Kurz und knapp – darum geht’s
Frisch verheiratet kehrt Paul Hahn aus Ibiza in seine Heimatstadt Leipzig zurück, doch seine Flitterwochen enden jäh – man findet ihn erschlagen am Ufer der Weißen Elster. Die Kommissare Ehrlicher und Kain stoßen bei ihren Ermittlungen auf drei Männer eines Rudervereins, die von Paul erpresst wurden und ein dunkles Geheimnis aus der Wendezeit hüten. Bei der Suche nach der Tatwaffe machen die Ermittler eine schockierende Entdeckung: Auf dem Grund des Flusses liegt eine zweite, bereits stark verweste Leiche in einem Metallfass. Als die Kommissare beginnen, die Verbindungen zwischen den beiden Todesfällen zu entwirren, stoßen sie auf einen jahrzehntealten Raubüberfall und geraten zwischen die Fronten eines zerbrechenden Freundschaftsbundes…
Inhalt der Tatort-Folge „Trübe Wasser“
Nebelschwaden ziehen über die dunklen Wasser der Weißen Elster, als die Taucher der Leipziger Polizei nach der Tatwaffe suchen. Das trübe Flusswasser gibt nur widerwillig seine Geheimnisse preis – doch was die Männer schließlich an die Oberfläche befördern, übertrifft alle Erwartungen: ein verrostetes Metallfass, darin die sterblichen Überreste eines Menschen.
Kriminalhauptkommissar Bruno Ehrlicher streicht sich nachdenklich über den grauen Vollbart. Der erfahrene Ermittler, der trotz seiner bedächtigen Art stets einen scharfen Blick für menschliche Abgründe hat, steht vor einem Rätsel. An seiner Seite der quirlige, deutlich jüngere Kollege Kain, dessen Ungeduld und Energie oft den nötigen Gegenpol zu Ehrlichers ruhiger Beharrlichkeit bildet. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Spurensuche, die tief in die bewegte Geschichte der Stadt führt – zurück in jene turbulente Zeit, als die Mauer fiel und alte Gewissheiten über Nacht verschwanden.
„Ich hatte zehn Jahre Zeit, darüber nachzudenken“, sagt Paul Hahn mit eisiger Stimme, kurz bevor er einem unbekannten Täter zum Opfer fällt. Der schillernde Rückkehrer hat seine Disco auf Ibiza heruntergewirtschaftet und sieht in der Erpressung seiner ehemaligen Freunde den letzten Ausweg aus der finanziellen Misere. Doch jemand bringt ihn zuvor zum Schweigen – für immer.
Die Ermittlungen führen Ehrlicher und Kain zum örtlichen Ruderverein, wo drei Männer ein Geheimnis teilen, das offenbar tödliche Konsequenzen hat: der joviale Sportlehrer Bernd Matzke, dessen herzliche Fassade langsam zu bröckeln beginnt; der wohlhabende Zahnarzt Dr. Jens Schewe, dessen präzise geführtes Leben von der Vergangenheit eingeholt wird; und der Getränkehändler Josef Behrens, dessen bleiche Miene von schlaflosen Nächten zeugt. Als vierter im Bunde gilt Dieter Künzel, der im Herbst 1989 spurlos verschwand – angeblich in Richtung Amerika.
Die Fahnder begeben sich auf eine Reise durch ein Netz aus Lügen, das über Jahrzehnte sorgfältig gesponnen wurde. „Die Wahrheit liegt wie ein Stein auf dem Grund des Flusses“, philosophiert Ehrlicher einmal während der Ermittlungen, „irgendwann spült das Wasser sie frei.“ Während die Kommissare alte Akten durchforsten, stoßen sie auf einen Museumsraub, bei dem Wertgegenstände in Millionenhöhe verschwanden – eine Spur, die einem glitzernden Faden gleicht, der sie immer tiefer in das Dickicht der Vergangenheit führt.
