Tatort Folge 233: Zeitzünder

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein tödlicher Überfall im nächtlichen Hamburger Hafen bringt die Kommissare Stoever und Brockmöller auf die Spur eines internationalen Waffenschmuggels. Ein Kleinkrimineller auf Bewährung überlebt den Anschlag, flüchtet verletzt und wendet sich hilfesuchend an seinen Bewährungshelfer, während die Täter ihm dicht auf den Fersen sind. Bald wird klar, dass es eigentlich um elektronische Präzisionszünder geht, die für Atombomben im Nahen Osten bestimmt sind – als die Ermittler die wahren Hintergründe aufdecken, geraten nicht nur der Zeuge und sein Bewährungshelfer in tödliche Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Zeitzünder“

Nachtschwarze Dunkelheit liegt über dem Hamburger Freihafen, als ein Lastwagen zwischen Containern und Lagerhallen entlangfährt. Plötzlich wird das Fahrzeug von zwei Männern gestoppt, in eine abgelegene Ecke dirigiert und ohne Vorwarnung unter Beschuss genommen. Im grellen Aufblitzen der Schüsse sinkt Fahrer Horst Kehrmann leblos über dem Lenkrad zusammen, während sein Beifahrer Karl Wollek angeschossen, aber mit letzter Kraft in die schützende Hafendunkelheit flüchten kann.

Für den vorbestraften Wollek, der endlich den Ausstieg aus der Kriminalität schaffen wollte, beginnt ein verzweifelter Überlebenskampf. „Mit meiner Akte kann ich nicht zur Polizei“, gesteht er seinem Bewährungshelfer Heinz Maurer, der ihn vor einer drohenden Sicherheitsverwahrung bewahren will. Maurer, ein grundehrlicher Mann mit zu viel Herz für seine Schützlinge, gerät durch seine Loyalität selbst ins Fadenkreuz der Verbrecher.

Die Kommissare Paul Stoever und Peter Brockmöller stehen zunächst vor einem Rätsel. „Warum beschießt man einen leeren Lastwagen?“, fragt Brockmöller nachdenklich, während er durch die Fingerabdrücke im Fahrzeug schnell auf Wolleks Spur kommt. Stoever, mit seiner Mischung aus rauer Schale und feinem Gespür, wittert einen größeren Zusammenhang. Tatsächlich wird der Fall bald zur Staatsaffäre – denn was als einfacher Mord begann, entpuppt sich als Teil einer hochgefährlichen Operation: Elektronische Impulsgeber, mit denen Atombomben gezündet werden können, sollen außer Landes geschmuggelt werden.

Die Suche nach Wollek gleicht der Jagd nach einer Nadel im Heuhaufen, während der undurchsichtige Liebscher immer brutaler Druck auf Bewährungshelfer Maurer ausübt. „Sagen Sie mir, wo der Kerl steckt, oder Ihre Familie ist die nächste“, droht er, nachdem er bereits Maurers Hund als Warnung getötet hat. Als Maurer einen gefährlichen Alleingang wagt, ahnt er nicht, dass er damit alles aufs Spiel setzt.

Im Zentrum der Ermittlungen steht schließlich die elegante Rechtsanwältin Almut Bashani, deren makellose Fassade bröckelt, als Stoever ihr auf die Schliche kommt. „Ich hatte keine Wahl“, verteidigt sie sich mit brüchiger Stimme. Die Fahndung führt Stoever und Brockmöller in ein Netz aus Lügen, in dem niemand das ist, was er zu sein scheint, und wo selbst die Ordnungshüter zunehmend die Orientierung verlieren…

Hinter den Kulissen

„Zeitzünder“ wurde vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) produziert und feierte am 4. August 1990 Premiere im Ersten Deutschen Fernsehen. Die Tatort-Folge 233 bedeutete für Manfred Krug als Kommissar Paul Stoever bereits den 13. Fall, während Charles Brauer als Peter Brockmöller zum 10. Mal ermittelte. Das eingespielte Hamburger Duo, das mit seiner Mischung aus hanseatischer Geradlinigkeit und gelegentlichen musikalischen Einlagen beim Publikum sehr beliebt war, bekam in dieser Episode prominente Unterstützung.

