Kurz und knapp – darum geht’s
Frankfurt wird von einem Serienmörder heimgesucht, der jeden Freitag blonde Frauen mit einem einzigen Hammerschlag tötet. Als Kommissar Brinkmann nach dem vierten Opfer, einer Krankenschwester, auch den Tod der Tänzerin Lisa Droste untersucht, scheint der Fall klar. Doch die Wendung kommt: Nach der Festnahme des „Freitagsmörders“ stellt sich heraus, dass einer seiner vermeintlichen Morde von einem Trittbrettfahrer begangen wurde. Als die Ermittler der neuen Spur folgen, stoßen sie auf ein tödliches Beziehungsdrama…
Inhalt der Tatort-Folge „Freitagsmörder“
Helmut Seiff, Besitzer eines Musikgeschäfts und Leiter eines Volkstanzensembles, leidet seit Jahren unter seiner dominanten Mutter. Sie lässt ihn stets spüren, wie sehr ihr Leben anders verlaufen wäre, wenn sie sich nicht um ihn hätte kümmern müssen. Um seinen Frust abzubauen, lauert er blonden jungen Frauen auf, die er stets freitagnachts mit einem Hammer und einem einzigen Hieb erschlägt.
Kommissar Edgar Brinkmann, mit seinem charakteristischen Dreiteiler und Fliege, steht unter beträchtlichem Druck, weil die Suche nach dem Serienmörder bisher so wenig erbracht hat. Die Polizei weiß nur, dass der Täter Linkshänder sein muss und seine Opfer immer mit einem einzigen Schlag tötet. Als die Journalistin Lisa Droste nach ihrer Tanzprobe erschlagen aufgefunden wird, scheint es ein weiteres Opfer des „Freitagsmörders“ zu sein.
Die entscheidende Wendung bringt der Hinweis einer Orchestermusikerin nach einem missglückten Mordversuch: Der Mann, der sie umbringen wollte, benutzte ein sehr aufdringlich riechendes Rasierwasser. Mit diesem Hinweis gelingt es Brinkmann, den „Freitagsmörder“ zu fassen. Doch Seiff gesteht zwar vier Morde, beteuert aber glaubhaft, mit dem Tod von Lisa Droste nichts zu tun zu haben. Tatsächlich stellt sich heraus: Ihr Ehemann Axel Droste und dessen Geliebte Erni Sicarius haben den Mord begangen und ihn als Tat des Serienmörders getarnt.
Hinter den Kulissen
Die 325. Tatort-Folge „Freitagsmörder“ wurde vom Hessischen Rundfunk produziert und feierte am 21. Januar 1996 ihre Erstausstrahlung. Unter der Regie von Heinz Schirk, der auch das Drehbuch verfasste, entstand ein Kriminalfall, der bereits im damals noch neuen 16:9-Format gedreht wurde.
In den Hauptrollen sind Karl-Heinz von Hassel als Kommissar Brinkmann in seinem dreizehnten Fall, Manfred Zapatka als der von seiner Mutter unterdrückte Helmut Seiff und Elfriede Kuzmany zu sehen. Mit einer Einschaltquote von 9,20 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 25,06 Prozent erwies sich die Folge als Publikumserfolg.
Die Folge zeigt erkennbare Parallelen zu Alfred Hitchcocks „Psycho“ und Friedrich Dürrenmatts „Es geschah am helllichten Tag“ in der Darstellung des von seiner Mutter dominierten Täters. Sie war Teil der Ära des Frankfurter Ermittlers Brinkmann, der von 1985 bis 2001 insgesamt 16 Jahre lang in der Mainmetropole ermittelte.
Besetzung
Kommissar Brinkmann – Karl-Heinz von Hassel
Robert Wegener – Martin May
Helmut Seiff – Manfred Zapatka
Karla Seiff – Elfriede Kuzmany
Axel Droste – Jürgen Schmidt
Lisa Droste – Sabina Trooger
Erni Sicarius – Susanne Uhlen
Konrad Biber – Matthias Bullach
Frau Fink – Ruth Kähler
Stab
Regie – Heinz Schirk
Buch – Heinz Schirk
Kamera – Werner Hoffmann
Schnitt – Carmen Vieten
Musik – Axel Donner
Produktion – HR
Beim WDR könnte man ja wenigstens melden, WANN der „Freitagsmörder“ nun tatsächlich gesendet wird!
