Tatort Folge 559: Heimspiel

Kurz und knapp – darum geht’s

In Lüneburg wird der Pharmaunternehmer Klaus Gerlitz bei einem inszenierten Verkehrsunfall attackiert, doch statt ihn zu töten, rettet der maskierte Täter seinen Chauffeur aus dem brennenden Wagen. Als kurz darauf eine Lösegeldforderung über zwei Millionen Euro eingeht, wird LKA-Hauptkommissarin Charlotte Lindholm in ihre Heimatstadt beordert, wo sie auf ihren Ex-Kollegen und -Liebhaber Rolf Jacobi trifft, der nun als Sicherheitschef für Gerlitz arbeitet. Während Charlotte zwischen rivalisierenden Umweltaktivisten, fragwürdigen Genforschungspraktiken und alten Beziehungen ermittelt, wird Klaus Gerlitz entführt – und als sie den wahren Drahtzieher im Vergnügungspark stellt, muss sie nicht nur einen vertuschten Unfall aufklären, sondern auch einen Mord verhindern.

Inhalt der Tatort-Folge „Heimspiel“

Schwere Regentropfen prasseln auf die Windschutzscheibe, als Klaus Gerlitz‘ Limousine auf der Landstraße nahe Lüneburg unterwegs ist. Plötzlich taucht ein Fahrzeug auf, drängt den Wagen des Pharmaunternehmers von der Straße, die nassen Reifen verlieren den Halt – mehrfach überschlägt sich die Karosse, ehe sie auf einem Feld zum Stehen kommt. Im Scheinwerferlicht des Angreiferfahrzeugs nähert sich eine maskierte Gestalt, doch statt dem wie durch ein Wunder nur leicht verletzten Gerlitz den Garaus zu machen, rettet der Täter noch den Chauffeur aus dem Wagen, bevor dieser in Flammen aufgeht.

Hauptkommissarin Charlotte Lindholm kehrt in ihre Heimatstadt zurück, wo die Kindheitserinnerungen in der Luft liegen wie der Duft ihrer Mutter Annemaries Apfelkuchen. Doch die vertraute Umgebung beschert ihr keineswegs nur angenehme Begegnungen: Nicht nur hat ihre Mutter ihr ehemaliges Kinderzimmer bereits an die Nachbarskinder verschenkt – in der Gerlitz AG trifft sie auch auf ihren Ex-Kollegen und -Liebhaber Rolf Jacobi, der mittlerweile als Sicherheitschef für den Pharmakonzern arbeitet. „Lotte!“, begrüßt er sie mit diesem verhassten Kosenamen, den nur er je benutzte, und sofort flammen die alten Gefühle wieder auf – zusammen mit dem Ärger über sein damaliges Verschwinden ohne Erklärung.

Die Zusammenarbeit mit der kettenrauchenden Lüneburger Kollegin Belinda Utzmann gestaltet sich schwierig wie das Navigieren durch ein Minenfeld. Während Utzmann an einen einfachen Unfall glaubt, lassen die Hinweise auf die Umweltaktivisten, die gegen Gerlitz‘ Genforschung protestieren, auf ein geplantes Attentat schließen. „Die würden niemals Gewalt anwenden“, verteidigt ein alter Schulfreund Charlottes die Aktivisten, als sie ihn auf dem verfallenen Bauernhof besucht, wo die Gruppe bis vor kurzem hauste. Doch dann erfährt sie von Sonja Bertram, deren Vater als ehemaliger Mitarbeiter der Gerlitz AG an Krebs starb – ein privater Rachefeldzug?

In der Sauna des Wellness-Centers wird Klaus Gerlitz trotz Personenschutzes entführt – eine Aktion, so chirurgisch präzise wie das Skalpell eines Operateurs. Die Geldübergabe in einer verlassenen Fabrikhalle scheitert im Chaos von Blaulicht und Alarmsirenen, und plötzlich wird Charlotte der Fall entzogen, den nun der Staatsschutzbeamte Bein übernehmen soll. Doch wie eine Spürhündin, die einmal eine Fährte aufgenommen hat, kann Charlotte nicht loslassen. Die Ermittlung gleicht einem Puzzle mit fehlenden Teilen – bis Charlotte erkennt, dass der Schlüssel zu allem in einem vertuschten Unfall liegt, der zwei Mitarbeitern das Leben kostete.

