Tatort Folge 420: Der Duft des Geldes

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein Blumenhändler wird erschossen in seinem Geschäft aufgefunden, was die Hamburger Kommissare Stoever und Brockmöller zunächst vor das Rätsel eines scheinbar simplen Raubmords stellt. Doch hinter der Fassade des Verbrechens verbirgt sich ein komplexes Geflecht aus Betrug, Eifersucht und Gier, als die Ermittler auf dubiose Wertpapiergeschäfte des Opfers stoßen. Als eine Augenzeugin alle bisherigen Verdächtigen entlastet und die Kommissare ihre Arbeit von vorn beginnen müssen, taucht plötzlich ein unerwarteter Zusammenhang zu einem windigen Anlageberater auf, dessen Machenschaften nicht nur Geld, sondern auch ein Menschenleben gekostet haben.

Inhalt der Tatort-Folge „Der Duft des Geldes“

Die gedämpften Neonlichter der nächtlichen Hamburger Straßen spiegeln sich im polierten Lack des 7er BMW, in dem Kommissar Stoever und sein Kollege Brockmöller ausharren. Während sie die Wohnung einer Verdächtigen observieren, greift Brockmöller zum beleuchteten Keyboard und stimmt leise ein melancholisches Lied an. Es ist einer dieser Momente, in denen die beiden „Swinging Cops“ ihre ganz eigene Routine zelebrieren – lässig, fast schon zu entspannt für die Schwere ihres Berufs.

Nur wenige Stunden zuvor wurden sie zu einem Tatort gerufen: Ein Blumenhändler namens Raguse liegt erschossen auf seinem Billardtisch, der geöffnete Wandtresor zeugt von einem Einbruch. Die ukrainische Putzfrau Milena Radenko, die mit großen, spöttischen Augen nervös die Befragung über sich ergehen lässt, hat die Leiche gefunden. „Ich nur putzen kommen, Chef schon tot“, erklärt sie mit einem Akzent, der zu dick aufgetragen scheint, um nicht zu verbergen, dass sie mehr weiß, als sie zugibt.

Die Ermittlungen führen Stoever und Brockmöller zunächst zu Milenas Freund, der tatsächlich die Wertsachen aus dem Safe gestohlen hat – aber erst, nachdem Milena ihren Chef bereits tot vorgefunden hatte. „Wir nie töten würden, nur Chance nutzen“, beteuert das Paar. Wie aus einem Nebel schälen sich weitere Verdächtige heraus: Bianca Raguse, die Ehefrau des Toten, und ihr Liebhaber Jörg Gutzeit, der Vater ihres neugeborenen Kindes. Ihre Leidenschaft füreinander scheint älter als die Ehe mit dem Opfer. „Ich bin schon seit der Schulzeit in sie verliebt“, gesteht Gutzeit wie ein verliebter Teenager, nicht wie ein potenzieller Mörder.

Die Spur der Ermittlungen führt weiter zu einem exklusiven „Pearls Club“, wo Dr. Ebeling, ein Anlageberater mit aalglatter Fassade, wohlhabenden Kunden astronomische Renditen von 71% verspricht. „Mit meinem System können Sie innerhalb kürzester Zeit Ihr Vermögen vervielfachen“, lockt er neue Opfer in ein offensichtliches Schneeballsystem. Der Blumenhändler hatte kurz vor seinem Tod herausgefunden, dass seine Wertpapiere wertlos waren, und gedroht, rechtliche Schritte einzuleiten. Die Suche nach der Wahrheit gleicht einem Irrgarten, in dem jeder Verdächtige eigene Geheimnisse zu verbergen scheint.

Eine unerwartete Wendung nimmt der Fall, als eine Nachbarin des Opfers berichtet, einen Mann aus dem Haus fliehen gesehen zu haben – doch keiner der Verdächtigen entspricht ihrer Beschreibung. Als Stoever per Zufall ein Foto von Andre Plötz, dem Manager der verführerischen Sängerin Cynthia Stern, schießt und es der Zeugin zeigt, erkennt sie ihn sofort als den Mann, der am Tatort war. Die Schlinge zieht sich zu, als Plötz bereits dabei ist, das Land zu verlassen, und auf dem Flugplatz festgenommen wird.

Hinter den Kulissen

„Der Duft des Geldes“ wurde als 420. Tatort-Folge am 29. August 1999 im Ersten ausgestrahlt. Für den erfahrenen Hamburger Ermittler Paul Stoever (Manfred Krug) war dies bereits der 37. Fall, für seinen Kollegen Peter Brockmöller (Charles Brauer) der 34. gemeinsame Einsatz. Die Dreharbeiten wurden von Studio Hamburg Filmproduktion unter der Regie von Helmut Förnbacher realisiert und fanden in Hamburg sowie der näheren Umgebung statt. Das Drehbuch stammte aus der Feder von Lienhard Wawrzyn.

