Kurz und knapp – darum geht’s
Nach sechs Jahren Haft wird Bäckermeister Eberhard Kemmerlang, der wegen sexuellen Missbrauchs seiner Töchter verurteilt wurde, aus dem Gefängnis entlassen. Seine Tochter Lisbeth fürchtet die Rache des Vaters – und tatsächlich wird sie kurz darauf tot in einem begehbaren Backofen der Bäckerei gefunden. Für Hauptkommissarin Klara Blum und ihren neuen Kollegen Kai Perlmann deuten alle Spuren auf den entlassenen Vater hin, doch seine jüngere Tochter Johanna belastet ihn zusätzlich mit ihrem Tatvorwurf. Als die Indizien gegen Kemmerlang immer erdrückender werden, beginnt Klara an der allzu einfachen Lösung zu zweifeln und vermutet, dass jemand den Ex-Häftling gezielt belasten will – und gerät dabei in eine tödliche Falle…
Inhalt der Tatort-Folge „Bitteres Brot“
Mehlstaub wirbelt durch die dämmrige Backstube, als Klara Blum vorsichtig den Tatort betritt. Der süßliche Geruch frisch gebackener Brötchen vermischt sich mit dem Schrecken des Todes: Lisbeth Kemmerlang wurde im begehbaren Backofen eingesperrt und starb qualvoll bei über 230 Grad, als sich der Ofen nachts automatisch einschaltete. Die abmontierte Türklinke und deutliche Fußspuren im Mehl lassen keinen Zweifel – es war Mord.
„Wer hätte ein Motiv, ihre Schwester zu töten?“, fragt Blum behutsam, während Johanna Kemmerlang mit tränenüberströmtem Gesicht vor ihr sitzt. „Mein Vater“, antwortet sie ohne zu zögern. Hauptkommissarin Blum spürt die innere Zerrissenheit – die mütterliche, empathische Polizistin in ihr will der traumatisierten jungen Frau glauben, doch die erfahrene Ermittlerin muss alle Spuren verfolgen. Ihr neuer Kollege Kai Perlmann, ein selbstbewusster Hobbygolfer mit lockeren Sprüchen, den sie scherzhaft „Perlchen“ nennt, mahnt zur Objektivität.
In der Großbäckerei, wo Eberhard Kemmerlang inzwischen arbeitet, weht ein anderer Wind als in der familiären Backstube von früher. „Ich würde meine Töchter niemals verletzen“, beteuert der Vater mit rauer Stimme. Seine Hände, die jahrelang kunstvoll Teig formten, zittern leicht, als er sein Alibi darlegt. Doch Blums skeptischer Blick folgt jeder seiner Bewegungen wie ein Schatten.
Die Ermittlungen führen durch ein Labyrinth aus Mehl und Lügen. Mit jedem Fund – einem Plastikbeutel mit dem abmontierten Türgriff, Kemmerlangs Schuhen, die perfekt zu den Spuren am Tatort passen – verdichtet sich der Verdacht gegen den Ex-Häftling. „Ich habe ihn damals ins Gefängnis gebracht, jetzt wird er sich an uns rächen“, flüstert Johanna unter Tränen. Doch je eindeutiger die Beweise werden, desto stärker wird Blums Bauchgefühl, dass etwas nicht stimmt.
In der Backstube, wo das Licht durch die staubigen Fenster fällt und das Knacken der alten Holzdielen jedes Geheimnis zu verraten scheint, erkennt Klara plötzlich ein Muster. „Die Spuren sind zu perfekt, als hätte jemand sie absichtlich gelegt“, murmelt sie. Der Fall gleicht einem Sauerteig, der langsam aufgeht und seine wahre Gestalt erst nach und nach offenbart. Als die Kommissarin eine entscheidende Entdeckung macht, ahnt sie noch nicht, dass sie sich in eine tödliche Falle begibt, die ebenso raffiniert konstruiert ist wie der begehbare Backofen, der zum Sarg für Lisbeth wurde…
Hinter den Kulissen
Der 555. Tatort mit dem Titel „Bitteres Brot“ wurde im Auftrag des Südwestrundfunks (SWR) im Jahr 2003 produziert und am 18. Januar 2004 erstmals im Ersten ausgestrahlt. Die Dreharbeiten fanden überwiegend in Konstanz und Umgebung statt, wobei besonders die authentischen Szenen in der Backstube für eine eindrucksvolle Atmosphäre sorgen.
