Tatort Folge 285: Deserteure

Kurz und knapp – darum geht’s

In Düsseldorf werden ein Waffenhändler und der Sohn eines ehemaligen Einbrechers ermordet. Kommissar Flemming und sein Team führen die Ermittlungen zu einem V-Mann, der mit Falschgeld und einem hinterhältigen Plan zwei Millionen DM ergaunern will. Während die Polizei nach Beweisen sucht, machen sich zwei Männer aus dem Ruhestand auf den Weg: Hans Gebhardt und sein alter Komplize Kalle Maisch wollen den Tod von Hans‘ Sohn rächen. Als die beiden Rentner auf eigene Faust den Täter aufspüren, führt sie ihr letzter Fall zurück zu einem düsteren Kapitel ihrer Vergangenheit…

Inhalt der Tatort-Folge „Deserteure“

Regungslos sitzt Hans Gebhardt in seiner kleinen Autowerkstatt, während Kommissar Flemming ihm mitteilen muss, dass sein Sohn bei einer Explosion gestorben ist. Das grelle Licht der Neonröhren wirft harte Schatten auf das faltige Gesicht des ehemaligen Einbrechers. Im Hintergrund klirren Werkzeuge, als würden sie den Schmerz des Vaters unterstreichen.

Einst waren Hans Gebhardt und Kalle Maisch berüchtigte Einbrecher, die Düsseldorf in Atem hielten – so geschickt, dass ihnen nie etwas nachgewiesen werden konnte. Nun führt Hans eine bescheidene Autowerkstatt, während sein alter Freund Kalle im Altersheim lebt und sich der Malerei widmet. Hans hatte seinen Sohn Axel immer wieder gewarnt, nicht in kriminelle Geschäfte abzurutschen, doch dieser ließ sich mit dem zwielichtigen Charly ein. „Von seinen Machenschaften wusste ich nichts“, behauptet Hans stockend gegenüber Flemming, doch der Kommissar spürt, dass hinter der starren Fassade des alten Mannes ein Sturm aus Trauer und Rachsucht aufzieht.

In den düsteren Straßen des Düsseldorfer Rotlichtviertels sucht der weißhaarige Kalle nach Spuren von Charly. Die Neonreklamen der Bars werfen ihr kaltes Licht auf sein von Krankheit gezeichnetes Gesicht, als er schließlich den Mann findet, der für den Tod seines Patensohns verantwortlich ist. „Du kennst mich nicht“, flüstert Kalle dem ahnungslosen Charly zu, „aber ich kenne dich und deinen schmutzigen Deal mit Axel.“ Die Begegnung endet mit einem brutalen Faustschlag – und einer Verhaftung durch Kommissarin Koch, die Kalle im Auftrag Flemmings beschattet hat.

Die Ermittlungen gleichen einem Puzzle, dessen Teile sich nur langsam zusammenfügen. Während Kriminalhauptmeister Ballauf in der Spielerszene Hinweise auf Falschgeld in Millionenhöhe findet, schleichen sich Hans und Kalle an Kommissarin Koch vorbei, um ihre eigene Form der Gerechtigkeit zu vollziehen. „Ich habe nur noch ein paar Monate zu leben“, gesteht Kalle seinem alten Freund, „lass uns ein letztes Mal zusammen losziehen.“

Die beiden alten Männer sind wie verwelkte Blätter, die ein letzter Windstoß noch einmal aufwirbelt, bevor sie endgültig zu Boden sinken. Mit zitternden Händen, aber unerschütterlicher Entschlossenheit, spüren sie Charly in einem abgelegenen Haus auf. Doch anstatt blinde Rache zu üben, folgen sie einem Plan, der ihre Geschichte weit zurück in die Kriegsjahre führt – eine Geschichte von Schuld, Mut und der Kraft wahrer Freundschaft.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Deserteure“ ist der sechste Fall der Düsseldorfer Ermittler Flemming, Koch und Ballauf und wurde vom Westdeutschen Rundfunk produziert. Die Erstausstrahlung erfolgte am 19. Dezember 1993 auf Das Erste und erreichte beachtliche 9,32 Millionen Zuschauer mit einem Marktanteil von 26,60 %.

In den Hauptrollen sind Martin Lüttge als Kommissar Flemming zu sehen, während die Gastrollen der beiden Altkriminellen mit bekannten Schauspielern besetzt wurden: Heinz Schubert (bekannt aus „Ein Herz und eine Seele“) spielt Hans Gebhardt und Gunnar Möller verkörpert seinen Freund Kalle Maisch. Die beiden charismatischen Darsteller verleihen ihren Rollen Tiefe und spielen sie mit einem feinen Augenzwinkern.

Aufmerksame Zuschauer können in einer Szene die Haupthalle des Düsseldorfer Hauptbahnhofs mit der alten Fallblattanzeige erkennen, die bis zu den Renovierungsarbeiten 2008-2009 in Betrieb war – ein nostalgisches Detail, das die Zeitgebundenheit der Folge unterstreicht. Das im Verlauf der Folge und im Abspann zu hörende Lied „Irgendwo im Süden“ stammt von Stefan Waggershausen und bildet die musikalische Untermalung für die Flucht der beiden Protagonisten an einen Ort, der für sie Freiheit bedeutet.

