Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Einbruch beim Dresdner Juwelier Drätsch bringt nicht nur die örtlichen Kommissare Ehrlicher und Kain auf den Plan, sondern auch den Hamburger Sonderermittler Bulisch, der vermutet, dass die Mafia hinter dem Raub steckt. Bulisch verfolgt seit Jahren die Spur des Hamburger Unterweltbosses Mieth und sieht in diesem Fall seine Chance, ihn endlich zu fassen. Als der Hamburger Ermittler heimlich eine verdeckte Ermittlerin einsetzt und Ehrlicher und Kain in ein gefährliches Spiel verwickelt, geraten die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, Ost und West, immer mehr ins Wanken …
Inhalt der Tatort-Folge „Bauernopfer“
Grauer Novembernebel liegt über den Elbbrücken Dresdens, als Kommissar Bruno Ehrlicher verdrossen auf den Mann aus Hamburg starrt, der soeben sein Büro betreten hat. Kriminaloberrat Bulisch, Spezialist für organisiertes Verbrechen, ist angereist, um bei einem einfachen Einbruch zu helfen? Die Vorstellung allein erfüllt Ehrlicher mit Unmut – er braucht keine Belehrungen aus dem Westen, um einen simplen Versicherungsbetrug aufzuklären.
„Die Mafia, Herr Kommissar, die Mafia steckt dahinter“, behauptet Bulisch mit einer Überzeugung, die Ehrlicher nur noch misstrauischer macht. Das unterschwellige Spannungsverhältnis zwischen dem ostdeutschen Kommissar und seinem westdeutschen Kollegen vibriert in jeder Szene wie ein bedrohliches Dröhnen. Ehrlicher, stolz und eigensinnig, weigert sich zunächst, Bulischs Theorie ernst zu nehmen und übergibt den Fall widerwillig an seinen jüngeren Kollegen Kain, der zwischen den starken Charakteren zerrieben zu werden droht.
Der Einbruch beim Juwelier Drätsch erscheint tatsächlich zunächst wie ein klarer Fall. Doch als Bulisch von Drätschs dunkler Vergangenheit in Hamburg berichtet – der Flucht aus der DDR, dem Juweliergeschäft, dem Tod seiner Frau nach einer verweigerten Schutzgeldzahlung – beginnt das einfache Bild zu bröckeln. Wie ein vorsichtiger Schachspieler, der sorgfältig jeden Zug plant, setzt Bulisch seine Figuren: Er schleust die verdeckte Ermittlerin „Wiktorija“ bei Drätsch ein, spielt seine Informanten gegeneinander aus und zieht immer engere Kreise um seine eigentliche Beute – den Unterweltboss Mieth.
Das herbstliche Dresden mit seinen prachtvollen Barockbauten und den Narben der sozialistischen Architektur bildet die perfekte Kulisse für dieses Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ost und West. Hinter den Fassaden lauern Geheimnisse, die älter sind als die erst kürzlich gefallene Mauer. Die Fahndung gleicht einem komplexen Schachspiel, bei dem jede Figur ihren eigenen Wert hat – und doch geopfert werden kann.
Als Konstanze, die Tochter von Drätsch, entführt wird, überschlagen sich die Ereignisse. Kain beobachtet die Entführung, die Täter werden gestellt – doch Drätsch reagiert unerwartet. Sein Anruf bei Wiktorija und nicht bei der Polizei lässt die Ermittler aufhorchen. Der scheinbar einfache Fall verzweigt sich wie die eisigen Wasserläufe der winterlichen Elbe in unzählige Richtungen.
Bulisch lockt mit seinem Plan Kain nach Hamburg – weg von seinem Partner Ehrlicher, hinein in die Unterwelt St. Paulis. Der junge Kommissar steht am Scheideweg: Soll er dem charismatischen Hamburger folgen, der ihm eine aufregende Karriere in Aussicht stellt? Oder seinem instinktiven Misstrauen vertrauen, das ihm sagt, dass Bulisch ein gefährliches Spiel spielt, bei dem die Grenze zwischen Jäger und Gejagtem verschwimmt?
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Bauernopfer“ wurde unter der Regie von Vadim Glowna produziert und ist der vierte Fall des Ermittlerduos Ehrlicher und Kain in Dresden. Die Dreharbeiten fanden in Dresden und Umgebung statt, unter anderem in der Nähe des berühmten „Blauen Wunders“, der bekannten Loschwitzer Brücke, sowie in Hamburg. Gedreht wurde der Film nur wenige Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung und spiegelt die damals noch frischen Ost-West-Konflikte wider.
In den Hauptrollen sind Peter Sodann als Bruno Ehrlicher und Bernd Michael Lade als Kain zu sehen. Als besonderer Gaststar brilliert Heinz Hoenig in der Rolle des Hamburger Kriminaloberrats Bulisch. Bemerkenswert ist auch der Auftritt von Uwe Steimle als Kriminaltechniker, der sich – ähnlich wie später der Kriminaltechniker Walter – nicht besonders gut mit Kain versteht.
Die Erstausstrahlung am 21. November 1993 im Ersten sahen 10,04 Millionen Zuschauer, was einer beachtlichen Einschaltquote von 28 Prozent entsprach. Der Film wird musikalisch untermalt vom Titelsong „Giramore“ der italienischen Rocksängerin Gianna Nannini.
Nach der Ausstrahlung wurde „Bauernopfer“ besonders für seine authentische Darstellung der Nachwende-Zeit gelobt. Die subtile Auseinandersetzung mit dem Thema Ost-West-Konflikt und die Darstellung der sich ausbreitenden organisierten Kriminalität in den neuen Bundesländern machten diesen Tatort zu einem wichtigen Zeitdokument der frühen 1990er Jahre. Viele Zuschauer diskutierten nach der Sendung über die offenen Fragen zu Bulischs moralisch fragwürdigen Ermittlungsmethoden – ein Thema, das die Tatort-Reihe immer wieder aufgreifen sollte.
Hi,
die Rolle des Drätsch spielt meiner Meinung nach Hans Joachim Preil.
Mit freundlichen Grüßen
Frank
Ich mag diesen Datschem-Pief nicht, egal wie hoch gelobt er sein mag.
Nein, da war Herr Preil schon lange tot.
Der Tatort Nummer 283 aus Dresden mit Hauptkommissar Ehrlicher und sein Azubi Kommissar Kain. Ermittelt wird gegen die MAFIA und die beiden ostdeutschen Slapsticks strengen sich an. Man bekommt Unterstützung aus HH, der Bulisch ist da. Nostalgisch anmutender Tatort-Spielfilm, wenige Jahre nach der Wiedereinigung. Da war ich arbeitsmäßig auch drüben, mehrere Monate, habe aber keine Mafia entdecken können. Aber in West-Berlin (West-Teil von Berlin) waren ja viele vorhanden, also keine unlogische Schlussfolgerung. Für Ost-Nostalgiker sehenswert und der Polizei-Tatort-Präsident war tatsächlich Rolf Dietrich.
Vera Tschechowa spielt auch mit.
Dann bin ich ja gespannt. Kann eigentlich nur gut werden.
(Ob sich einige unserer Mitforisten wieder darüber die Fresse zerreißen, daß jemand unerlaubter Weise einen „Vorab-Kommentar“ liefert?).
Lahmes Ding! Was für Nostalgiger, die die Entwicklung der beiden Ermittler, sehen wollen. Da liebe ich mir einen Tschiller, der hätte aufgeräumt und die Doppelagentin hätte in seinen Armen überlebt. Nur trauriger Schmontz.