Kurz und knapp – darum geht’s

Ein verstörtes Mädchen taucht wortlos im Büro von Hauptkommissar Bruno Ehrlicher in Dresden auf und verschwindet spurlos. Kurz darauf werden Ehrlicher und sein Kollege Kain zu einem Mordfall in einem Motel gerufen, wo sie die erschlagene Mutter des Mädchens finden. Die Ermittlungen führen sie in die Vergangenheit der DDR und in die Gegenwart eines Kinderprostituiertenrings. Als die Ermittler herausfinden, dass Laura nicht Täterin, sondern Zeugin des Mordes war, beginnt ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit, denn der wahre Mörder will auch Laura zum Schweigen bringen…

Inhalt der Tatort-Folge „Laura mein Engel“

Ratlos steht Kriminalhauptkommissar Bruno Ehrlicher einem stummen Mädchen gegenüber, das wie aus dem Nichts in seinem Dresdner Büro erschienen ist. Jeder Versuch einer Kontaktaufnahme scheitert – das Kind scheint unter Schock zu stehen. Als Ehrlicher kurz abgelenkt wird, ist die Kleine plötzlich verschwunden, wie ein Geist. Schon bald werden die Umrisse eines Verbrechens deutlich, denn ein Anruf führt Ehrlicher und seinen Kollegen Kain zu einem Motel, in dem eine Frauenleiche entdeckt wurde. Das kalte Neonlicht des billigen Zimmers enthüllt die brutale Wahrheit: Annerose Berkau wurde erschlagen, und ein Foto unter ihren Habseligkeiten zeigt genau jenes Mädchen, das zuvor im Kommissariat war – „Laura mein Engel, mit 13″ steht auf der Rückseite.

Der Nachtportier des Motels, dessen Aussagen im fahlen Morgenlicht wie dünnes Eis wirken, berichtet von einem blonden Mann, der sich mit Annerose getroffen hatte. „Es ging um Geld“, sagt er mit gesenkter Stimme. Auch Laura soll das Gespräch heimlich belauscht haben. Der Portier fügt hinzu, dass der Blonde eine Perücke trug – ein Detail, das die Kommissare aufhorchen lässt.

Während Ehrlicher und Kain der Spur des Mädchens folgen, tauchen immer mehr Fragmente einer zerrissenen Familiengeschichte auf. Das Wetter in Dresden ist so grau und drückend wie die Ermittlungen selbst. Die beiden erfahren, dass Annerose 1986 beim Versuch, die DDR zu verlassen, verhaftet wurde und daraufhin von ihrer Tochter getrennt wurde. Laura wuchs in einem thüringischen Kinderheim auf und kannte ihren italienischen Vater nie – ein Lastwagenfahrer, der vermutlich an der Grenze erschossen wurde. Die Vergangenheit der DDR wirft lange Schatten in die Gegenwart.

Die Aufdeckung der Wahrheit gleicht einem Puzzle, dessen Teile sich nur widerwillig zusammenfügen lassen. Als Phantombilder die Ermittler auf die Spur des Niederländers Loris führen, eines Kriminellen, der Mädchen zur Prostitution zwingt, nimmt der Fall eine erschreckende Wendung. Die Veröffentlichung von Lauras Foto in der Zeitung mit dem Hinweis, sie sei die Mörderin, lässt Ehrlicher erkennen: „Der Täter will sie in Panik versetzen.“ Die Fahndung nach Laura wird zum verzweifelten Kampf gegen die Zeit.

In den düsteren Straßen Dresdens, wo nebelfeuchte Laternen die Nacht nur spärlich erhellen, nimmt das Drama seinen Lauf. Laura und ihre Freundin Marie werden von Loris‘ Handlanger Achim verfolgt. „Wo ist das Mädchen?“, drängt Ehrlicher in einem intensiven Verhör. Die Antwort führt zu einer illegalen Werkstatt, doch die Ermittler kommen zu spät – Loris hat Laura bereits entführt. Ein Wettlauf beginnt, bei dem jede Sekunde über Leben und Tod entscheiden kann…

Hinter den Kulissen

Die Tatort-Folge „Laura mein Engel“ wurde unter der Regie von Ottokar Runze ab September 1993 in Halle, Dresden und Umgebung gedreht. Als Drehort für das Motel, in dem der Mord geschieht, diente das kurz darauf abgerissene Motel Münzmeisterstraße in Dresden – ein Stück Architektur, das selbst bald Geschichte werden sollte.

In den Hauptrollen sind Peter Sodann als Hauptkommissar Bruno Ehrlicher und Bernd Michael Lade als Kriminalhauptmeister Kain zu sehen. Es war bereits der fünfte Fall für das ostdeutsche Ermittlerduo. Bemerkenswert ist auch der letzte Filmauftritt von Elma Karlowa, die im Dezember 1994 verstarb.

Die Erstausstrahlung am 1. Mai 1994 im Ersten erreichte beachtliche 27,2 Prozent Einschaltquote, was 8,81 Millionen Zuschauern entspricht. Der Fall, der die Nachwehen der deutschen Teilung mit dem Thema Kinderprostitution verbindet, hat bei den Darstellern tiefe Spuren hinterlassen: Peter Sodann erklärte 2005, dass ihn diese Folge von allen bisherigen Tatort-Fällen am meisten berührt habe.

Besetzung

Kommissar Bruno Ehrlicher – Peter Sodann
Kommissar Kain – Bernd Michael Lade
Laura – Davia Dannenberg
Loris – Johan Ooms
Frau Ehrlicher – Monika Pietsch
Helga – Petra Ehlert
Iris Wegner – Ursula Sukup
Sohn Ehrlicher – Thomas Rudnick
Jettner – Ivan Desny
Achim – Peter W. Bachmann
Maria – Beate Finckh

Stab

Drehbuch – Richard Hey
Regie – Ottokar Runze
Kamera – Michael Epp

Bilder: WDR/MDR