Kurz und knapp – darum geht’s
Eine grausame Mordserie erschüttert Stuttgart: Drei junge Frauen wurden binnen zwei Monaten getötet und nach ihrem Tod missbraucht. Hauptkommissar Ernst Bienzle steht unter enormem Druck, da die Öffentlichkeit in heller Aufregung ist und die Presse ständig neue Details fordert. Als ein viertes Opfer schwer verletzt, aber lebend neben dem Konditormeister Theo Hasselt gefunden wird, scheint der Fall eine Wendung zu nehmen – doch bei Hasselt finden sich Kondome der gleichen Marke, die der Täter bei seinen Verbrechen benutzt hat. Als Bienzle den verdächtigen Zuckerbäcker bei seinen nächtlichen Streifzügen beschattet, macht er eine rätselhafte Entdeckung, die ihn und seinen Kollegen Gächter in tödliche Gefahr bringt…
Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und der Zuckerbäcker“
Schwere Regentropfen trommeln gegen die Fensterscheiben des Stuttgarter Polizeipräsidiums, während Kommissar Ernst Bienzle, seine Pfeife zwischen den Fingern drehend, auf die ausgebreiteten Fotos der drei ermordeten Frauen starrt. Der Geruch von nassem Asphalt dringt durch das gekippte Fenster, vermischt sich mit dem herben Aroma des Tabaks. Die Stadt ist in Aufruhr, ein Frauenmörder geht um – und Bienzle kann ihn nicht stoppen. Der Fall nagt an ihm, ebenso wie die Trennung von seiner Lebensgefährtin Hannelore, die eine schmerzliche Leerstelle in seinem Leben hinterlassen hat.
„Es gibt kein Muster bei der Opferauswahl“, murmelt sein Kollege Günter Gächter, der sichtlich übermüdet wirkt. Die beiden Ermittler tasten im Dunkeln – der Täter hinterlässt kaum Spuren, agiert methodisch und kaltblütig. Jedes Mal dieselbe Vorgehensweise: Die Frauen werden erwürgt und erst danach missbraucht, die Tatwaffe ist ein Seidenschal, die Kondome stets derselben Marke. Die Presse hat den Unbekannten bereits als „Tänzerinnenmörder“ bezeichnet, was den Druck auf die Ermittler nur noch erhöht.
Als im nächtlichen Schlosspark ein weiterer Übergriff stattfindet, scheint das Muster durchbrochen: Das Opfer, eine junge Tänzerin, überlebt schwer verletzt. Neben ihr finden die Ermittler den Konditormeister Theo Hasselt mit einer Platzwunde am Kopf. „Ich habe den Täter verscheucht, aber er hat mich niedergeschlagen“, erklärt Hasselt mit ruhiger Stimme. Doch die Durchsuchung seiner Kleidung fördert Kondome zutage – von genau der Marke, die der Mörder verwendet.
Die Verhöre mit Hasselt gleichen einem Katz-und-Maus-Spiel. Der Zuckerbäcker wirkt unbeeindruckt von den bohrenden Fragen, seine Hände – von jahrelanger Arbeit mit Mehl und Teig geprägt – liegen ruhig auf dem grauen Tisch des Vernehmungsraums. „Er hat eine Antwort auf alles“, bemerkt Gächter frustriert. Die Beweislage ist dünn wie Blätterteig, reicht nicht für eine Verhaftung.
Während die Stadt vor Angst den Atem anhält, beginnt Bienzle, den verdächtigen Konditormeister zu beschatten. Die nächtlichen Spaziergänge Hasselts führen durch ein Stuttgart, das im fahlen Licht der Straßenlaternen wie eine Kulisse wirkt – unwirklich und bedrohlich. Was besonders auffällt: Immer wieder begegnet Bienzle bei seiner Observation einem jungen Mann, der in Hasselts Nähe auftaucht und merkwürdige, abgehackte Botschaften von sich gibt, wie ein Rapper ohne Rhythmus.
Der Fall wird zum Drahtseilakt für die Ermittler: Gächters aufkeimende Beziehung zu der ambitionierten Journalistin Christine Stegmann bringt zusätzliche Komplikationen. „Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, zu erfahren, was hier passiert“, betont sie bei einem ihrer Treffen mit dem Kommissar, der sich zwischen Dienst und Gefühlen verstrickt. Die Recherchen der beiden führen zu einer alten Mordserie, bei der auch Hasselt schon als Zeuge aufgetaucht war – ein Zufall?