Nach der Ausstrahlung wurde besonders die ungewöhnliche Erzählperspektive diskutiert, die die beiden alten Einbrecher zu den eigentlichen Helden der Geschichte macht und einen differenzierten Blick auf Schuld, Sühne und Gerechtigkeit wirft.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Hauptkommissar Bernd Flemming – Martin Lüttge
Kommissarin Miriam Koch – Roswitha Schreiner
Hauptmeister Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Hans Gebhardt – Heinz Schubert
Kalle Maisch – Gunnar Möller
Axel Gebhardt – Jürgen Tonkel
Charly – Stefan Reck
u.a.

Stab

Regie – Ilse Hofmann
Kamera – Daniel Koppelkamm
Buch – Horst Vocks
Musik – Andreas Köbner

Bilder: WDR/v. d. Heydt

10 Kommentare

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  1. vor 14 Jahren

    Dieser Tatortfilm von 1993 Deserteure mit Heinz Schubert
    hat für mich alles was das Leben so mitsich bringt in
    guter Darstellung.

    Hätte gerne ein DVD von Deserteure,leider noch nicht gefunden,vielleicht finde noch. Hoffe bestes.

    1. vor 14 Jahren

      Hallo Karl Heinz,

      leider gibt es keine offizellen DVD Mitschnitt. Du kannst aber bei der ARD Mitschnittstelle anfragen.

      Gruß

      Gerald

  2. vor 10 Jahren

    Große schauspielerische Leistung der Darsteller. Für mich einer der außergewöhnlichsten Tatorte überhaupt. ☺☕??

  3. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 285 mit Hauptkommissar Flemming und seinen Mitarbeitern Koch und Ballauf aus Düsseldorf, Mordkommission. Ein vollgepackter Tatort-Krimi über korrupte und mordende Polizeibeamte, Falschgeldherstellung, Waffenhandel, Mord und Rächer. Die entpuppen sich als alte Wehrmachtsdeserteure mit Kontakten nach Griechenland, welche die beiden auch bitter nötig haben. Der eine entflieht einem Altenheim, nebenher wird auch die Problematik Altenpflege angesprochen. Das ist aber noch nicht alles! Hauptkommissarin Koch wird von ihrem Freund, der Leitender Staatsanwalt ist, geschlagen und Hauptmeister Ballauf wegen seiner Spielschulden von seinen im Milieu ansässigen Gläubigern zusammengeschlagen und streitet sich am Telefon, im Beisein der Kollegen, mit seiner Frau über Guthaben und Restaurant. Hauptkommissar Flemming sitzt derweilen in einer Sauna, die sich in einem Kuhstall befindet, kommt, völlig verschwitzt und nur mit einem Saunatuch bekleidet, an den Frühstückstisch ins Freie und erzählt seiner Freundin über seine Angst, im Altenheim zu landen. Die zwei Alten, mit den geraubten zwei Millionen Deutsche Mark lässt man ohne weiteres ziehen und der korrupte Ermittler kommt in den Knast. Wau. Welcher behördengeschädigte Autor hat dieses Drehbuch verfasst? Aufgrund der guten Schauspieler, kam dieses im Tatort-Dreh auch noch alles peinlich gut rüber.

  4. vor 7 Jahren

    Zunächst einmal eine tolle Leistung von Gunnar Möller und von Heinz Schubert, der hier ausnahmsweise mal mit relativ wenig Worten und dafür mit der Tiefe des eher stillen, auf Rache sinnenden Vaters überzeugen darf. Ich dachte zunächst, hier wird eine Geschichte im Stile von „Archy und Harry“ (Kirk Douglas und Burt Lancaster) erzählt. Ein wenig ist es dann auch so, einer arbeitet noch, der andere ist im Altersheim. Vor allem, als die beiden schwarz gekleidet und mit Hut aus dem Altersheim gehen, nachdem einer von ihnen vor den Augen des Anstaltsleiters in den Blumentopf uriniert hat, erinnert im Stile an den amerikanischen Film.

    Die Story selber ist mir ein wenig zu dick aufgetragen, auch wegen der privaten Probleme der Assistenten. 3 Sterne.

  5. vor 7 Jahren

    Ach ja, die misslungene Kneipenschlägerei des einen erinnert auch an Archy und Harry. Und ich habe 5 Sterne gegeben, sollten aber nur 3 sein, daher hier noch einmal 1 Stern.

  6. vor 7 Jahren

    Kennt jemand das Lied im Abspann? Habe leider nichts gefunden..ansonsten grossartiger Film mit dem genialen Heinz Schubert

  7. vor 7 Jahren

    Das Lied hei0t „Irgendwo im Süden“ und wird gesungen von Stefan Waggershausen

  8. vor 7 Jahren

    Hallo Hannes,

    zumindest kommt das Lied von Stefan Waggershausen. Wie es heißt, weiß ich zwar nicht, doch vermutlich ist es auch aus 1992/1993. Viel Spaß beim Suchen.

  9. vor 7 Jahren

    Das ist „Irgendwo im Süden“

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