Warum immer dierse Programmänderungen??
Der Tatort aus Frankfurt mit der Nummer 325. Der Hauptkommissar mit der Fliege und der steifen Haltung, Brinkmann, im wahren Leben leider am 19.04.16 verstorben, ermittelt in einem Kriminal-Klassiker. Muttersöhnchen und ewiger Mama-Abhängige entwickelt sich zum Frauenjäger und -mörder, tötet immer die Opfer als Vertretungspersonen für die Mutter, an welcher er sich nicht ran traut. Hier hätte der Gerichtspsychiater das Wort. Aus der Tagespresse hiervon erfahren, springt ein lüsternes Paar auf den fahrenden Wagon auf und mordet trittbrettfahrend den Ehepartner. Der stand halt im Weg. Triebtäter gestehen aber nun einmal nur die Morde, für die sie auch federführend zeichnen können und Hauptkommissar Brinkmann und Kollegen werden hellhörig. Spannender und solider Polizeifilm, mit einem der beliebtesten Tatort-Kommissare der 1980/1990iger Jahre und Gegenstück der NRW-Polizei-Rabauken. Dazu eine sehr gute schauspielerische Besetzung. Der kann meines Erachtens durchaus im Abendprogramm ARD wiederholt werden. (Z.B. wenn Dortmund-Bayern spielt.)
Sehe ich genau so. Es kann zwar sein, dass man durch die lang zurückliegende Erstausstrahlung den Streifen irgendwie noch krimineller in
Erinnerung hat, aber eine Wiederholung heutzutage (Sommer 2020), wo man fast nur zwei Jahre alte Produktionen zu sehen kriegt, täte den eigentlichen Tatort – Rückblicken sehr gut!!!
Richtig guter Brinkmann Fall. Manfred Zapatka spielt den Ödipus grandios. Mit der Auflösung hätte ich nicht gerechnet. Fast schon ein kleiner Klassiker. Sehe ich immer wieder gerne.
Ich habe mir gestern mangels einer interessanten Alternative in den laufenden Programmen diesen Tatort nochmals angesehen. Von der Krimiqualität dieses Films war ich überrascht. Da gibt es im Vordergrund eine Mordserie mit einem Psychopathen als Täter und im Hintergrund den zunächst nicht klar zuzuordnenden Mord eines Trittbrettfahrers. Drehbuch und Regie sorgen für eine spannende, teilweise atemberaubende Geschichte. Zwei überraschende Wendungen zum Schluß bringen eine paradoxe Art von Gerechtigkeit zustande. Und da gibt es vor allem den Hauptdarsteller Manfred Zapatka, der den Psychopathen gibt, der sich von der einschnürenden Dominanz seiner Mutter nicht befreien kann und deshalb ersatzweise andere Frauen tötet. Wie Zapatka die Figur dem Zuschauer geradezu suggestiv aufdrängt, das ist ganz großes Schauspiel. Die Kameraführung setzt ganz auf diese Figur, gerade auch in Momenten gesteigerter Spannung. Auch die anderen Figuren sind hervorragend besetzt, zumal auch die Mutter, die, zumindest auf den ersten Blick, so gar nicht abschreckend wirkt, sondern vornehm und distinguiert. Eine heile, etwas verstaubte großbürgerliche Welt, die, wie es sich im Krimi gehört, rücksichtslos demaskiert und zerstört wird. Dann der feine Herr Brinkmann, das genaue Gegenteil eines Schmuddelkommissars, wie er einem derzeit häufig begegnet. Dazu passend sein Adlatus, der auch immer mal wieder Anflüge von Humor ins Spiel bringt. Wer sich diesen Film ansieht, um sich bestens zu unterhalten und zu entspannen, der hat völlig richtig gewählt. Da gibt es zwar keine heile bürgerliche Welt, aber ein heile Krimiwelt. Die Brinkmann-Krimis werde ich mir mal nach und nach wieder ansehen.
Auch wenn ich Brinkmann nicht so mag, super Folge!!!