Als sie die Spur des zweiten Lösegelds aufnimmt, führt sie diese zur hölzernen Achterbahn im Vergnügungspark, wo das Kreischen der Fahrgäste die perfekte Kulisse für die finale Konfrontation bildet. Während Charlotte in schwindelerregender Höhe zwischen den Holzstreben ihrem Ex-Kollegen gegenübersteht, ahnt sie noch nicht, dass ein zweites Leben auf dem Spiel steht…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Heimspiel“ wurde vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) unter der Regie von Thomas Jauch produziert und markiert den vierten Fall der von Maria Furtwängler gespielten Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm. Die Dreharbeiten fanden im Herbst 2003 in Lüneburg, Hannover und im Heidepark Soltau statt, wobei besonders die Verfolgungsszenen auf der legendären Holzachterbahn „Colossos“ zu den aufwändigsten Sequenzen gehörten.

In den Nebenrollen glänzen unter anderem Heikko Deutschmann als Rolf Jacobi, Ernst Stötzner als Pharmachef Klaus Gerlitz und Catrin Striebeck als lokale Ermittlerin Belinda Utzmann, die später noch in drei weiteren Lindholm-Fällen zu sehen sein wird. Auch Ingo Naujoks als Charlottes Mitbewohner Martin Felser und Kathrin Ackermann – im echten Leben die Mutter von Maria Furtwängler – als Charlottes Mutter Annemarie gehören zum festen Ensemble.

Die Erstausstrahlung am 29. Februar 2004 im Ersten verfolgten 8,74 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 23,3 Prozent entsprach – trotz des ungewöhnlichen Sendetags, eines Schalttags. Die Besonderheit dieser 559. Tatort-Folge liegt darin, dass sie zu den wenigen Episoden der Krimireihe gehört, in denen keine Leiche vorkommt. Die Kritiken fielen gemischt aus: Während einige Rezensenten die persönliche Ebene der Hauptfigur und die atmosphärische Darstellung ihrer Heimatstadt lobten, bemängelten andere den stellenweise schleppenden Spannungsbogen und die Überfrachtung mit privaten Nebenhandlungen.

Nach der Ausstrahlung kursierten unter Fans Theorien über die Bedeutung des Titels „Heimspiel“, der sich nicht nur auf Lindholms Rückkehr in ihre Heimatstadt bezieht, sondern auch metaphorisch auf Jacobis „Spiel“ auf heimischem Terrain der Gerlitz AG, wo er als vermeintlicher Insider agierte.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Hauptkommissarin Charlotte Lindholm – Maria Furtwängler
Martin Felser – Ingo Naujoks
Rolf Jacobi – Heikko Deutschmann
Belinda Utzmann – Catrin Striebeck
Klaus Gerlitz – Ernst Stötzner
Richard Poll – Dieter Okras
Steffen Gerlitz – Max von Pufendorf
u.a.

Stab

Drehbuch – Orkun Ertener
Regie – Thomas Jauch
Kamera – Busso von Müller
Musik – Stephan Massimo

Bilder: NDR/Marion von der Mehden

8 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

×
  1. vor 12 Jahren

    Ich guck mir die Lindholm-Tatorte grad noch mal an und bin bei diesem auf einen merkwürdigen Satz gestoßen. Belinda fragt Charlotte, ob sie Kinder habe, und sie antwortet „Eins.“. Belinda fragt nach dem Alter und Charlotte sagt „39“!
    Hat jemand eine Ahnung, was das soll? Meint Charlotte sich selbst damit? Oder vielleicht Martin?
    Denn für ein 39jähriges Kind ist sie ja eindeutig zu jung.

