Tatort Folge 289: Der Rastplatzmörder

Kurz und knapp – darum geht’s

Nach einer nächtlichen Mitfahrgelegenheit wird die junge Beatrice Koch ermordet auf einem Autobahnrastplatz aufgefunden. Der Frankfurter Hauptkommissar Brinkmann ermittelt und stößt schnell auf den Versicherungsvertreter Horst Matthes, der mit dem Opfer unterwegs war und nun panisch durch die Stadt flüchtet. Anstatt sich der Polizei zu stellen, versucht Matthes verzweifelt auf eigene Faust den Mörder zu finden – er verdächtigt den Fahrer eines schwarzen BMW, der Beatrice vom Rastplatz mitgenommen hatte. Als er schließlich bei seinen Nachforschungen eine weitere Leiche entdeckt, wird auch Brinkmann klar, dass hier ein gefährlicher Serienmörder am Werk ist, dessen Identität niemand vermutet…

Inhalt der Tatort-Folge „Der Rastplatzmörder“

Das monotone Rauschen der Autobahn in der Dämmerung des frühen Morgens wird jäh vom schrillen Sirenengeheul der Polizeifahrzeuge durchbrochen. Ein LKW-Fahrer hat soeben die Leiche einer jungen Frau auf einem Rastplatz entdeckt. Hauptkommissar Brinkmann betrachtet missmutig die Szenerie – es ist nicht nur der grausame Fund, der seine Stimmung trübt, sondern auch die Tatsache, dass ihm für diesen Fall nicht sein erkrankter Assistent Wegener, sondern die unerfahrene Polizeimeisterin Alice Bothe zur Seite steht. „Die Spuren am Tatort sind spärlich wie Oasen in der Wüste“, brummt er, während die junge Kollegin eifrig einen Zettel aus der Jackentasche des Opfers fischt – ein Vertrag der Mitfahrzentrale.

Die Spur führt zu Horst Matthes, einem Versicherungsvertreter mittleren Alters, der sein Doppelleben wie ein gut gehütetes Versicherungsgeheimnis pflegt. Tagsüber der fürsorgliche Ehemann seiner körperbehinderten Frau Ilona, nutzt er seine Geschäftsreisen für heimliche Abenteuer. Als er im Autoradio von dem Mord an seiner letzten Mitfahrerin Beatrice Koch hört, durchfährt ihn ein eisiger Schauer. „Die Polizei sucht dich“, teilt ihm seine ahnungslose Frau am Telefon mit. In seiner Panik trifft Matthes eine folgenschwere Entscheidung: Statt dem Rat seines Anwalts zu folgen und sich zu stellen, flüchtet er durch ein Frankfurt, dessen Straßen ihm plötzlich so feindlich erscheinen wie ein Labyrinth ohne Ausgang.

Der verängstigte Matthes jagt einer verzweifelten Idee nach – er will den wahren Mörder finden, um seine Unschuld zu beweisen. Die Spuren führen ihn zur Ballettschule von Mona Stallner, wo Beatrice gewohnt hatte. Der flackernde Neonschein aus dem Flur erhellt gespenstisch das stille Zimmer, in dem er Mona leblos auffindet. Seine Flucht wird nun zur Hetzjagd, während Brinkmann ihm beharrlich folgt wie ein Schatten, der mit jedem Schritt länger wird.

In einer schäbigen Nachtbar namens „Moon Glow“, deren rote Leuchtschrift wie eine wunde Narbe in der Dunkelheit pulsiert, findet Matthes einen weiteren Hinweis. Die Lesbenbar war Beatrices Stammlokal, und der Hausbesitzer der einzige Mann, der dort verkehrte. Die Spur führt zu einem schallisolierten Kellerstudio, wo Matthes auf den Radio-Reporter Sascha Jens trifft – jenen Mann, der so eifrig über den Mord berichtete. „‚Sie waren es nicht, aber ich kann Sie trotzdem nicht gehen lassen'“, sagt Jens mit jener Stimme, die täglich über den Äther in tausende Wohnzimmer dringt, bevor er Matthes einschließt.

Während Brinkmann seine Ermittlungen intensiviert und immer mehr Puzzleteile zusammenfügt, wird Matthes in seinem isolierten Gefängnis klar, dass er dem Mörder direkt in die Arme gelaufen ist. Die Zeit verrinnt wie Sand in einer Uhr, und mit jedem Korn schwindet seine Hoffnung auf Rettung…

Hinter den Kulissen

Der „Rastplatzmörder“ ist der 289. Fall der Tatort-Reihe und wurde als zehnte Folge mit dem Frankfurter Ermittler Hauptkommissar Brinkmann, gespielt von Karl-Heinz von Hassel, am 27. März 1994 erstmals im Ersten ausgestrahlt. Die Produktion des Hessischen Rundfunks (HR) entstand unter der Regie von Sylvia Hoffman, die auch das Drehbuch verfasste. Die Dreharbeiten fanden im Herbst 1993 in Frankfurt am Main und Umgebung statt.

