Tatort Folge 449: Direkt ins Herz

Kurz und knapp – darum geht’s

Mitten in der Kölner Innenstadt wird ein Mann aus über 700 Metern Entfernung erschossen – ein präziser Treffer direkt ins Herz. Während die Kommissare Ballauf und Schenk noch nach dem hochprofessionellen Scharfschützen fahnden, verliebt sich Ballauf ausgerechnet in Franka Hecker, die attraktive Witwe des Opfers. Als kurz darauf ein zweiter Geschäftsmann auf dieselbe Weise getötet wird, stößt das Ermittlerteam auf eine Verbindung zu einem Jahre zurückliegenden Millionenraub und einer geheimen Scharfschützenausbildung des Staatsschutzes. Als Ballauf beginnt, die wahre Identität seiner neuen Flamme zu hinterfragen, gerät er selbst ins Fadenkreuz der Täter…

Inhalt der Tatort-Folge „Direkt ins Herz“

Sonnenlicht blitzt auf den Hochhausfassaden der Kölner Innenstadt, als ein lautloser Schuss die Luft durchschneidet. Der Geschäftsmann Charly Hecker fällt wie ein Stein zu Boden – direkt ins Herz getroffen aus 700 Metern Entfernung. Niemand hat etwas gesehen oder gehört. Die Präzision des Schusses macht selbst den routinierten Kommissar Freddy Schenk stutzig, der sofort ein militärisches Scharfschützengewehr vermutet.

Sein Kollege Max Ballauf, stets in der charakteristischen Fischerweste, wirkt bei der Befragung von Frankas Hecker, der jungen Witwe des Opfers, seltsam abgelenkt. Die attraktive Frau zeigt kaum Trauer um ihren verstorbenen Mann. „Ich habe ihn gemocht, aber von richtiger Leidenschaft konnte keine Rede sein“, gesteht sie dem Kommissar mit einem vielsagenden Blick. Für Ballauf, den ewigen Junggesellen, beginnt ein innerer Kampf zwischen Pflichtbewusstsein und aufkeimenden Gefühlen.

Während Schenk akribisch nach bekannten Scharfschützen mit entsprechender Expertise fahndet, sucht Ballauf die Nähe zu Franka – ein klarer Verstoß gegen die Dienstvorschriften. Ihre nächtlichen Treffen in Frankas Wohnung gleichen einem emotionalen Hochseilakt ohne Netz. Zeigte sie echtes Interesse an ihm oder verfolgte sie ein perfides Spiel?

Die Ermittlungen nehmen eine dramatische Wendung, als auf dem Dach eines Versicherungsgebäudes ein zweiter Mann erschossen wird – erneut mit einem Präzisionsgewehr, erneut direkt ins Herz. Die Suche nach dem Täter gleicht der Jagd nach einem Phantom. Nur wenige Menschen in Deutschland verfügen über die Fähigkeiten, einen derart präzisen Schuss über solche Entfernungen abzugeben.

Die Spur führt zu einem Roland Weller, Betreiber einer Schießsportanlage und ehemaliger Sträfling mit einem besonderen Hintergrund: Er gehörte zu einer Gruppe von Häftlingen, die vom Verfassungsschutz als Scharfschützen ausgebildet wurden. „Wir sollten in den Haftanstalten die Terroristen aushorchen und erhielten nach unserer Entlassung zum Dank einen Persilschein“, verrät er den Kommissaren in einem Verhör, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet.

Plötzlich verdichten sich die Hinweise auf einen längst abgeschlossenen Fall: einen Millionenraub, bei dem die wahren Täter möglicherweise nie gefasst wurden. Sind die Mordopfer Teil einer ehemaligen Bundeswehr-Kompanie, die jahrelang unter bürgerlicher Fassade ein Netzwerk für kriminelle Aktivitäten aufgebaut hat? Und welche Rolle spielt Franka Hecker in diesem perfiden Spiel?

Als Ballauf beginnt, die wahre Identität seiner Geliebten zu hinterfragen, verändert sich ihr Verhalten. Die anfängliche Wärme weicht einer kühlen Berechnung. Die romantischen Nächte verschwimmen wie Nebelschwaden über dem Rhein, während die Schatten der Vergangenheit immer länger werden. Ballaufs Herz und sein Leben stehen plötzlich auf dem Spiel…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Direkt ins Herz“ ist der 13. Fall des beliebten Kölner Ermittler-Teams Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Produziert wurde der Film vom Westdeutschen Rundfunk und Colonia Media unter der Regie von Wolfgang Panzer, der auch das Drehbuch verfasste. Es war Panzers fünfter und zugleich letzter Tatort.

In den Hauptrollen brillieren neben den Stammkommissaren Anja Kling als verführerische Witwe Franka Hecker und Anna Loos in ihrer letzten Rolle als Assistentin Lissy Pütz. Für einen besonderen Moment der Tatort-Geschichte sorgt der Gastauftritt von Martin Lüttge als pensionierter Kommissar Bernd Flemming, der seinem ehemaligen Assistenten Ballauf bei den Ermittlungen hilft. Ein augenzwinkernder Verweis auf die Hamburger Tatort-Kommissare Stoever und Brockmöller findet sich in einem Dialog über „singende Kommissare“ – eine Anspielung auf die Gesangskarriere von Manfred Krug und Charles Brauer.

Für Autofahrer-Liebhaber bietet die Folge ein besonderes Schmankerl: Freddy Schenk fährt in dieser Episode einen seltenen Mercedes-Benz 280 SE 3.5 Coupé, auch als „Heckflosse“ bekannt, in einer ungewöhnlichen silbergrauen Lackierung. Dieses Modell wurde nur zwischen 1969 und 1971 hergestellt und war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits ein begehrter Oldtimer.

