam mit Lukas bringt er die Leiche in das zwielichtige Etablissement. Der Plan: Sie wollen den Toten in Flagranti mit nackten Mädchen fotografieren. Für die Bilder soll die Witwe 50 000 D-Mark zahlen. Sie steigt darauf ein. Denn die Wahrung der Familienehre steht bei ihr an erster Stelle – auch um den Preis, dass der plötzliche Tod ihres Mannes unter diesen Umständen nicht aufgeklärt werden wird.

Auch Senator Lamp, einem politischen Verbündeten des Toten und engen Freund der Familie ist sehr daran gelegen, die wahren Todesumstände Redders vor der Öffentlichkeit zu verbergen – schließlich stehen Kommunalwahlen an und jegliche Art negativer oder skandalträchtiger Presse könnte verheerende Folgen haben. Und so heißt es dann auch am nächsten Tag in den Nachrichten: Landespolitiker und Theologe Professor Friedrich Redders ist inmitten seines Schaffens einem Herzinfarkt erlegen.

Nur Christian Redders, der Sohn des Verstorbenen, will sich nicht mit der Situation abfinden. Er spricht sich deutlich gegen diese seltsame Vertuschungsaktion aus und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Er will wissen, was wirklich geschehen ist, koste es was es wolle.

 

Das besondere an dieser vom NDR produzierten Tatort-Folge 115 „Streifschuss“ ist die eher unkonventionelle Dramaturgie. In dem Erpresserdrama spielt Kommissar Piper )und das stellvertretend für die gesamte Polizei) kaum mehr als eine Nebenrolle. Die entscheidenden Momente des Films ereignen sich zwischen den anderen Figuren. Es geht um die Verwicklungen von konservativer Gesellschaft, Politik, Kriminalität und Geld. Drehbuchautor Herbert Lichtenfeld zeichnet hier ein kritisches Bild der Bremer Gesellschafter, welches im Ganzen durchaus als leichte Systemkritik zu verstehen ist. „Streifschuss“ wurde zum ersten mal am 24. August 1980 im ARD ausgestrahlt.

Bernd Seebacher trat genau zweimal als Tatort-Kommissar Jochen Piper in Erscheinung. Beide Folgen ( Folge 115 „Streifschuss“, 1980 und Folge 140 „Kindergeld“, 1982) zeichnen sich durch ihre ungewöhnliche Handlung aus, in der der Kommissar eher eine Nebenrolle spielt.

 

Besetzung:

Ursula Redders – Agnes Fink
Imo Schwarz – Mathias Ponnier
Christian Redders – Ekkehardt Belle
Franziska Redders – Cornelia Bayr
Prof. Redders – Willy Witte
Carlos – Herb Andress
Lukas – Horst Michael Neutze
Imos Mutter – Tilli Breidenbach
Senator Lamp – Stephan Orlac
Margit Lamp – Olivia Pascal
Anita – Ingar Werdenigg
Elvira – Edeltraut-Ursula Grätschus
Tanjos – Wolfgang Zerlett
Kommissar Piper – Bernd Seebacher
Henkel – Günter Heising
Gerres – Hans Häckermann
Holm – Edgar Bessen

Stab:

Buch – Herbert Lichtenfeld
Regie – Hartmut Griesmayr
Kamera – Frank A. Banuscher
Szenenbild – Jochen Krumpeter
Schnitt – Karin Baumhöfner
Produktionsleitung – Günter Handke


4 Meinungen zum Tatort Folge 115: Streifschuss

  • Dirk • am 29.9.15 um 16:34 Uhr

    Der Tatort Nummer 115, Hauptkommissar Piper aus der schönen Hansestadt Bremen ist zuständig. Komisch, bei manchen Tatort-Film-Kommissaren hat man den Eindruck, daß sie gar nicht gewollt sind und werden trotzdem eingesetzt. Piper scheint so einer zu sein. Ein besonders heimtückischer Fall von Erpressung, Ansehensschädigung und Gewalttätigkeiten wird aufgezeigt. Ein solider Uni-Professor und Kommunalpolitiker stirbt bei einer Taxifahrt, der Leichnam wird kurz nach dem Tod durch einen Zuhälter identifiziert und zwecks einer Erpressung der geschockten Ehefrau, mit Prostituierten auf Film festgehalten. Da gerade Wahlkampf ist, schaltet sich die Politik ein, die politisierte Polizei und
    zusätzlich der Sohn des Toten. Gar nicht mal schlecht dieser 1980 – Streifen, das Milieu und die Umgebung, einschließlich der Autos stimmten. Die Kaltschnäuzigkeit der Verbrecher war schon Brutalität für sich. Den Hauptdarsteller kannte ich aus der Zeit, als ich noch in Köln, auch Anfang der 80ziger Jahre, wohnte. Man traf ihn ab und an bei Edeka beim Einkauf. Ein netter, sympathischer Mann. Meine Frau flüsterte immer, weißt du wer das ist! Jedes Mal.

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  • Walter Ulbricht • am 4.10.15 um 21:45 Uhr

    Wilde Erpressergeschichte im Bordellmilieu mit kleinen Seitenhieben auf Lokalpolitiker.
    Der Ausgang ist moralisch: Der Hauptschuldige stirbt.
    Das hat er jetzt von seiner Erpressung!
    Sehenswert natürlich auch wegen der herausragenden Agnes Fink

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  • Edmund • am 29.10.18 um 19:37 Uhr

    Ein Bremer Tatort der auch mal Einblicke ins Rotlicht gewährt, mit original Schauplatz welchen es Real gab das Bordell „Schwarzer Diamant“ in der Nähe vom Bremer Holzhafen in der Kohlenstrasse Nähe einer alten Ziegelei. Bin selber noch vor seiner Schließung Mitte der 80’er Jahre dort gewesen und man fühlte sich inmitten des Milieu. Nicht mehr vergleichbar mit heute aber wesendlich angenehmer und spannender. Eine schöne unvergessene Zeit. Ein super Tatort der zeigt wie es einmal war…

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  • Paul • am 16.4.22 um 20:57 Uhr

    Sehenswerter Tatort!
    Das Auto was der Imo sich zulegt ist ein ’78er Pontiac Grand Prix, das gleiche Auto hatte ich auch mal.

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