Kurz und knapp – darum geht’s
Die zehnjährige Lina wird nach einem gemeinsamen Besuch einer Schwimmhalle direkt vor den Augen von Hauptkommissar Bruno Ehrlicher entführt. Als der geschockte Leipziger Ermittler keine genauen Angaben zum Täter machen kann, gerät er selbst ins Visier seiner Kollegin Kommissarin Steiner, die den Fall übernommen hat. Belastende Indizien häufen sich gegen ihn – ein blutiges Handtuch, verdächtige Kinderzeichnungen und anonyme Hinweise in der Presse. Als Ehrlicher vom Dienst suspendiert wird, bleiben ihm und seinem Partner Kain nur noch wenige Stunden, um Linas Leben zu retten und den wahren Täter zu finden…
Inhalt der Tatort-Folge „Todesangst“
Graue Wolken hängen über Leipzig, als Kommissar Bruno Ehrlicher ratlos durch die hallenden Korridore der Schwimmhalle streift, immer wieder die fatalen Sekunden der Entführung vor Augen. Lina, die zehnjährige Tochter der Freundin seines Sohnes Tommi, ist verschwunden – vor seinen Augen, ohne dass er eingreifen konnte. Die Selbstvorwürfe nagen an ihm wie eine offene Wunde, während das Wasserrauschen der Duschen sein Versagen zu verspotten scheint.
Der sonst so besonnene Ermittler wirkt zum ersten Mal in seiner langen Dienstzeit hilflos. Die skeptischen Blicke seiner Kollegin Kommissarin Steiner, die offiziell mit dem Fall betraut ist, verstärken sein Unbehagen. „Wie kann es sein, dass ein erfahrener Kommissar keine brauchbaren Angaben zum Täter machen kann?“, bohrt sie bei der Vernehmung nach. Ehrlicher, sonst ein Mann klarer Worte, findet keine überzeugende Antwort.
Die Ermittlungen gleichen einem Ritt auf Messers Schneide. Während Ehrlicher und sein loyaler Partner Kain auf eigene Faust nach Spuren suchen, entdeckt Steiner bei einer Hausdurchsuchung in Ehrlichers Haus verstörende Zeichnungen von Lina, die in ihren Augen auf Missbrauch hindeuten könnten. Das Leipziger Polizeipräsidium, sonst ein Ort kollegialer Zusammenarbeit, verwandelt sich in ein Minenfeld aus Misstrauen und unterschwelligen Anschuldigungen. Die Spannung zwischen den Ermittlern verdichtet sich wie die schwere Luft vor einem Gewitter.
Das wahre Unheil nimmt seinen Lauf, als ein blutverschmiertes Handtuch Linas in Ehrlichers Wagen gefunden wird. Die Lokalzeitung greift die Geschichte auf, ein anonymer Hinweis hat die Presse alarmiert. Ehrlichers Gesicht auf der Titelseite, daneben Spekulationen über seine mögliche Schuld. „Vertrauter Polizist unter Verdacht“, lautet die Schlagzeile, die wie ein Donnerhall durch die Stadt hallt. In den Straßen, in denen er einst respektvoll gegrüßt wurde, erntet er nun misstrauische Blicke. Seine Suspendierung ist nur noch eine Frage der Zeit.
Doch im Verborgenen zieht ein Unbekannter seine Fäden, platziert Beweise, steuert Ehrlicher wie eine Marionette in die Falle. Dieser Schattenmann, getrieben von jahrelang gehegtem Groll, hat einen perfiden Plan – und die kleine Lina ist nur sein Werkzeug, um den verhassten Kommissar zu Fall zu bringen. Wie in einem düsteren Schachspiel sind die Figuren bereits aufgestellt, während die Uhr für das entführte Mädchen unerbittlich tickt.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Todesangst“ ist der 19. Fall des Ermittlerduos Ehrlicher und Kain und wurde vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) unter der Regie von Miko Zeuschner produziert. Die beiden Hauptrollen wurden wie gewohnt von Peter Sodann als Kommissar Bruno Ehrlicher und Bernd Michael Lade als sein Partner Kain verkörpert, die mit ihrer bodenständigen Art zu den beliebtesten Ermittlern der langlebigen Krimireihe zählen.