In der Besetzung sticht besonders Ulrich Wildgruber als verzweifelter Versicherungsvertreter Horst Matthes hervor, der in seiner Paranoia zum unfreiwilligen Ermittler wird. An seiner Seite agiert Anja Jaenicke als Polizeimeisterin Alice Bothe, die in dieser Folge den sonst üblichen Assistenten Wegener ersetzt. Eine besondere Note erhält der Film durch das letzte Auftreten der Schauspielerin Lia Wöhr, die nur wenige Monate nach den Dreharbeiten, am 15. November 1994, verstarb.

Bei der Erstausstrahlung verfolgten beachtliche 8,64 Millionen Zuschauer die Sendung, was einem Marktanteil von 20,2 Prozent entsprach – ein deutlicher Beweis für die anhaltende Beliebtheit des Frankfurt-Tatorts. Unter Kritikern wurde besonders die ungewöhnliche Erzählperspektive gewürdigt, die den Zuschauer über weite Strecken aus der Sicht des verdächtigen Matthes durch die Handlung führt, anstatt wie üblich dem Ermittlerteam zu folgen.

Nach der Ausstrahlung sorgte die Episode für Diskussionen über die Sicherheit von Mitfahrgelegenheiten und führte zu verstärkten Aufklärungskampagnen über potenzielle Risiken. Die beklemmende Darstellung einer nächtlichen Autobahnfahrt, die in einem Albtraum endet, hat sich als eines der beunruhigendsten Szenarien der Tatort-Geschichte im kollektiven Gedächtnis festgesetzt.

Videos zur Produktion

Am Set

Besetzung

Kommissar Brinkmann – Karl-Heinz von Hassel
Ilona Mathes – Doris Kunstmann
Horst Mathes – Ulrich Wildgruber
Bernhard Winkelmann – Pierre Franckh
itz Alice Bothe, Polizeimeisterin – Anja Jaenicke
Mona Stallner – Ellen Schulz
Sascha Jens – Frieder Venus
Dr. Schüler – Edgar M. Böhlke
Beatrice Koch – Daniela Lunkew

Stab

Kamera – Jürgen Herrmann
Regie – Sylvia Hoffman
Buch – Sylvia Hoffman
Ausstattung – Claire-Lise Leisegang

Erstausstrahlung der Tatort-Folge 289 „Der Rastplatzmörder“: 27.03.1994

4 Kommentare

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  1. vor 17 Jahren

    Ich habe in meinem Leben schon viele tatorte gesehen, denn ich bin ein wirklicher Freund der Reihe. Dieser Tatort (Der Rastplatzmoerder) war jedoch einer der schlechtesten. Vom seitenspringenden Vertreter mit behinderter Frau, ueber die boesen, boesen Medien und ominoesen Sektenmitglieder, bis hin zum lesbischen Pornomodell(-mordopfer) , ganz zu schweigen vom (so hab ich das verstanden) schwulen Ballettschuleninhaber wurde hier keine Randgruppe ausgelassen. Der Plot an sich nicht auch noch schlecht inzeniert, die beiden Polizisten hoelzern. Dieser Fall spiegelt in keinster Weise das dar, was ich an Qualitaet sonst vom tatort gewohnt bin.

  2. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 289. Der Hauptkommissar Brinkmann aus Frankfurt, diesmal mit einer Assistentin an der Seite, ermittelt in einem klassischen und tragischen Mordfall. Ein Tötungsdelikt an der Autobahn, in länger zurückliegenden Jahren gar nicht einmal so selten. Mitfahrer lebten damals noch gefährlicher, die Kommunikationen waren damals ja kaum ausgeprägt, die Mitfahrerzentralen etablierten sich gerade erst. In Brinkmanns Fall wurde eine junge Frau gemeuchelt, ein weiteres Opfer wird folgen. Ein gesellschaftlicher Reigen tut sich in diesem Tatort-Fernsehfilm aus dem Jahre 1994 auf, welcher tatsächlich sich so zusammenhängend abgespielt haben könnte. Deshalb halte ich diesen Tatort, mit dem in der letzten Woche verstorbenen Schauspieler, welcher Kommissar Brinkmann überzeugend spielte, gar nicht mal so abstrakt und fiktiv. Die jeweiligen Charaktere waren ausgeprägt dargestellt, die schauspielerische Leistung der Mitspieler gut. Ein solider Krimi über akribische und erfolgreiche Schnüffelarbeit.

  3. vor 8 Jahren

    Nicht gerade ein Brinkmann Highlight aber dank Anja Jähnike doch recht sehenswert an der Seite von Brinkmann. Es bedarf ein wenig an Konzentration dieser Konstruktion zu folgen. Mittelmass

  4. vor 5 Jahren

    nicht schlecht, aber auch nicht gut.
    immerhin unterhaltsam.
    wie vieles aus den 90ern wirkt auch dies ein wenig wie aus den 70ern. (wobei authentische 70er mir lieber sind).
    alles wirkt sehr gespielt.
    drehbuch und regie so lala ….
    gibt viele schlimmere filme, also soweit ok.

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