Die Episode markiert eine Phase in der beliebten Tatort-Reihe, in der Krug und Brauer als „Swinging Cops“ bereits zu Publikumslieblingen avanciert waren und sich durch ihre musikalischen Einlagen einen Namen gemacht hatten. In dieser Folge interpretierten sie Franz Grothes Klassiker „Ganz leise kommt die Nacht“ während einer Observierungsszene im BMW.

Besonders hervorzuheben sind die Gastauftritte von Julia Richter als osteuropäische Putzfrau Milena Radenko, Philipp Hochmair als ihr Freund, Stefanie Stappenbeck in der Rolle der Sängerin Cynthia sowie Horst-Günter Marx als windiger Anlageberater Dr. Ebeling.

Die Erstausstrahlung erreichte beachtliche 8,09 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 26,09% entsprach – eine Einschaltquote, die die Beliebtheit des Hamburger Ermittlerduos unterstrich. Die Kritiken hoben besonders die Lässigkeit und souveräne Routine der beiden Hauptdarsteller hervor, die in dieser Spätphase ihrer gemeinsamen Tatort-Ära eine Unaufgeregtheit an den Tag legten, die im Kontrast zu den temporeichen, düsteren Thrillern des zeitgenössischen Tatort-Formats steht.

Interessanterweise spiegelt die Handlung mit ihrem Fokus auf Wirtschaftskriminalität und Anlagebetrug ein Phänomen wider, das Ende der 90er Jahre zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit rückte und bis heute immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Die dargestellten Schneeballsysteme mit unrealistisch hohen Renditeversprechen fanden tatsächlich ihre realen Pendants in zahlreichen Finanzskandalen jener Zeit.

Videos zur Produktion

ARD Trailer

Besetzung

Stoever – Manfred Krug
Brockmöller – Charles Brauer
Milena Radenko – Julia Richter
Andre Plötz – Sebastian Rudolph
Jörg Gutzeit – Konstantin Graudus
Bianca Raguse – Jeannette Arndt
Herta Mellin – Gerda Gmelin
Stefan Struve – Kurt Haart
Lev Bogumil – Philipp Hochmair
Dr. Reuber – Horst Naase
B. Nenntwig – Franziska Troegner
Cynthia Stern – Stefanie Stappenbeck
Berlett – Werner Eichhorn

Stab

Regie – Helmut Förnbacher
Buch – Lienhard Wawrzyn
Produktion – Kerstin Ramcke
Aufnahmeleitung – Bernhard Liedtke
Redaktion – Doris J. Heinze
Kamera – Hartwig Strobel
Szenenbild – Hans Zillmann
Schnitt – Inge Bohmann
Musik – Klaus Doldinger
Requisite – Joachim Seifert
Maske – Heiko Wengler-Rust
Kostüme – Rautgundis Beutel
Ton – Hans Joachim Bahr

Erstausstrahlung der Tatort – Folge „Der Duft des Geldes“ – 29.08.1999
Bilder – NDR/Studio HH

3 Kommentare

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  1. vor 11 Jahren

    Hallo und guten Tag
    Mein Name ist Jürgen Brümmer Ich komme aus Bienenbüttel, ich habe in den Jahren1972-1980 bei der Bundeswehr mit Herrn Liedtke und Herrn Helmut Lotz .Nach dieser Zeit hat Herr Liedtke beim NDR eine Ausbildung aus Aufnahmeleiter begonnen. Nun zu meinem anliegen ich versuche nun die Adresse oder Telefonnummer von ihm ausfiedig zu machen .zwecks Kontact
    Aufnahme. Es wäre nett wenn Sie mir in dieser Sache helfen könnten.

    Mit Freundlichen Grüßen

  2. WW
    vor 10 Jahren

    Guter Tatort, den man sich immer wieder ansehen kann.

  3. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 420 aus Hamburg. Die Kommissare Stoever und Brockmöller ermitteln in Sache Mord. Die sind ja auch von der Mordkommission. Das waren früher nicht meine Lieblings-Tatort-Kommissare, aber wenn die einmal mit ihren Ermittlungen begonnen hatten, wurde in der Familie der Fernseher auch bis zum Schluss laufen gelassen. Interessantes Thema hinter der Fassade biederer Kleinbürgerei. Und der Herr Liedkte vom NDR war auch noch bei der Bundeswehr. Sieh an, sieh an. Toll.

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