Die Fahndung gleicht einem Puzzle, bei dem entscheidende Teile fehlen. Als Christine Stegmann beschließt, auf eigene Faust zu recherchieren und Hasselt zu folgen, wird die Jagd nach dem Mörder zu einem Wettlauf mit der Zeit. Die nächtlichen Straßen Stuttgarts werden zum Schauplatz einer gefährlichen Verfolgung, während die Frage im Raum steht: Was verbindet den biederen Zuckerbäcker mit dem mysteriösen jungen Mann? Und warum richtet sich seine Gewalt ausgerechnet gegen junge Tänzerinnen?
Hinter den Kulissen
Der SWR-Tatort „Bienzle und der Zuckerbäcker“ ist die 419. Episode der beliebten Krimireihe und zugleich der neunte Fall mit dem Stuttgarter Ermittler Ernst Bienzle, dargestellt von Dietz-Werner Steck. Die Dreharbeiten fanden vom 29. September bis zum 30. Oktober 1998 in Stuttgart, Esslingen und Umgebung statt, unter anderem auch im Stuttgarter Funkhaus.
Unter der Regie von Hans-Christoph Blumenberg agierte ein hochkarätiges Ensemble: Neben Steck als kauziger schwäbischer Ermittler mit Pfeife und Hut übernahm Rüdiger Wandel die Rolle des Kollegen Gächter. Alexander Radszun brillierte in der ambivalenten Rolle des verdächtigen Konditormeisters Theo Hasselt, während Angelika Bartsch die ehrgeizige Journalistin Christine Stegmann verkörperte.
Das Drehbuch stammte aus der Feder von Felix Huby, einem wahren Tatort-Veteran, der bis zum Jahr 2014 über 30 Tatort-Skripte verfasst und mehrere Bienzle-Romane geschrieben hat. Anstatt dem üblichen „Whodunit“-Muster zu folgen, versuchte Huby in dieser Folge, tiefer in die Psyche des Täters einzudringen – ein bemerkenswerter dramaturgischer Ansatz für die damalige Zeit.
Bei der Erstausstrahlung am 15. August 1999 im Ersten Deutschen Fernsehen verfolgten 7,53 Millionen Zuschauer die Sendung, was einem beachtlichen Marktanteil von 20,0 Prozent entsprach. Kritiker lobten besonders die tiefere Charakterzeichnung des sonst eher verschlossenen Kommissars Bienzle, dessen private Probleme in dieser Folge mehr Raum bekamen als gewöhnlich.
Nach der Ausstrahlung kursierten in Fankreisen Theorien über die psychologischen Hintergründe des Falls und die Verknüpfung mit früheren Bienzle-Folgen. Die Darstellung des „schwäbischen Columbo mit Hut“, wie Bienzle in Rezensionen oft genannt wurde, festigte mit diesem Fall seinen Status als einer der markantesten Charakterköpfe der Tatort-Geschichte.
Hallo, durfte bei diesem Film mitwirken.
Deshalb suche ich diesen Film als digitale Datei !!!
Wer kann helfen ?????
Na bei deinem Chef nachfragen, oder beim Sender…! MfG
TATORT Bienzle und der Zuckerbäcker mit Dietz Werner Steck war Super……
Ganz schön schlampige Ermittlungen. Schwacher Bienzle, langweilige Folge da gibts besseres.
Der Tatort mit der Nummer 419 aus Stuttgart. In diesem Tatort-Spielfilm ermittelt der Hauptkommissar Bienzle von der Stuttgarter Mordkommission, verfolgt einen sadistisch veranlagten Frauenmörder und kümmert sich noch um seine an Labilität leidenden engeren Mitarbeiter. Voll im Streß würde ich meinen und sehe ihn noch einmal, diesen großartigen Darsteller des engagierten Tatort-Polizeibeamten, welcher am 31. Dezember 2016 verstorben ist. Eine solide filmische Kriminal- und Polizeigeschichte um die schwäbische Großstadt herum, mit guten volksspielerischen Schauspielern, nicht anstrengend aber dennoch spannend zu schauen. Er bleibt in Erinnerung, dieser Tatort-Kommissar Bienzle.
Dieser TO um einen Serien-Frauenmörder endet in einer Schluss-Szene bei einer Burg-Ruine (!), wirkt „aus der Zeit gefallen“ wie die Krimis von Edgar Wallace. Grosses Drama, an der Grenze zum Lächerlichen. Aber das Richtige für einen nebligen Oktober-Abend wie heute …
Obwohl man von Anfang an glaubt und sich auch wünscht, dass der verdächtige Zuckerbäcker (Alexander Radszun sieht so gar nicht wie ein Konditor aus 😂) der Täter ist, verdächtigt man zwischendurch doch auch noch andere, nicht zuletzt den dubiosen Arnd Klawitter 😂. Darum ist dieser Tatort recht spannend und der erste Bienzle, den ich gut und nicht nur „geht so“ finde.