Die Ehefrau des toten Paul, Maria Hahn, enthüllt unterdessen eine weitere Facette des Falles, als sie auf alten Fotos Hinweise auf eine verborgene Beziehung zwischen ihrem Mann und einem der Ruderer entdeckt. Ihr Fund löst eine verhängnisvolle Kettenreaktion aus, die weitere Opfer fordert und die Ermittler vor die Frage stellt: Wie weit gehen Menschen, um Geheimnisse zu bewahren, die sie seit der Wendezeit mit sich herumschleppen?
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Trübe Wasser“ wurde vom MDR produziert und entstand zwischen dem 15. September und dem 15. Oktober 2000 in Leipzig unter dem Arbeitstitel „Vier in einem Boot“. Die Folge markiert einen besonderen Meilenstein, da es sich um den 25. Einsatz des beliebten Ermittlerduos Bruno Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade) handelt – und ihren vierten Fall in Leipzig.
Regie führte Hans-Werner Honert, während das Drehbuch aus der Feder von Horst Freund und Thomas Wittenburg stammte. In einer besonderen Sequenz haben die bekannte Leipziger A-cappella-Gruppe „Die Prinzen“ einen Gastauftritt in Frederikes Wasch-Café, wo sie ihr Lied „Hier sind wir“ zum Besten geben. Eine weitere Besonderheit: Franz Sodann, der Sohn des Hauptdarstellers Peter Sodann aus dessen erster Ehe, ist in einer Nebenrolle zu sehen.
Die Erstausstrahlung des Films am 11. März 2001 in der ARD erreichte beachtliche 9,1 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 26,0 Prozent entsprach. Die Folge mit der Nummer 465 in der Tatort-Reihe wurde von Kritikern als klassischer Krimi mit historischem Bezug zur deutschen Wendezeit gewürdigt, wobei manche bemängelten, dass sich die Handlung für den Zuschauer zu leicht erschließe. Die Verknüpfung eines aktuellen Mordfalles mit einer alten, bis in die Wendezeit zurückreichenden Geschichte traf jedoch den Nerv des Publikums, das dem Leipziger Team auch in seinem Jubiläumsfall die Treue hielt.
Uns fehlt leider der Schluss dieser Folge, Schade, sie war ansonsten sehr spannend. Wann könnte man diese Folge noch einmal sehen?
Der Tatort Nummer 465 aus Leipzig. Die Kommissare Ehrlicher und Kain ermitteln in Mordfällen, Erpressungen und Intrigen. Kein uninteressanter Tatort und 12 Jahre nach der Wende und 11 Jahre nach der Wiedervereinigung sicherlich spannend gewesen. So soll es auch bitte bleiben.
Hanebüchene Story.
Mist wie von Ehrlicher und Kain gewohnt.
Der Krimi ist auch heute noch spannend. Schade, daß Peter Sodann sich unbedingt für die SED um das Amt des Bundespräsidenten bewerben mußte. Wie man sich dermaßen für eine blutrote Partei einsetzen kann, die seit ihrer Gründung als Spartakusbund und KPD alle Verbrechen des Weltkommunismus mitgetragen hat und insofern – als Glied der kommunistischen Weltbewegung – für weit mehr Verbrechen mitverantwortlich ist als die NSDAP, ist mir schleierhaft. Es muß wohl der Trotz des gelernten „DDR“-Bürgers Sodann gewesen sein, der ihn zu dieser sowohl unmoralischen als auch unvernünftigen Parteinahme veranlaßt hat. Schade ist es vor allem auch, weil dieses Team trotz leichter bis mittlerer Nostalgieanfälle an sich ganz sympathisch war, und auch die Krimis habe ich ganz gern gesehen, fast so gern wie die der beiden Herberts aus Halle. Zu beiden Teams gehörten auch ansehnliche Damen im reiferen Alter, die man auch ganz gern sah. Ebenbürtige Nachfolger haben beide Teams wohl nicht gefunden. Damit genug der nostalgischen Erinnerung.
