Tatort Folge 315: Bienzle und die Feuerwand

Kurz und knapp – darum geht’s

Mitten in Stuttgart wird ein Mann auf ungewöhnliche Weise ermordet: Mit einem Giftpfeil aus einem indianischen Blasrohr. Kommissar Bienzle ermittelt und stößt auf eine einflussreiche Sekte, die „Kirche der wissenden Gedanken“, die ihre Mitglieder in Schlüsselpositionen von Politik und Wirtschaft platzieren will. Die Spuren führen in ein Völkerkundemuseum und deuten auf Verbindungen zu einem südamerikanischen Drogenkartell hin. Als Bienzles Lebensgefährtin Hannelore auf eigene Faust undercover in der Sekte ermittelt, gerät sie in tödliche Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und die Feuerwand“

Schlaflos wälzt Kommissar Ernst Bienzle sich im Bett, bevor ihn mitten in der Nacht der ersehnte Anruf erreicht – allerdings nicht der erhoffte, sondern einer, der ihn zu einem Tatort ruft. Im fahlen Licht der Morgendämmerung betrachtet er die Leiche von Lorenz Fichtel, einem Reiseleiter, der scheinbar an Herzversagen gestorben ist. Doch der Gerichtsmediziner entdeckt eine winzige Einstichstelle – Fichtel wurde mit einem Giftpfeil aus einem Blasrohr getötet, eine für Stuttgart völlig untypische Mordmethode.

Bienzle, bekannt für seine schwäbische Hartnäckigkeit, aber auch für seine Vorliebe für kulinarische Genüsse, ist in diesem Fall besonders motiviert. Seine Lebensgefährtin Hannelore Schmiedinger bereitet gerade eine Ausstellung ihrer Kinderbuchillustrationen vor. Auf ihrer Vernissage trifft Bienzle den Völkerkundler Professor Sternebeck und dessen Assistenten Dr. Glyzenius, die beide über die tödlichen Jagdmethoden südamerikanischer Indigener bestens informiert sind. Auch von Barbaras Mann Peter Germeroth erfährt er, dass Fichtel häufig Bücher im Verlag gekauft hat.

„Die Kirche der wissenden Gedanken will nicht dein Geld, sondern deine Seele“, behauptet ein Aussteiger, während Barbara Germeroth, die Frau des Verlegers und Freundin von Hannelore, unter dem hypnotischen Bann des charismatischen Sektengurus Ernesto Bäuerle steht. Sie hat bereits große Summen an die Sekte gespendet und damit den Verlag an den Rand des Ruins gebracht. „Der Weg zur Erleuchtung führt durch die Feuerwand“, predigt Bäuerle seinen Anhängern, während er im Hintergrund weit weniger spirituelle Ziele verfolgt.

Im schummrigen Licht eines Hotelflurs in Bad Urach beobachtet Hannelore heimlich, wie neue Mitglieder rekrutiert werden. Getrieben von dem Verdacht, dass die Sekte für den Tod Fichtels verantwortlich ist und vom Wunsch, ihrer Freundin Barbara zu helfen, hat sie sich als Interessentin eingeschleust. Doch als der Aufzug plötzlich stecken bleibt und sie eingesperrt ist, wird die Ermittlung zur persönlichen Bedrohung. Die Wände scheinen näherzukommen, die Luft wird knapp – genau wie die Zeit für Bienzle, seine Lebensgefährtin zu retten.

Der Regen prasselt auf die Dächer Stuttgarts, als Bienzle im Linden-Museum Hinweisen auf Drogengeschäfte der Sekte nachgeht. Die Suche nach der Wahrheit gleicht dem Versuch, in einem dunklen Kellergewölbe ohne Licht den Ausgang zu finden. Immer wieder stößt er auf die Mauer des Schweigens, die Bäuerles einflussreiche Anhänger um ihn errichtet haben. Als dann auch noch ein Anschlag auf Peter Germeroth verübt wird und Barbara Selbstmord begeht, verdichten sich die Indizien, dass die Sekte nicht nur Seelen, sondern auch Leben auf dem Gewissen hat.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Bienzle und die Feuerwand“ ist die 315. Folge der Krimireihe und wurde vom Süddeutschen Rundfunk produziert. Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 1995 in Stuttgart und Ulm statt. Besonders markante Drehorte waren das Linden-Museum in Stuttgart, die Galerie Valentien im Stuttgarter Stadtteil Gänsheide sowie die Reha-Klinik Schwäbische Alb in Bad Urach.

Neben Dietz-Werner Steck als Kommissar Ernst Bienzle in seinem fünften Fall spielte Rita Russek seine Lebensgefährtin Hannelore Schmiedinger. In einer besonderen Nebenrolle war Eberhard Feik zu sehen, der frühere Darsteller des Kommissars Thanner aus dem Duisburger Tatort. Es war sein letzter Auftritt vor den Kameras, da er bereits 1994 verstorben war.

Die Erstausstrahlung am 16. Juli 1995 im Ersten Programm der ARD verfolgten 6,82 Millionen Zuschauer – ein für damalige Verhältnisse eher unterdurchschnittliches Ergebnis. Die Kritiker der Fernsehzeitschrift TV Spielfilm bewerteten den Film mittelmäßig mit dem Kommentar: „Sorry, Steck! Dies ist Feiks Auftritt!“. Dennoch hat die Folge im Laufe der Zeit eine treue Fangemeinde gefunden, besonders wegen ihrer kritischen Auseinandersetzung mit sektenähnlichen Organisationen, die Mitte der 1990er Jahre ein hochaktuelles Thema darstellten. Nach der Ausstrahlung kursierten Spekulationen, dass die fiktive „Kirche der wissenden Gedanken“ auf reale Sekten wie Scientology anspiele, was die Produzenten jedoch nie offiziell bestätigten.