Die Besetzung wartete mit bekannten Namen auf: Diether Krebs brillierte in der Rolle des verzweifelten Kleinkriminellen Wollek, dessen Name für Verwirrung sorgte – im Abspann als „Wollek“ geschrieben, auf dem im Film gezeigten Steckbrief jedoch als „Wolleck“. In weiteren Rollen überzeugten Franz Boehm als Bewährungshelfer Maurer und Eleonore Weisgerber als undurchsichtige Anwältin Bashani.

Regie führte der erfahrene Peter Ariel nach einem Drehbuch von Detlef Müller, der mit dem Thema des Waffenschmuggels ein politisch brisantes Thema aufgriff, das auch heute noch erschreckend aktuell wirkt. Die Dreharbeiten fanden größtenteils im Hamburger Hafen statt, dessen nächtliche Kulisse mit den riesigen Containerschiffen und verlassenen Lagerhallen eine bedrohliche Atmosphäre schuf.

Der Titelsong wurde von Keith Merman beigesteuert und unterstrich die dramatische Grundstimmung des Films. Mit 8,77 Millionen Zuschauern erreichte „Zeitzünder“ eine beachtliche Einschaltquote und zeigte einmal mehr, dass das Format „Tatort“ auch komplexe politische Themen aufgreifen konnte. Nach der Ausstrahlung löste der Film Diskussionen über internationale Waffengeschäfte und die Verantwortung Deutschlands bei der Kontrolle sensibler Technologieexporte aus.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer Trailer

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten

Besetzung

Hauptkommissar Stoever – Manfred Krug
Kommissar Brockmöller – Charles Brauer
Almut Bashani – Eleonore Weisgerber
BKA Greininger – Jörg Gillner
Frank Hessel – Thomas Naumann
Götsche – Heinz-Werner Krähkamp
Horst Kehrmann – Ronald Nitschke
Liebscher – Hans Putz
Mahlke – Guntbert Warns
Paul Stecher – Erich Will
Karl Wollek – Dieter Krebs
BKA Hainau – Holger Mahlich
Heinz Maurer – Franz Boehm
Lisbeth Maurer – Kerstin Gähte
Techniker – Werner Schwuchow

Stab

Kamera – Claus Deubel
Buch – Detlef Müller
Regie – Peter Ariel

Bilder – NDR/Köhler

9 Kommentare

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  1. vor 15 Jahren

    Eine gute Story, spannend und kurzweilig verfilmt.

    Das ist ja sonst selten, die Geheimfritzen und die biedere K zusammen, hier mal nicht belauernd oder
    sich sogar behindernd, wie so oft im Film konstruiert wird.
    „Zeitzünder“ legt die „Karten schnell offen“, die so beklemmend, zeitlos-aktuelle Polit-Story entwickelt sich.

    Das ist packend, Diether Krebs als ‚Kimble auf der Flucht‘ paßt haargenau da hin, IST seine Figur.

    Eleonore Weisgerber ist ein Gesicht, das fesselt.

    Die Brisanz ist plausibel, die hier als Schlüssel zum Verständnis genannte „3-Tages-Frist“ (Warum werden die „kleinen Fische“ vom Ablenkmanöver umgebracht?)
    in der damaligen Zeit! nachzuvollziehen. Muß man wissen.

    Da war beides noch, Anfang der 90’er, die Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen, das Handwerk, daraus dann auch
    einem guten Kriminalfilm zu machen.
    Musik und Drehorte dazu sind stimmig und schlüssig.

