Tatort Folge 554: Eine ehrliche Haut

Kurz und knapp – darum geht’s

Der aufstrebende Politiker Manfred Körner überfährt nachts einen auf der Straße liegenden Körper und gerät sofort unter Mordverdacht. Die Berliner Kommissare Ritter und Stark stehen vor einem Fall, in dem zwei Welten aufeinanderprallen: die Berliner Politikszene und das Drogenmilieu. Als die Obduktion ergibt, dass der Drogendealer bereits tot war, bevor Körner ihn überfuhr, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit – denn während die Medien den Politiker bereits vorverurteilen und seine Karriere zu zerbrechen droht, stoßen die Ermittler auf ein dunkles Familiengeheimnis, das sie in gefährliche Nähe zu trauernden Jugendlichen bringt…

Inhalt der Tatort-Folge „Eine ehrliche Haut“

Grelles Scheinwerferlicht fällt auf den jungen Politiker Manfred Körner, der in einer Talkshow sein Image als „ehrliche Haut“ verteidigt, während sein Parteikollege Heinrich Paulsen neben ihm wie ein lauernder Wolf sitzt. Doch der strahlende Aufsteiger ahnt nicht, dass sein Leben schon bald aus der Bahn geraten wird. An einem regnerischen Abend, als die Straßen Berlins im Scheinwerferlicht glänzen, überfährt Körner – abgelenkt durch ein Gespräch mit seiner Freundin Judith Klee – einen auf der Fahrbahn liegenden Körper.

Die Kommissare Till Ritter und Felix Stark werden zum Unfallort gerufen. Ritter, der mit seiner impulsiven Art häufig aneckt, zeigt wenig Respekt vor dem Status des Politikers: „Sollen wir ihn mit Samthandschuhen anfassen, nur weil er ein Politiker ist?“ Sein Partner Stark hingegen versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren – eine Dynamik, die ihr Ermittlerduo seit jeher prägt.

Während die Schlagzeilen Berliner Zeitungen Körner bereits als Mörder abstempeln, offenbart die Obduktion eine überraschende Wendung: Der Drogendealer war bereits tot, als der Wagen ihn erfasste. Doch die Ermittlungen gestalten sich wie ein Spaziergang auf dünnem Eis – zwischen mediengeiler Berichterstattung und politischen Intrigen. Heinrich Paulsen, Körners Parteichef, wittert seine Chance, den Konkurrenten endlich loszuwerden. „Deine Karriere ist vorbei“, zischt er seinem jungen Rivalen zu, dessen Gesicht im fahlen Licht des Abends alle Farbe verliert.

In der Nacht lauern aufgebrachte Jugendliche dem Politiker auf, zertrümmern sein Auto. Die kalte Wut in ihren Augen spiegelt die rohe Verzweiflung des Berliner Drogenviertels wider, das wie eine vergessene Insel inmitten der glitzernden Hauptstadt liegt. Als Ritter dem bedrängten Politiker zu Hilfe eilt, gerät er selbst in Gefahr und muss all sein Können aufbieten, um sich und Körner zu befreien.

Parallel dazu sucht Stark fieberhaft nach Conny, der emotional zerrütteten Schwester des Toten. Er findet sie am Rand eines Hochhausdaches, bereit zu springen. Die Szene gleicht einem Tanz auf dem Vulkan – ein falsches Wort könnte alles zum Explodieren bringen. „Mein Zwillingsbruder ist mit 15 an Drogen gestorben“, schluchzt sie, während der Wind ihre Tränen verweht. Und plötzlich ergibt alles einen schrecklichen Sinn…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Eine ehrliche Haut“ wurde von Ralph Bohn inszeniert, der sowohl für die Regie als auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete. Die Dreharbeiten fanden vollständig in Berlin statt und wurden vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) produziert.

In den Hauptrollen glänzen Dominic Raacke als Till Ritter und Boris Aljinovic als Felix Stark, die hier bereits ihren 16. gemeinsamen Fall bestreiten. Das Ermittler-Duo aus der Hauptstadt hatte sich seit 1999 als feste Größe im Tatort-Universum etabliert. Heikko Deutschmann überzeugt als Politiker Manfred Körner, während Charakterdarsteller Dietrich Mattausch als intriganter Parteichef Heinrich Paulsen brilliert. In weiteren Rollen sind Stefanie Stappenbeck als Judith Klee und Toni Snétberger als Drogendealer Nato zu sehen.