Videos zur Produktion

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten

Besetzung

Hauptkommissar Ernst Bienzle – Dietz – Werner Steck
Hannelore Schmiedinger – Rita Russek
Günter Gächter – Rüdiger Wandel
Peter Germeroth – Peter Bongartz
Dr. Stephan Glyzenius – Siemen Rühaak
Barbara Cossmann – Germeroth – Nicolin Kunz
Professor Dr. Ernst Sternebeck – Eberhard Feik
Ernesto Bäuerle – Udo Vioff
Dr. Jürgen Kohlmeier – Peter Mohrdieck
Carlo Delgado – Jacques Breuer
Monika Laible – Monika Hirschle
Lorenz Fichtel – Jochen Stark
Dr. Kocher, Gerichtsmediziner – Klaus Spürkel
u.a.

Stab

Drehbuch – Felix Huby
Regie – Hartmut Griesmayr
Kamera – Georg Steinweh
Schnitt – Christiane Krafft
Musik – Roland Baumgartner
Produktion – SDR

4 Kommentare

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  1. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 315 aus Stuttgart. Hauptkommissar Bienzle ermittelt in einem nicht ganz alltäglichen Mordfall und seine Hannelore Schmiedinger ist auch wieder voll dabei. Langsam mal erwähnenswert. Ein Giftmord ist geschehen, mit einem seltenen indianischen Gift begangen. Es entwickelt sich ein interessanter, aber wenig spannender Fernsehfilm, vollgepackt mit Klischees, Geschichten und Geschichtchen, wechselnden Handlungen, Straftaten, religiösen Fanatismus, etc. Am Ende gelingt es Bienzle den komplizierten Fall zu lösen, dennoch fühlt er sich irgendwie nicht als Gewinner. Aufgrund der guten schauspielerischen Besetzung, ist dieser Tatort-Streifen meines Erachtens durchaus wiederholt sehenswert. Die Erstsendung muss ich aber, aus welchen Gründen auch immer, verpasst haben.

  2. vor 9 Jahren

    Läuft grade auf SR. Der ist von 1995 und echt schon in 16:9 produziert?

  3. vor 4 Jahren

    Ein schönes Wiedersehen mit Eberhard Feik in einem Tatort. Sonst eher behäbiger mittelmäßiger Fall aus Stuttgart. Gibt bessere Bienzle Folgen. 3 Sterne

  4. vor 2 Jahren

    Vorschreiber @Rolf hat Recht:
    Anno 1995 wurde natürlich noch in 4:3 für die herkömmlichen Röhrengeräte gesendet, das Breitbildformat kam beim TO erstmals 1994 auf die Bildschirme *).
    Wir besaßen schon 2005 einen HD-tauglichen Flachbildschirm (Philips 32PF9986/12 mit Ambi-Light – der heute noch läuft, mit fast 27.000 Betriebsstd.) und ärgerten uns, weil bis auf Kino- und Spielfilme die meisten aktuell produzierten Sendungen, so auch die Tagessschau, noch jahrelang nur im herkömmlichen Verhältnis zu sehen waren; HD startete beim ÖR-TV offiziell erst im Februar 2010.

    Über Bildformate gibt es Abhandlungen noch und nöcher – mir liegen zwei Versionen dieser überaus selten ausgespielten Folge vor: Der NDR sendete die 2006 noch im korrekten 4:3-Format (1,33:1), 2016 hat sie der SWR dann auf das HD-Format 16:9 (1,78:1) zurechtgestümmmelt.

    Sie fing einigermaßen spannend an, ließ dann trotz Hartmut Griesmayrs Regie und großer Namen wie Udo Vioff als „Meister“, Peter Bongartz und Eberhard Feik als Gaststar, dazu Siemen Rühaak und Jacques Breuer in Nebenrollen, stark nach – den ganzen Sekten-Kram, mit Begriffen wie Auditing und Clearing stark angelehnt an Scientology, hätte man besser reduziert.

    Bienzle prägt die Bonmots: „Ach, du liab’s Herrgöttle von Biberach“ – ganz wie in den Romanen, später wird es im TV nicht mehr zu hören sein; dazu dann seine Meinung über die Sekten-Heinis: „Lauter Sätze wie in Schmelzkäse gemeißelt.“

    In der letzten Viertelstunde nahm die Handlung dank einer unerwarteten Wendung dann doch noch Fahrt auf und endete mit einem handfesten Showdown.
    So reicht es gerade mal für gute zwei Sterne ⭐️⭐️ – unter denen stand diese Folge so gar nicht:
    Feik erlebte die Ausstrahlung 1995 schon nicht mehr, er verstarb bereit im Oktober ’94 durch einen Herzinfarkt; Nicolin Kunz, Tochter des österreichischen Opernsängers Erich Kunz, erlag nur zwei Jahre später im Alter von nur 44 Jahren einem Herzanfall.

    *) Der erste „Tatort“ im Bildformat 16:9 war die 293. Folge „Klassen-Kampf“ vom BR am 5. Juni 1994 mit Batic & Leitmayr; die erste Sendung in HD-Qualität ist von 2001.
    Die 373. Folge „Nahkampf“ vom 19. Oktober 1997 mit Odenthal & Kopper wurde vom Südwestrundfunk bereits im Format 16:9 und mit Dolby Surround produziert.

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