Kurz und knapp – darum geht’s
An der deutsch-französischen Grenze wird die Leiche des kurdischen Asylbewerbers Erman Özay gefunden – ein regierungskritischer Journalist aus der Türkei, der in Deutschland Schutz suchte. Was zunächst nach einem politischen Mord aussieht, bekommt eine überraschende Wendung, als die Gerichtsmedizin feststellt, dass dem Opfer kurz vor seinem Tod eine Niere entnommen wurde. Als dann auch noch Özays hochschwangere Frau aus dem Krankenhaus entführt wird, beginnt für Kommissar Max Palu ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem er auf ein kriminelles Netzwerk aus Organhandel und Korruption stößt. Als der Kommissar unter falscher Identität selbst zum Asylbewerber wird, gerät er in tödliche Gefahr…
Inhalt der Tatort-Folge „Der Entscheider“
In der Kälte eines Schrottplatzes im französischen Grenzgebiet macht ein Obdachloser eine grausige Entdeckung: Die Leiche des kurdischen Journalisten Erman Özay, aus einem Auto geworfen und erschossen. Kommissar Max Palu erkennt in dem Toten einen Mann wieder, dessen brutale Festnahme er erst kürzlich am Saarbrücker Flughafen beobachtet hatte – angeblich ein gefährlicher Terrorist.
Die Ermittlungen führen Palu in die düstere Welt der Asylbewerberheime, wo zwischen kahlen Wänden und überfüllten Zimmern Menschen auf ihre Zukunft warten. Hier herrscht der undurchsichtige Heimleiter Kont, während im Hintergrund der mysteriöse Türke Murat die Fäden zu ziehen scheint. „Den haben wir nie gesehen“, behauptet der Heimleiter, doch seine nervösen Blicke verraten etwas anderes.
In den verwinkelten Gängen der Behörden trifft Palu auf den Asyl-„Entscheider“ Erwin Schmitz und die Amtsärztin Dr. Marx – zwei Schlüsselfiguren, die mehr zu wissen scheinen, als sie zugeben. Die Ermittlungen gleichen einem Puzzlespiel, bei dem jedes neue Teil das Bild noch verwirrender macht: Ein verschwundener Journalist, eine fachgerecht entnommene Niere, eine verzweifelte hochschwangere Frau und diplomatische Verwicklungen mit der Türkei.
In seiner Not greift Palu zu einem gewagten Plan: Er gibt seine Dienstmarke ab und schlüpft selbst in die Rolle eines Asylbewerbers. Während seine Freundin Ingrid das neugeborene Baby der Özays vor den Behörden versteckt, dringt er immer tiefer in ein perfides System ein, in dem mit der Hoffnung verzweifelter Menschen Handel getrieben wird.
Hinter den Kulissen
„Der Entscheider“ ist der 347. Tatort und der achte Fall für den Saarbrücker Ermittler Max Palu, verkörpert von Jochen Senf. Die Erstausstrahlung erfolgte am 24. November 1996 im Ersten. Besonders interessant: Hauptdarsteller Jochen Senf, von Haus aus studierter Germanist, zeichnete zusammen mit Michael Seyfried auch für das Drehbuch verantwortlich.
Unter der Regie von Martin Buchhorn, der sich zuvor mit der kontroversen Mediensatire „Private Life Show“ einen Namen gemacht hatte, entstand ein brisanter Fall, der gesellschaftspolitische Themen wie Asylpolitik und Organhandel miteinander verwebt. In den Gastrollen glänzen Hermann Lause als zwielichtiger Asyl-Entscheider Schmitz und Christiane Krüger als undurchsichtige Ärztin Dr. Marx.
Die Einschaltquote von knapp 9 Millionen Zuschauern bestätigte den Erfolg dieser gesellschaftskritischen Folge, die auch heute noch erschreckend aktuelle Themen behandelt. Die authentischen Drehorte im deutsch-französischen Grenzgebiet verstärken dabei die beklemmende Atmosphäre dieser Episode.
Besetzung
Kommissar Max Palu – Jochen Senf
Assistent Schröder – Arno Jos Graf
Madame Fèvre – Carina Barone
Ingrid – Ingrid Braun
Marcel – Tilo Prückner
Schmitz – Hermann Lause
Rufer – Simon Licht
Dr. Douceur – Hannes Fischer
Murat – Tayfun Bademsoy
Hanife Özay – Fatma Genc
u.a.
Stab
Regie – Martin Buchhorn
Buch – Jochen Senf · Michael Seyfried
Kamera – Klaus Peter Weber
Schnitt – Monika Solzbacher
Musik – Jürgen Wolter · Kirsti Alho: «Dein neues Land»
Produktion – SR
Der Tatort 347 aus Saarbrücken mit Hauptkommissar Palu – quasi Super-Palu. Ich habe selten einen so politisierten Kriminal-Wirrwarr, wie diesen Tatort-Fernsehfilm aus dem Jahr 1996, in welchem der Hauptkommissar, anscheinend völlig ungebunden, seinen Dienst quittiert und private Ermittlungen weiterführt, in einem schon als konfus zu bezeichneten Film, gesehen. Und fast hätte man Palu noch was rausgeschnitten, aber keine Angst, der war Befrager bis zum Schluss und der Befreiung durch französische Kollegen. Ein Super-Palu eben. Am Buch zum Film hat ein gewisser Jochen Senf mitgewirkt. Kenner der Saarbrücker-Tatort-Filme wissen mit Sicherheit, welches Pseudonym sich dahinter verbirgt. Einfach Super.
Gehört zu den besten Palu Fällen. Köstlich zu sehen wie Jochen Senf verkleidet undercover arbeitet. Eine kleine Perle