Bei der Erstausstrahlung am 6. August 2000 erreichte der 449. Tatort eine beachtliche Einschaltquote von 8,20 Millionen Zuschauern, was einem Marktanteil von 27,09 Prozent entsprach. Kritiker lobten die komplexe Handlung und die emotionale Tiefe der Figuren, während andere die teils konstruiert wirkenden Actionszenen bemängelten und Parallelen zum thematisch ähnlichen Münchner Tatort „Im freien Fall“ zogen, der wenige Monate später ausgestrahlt wurde.

Ein besonderes Kuriosum stellt der Abschied von Anna Loos als Assistentin Lissy dar, die im Film ihre Polizeikarriere aufgibt, um Sängerin zu werden – eine Parallele zur tatsächlichen Karriere der Schauspielerin, die später als Frontfrau der Band Silly erfolgreich wurde. Dieser selbstreferenzielle Moment zählt zu mehreren augenzwinkernden Anspielungen des Regisseurs, ebenso wie die Szene, in der Ballauf durch ein Fernglas ausgerechnet auf das WDR-Gebäude blickt.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Kommissar Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Kommissar Freddy Schenk – Dietmar Bär
Franka Hecker – Anja Kling
Walter / Charly Hecker – Bernd Tauber
Hans Turger – Gerd Lohmeyer
Fritz Knaller – Jochen Stern
Elisabeth Leuschner – Emanuela v. Frankenberg
Roland Weller – Wolfgang Müller
Lissy – Anna Loos
u.a.

Stab

Buch – Wolfgang Panzer
Regie – Wolfgang Panzer
Kamera – Erwin Horak

7 Kommentare

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  1. vor 12 Jahren

    Hat mir sehr gut gefallen. Das Techtelmechtel ging in Ordnung, war süß. die Frau. Musste leider sterben, weil sie keine Mittwisserin war und natürlich in den späteren Folgen nicht mehr gebraucht wurde. Geheime Banden, Doppelleben, wummig-präzise Kaliber 50, kommt gut

  2. vor 11 Jahren

    Starke Folge. Ging unter die Haut und ins Herz.
    Wie bei James Bond hat Ballauf einer seiner groessten Lieben verloren.
    Sehr tragisch.
    Interessant, dass Ballauf mit seinem ehemaligen Vorgesetzten,
    „Kommissar Bernd Flemming“ wieder aufeinander trifft.
    Mit der Schlagerkarriere von Lissy ist dann wohl nichts geworden,
    die ja im wirklichen Leben mal den Eurovision Song Contest gewonnen hat.
    Ausserdem, gute Begleitmusik. Einer der besten Ballauf/Schenk-Faelle.

  3. vor 10 Jahren

    Der Tatort Nummer 449, aus Köln mit den Hauptkommissaren Ballauf und Schenk. Fast könnte man sagen Max und Freddy, so innig sind die einem schon. Für mich mit einer der besten Tatort-Spielfilme der Kölner-Linie. Die Geschichte von den Bundeswehr-Kameraden, die seit mehr als dreißig Jahren immer mal wieder ein großes Ding drehten, wobei alle schon eine größere oder kleinere zivile Karriere durchlaufen hatten, interessant. Schade und/oder erwähnenswert, die große Brutalität mit der die Bande vorging. Der Auftritt von Kriminalhauptkommissar a.D. Flemming war super, hatte der dem Ballauf doch oft genug in Düsseldorf die Ohren lang gezogen, aber nie seinen Glauben an den verloren. Dreimal gesehen, kann etwas an Zeit für eine Wiederholung vergehen. Aber immer sehenswert.

  4. vor 9 Jahren

    ich finde diesen Tatort aus Köln sehr schön zu sehen ob wohl ich den Tatort noch nicht gessehen habe wen er noch mal kommt gucke ich wieder an dafür gibt 100 sterne für Max Ballauf und Freddy Schenk

  5. vor 5 Jahren

    Oft haben die Kölner Komissare ähnliche Probleme wie die Verdächtigen (z. B.: der Täter ist Alkoholiker und Ballauf gerät unter Verdacht, selbst Alkoholiker zu sein). Hier ist auch der Fall, auch wenn auf eine metaphorische Weise (das Opfer wird direkt ins Herz geschossen, während Ballauf sich unerwartet verliebt). Ein schöner Film, auch wenn die Liebesgeschichte stärker als die Ermittlungen betont wird. Besonders gute schauspielerische Leistung der beiden Komissare, auch sehr gute, spannungsgeladene Dialoge zwischen den beiden.

  6. vor 1 Jahr

    „Nach all den Jahren“ … wäre es doch eigentlich mal an der Zeit für eine Wiederholung dieses TO „Direkt ins Herz“ … 💘

  7. vor 10 Monaten

    … gleich, ob Zufall oder nicht, die Anregung vom 29.4.24 wurde aufgegriffen für den Zeitraum vom 2.7. bis 2.8.24 … das geht beinahe „Direkt ins Herz“💘
    ardmediathek.de/video/tatort/direkt-ins-herz-2000/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtYjY1OWFjOGItYWRlOS00OGFmLWJmNTgtMmU4MzBhYjlmM2Jl

    „Der Teufel nimmt es und die Götter geben’s … das Glück – von Kommissar Ballauf mit Franka Hecker (Anja Kling) – das nicht in der Erfüllung starb“, beides m. E. gerade für diese Tatort-Episode so absolut treffliche Formulierungen des Textautors Friedhelm Lehmann in dem Lied von Udo Jürgens „Nach all den Jahren“ aus der CD „Deinetwegen“, 1986.

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