Was das „trübe Wasser“ der stetig durch die Zeiten fließenden Elbe nicht doch so alles wieder hergibt… Auf jeden Fall gute Krimi-Unterhaltung mit raffinierten Wendungen und gelungenen Bildern. Die konspirativen Stopps unter der Brücke samt unheildräuender Musik oder Ehrlichers Albtraum waren toll gemacht. Auch die Anflüge von Komik stimmten, z. B. als Miss Bauchfrei in Trauer den Countdown aufsagt, wie lange sie ihren Mann überhaupt gekannt hat und Ehrlicher trocken kommentiert: „Ja, wie die Zeit vergeht.“ :-)
Da mir bei den Ehrlicher/Kain-Folgen generell starke Frauenfiguren fehlen (nicht immer nur die Geliebte oder mütterlich Besorgte), gibt es nur 4 Sterne.
„Trübe Wasser“ ist eine besonders dichte und atmosphärische Episode der beliebten Krimireihe Tatort, die ich zuletzt 2017 gesehen habe. Dieser Fall, der vierte für das Ermittlerduo Bruno Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade) in Leipzig, hat mich damals nachhaltig beeindruckt.
Die Handlung beginnt mit einer spannenden Ausgangssituation: Drei Mitglieder eines Rudervereins, der Zahnarzt Jens Schewe, der Getränkehändler Josef Behrens und der Sportlehrer Bernd Matzke, werden von Paul Hahn erpresst. Die Erpressung eskaliert, als Paul Hahn mit einem Eisenstab attackiert und anschließend tot aufgefunden wird. Diese brutale Tat führt zu einer komplexen Ermittlung, die tief in die Vergangenheit der Protagonisten reicht und ein Jahrzehnte altes Geheimnis aufdeckt.
Besonders hervorzuheben ist die Vielschichtigkeit der Charaktere und ihre Verstrickungen. Die Ermittlungen von Ehrlicher und Kain decken ein Netz aus Lügen, Verrat und ungeklärten Todesfällen auf. Der Fund eines alten Fasses mit menschlichen Überresten in der Weißen Elster bringt eine weitere Dimension in den Fall und führt zu den Ereignissen von 1989 zurück, kurz vor dem Mauerfall. Diese Rückblicke und die historische Einbettung geben der Episode eine besondere Tiefe und machen sie zu mehr als nur einem simplen Krimi.
Die Inszenierung unter der Regie von Thomas Freundner und die schauspielerischen Leistungen sind herausragend. Peter Sodann als bodenständiger und intuitiver Ermittler Ehrlicher und Bernd Michael Lade als der analytische Kain ergänzen sich perfekt. Auch die Nebenrollen sind stark besetzt, besonders Götz Schubert als Dr. Jens Schewe überzeugt mit seiner Darstellung eines Mannes, der in ein Netz aus Schuld und Geheimnissen verstrickt ist.
Die düstere Atmosphäre Leipzigs, verstärkt durch die Kameraarbeit von Philippe Cordey und die Musik von J. J. Gerndt, trägt wesentlich zur Spannung bei. Die Episode schafft es, den Zuschauer bis zum Ende zu fesseln und überrascht mit unerwarteten Wendungen.
„Trübe Wasser“ ist ein hervorragendes Beispiel für einen klassischen Tatort: spannend, komplex und atmosphärisch dicht. Es ist ein Muss für alle Fans der Serie und bietet eine packende Mischung aus Kriminalfall und Zeitgeschichte. Besonders die Themen Freundschaft, Verrat und die Schatten der Vergangenheit werden hier eindrucksvoll behandelt. Es lohnt sich definitiv, diese Episode erneut anzuschauen, um die vielen Nuancen und Details zu entdecken, die sie zu einem der stärkeren Fälle der Reihe machen.
Eine dieser ‚vielen Nuancen‘ ist, hier Ina Paule Klink (außerhalb Wilsberg und Zürich-Krimi) zu sehen – in der jüngsten mir bekannten Rolle, als süße Freundin des Mordopfers.
Da musste ich 2-mal hinsehen, ob sie es wirklich ist (damals mit blonden Haaren und brauner Haut!). 😉
PS: Mir gefallen jene Ehrlicher-Fälle, welche in Dresden spielten (also die ‚alten Fälle‘) von der Atmosphäre her grundsätzlich besser!