Die Folge mit der Nummer 413 in der Tatort-Chronologie feierte ihre Erstausstrahlung am 23. Mai 1999 im Ersten Deutschen Fernsehen. Mit einer Einschaltquote von 4,94 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 19,02 Prozent erreichte der Film ein beachtliches Publikum, was die Popularität des Leipziger Ermittlerteams unterstreicht.
Besonders die moralische Zwickmühle, in der sich Hauptfigur Ehrlicher befindet, wurde von Kritikern hervorgehoben. Die Handlung, bei der ein Polizist selbst unter Verdacht gerät, griff eine damals in Krimiserien noch weniger verbreitete Thematik auf und zeigte die Verletzlichkeit eines sonst so gefestigten Charakters. Der Fall thematisiert zudem die Macht der Medien und die verheerenden Auswirkungen öffentlicher Vorverurteilungen – ein Thema, das auch heute, über 25 Jahre nach der Erstausstrahlung, nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Besetzung
Kommissar Bruno Ehrlicher – Peter Sodann
Kommissar Kain – Bernd Michael Lade
Anna – Gunda Ebert
Tommi – Thomas Rudnick
Roger Kampe – Rainer Winkelvoss
Staatsanwalt Regler – Horst Günther Marx
Steiner – Katrin Saß
Lina – Romina Penkalla
Stab
Drehbuch – Peter Probst
Regie – Miko Zeuschner
Kamera – Frank Küpper
Musik – Jonas Schoen
Bilder: MDR
Der Tatort Nummer 413, heute auf MDR, 22:05 h. Tatort Dresden: Staatsanwalt Regler und Hauptkommissarin Steiner – den Namen kennt man doch – ermitteln. Und zwar gegen Hauptkommissar Ehrlicher, welcher mit seinem Kollegen Kommissar Kain, von der Mordkommission sein soll. Entführung und Mißbrauch kleiner Mädchen wirft man KHK E. vor. Die volle Palette wird seitens der Polizei durchgeführt. Ehrlicher entkommt als ehrlicher Mensch. Wiederholtes Sehen ausgeschlossen.
Die Folgen von Ehrlicher und Kain werden immer schlechter.
It’s never a good story when you know within a few minutes who did it. That guy, there! And then you know it will take Ehrlicher more than an hour running, slamming doors, stepping in and out of cars and yelling at his colleagues before he knows it too. A very long hour.
In dieser Folge wird Ehrlicher mal aus der ‚Reserve‘ geholt (gut so!). Dass er hierfür aber sogar ernsthaft als Kinderschänder verdächtigt wird, erscheint mir doch etwas weit hergeholt …
Grundsätzlich finde ich Ehrlichers frühe Folgen aus Dresden, in welchen sein Sohn und das Wirtshaus am Fluss eine Rolle spielen (also auch die gegenständliche), besser als dessen spätere Folgen aus Leipzig.
Im Unterschied zu den 3 Vor-Kommentatoren beurteile ich diesen TO nicht ganz so schlecht …
Kleiner philosophischer Exkurs:
An dieser Folge merkt man, dass der ‚Zeitgeist‘ etwas aus uns gemacht hat:
Wenn ein älterer Mann einem kleinen Kind im Bad beim Abtrocknen hilft, denken viele von uns gleich immer ans Schlimmste.
Ich bin mit mir uneins, ob das eine gute oder schlechte Entwicklung ist (jedenfalls erinnert es mich an die Problematik der letzten PR-Folge aus Halle: ‚Der Dicke lebt‘!). 😯