Eine Besonderheit des Films sind die Gastauftritte realer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens: Die damalige Talkshow-Königin Sabine Christiansen spielt sich selbst, ebenso wie die Politiker Rezzo Schlauch (Bündnis 90/Die Grünen) und Laurenz Meyer (CDU) – ein ungewöhnlicher Coup für die Krimireihe.

Bei der Erstausstrahlung am 4. Januar 2004 erreichte „Eine ehrliche Haut“ 7,27 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 19,90 Prozent für Das Erste. Die Kritiker lobten besonders die Darstellung des Konflikts zwischen Medien, Politik und Polizeiarbeit, während die Überzeichnung einiger Charaktere teilweise als zu dick aufgetragen empfunden wurde. Ein Action-Highlight des Films, das in Fankreisen besonders diskutiert wurde: Eine Verfolgungsjagd, bei der Kommissar Ritter „fast nach amerikanischer Manier wie ein Großstadtcowboy auf einem PKW-Dach“ reist.

Videos zur Produktion

Gastauftritt: Sabine Christiansen

ARD Trailer

Besetzung

Hauptkommissar Felix Stark – Boris Aljinovic
Hauptkommissar Till Ritter – Dominic Raacke
Lutz Weber – Ernst-Georg Schwill
Judith Klee – Stefanie Stappenbeck
Conny – Janina Flieger
Nato – Toni Snétberger
Vater Siegler – Wolfgang Hoßfeld
Manfred Körner – Heikko Deutschmann
Meyer-Theunissen – Michael Trischan
Heinrich Paulsen – Dietrich Mattausch
u.a.

Stab

Drehbuch – Ralph Bohn
Regie – Ralph Bohn
Musik – Claus Quidde, Michael Ryan
Kamera – Thomas Etzold

Bilder: RBB

6 Kommentare

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  1. vor 15 Jahren

    Solide & Gut, hier war alles dabei . . .

    Wenn auch die Schlußszene „Die ehrliche Haut – das soll hier ein Politiker sein, der kurz vorm Parteivorsitz steht!?“
    SFB-Märchen pur ist.

    Die Mittel & Methoden, wie das Netz mit Hilfe der (gekauften?) Journaille „gestrickt“ wurde,
    das ist die ganze Klaviatur, interessant,
    nie langweilig.

    Dann gehts allzu „straight“ voran, Schlag auf Schlag
    das Netz zu zerreißen, den „Saubermann“ zu putzen,
    u. alles dabei: Nachtszenen, Verfolgung, Kriminalität von bis . . ., Drogen, Meineid, usw.
    Sehr überzeugend die jugendlichen Gangs, Dietrich Mattausch als Drahtzieher Paulsen und die Stappenbeck als Mieze
    der „Haut“, dessen Figur sicherlich am realen Wahlkampf des ehemaligen CDU-Jugendsenator’s Thomas Köhler orientiert wurde.
    Der hatte seinerzeit entblöst auf Litfaßsäulen posiert . .

    Kurzweilige und mit gehörig Lokal-Flair versehene
    Geschichte.
    Mir hats schlußendlich gefallen. Naja, Heimspiel . . .

    LG Peter, Berlin

  2. ich
    vor 11 Jahren

    So so. .. eine tote Leiche.

  3. vor 11 Jahren

    Sehr gut…am Schluss etwas überdreht, aber auf jeden Fall sehenswert !!!

  4. vor 11 Jahren

    Korrigiere „nur“ 4 Sterne

  5. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 554 aus Berlin. Die Hauptkommissare Ritter und Stark untersuchen in diesem Tatort-Fernsehfilm der realen Selbstdarstellungen, den angeblichen Mord an einen Junkie und Dealer, der, schon tot rumliegend, von einem bekannten Regionalpolitiker überfahren worden ist. Dieses passt der dortigen politischen Jugendszene aber ausgezeichnet und so wird nicht nur das Auto des Politikers malträtiert, sondern der gestandene Mann gleich mit. Den Tod des jungen Drogenkonsumenten verursacht, hat aber jemand anderes und am späteren Unglücksort wurde er durch einen Dritten abgelegt. Kein richtig spannender Tatort-Spielfilm, eher langatmig und sehr sozialkritisch ausgelegt und abgedreht, mit übertrieben ausgelegten Actionszenen, die wohl das Interesse für den Streifen wecken sollen.

  6. vor 1 Jahr

    Stefanie Staffenbeck wirkte in diesem Film vor 20 Jahren auf mich viel sympathischer als heute.

    Das junge, dynamische, agile Element – verbunden mit ‚glänzenden Augen‘ – hat sie (zumindest in ihren Rollen) irgendwann m.E. verloren. Schade eigentlich!

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