Tatort Folge 472: Kindstod

Kurz und knapp – darum geht’s

Ausgerechnet im Krankenhaus, wo Hauptkommissar Max Ballauf wegen einer akuten Blinddarmentzündung operiert werden muss, beginnt für das Kölner Ermittler-Duo ein erschütternder Fall. Während Ballauf sich um die kleine Nathalie kümmert, deren Körper mit Verletzungen übersät ist, untersucht sein Kollege Freddy Schenk den Mord an Manfred Knoche, dessen Leiche im Rhein gefunden wurde. Als die Kommissare entdecken, dass Nathalies Vater Axel Wuttke ein flüchtiger Häftling und gleichzeitig Tatverdächtiger im Mordfall Knoche ist, ahnen sie noch nicht, dass die wahre Täterin ihnen längst bekannt ist und eine grausame Spur hinterlassen hat…

Inhalt der Tatort-Folge „Kindstod“

Schlaflos liegt Max Ballauf im sterilen Krankenhausbett, die Blinddarmschmerzen halten ihn wach, während draußen der Novemberregen gegen die Fensterscheiben prasselt. In der Notaufnahme hatte er ein verstörtes, schweigsames Mädchen beobachtet, dessen kleiner Körper von blauen Flecken übersät war – ein Anblick, der den erfahrenen Kommissar mehr schmerzt als seine eigene Diagnose.

Sein Kollege Freddy Schenk steht derweil am nebeligen Rheinufer und betrachtet eine Wasserleiche, die von einem Passanten entdeckt wurde. Er lässt sich den Wind um die Nase wehen, während der Gerichtsmediziner die ersten Untersuchungen vornimmt. Der Tote, wie sich später herausstellt Manfred Knoche, weist eine schwere Schädelverletzung auf.

„Sie haben anscheinend einen Beschützerinstinkt“, bemerkt Dr. Hildebrandt trocken, als sie Ballauf zum wiederholten Mal am Bett der kleinen Nathalie antrifft. Doch der Kommissar lässt sich nicht abschrecken – seine eigene Genesung erscheint ihm nebensächlich angesichts des Leids, das diesem Kind widerfahren ist. Ballauf, der sonst so tough wirkt, zeigt hier eine verletzliche Seite, während er behutsam versucht, das Vertrauen des verstörten Mädchens zu gewinnen.

Die Ermittlungen führen Schenk zu einer Wohnwagenkolonie und weiter zur Wohnung von Gaby Berg, Knoches Freundin. Als der Kommissar dort klingelt, öffnet niemand. Von einer Nachbarin erfährt er, dass Bergs Ex-Freund Axel Wuttke, ein ehemaliger Häftling, kürzlich dort war. Die Wohnung wirkt wie ausgestorben, doch in einem abgeschlossenen Raum entdeckt Schenk später erschreckende Spuren: Ein Zimmer ohne Klinke, mit zugeklebten Fenstern – ein Gefängnis für ein Kind.

„Meinetwegen“, sagt Gaby Berg gleichgültig, als ihre Mutter Renate ankündigt, sich um Nathalie kümmern zu wollen. Die Fahndung nach den Ursachen von Nathalies Verletzungen gleicht einem Puzzle, dessen Teile langsam zusammenfinden – doch die Zeit läuft gegen die Ermittler. Das Krankenhauszimmer wird plötzlich zum Schauplatz eines verzweifelten Kampfes um Nathalies Leben, als das Kind kollabiert und notoperiert werden muss.

Die Kommissare treffen auf einen verzweifelten Axel Wuttke, der trotz seiner kriminellen Vergangenheit nur eines will: seine Tochter retten. Doch für Nathalie kommt jede Hilfe zu spät. Ballauf starrt fassungslos auf die Kinderzeichnung in seiner Hand – ein Bild, in dem eine Figur mit langen Haaren ohne einen Arm dargestellt ist. Wie Wasser in der Wüste versickern die letzten Hoffnungen der Ermittler, als sie begreifen, wer tatsächlich für den Tod des Kindes verantwortlich ist.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Kindstod“ wurde vom 14. November bis zum 14. Dezember 2000 in Köln, Brühl und Düsseldorf gedreht. Die Erstausstrahlung der vom Westdeutschen Rundfunk und der Colonia Media produzierten Folge erfolgte am 17. Juni 2001 im Ersten Programm der ARD. Mit 9,21 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 28,50% zählte diese 17. Folge des Kölner Ermittler-Teams zu den erfolgreichsten Tatort-Episoden jener Zeit.

Die herausragende schauspielerische Leistung von Anna Thalbach in der Rolle der Gaby Berg wurde 2001 mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Schauspielerin Nebenrolle“ gewürdigt. Zudem erhielt die Produzentin Sonja Goslicki für diese erschütternde Tatort-Folge den Goldenen Gong 2001. Jörg Lemberg wurde für seine eindringliche musikalische Untermalung für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.

