Kurz und knapp – darum geht’s
Mysteriöse Anrufe erreichen Kommissar Bruno Ehrlicher, in denen ein Unbekannter Bombenanschläge ankündigt, während andernorts Banken ausgeraubt werden. Mit jedem Überfall wird deutlicher, dass jemand ein persönliches Katz-und-Maus-Spiel mit dem Dresdner Ermittler treibt – und dieser Jemand kennt ihn offenbar gut. Als bei einem missglückten Raubüberfall ein zehnjähriger Junge als Geisel genommen wird, begreift Ehrlicher, dass die wahre Bedrohung nicht von den Bankräubern ausgeht, sondern von einem Drahtzieher im Hintergrund, der auf Rache sinnt und möglicherweise aus seiner eigenen Vergangenheit stammt…
Inhalt der Tatort-Folge „Bomben für Ehrlicher“
Mit müden Augen starrt Kommissar Bruno Ehrlicher in der Morgendämmerung auf sein klingelndes Telefon. Eine verzerrte Stimme droht mit einem Anschlag, doch die Worte sind so undeutlich, dass Ehrlicher sie zunächst als schlechten Scherz abtut. Das herbstliche Dresden wirkt an diesem Morgen besonders grau, als hätte die Stadt bereits eine Vorahnung der kommenden Ereignisse.
Ehrlicher, der stets nach außen hin die Ruhe bewahrt, während er innerlich mit den emotionalen Nachwehen seiner DDR-Vergangenheit kämpft, nimmt die Sache erst ernst, als ein weiterer Anruf bei seiner Dienststelle eingeht. Eine Bankfiliale wird geräumt und gesichert – doch genau dieses Ablenkungsmanöver nutzen zwei Täter, um anderswo zuzuschlagen. Sein Kollege Kain, jung und ungestüm, drängt auf schnelle Ergebnisse, während Ehrlicher methodisch vorgeht, wie ein erfahrener Schachspieler, der weiß, dass der Gegner ihm mehrere Züge voraus ist.
Bei jedem erfolgreichen Überfall meldet sich der anonyme Anrufer wieder, verhöhnt Ehrlicher persönlich, genießt seine Überlegenheit. Die Anrufe sind wie Nadelstiche, die direkt auf Ehrlichers verwundbare Stellen zielen. „Ich kenne dich, Bruno“, flüstert die Stimme am Telefon, und ein kalter Schauer läuft dem Kommissar über den Rücken. Die Polizeiarbeit verwandelt sich in einen fieberhaften Wettlauf gegen die Zeit, als beim dritten Überfall ein Farbpack im Fluchtfahrzeug explodiert. Die grellfarbenen Geldscheine wirbeln wie blutrote Blätter durch die Herbstluft, während einer der Täter flieht und sich einen Jungen als Schutzschild nimmt.
In der folgenden Nacht stehen Ehrlicher und Kain in der Kiesgrube, wo das Fluchtauto ausgebrannt ist. Der Brandgeruch haftet an ihren Kleidern wie ein hartnäckiger Verdacht. Die Vernehmung des gefassten Täters Siggi gleicht dem Versuch, einen verschlossenen Tresor mit bloßen Händen zu öffnen – mühsam und frustrierend. Doch während Ehrlicher mit dem Geiselnehmer Wolf in einem abgelegenen Bauwagen verhandelt, offenbart sich ihm die bittere Wahrheit: Ein dritter Mann, jemand aus seiner eigenen Vergangenheit, zieht die Fäden, und die beiden Bankräuber sind nur Figuren in seinem Spiel. Die Fahndung nach dem wahren Täter führt Ehrlicher auf eine Reise in seine eigene Geschichte als Polizist, zu einem ehemaligen Kollegen, der einen tiefen Fall erlebt hat – und nun zurückschlägt…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Bomben für Ehrlicher“ wurde von der Saxonia Media Filmproduktion GmbH unter der Regie von Hans Werner produziert, der als geistiger Vater der beiden Kommissare Ehrlicher und Kain gilt. Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 1995 in Dresden statt, das als atmosphärische Kulisse für den Krimi diente.
In den Hauptrollen sind Peter Sodann als bedächtiger Kommissar Bruno Ehrlicher und Bernd Michael Lade als sein jüngerer Kollege Kain zu sehen. Besonders hervorzuheben ist eine Szene in der MDR-Talkshow „Riverboat“, die bis 1999 aus Dresden gesendet wurde und in der TV-Legende Wim Thoelke einen Gastauftritt hat, zusammen mit Tagesschau-Sprecher Jan Hofer, Christiane Jörges und Ursula Karusseit.
Bei seiner Erstausstrahlung am 1. Oktober 1995 erreichte der Film 4,7 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 14,0 Prozent entsprach. Es handelt sich um den neunten Fall des ungleichen Ermittlerduos, die 1992 als erste ostdeutsche Kommissare nach der Wiedervereinigung ihre Arbeit in der traditionsreichen ARD-Krimireihe aufnahmen und damit einen wichtigen Beitrag zur gesamtdeutschen Fernsehkultur leisteten.
Besetzung
Kommissar Ehrlicher – Peter Sodann
Kommissar Kain – Bernd Michael Lade
Siggi – Heinz Weixelbraun
Wolf – Ralf Bauer
Leo – Günter Junghans
Walter – Eberhard Mellies
Tommi – Thomas Rudnick
Lore – Monika Peitsch
Leiter der Dienststelle – Dieter Wien
Susanne – Dagmar Sitte
Höherer Offizier – Wolfgang Dehler
u.a.
Stab
Drehbuch – Hans-Werner Honert
Regie – Hans-Werner Honert
Kamera – Jürgen Heimlich
Musik – Conrad Aust
Bilder: MDR/WDR
Warum heisst Walter von der Spurensicherung in dieser Folge „Willy“? Weiss das jemand?
im EPG erscheint Fernsehfilm deutschland 1985
Der Tatort spielt in Dresden, nicht in Leipzig. Daher sind „Ort: Tatort Leipzig“ und „Leipziger Kommissar Bruno Ehrlicher“ falsch.
Der Tatort 319: Dresden. Kommissare: Ehrlicher sowie Kain. Dezernat: Mordkommission. Kategorie: Thrillerchen. Logik: Ungenügend. Höherer Offizier: Wolfgang Dehler. Kamera: Heimlich. Wiederholung: Hoffentlich ausgeschlossen. Meinung: Ehrlich. Zitat: Ende.
Nur wegen Lokalkolorit anschaulich.
@Hector: Walter Nickel spielt in den frühen Kain und Ehrlicher Folgen diverse Nebenrollen. Die feste Rolle „Walter“ gibt es erst ab der Folge „Bierkrieg“, vermutlich weil der „Willy“ in „Bomben für Ehrlicher“ gut angekommen ist.
Ein absoluter Klassiker aus Dresden. Spannend bis zum Schluss.