Kurz und knapp – darum geht’s
Ein grausamer Fund erschüttert einen österreichischen Bauernhof: Der Großgeflügelzüchter Bert Aumüller wird tot in einer Tonne entdeckt, die üblicherweise zur Vergasung männlicher Küken dient – ein makabrer Tod für einen Mann, der selbst massenweise Tiere tötete. Der frisch beförderte Chefinspektor Fichtl und sein neues Team, bestehend aus Oberinspektor Kant und Inspektor Varanasi, ermitteln in einem Geflecht aus Nachbarschaftsfeindschaft, geschäftlichen Intrigen und familiären Tragödien. Als Varanasi verdeckt auf dem Hof des Mordopfers ermittelt und der Witwe des Toten näherkommt, gerät er selbst in tödliche Gefahr, ohne zu ahnen, wer wirklich hinter dem Mord steckt…
Inhalt der Tatort-Folge „Hahnenkampf“
Unruhig steht Oberinspektor Paul Kant im fahlen Licht der Neonröhren der Gerichtsmedizin und betrachtet die Leiche des Großgeflügelzüchters Bert Aumüller. Der erste Fall mit seinem neuen Partner Inspektor Varanasi beginnt gleich mit einer besonderen Herausforderung – nicht nur menschlich, sondern auch fachlich. Kant, ein pedantischer Ermittler alter Schule, trifft auf den jüngeren, impulsiven Varanasi, der seinen alten Schulfreund Hans Xaver unter den Verdächtigen entdeckt und sofort persönlich involviert ist.
Das Kreischen der Hühner und der beißende Geruch nach Ammoniak bilden die Kulisse für die Ermittlungen auf dem sterilen Industriegeflügelhof der Aumüllers. Hier prallen Welten aufeinander: die gnadenlose Effizienz der Massentierhaltung und der idealistische Biobauernhof von Hans Xaver, ein Konflikt, der seit Jahren wie ein Schwelbrand zwischen den Nachbarn lodert. „Ein Hahnenkampf war das zwischen den beiden“, erklärt der Geschäftsführer Johannes Herzig mit einem vielsagenden Blick.
Die morgendliche Dunkelheit liegt noch wie ein schwerer Vorhang über dem Hühnerhof, als Varanasi seine Undercover-Tätigkeit beginnt. Mit jedem Schritt tiefer in die Betriebsgeheimnisse des Hofes wächst sein Unbehagen. Die Witwe Beatrice Aumüller mit ihrem kühlen Charme und den rätselhaften Begegnungen mit ihrem Bruder Franz, der Geschäftsführer Herzig, der seine Entlassung fürchtet – jeder scheint etwas zu verbergen. Während Varanasi trotz seiner professionellen Tarnung emotional immer mehr in den Fall hineingesogen wird wie in einen Strudel, beobachtet Kant aus der Distanz und knüpft mit methodischer Präzision sein Netz aus Indizien.
Die Ermittlung im Tatort „Hahnenkampf“ gleicht einem Schachspiel mit verborgenen Figuren, bei dem jeder Zug neue Abgründe offenbart. Die stumme kleine Fanny Xaver, deren Kinderaugen mehr gesehen haben als ihre Lippen je verraten könnten, wird zum stillen Zeugen in diesem Drama. Ihre Zeichnungen wie düstere Fenster in eine Vergangenheit voller Schmerz. Als Varanasi der Wahrheit endlich nahekommt, findet er sich plötzlich selbst in jener todbringenden Gaskammer wieder, die bereits einmal zum Werkzeug eines Mörders wurde…
Hinter den Kulissen
Der österreichische Tatort „Hahnenkampf“ wurde im Herbst 1996 in Wien und im niederösterreichischen Umland gedreht. Die ländlichen Szenen entstanden auf echten Bauernhöfen in der Umgebung von Tulln, wobei einige Innenaufnahmen im Studio des ORF in Wien-Hütteldorf produziert wurden.
In der 358. Tatort-Folge, die am 20. April 1997 erstausgestrahlt wurde, feierte Wolfgang Hübsch sein Debüt als Oberinspektor Paul Kant, der zusammen mit Johannes Nikolussi als Inspektor Jakob Varanasi ein neues Ermittlerduo bildete. Michael Janisch als Chefinspektor Fichtl blieb dem Team als bekanntes Gesicht erhalten. In den Gastrollen überzeugten unter anderem Georg Schuchter als verdächtiger Biobauer Hans Xaver und Elisabeth Augustin als undurchsichtige Witwe Beatrice Aumüller.
Bei seiner Erstausstrahlung erreichte „Hahnenkampf“ 5,89 Millionen Zuschauer und eine Quote von 17,04 Prozent. Die Kritiken fielen gemischt aus – während die dargestellte Problematik der Massentierhaltung als zeitgemäß und wichtig gelobt wurde, bezeichneten einige Rezensenten die Umsetzung als „durchschnittliches Krimihühnchen“.
Nach der Ausstrahlung des Films entstand eine Diskussion über Tierschutz in der Landwirtschaft, und mehrere Tierschutzorganisationen verwiesen auf den Tatort als Beispiel für die problematischen Aspekte der industriellen Geflügelzucht. Interessanterweise war „Hahnenkampf“ der einzige Fall für das Ermittlerteam Kant und Varanasi – in der folgenden Tatort-Folge aus Wien wurden bereits neue Ermittler eingeführt.
Besetzung
Chefinspektor Fichtl – Michael Janisch
Oberinspektor Kant – Wolfgang Hübsch
Inspektor Varanasi – Johannes Nikolussi
Inspektorin Maier – Elisabeth Lanz
Beatrice Aumüller – Mirjam Ploteny
Hans Xaver – Georg Schuchter
Johannes Herzig – Erwin Steinhauer
Fanny – Melanie Kocsan
u.a.
Stab
Drehbuch – Gerhard J. Rekel
Regie – Hans Noever
Der Tatort 358 aus Wien in Österreich. Ein eher ungewöhnlicher Fall, oder auch nicht. So richtig mit Tierschutz hatte dieser Spielfilm, in dem die Wiener Beamten Kant und Sarrasani, äh Verzeihung Varasani, ermitteln mußten, auch nichts zu tun. Eher umgekehrt, das Gesetz des Stärkeren, hier der Mensch, über den Schwächeren, hier das Tier, kam voll zum tragen. Man nennt es auch Murphy’s – Gesetz und sogar philosophisch verpackt. Gesucht wurde der Mörder eines Hähnchenzüchters, welcher augenscheinlich den Tod eines Menschen durch Verschweigen verursacht hatte. Erstaunliche Kälte und mentale Brutalität schlug den Herren der Exekutive entgegen. Gar kein schlechter Dreh. Erstaunlich, daß dieser Tatort bislang keinerlei Meinung erhalten hat. Vielleicht liegt es am misslungenen Titel?
When Varanasi follows a Porsche on his bike how can he not notice that there is another car (the one that was stolen from his boss) following the Porsche right in front of him? This TO is rather bad. Bad directing, bad editing, bad acting, uninteresting characters. The little girl who doesn’t talk is the only one who acts convincingly.
Wolfgang Hübsch als Kant ist sicherlich nicht der interessanteste Kommissar. Aber Fichtl ist ja auch noch an Bord. Es gibt Dank Erwin Steinhauer auch ein wenig Schmäh. 3,5 von 5