    1. vor 4 Wochen

      Natürlich ist damit Martin gemeint. Wenn es sich dem Zuschauer nicht zuletzt aus dem Kontext erschließt, so bekommt man um Minute 51 herum ( Telefonat auf dem Bahnsteig) die wörtliche Bestätigung – „Ihr Kind? Ja! Schwieriges Alter“ 😉

  2. vor 11 Jahren

    Dat Kind, wat denn sonst. Is doch klar. Liegt doch auffe Hand. Wieso fragste überahaupt?

  3. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 559 aus dem Jahr 2004. Der spielt bei Lüneburg und die Hauptkommissarin beim Landeskriminalamt in Hannover, die Hauptkommissarin Lindholm, darf als Sonderermittlerin dort Untersuchungen aufnehmen. Ihr platonischer Intimus, der Felser, Martin, gibt ihr wie immer den inneren Halt und die notwendige Welle. Ermittelt wird im Falle der Entführung eines Industriellen und die damit verbundene horrende Lösegeldforderungen an die Familie sowie auf dem Hofe wohnender anarchischer Aktivisten, die eigentlich für alles verdächtigt erscheinend sind. Guter Tatort-Spielfilm mit einer hervorragend agierenden Hauptkommissarin, welche ja ein Lüneburger Mädchen ist und den einen und die andere noch aus der Jugendzeit kennt. Da auch mit den notwendigen Actionszenen in diesem Streifen nicht gespart worden ist, kann er, meiner Meinung nach, durchaus als vorgezogen sehenswert bezeichnet werden.

  4. vor 4 Jahren

    Catrin Striebeck ist hier als Ermittlerin neben Maria Furtwängler wirklich Klasse. Charlotte „Lotte, Lotte“ Lindholm muss sich auf den Weg nach Lüneburg machen. Sie kommt ja aus der Nähe aus Lübeck. Für den Vorgesetzten natürlich praktisch. Toller Früh-Lindholm. 4 Sterne

  5. vor 3 Jahren

    Ein reichlich komplizierter Fall – aber eigentlich bemerkenswert an diesem Tatort ist tatsächlich Catrin Striebeck als charismatische, kettenrauchende Ermittlerin in Lüneburg. Das tolle Zusammenspiel von ihr und Lindholm macht diese Folge auf jeden Fall sehenswert. Darauf ein Gläschen Burgunder aus dem Kirschsaft-Tetrapack :-)

  6. vor 4 Wochen

    Für mich, nach der langen Zeit, ein nach wie vor sehr sehenswerter Tatort. Eine spannende Geschichte mit einer Charlotte, die zurück zu ihrem Ursprung kehrt und einer wunderbaren Catrin Striebeck. Ich bin sehr gespannt auf die Rückkehr von Charlottes ( bzw. Furtwänglers echter Mutter) in einem der kommenden Lindholm Tatorte, da ich die Figur stets gemocht und gerne gesehen habe.

    1. vor 4 Wochen

      Lotte Lotte Lotte….und dazu noch die Isnogudreferenz 🥰

Neue Tatort-Folgen
Baden-Baden
14 Folgen
Berlin
96 Folgen
Bern
12 Folgen
Braunschweig
1 Folgen
Bremen
49 Folgen
Bremerhaven
1 Folgen
Dortmund
28 Folgen
Dresden
39 Folgen
Duisburg
29 Folgen
Düsseldorf
15 Folgen
Erfurt
2 Folgen
Essen
22 Folgen
Frankfurt
87 Folgen
Freiburg
1 Folgen
Göttingen
5 Folgen
Hamburg
105 Folgen
Hannover
30 Folgen
Heppenheim
1 Folgen
Kiel
51 Folgen
Köln
100 Folgen
Konstanz
31 Folgen
Leipzig
44 Folgen
Lübeck
2 Folgen
Ludwigshafen
81 Folgen
Luzern
17 Folgen
Mainz
7 Folgen
München
124 Folgen
Münster
47 Folgen
Nürnberg
10 Folgen
Saarbrücken
45 Folgen
Schwarzwald
14 Folgen
Stade
1 Folgen
Stuttgart
78 Folgen
Weimar
11 Folgen
Wien
90 Folgen
Wiesbaden
13 Folgen
Zürich
9 Folgen