Als Kuriosum gilt bis heute, dass die im Abspann genannte Drehbuchautorin „Irene Martin“ ein Pseudonym für Sonja Goslicki war, die neben dieser Folge für mehr als 80 weitere Tatort-Episoden als Produzentin verantwortlich zeichnete. Fans der Serie werden sich erinnern, dass Freddy Schenks Dienstwagen in dieser Folge wie schon ein Jahr zuvor in „Direkt ins Herz“ ein Mercedes-Benz 280 SE 3,5 Coupé (W 111) mit dem Kennzeichen K-IN 992 war.

Nach der Ausstrahlung entstand eine intensive Debatte über Kindesmisshandlung in Deutschland, die Versäumnisse der Jugendämter und die gesellschaftliche Verantwortung bei familiärer Gewalt. Der realistische, ungeschönte Blick auf ein Tabuthema machte „Kindstod“ zu einem der nachhaltig wirksamsten Filme der Tatort-Reihe.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten

Besetzung

Kommissar Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Kommissar Freddy Schenk – Dietmar Bär
Renate Bergmann – Tina Engel
Axel Wuttke – Thomas Lawinky
Dr. Hildebrandt – Ute Lubosch
Franziska – Tessa Mittelstaedt
Gerichtsmediziner – Joseph Bausch
Andrea – Nina Vorbrodt
Gefängnisdirektor – Wolff Lindner
Platzwart – Martin Bruhn
Nathalie – Anna Sophie Claus
Sozialarbeiter – Udo Thies
Jürgen – Frank Vockroth
Horst Tarkowsky – Robert Viktor Minich
Gaby Bergmann – Anna Thalbach

Stab

Regie – Claudia Garde
Buch – Edgar von Cossart und Irene Martin
Kamera – Oliver Bokelbert und Johann Feindt

Bilder: NDR/WDR/Michael Böhme

7 Kommentare

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  1. vor 10 Jahren

    Ballauf-Schenk ist Cult. Nicht der beste, abe sehr goed.

  2. vor 9 Jahren

    ich fand die folge auch sehr schön von tatort da geht auch viel spannung und wurde sehr gut gescpielt finde dafür sollen wieder zehn kriegen die zei komisare ich mag die beide sehr gerne

  3. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 472 aus Köln mit den beiden Kommissaren Ballauf und Schenk in einen ihrer besten Tatort-Fällen. Sternenhimmel kann man nun wirklich nicht sagen, eher die Hölle auf Erden, die die kleine Nathalie über sich ergehen lassen musste, bis der Tod sie erlöst hatte. Ballauf blieb bei seinem Zufalls-Fall am Ball und Schenk ermittelte parallel an einer brutalen Tötung. Am Ende siegte die Gerechtigkeit und ich war aufgewühlt wie bei keinem anderen in Erstsendung gesehenen Tatort-Drama aus dem Jahr 2001. Der ist sehenswert, auch für schwache Gemüter, denn die Fälle von brutalster Kindesmisshandlungen in der heutigen computergesteuerten Welt haben leider in keinster Weise abgenommen.

  4. vor 8 Jahren

    Sehr eindrücklicher Tatort. Geht unter die Haut. Kann mich Dirk nur anschliessen, Ballauf und Schenk in einem ihrer besten Fälle. Absolut sehenswert, aber schwer zu ertragen.

  5. vor 8 Jahren

    Erschütterndes Thema – sensibel inszeniert.

    Fälle von Kindesmissbrauch sind natürlich hart und gehen unweigerlich unter die Haut, aber es ist dennoch wichtig, dass sie gezeigt werden, weil dies auch in Deutschland trauriger Alltag ist. Leider wird das ganze Thema gerne totgeschwiegen, wie viele Themen, die von den Kölnern aufgegriffen werden. Allein dafür schätze ich sie sehr! Sie gehören jedoch auch zu meinen Lieblingskommisaren, weil sie glaubhaft spielen und unglaublich sympathisch sind! :-))

    Bitte bleibt uns noch gaaaanz lange erhalten!

    PS: Ich fänd‘ es total kultig, wenn Freddy seine Stiefel wieder anziehen würde.

  6. vor 7 Monaten

    Ich stimme den Usern @Dirk und @Regina Krieg zu: Ballauf und Schenk in einem ihrer besten (Früh-)Fälle!

    Interessant auch zu sehen, dass 2001 das Kräfte-Verhältnis zw. den beiden Kommissaren anders als heute war: Ballauf war der eher besonnene Typ und Freddie Schenk polternd.

    Jedenfalls ist diese Folge ein Bsp. dafür, wie man ein hartes Thema (‚Kindes-Misshandlung‘) GERADLINIG – also ohne unterschiedliche Zeitebenen, ohne Imaginationen, etc. – erzählen kann.

    Prädikat: sehr empfehlenswert!
    ⭐⭐⭐⭐⭐

  7. vor 7 Monaten

    Ein „Tatort“, der ganz tief unter die Haut geht. Nicht zuletzt aufgrund der überwältigenden Performance von Anna Thalbach.

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