Kurz und knapp – darum geht’s

Ein grausamer Fund erschüttert Berlin: Die zehnjährige Susi wird erwürgt im Keller ihres Wohnhauses aufgefunden – von ihrer 16-jährigen Schwester Melanie, die eigentlich auf sie aufpassen sollte. Die Hauptkommissare Till Ritter und Robert Hellmann nehmen sofort die Ermittlungen auf, wobei ein seltsamer älterer Mann aus der Nachbarschaft, der wegen seines auffälligen Ganges nur „Der Trippler“ genannt wird und regelmäßig Kinder filmt, schnell in den Fokus gerät. Als der verzweifelte Vater des getöteten Mädchens auf eigene Faust Rache nehmen will und gleichzeitig immer mehr Verbindungen zwischen Melanies kriminellem Freund und dem Mordfall auftauchen, beginnt für die Berliner Ermittler ein Wettlauf gegen die Zeit…

Inhalt der Tatort-Folge „Der Trippler“

Grelles Neonlicht erhellt den Keller des Mietshauses, während Melanie fassungslos auf den leblosen Körper ihrer kleinen Schwester starrt. Die grausame Entdeckung markiert den Beginn eines Falls, der die Berliner Kommissare Till Ritter und Robert Hellmann an ihre Grenzen bringen wird.

Der erfahrene Ermittler Ritter wirkt erschöpft; die zwei Eier mit Tabasco, die er gerade noch an einer Bar genoss, liegen ihm schwer im Magen, als er zum Tatort gerufen wird. Seine Nächte sind oft lang, morgens ist sein Gesicht grau vor Müdigkeit und vom Zigarettenqualm. Sein Kollege Hellmann hingegen verkörpert den sachlichen Beamten – methodisch, ruhig, aber irgendwie fehlt ihm der Biss für die Straße von Berlin. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Ermittler prallen immer wieder aufeinander, ohne dass ein wirklicher Teamgeist entsteht.

Am Tatort zeichnet sich schnell ab, dass das Opfer seinen Mörder gekannt haben muss – Susi ist freiwillig mit ihm in den Keller gegangen, um ihr neues Fahrrad zu zeigen. Der trauernde Vater Thomas gibt seiner älteren Tochter die Schuld, die statt auf ihre Schwester aufzupassen, versuchte, ihren inhaftierten Freund zu besuchen. „Du hättest auf sie aufpassen sollen“, wirft er ihr vor, während seine Stimme vor unterdrückter Wut zittert.

Vom Hausmeister erfahren die Ermittler, dass der ältere Herr Wesel, den alle nur „Der Trippler“ nennen, kurz nach der Tat aus dem Haus kam. Wesel ist in der Nachbarschaft bekannt dafür, dass er mit seiner Kamera ständig Kinder filmt. Die staubigen Vorhänge in seiner Wohnung scheinen die Geheimnisse eines zurückgezogenen Lebens zu verbergen. Seine Psychopharmaka-Sammlung steht wie eine stumme Armee auf dem Wohnzimmertisch.

Die Ermittlungen gleichen einem Labyrinth aus Halbwahrheiten und Verdächtigungen. Wie bei einem Puzzle, bei dem die wichtigsten Teile fehlen, versuchen Hellmann und Ritter, ein Bild zusammenzusetzen. Melanies verschlossene Art macht sie nur noch verdächtiger – was hat sie zu verbergen? Warum reagiert sie so seltsam, wenn es um ihren Freund Jost Stollberg geht, der wegen Vergewaltigung im Gefängnis sitzt?

Als Thomas erfährt, dass Wesel in München bereits wegen Belästigung von Kindern aufgefallen ist, verdichtet sich sein Verdacht zur Gewissheit – dieser Mann muss der Mörder seiner Tochter sein. Die Sonnenreflexe auf dem Metall der Pistole in seinen Händen spiegeln seine Entschlossenheit wider, als er zur Selbstjustiz ansetzt.

Während Melanie bei einem Haftbesuch ihrem Freund gesteht, dass sie damals die anonyme Anzeige gegen ihn erstattet hat, stoßen Hellmann und Ritter auf einen beunruhigenden Zusammenhang: Stollberg hatte am Tattag Ausgang und der Friedhof, auf dem er das Grab seiner Mutter besuchte, liegt in unmittelbarer Nähe zum Wohnhaus der Karstens. Die eisige Kälte des Verdachts durchzieht nun die Ermittlungen wie ein eisiger Winterwind.

Hinter den Kulissen

„Der Trippler“ markierte im Jahr 2000 das Ende einer Ära: Es war der letzte gemeinsame Fall des Ermittlerduos Till Ritter (Dominic Raacke) und Robert Hellmann (Stefan Jürgens), bevor in der Folgezeit Boris Aljinovic als Felix Stark an Ritters Seite trat. Der Film wurde in Berlin gedreht, wobei besonders Szenen in der historischen Karl-Marx-Allee dem Tatort eine besondere Atmosphäre verleihen.

Die Besetzung glänzt mit namhaften Schauspielern: Axel Milberg, der später selbst zum Tatort-Kommissar Borowski in Kiel werden sollte, überzeugt in der Rolle des verzweifelten Vaters Thomas Karsten. Die damals 21-jährige Katharina Schüttler, bereits mitten in ihrer Schauspielausbildung, liefert als 16-jährige Melanie eine beeindruckende Leistung ab, die von Kritikern besonders hervorgehoben wurde. Christian Grashof verkörpert die komplexe Figur des „Tripplers“ Wesel.

Bei seiner Erstausstrahlung am 20. August 2000 erreichte „Der Trippler“ 8,42 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 29,06 % entspricht. Die 451. Tatort-Episode basiert auf einem Drehbuch von Danuta Harrich-Zandberg und Norbert Sütsch, Regie führte Michael Lähn.

In Fankreisen gilt „Der Trippler“ als der beste der sechs gemeinsamen Fälle von Jürgens und Raacke und hat es in die Top 100 der ewigen Rangliste des Tatort-Fundus geschafft. Nach der Ausstrahlung wurde insbesondere die Figur des „Tripplers“ kontrovers diskutiert – ein Charakter, der in heutiger Zeit mit verschärften Datenschutzbestimmungen und erhöhter Sensibilität beim Thema Kindeswohl so kaum mehr darstellbar wäre. Interessant ist auch, dass Stefan Jürgens vor seiner Rolle als Kommissar Hellmann durch die Comedy-Show „RTL Samstag Nacht“ bekannt geworden war.

Besetzung

Till Ritter – Dominic Raacke
Robert Hellmann – Stefan Jürgens
Thomas Karsten – Axel Milberg
Melanie Karsten – Katharina Schüttler
Jost Stollberg – Nils Bruno Schmidt
Susi Karsten – Sina Tkotsch

Stab

Buch – Danuta Harrich-Zandberg, Norbert Sütsch
Regie – Michael Lähn

Bilder: WDR/SFB