    Hier wurde nicht politisch überladen, wohltuend!,
    viele ähnliche Geschichten „sprengen“ das Genre,
    werden dadurch schnell langweilig, weil zu kopflastig.

    „Zeitzünder“ ist ein Lehrbeispiel, wie man’s richtig macht.
    Ein wirklich guter Krimi, den man auch gerne wiedersieht.

    Das Ding lief‘ gestern in der tollen Diether Krebs – Nacht beim ndr . . -GsD- Danke diesem Sender, eine gute Wahl!

    Wie gerne hätte man weitere „Schauspieler-Reihen“ mit
    „Tatorten“ bestückt! Ich wünsche mehr Hans-Jörg Felmy – Reihen, dann Klaus Schwarzkopf – Reihen u. u. u.

    Wiederholt das ALLES endlich, die ganzen „Tatorte“,
    laßt bloß keinen aus . .
    Wir Krimi-Fans werden’s danken, viele neue Fäns gäbe es!

    LG Peter, Berlin

  2. vor 11 Jahren

    Bislang Mein liebster mit Stoever und Brockmöller. Nicht zuletzt weil auch Dieter Krebs hier alles gibt und dazu dieses saustarke Titellied von merman „could it be“. Wahnsinn. Leider als Soundtrack gar nicht mehr zu bekommen. Dennoch passt alles in dieser Folge und somit eine Qualität besitzt die heute seinesgleichen sucht.

  3. vor 9 Jahren

    Der Tatort 233 aus Hamburg. Die Hauptkommissare Stöver und Brockmöller von der Mordkommission ermitteln, später sogar mit Angehörigen des Bundeskriminalamtes. Gute Besetzung, gute Macher, gute Polizei, solider Tatort-Thriller. Sehenswert. Guten Abend.

  4. vor 9 Jahren

    Mich nervten die beiden am Ende nur noch, aber immer noch besser als die heutigen.
    Ich las gerade, dass manche die Tatort-Wiederholung heute (23.6.2016) nicht schauen können: einfach bei OTR anmelden, ab dem Zeitpunkt kann man alle Filme auf seinen PC legal herunterladen und dann schauen, wenn man Zeit hat!

  5. vor 9 Jahren

    Manfred Krug allein ist eigentlich schon der Garant für einen unterhaltsamen Abend, auch die anderen Darsteller – besonders Eleonore Weisgerber trugen dazu bei. Absolut solider Tatort – aus 1990 (!) und immer noch sehenswert!

  6. vor 9 Jahren

    Kann mich den positiven Kommentaren nur anschließen. Was für ein Genuß, einfach einen von Anfang bis Ende spannenden und humorvollen Krimi mit lauter dramatischen Höhe- und Wendepunkten, mit undurchsichtigen und halbseidenen Typen und mit Bezug zur Wirklichkeit anschauen zu können. Wesentlich für das Krimivergnügen ist natürlich auch die fabelhafte Rollenbesetzung. Daß Brocki so ein Schwerenöter ist, war mir gar nicht mehr bewußt.

  7. vor 8 Jahren

    Guter Stoever Fall aus dem schönen Hamburg. Auch hier wieder grandios Dieter Krebs mit von der Partie. Wollen top top top. Klasse Tatort ein Klassiker

  8. vor 2 Jahren

    ⭐⭐⭐⭐
    Toller Tatort, einiges etwas übertrieben, aber ein spannender Plot, nicht so spinnerig wie die heutigen Tatorte und natürlich Retro pur, ein roter R4!

  9. vor 2 Jahren

    Ein (nach über 3 Jahrzehnten nach wie vor) Spitzen-Tatort, der manchen heutigen – jedenfalls aus meiner Sicht – locker Paroli bieten kann!

    UND:
    Nur mal (stellvertretend für viele andere!!!) Tatorte gefragt:
    Warum wurde diese Folge nicht in die Mediathek eingestellt? Glücklicherweise habe ich ihn selber aufgenommen.

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