In dieser Folge feiert Sebastian Bezzel als Kommissar Kai Perlmann seinen Einstand an der Seite von Eva Mattes als Hauptkommissarin Klara Blum. Das Ermittlerduo vom Bodensee, das in den folgenden Jahren zu einem beliebten Team werden sollte, zeigt bereits in diesem ersten gemeinsamen Fall eine interessante Dynamik: die empathische, mütterliche Blum und der etwas schnöselige, aber kompetente Perlmann.
In einer bemerkenswerten Gastrolle brilliert Julia Jentsch als traumatisierte Johanna Kemmerlang – ihr einziger Auftritt in der Tatort-Reihe. Die spätere Gewinnerin des Silbernen Bären und des Europäischen Filmpreises für ihre Rolle in „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ überzeugt mit einer eindringlichen Darstellung. Ulrich Gebauer verkörpert den verdächtigen Vater Eberhard Kemmerlang, während Justine Hauer als Annika „Beckchen“ Beck das Team komplettiert.
Bei der Erstausstrahlung erreichte der Film beachtliche 8,42 Millionen Zuschauer. Das Drehbuch stammt aus der Feder von Dorothee Schön, die zuvor bereits mehrere erfolgreiche Tatort-Episoden geschrieben hatte. Unter der Regie von Jürgen Bretzinger entstand ein atmosphärisch dichter Krimi, der neben der Mordgeschichte auch einen interessanten Einblick in das Bäckerhandwerk bietet und subtil das Aussterben kleiner Familienbetriebe zugunsten industrieller Großbäckereien thematisiert.
Nach der Ausstrahlung wurde besonders die raffinierte Konstruktion der beiden Todesfallen – der Backofen und ein zum Gefängnis umfunktionierter Mehlspeicher – sowie die geschickte Irreführung des Zuschauers durch vermeintlich eindeutige Spuren diskutiert.
Hallo zusammen,
weiß denn jemand, wo die Bäckerei ist in der gedreht wurde?
Danke,
Frank
Hallo zusammen,
weiß jemand, wer der Täter war, habe den Schluß nicht mehr mitbekommen.
Danke!
Sigi
Hallo Sigi,
der Vater wars.
Grüße,
Frank
Hallo Frank,
es wurde bei Peter’s gute Backstube in Vimbuch gedreht.
Die LKW’s kennt man doch … :-)
Hallo Steffi,
die Innenaufnahmen vielleicht. Aber die Bäckerei liegt doch neben einer großen Kirche mit einem markanten Brunnen. In welcher Stadt ist das denn?
Bäckerei Lamprecht in Bühlertal in der Hauptstraße 17
Hallo zusammen,
weiß auch jemand, wo Klara Blums Haus (mit Bodenseeblick) liegt, in dem gedreht wurde?
Danke.
Jana
des wurde in bühlertal gedreht lol
Der Tatort Nummer 555 aus Konstanz. Hauptkommissarin Blum und Kollege Oberkommissar Perlmann ermitteln in einem tragischen und widerwärtigen Fall. Zwei Schwestern beschuldigen ihren tyrannischen Vater unberechtigt der Vergewaltigung, der muss ins Gefängnis, kommt nach Jahren raus und rächt sich bitterlich und anfangs völlig unbescheiden an die Töchter. Darauf muss man erst einmal kommen. Leichtes Gänsehautgefühl tut sich auf, in diesem durchaus sehenswerten Tatort-Krimi. Eines der besseren Tatort-Filme des Bodensee-Duos.
Muss ich nicht nochmals sehen. Harte Geschichte, aber irgendwie unglaubwürdig.
Während des Ermittelns hatte man aber schon den Eindruck, dass es erst der Vater, dann die Schwester und schließlich wieder der Vater war. Nicht ganz schlecht gemacht.
Insgesamt war es aber doch schauspielerisch und erzähltechnisch holprig.
Wie schon @ HerrBert erwähnte, war die Geschichte eher unglaubwürdig.
M.E. ist die Folge nur wegen der jungen Julia Jentsch sehenswert, die bereits damals ihr Können andeutete (ich mag sie halt ;-)) bzw. vielleicht auch, weil Perlmann hier seinen ersten Auftritt hatte.