Tatort Folge 571: Bienzle und der steinerne Gast

Kurz und knapp – darum geht’s

Nach der umjubelten Premiere von „Don Giovanni“ in der Stuttgarter Oper wird die Premierenfeier jäh unterbrochen, als der beliebte HNO-Arzt Dr. Arnulf Sontheim hinter einer Säule erstochen aufgefunden wird. Kommissar Ernst Bienzle und sein Kollege Günter Gächter beginnen ihre Ermittlungen in der schillernden Welt der Oper und stoßen dabei auf ein komplexes Netz aus Abhängigkeiten, die der Tote geschaffen hatte. Als die Ermittler dem ehemaligen Bariton Robert van Dahlen auf die Spur kommen, der seine Stimme durch eine mysteriöse Vergiftung verloren hat, geraten sie mitten in ein Drama um Rache, Verlust und Verzweiflung, das weit über den ersten Mord hinausgeht…

Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und der steinerne Gast“

Unter dem warmen Scheinwerferlicht und dem tosenden Applaus des Premierenpublikums verneigt sich das Ensemble der Stuttgarter Oper nach einer erfolgreichen Aufführung von „Don Giovanni“. Besonders gefeiert wird der Bassist Cassian Pfeiffer, der nicht nur eine Hauptrolle gesungen, sondern auch sein 20-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert hat. Doch der festliche Glanz der Premierenfeier verdunkelt sich schlagartig, als hinter einer Säule die Leiche des HNO-Arztes Dr. Arnulf Sontheim entdeckt wird – erstochen mit einem präparierten Jagdmesser aus der Rüstkammer der Oper.

Kommissar Ernst Bienzle, ein Mann mit Ecken und Kanten, der die Welt der Hochkultur mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis betrachtet, übernimmt die Ermittlungen. Seine eigene Schwäche zeigt sich in diesen Tagen besonders deutlich: Während er den Mordfall zu lösen versucht, plagt ihn die Frage, was er seiner Hannelore zum 50. Geburtstag schenken soll – ein scheinbar unlösbares Problem für den sonst so pragmatischen Ermittler.

„Der Tod eines so beliebten Mannes ist für uns alle ein Schock“, beteuert Intendant Bartholdy mit theatralischer Geste, während die Sopranistin Sylvia Temesvarie ihre Tränen kaum zurückhalten kann. Doch je tiefer Bienzle in die Welt hinter dem Vorhang eindringt, desto mehr Risse entdeckt er in der Fassade. „Es war, als hätte Sontheim ein unsichtbares Netz gesponnen“, murmelt Bienzles Kollege Gächter, nachdem sie erfahren haben, dass der Arzt dem finanziell angeschlagenen Intendanten Geld geliehen und mehrere Affären mit Sängerinnen unterhalten hatte.

Wie in einer gut inszenierten Oper verwandelt sich die Stimmung im Haus Szene für Szene. Die anfängliche Kooperationsbereitschaft weicht einer wachsenden Feindseligkeit gegen die Ermittler, deren Präsenz den Betrieb stört. „Wir sind keine Verdächtigen, wir sind Künstler!“, empört sich eine Sängerin, deren Stimme durch die leeren Gänge des Opernhauses hallt.

Besondere Aufmerksamkeit erregt der frühere Startenor Robert van Dahlen, der nach einer rätselhaften Stimmbandlähmung nur noch als Inspizient arbeitet. In seinen Augen lodert ein kaum verborgener Groll, wenn der Name Sontheim fällt. Die Fahndung gleicht einem komplexen Bühnenstück, in dem jeder eine Rolle spielt und niemand sein wahres Gesicht zeigt.

Während Bienzle noch die Fäden zu entwirren versucht, verdichtet sich der Verdacht gegen van Dahlen. Doch bevor der Kommissar ihn erneut befragen kann, wird der ehemalige Sänger selbst zum Ziel eines Anschlags. Im düsteren Licht der Bühnenbeleuchtung, die wie ein Spotlicht auf die verborgenen Abgründe der menschlichen Seele fällt, offenbart sich eine Geschichte von Rache, Verzweiflung und einer Tragödie, die über den Tod Sontheims weit hinausreicht…

Hinter den Kulissen

Die Dreharbeiten zu „Bienzle und der steinerne Gast“ fanden vom 1. bis zum 28. Juli 2003 in Stuttgart, Karlsruhe und Baden-Baden statt. Unter der Regie von Hartmut Griesmayr entstand der 19. Fall des schwäbischen Kommissars Ernst Bienzle, gespielt von Dietz-Werner Steck. An seiner Seite ermittelte Rüdiger Wandel als Günter Gächter.

Die Besetzung glänzte mit prominenten Schauspielern: Jürgen Tarrach übernahm die Rolle des Bassisten Cassian Pfeiffer, während Maren Kroymann als Sopranistin zu sehen war. Auch „Der Alte“-Star Rolf Schimpf gehörte zur Besetzung. Die Rolle des Intendanten Bartholdy und des ehemaligen Sängers Robert van Dahlen wurden ebenfalls mit erfahrenen Charakterdarstellern besetzt.

Bei der Erstausstrahlung am 25. Juli 2004 im Ersten Deutschen Fernsehen verfolgten 7,09 Millionen Zuschauer den Krimi, was einem Marktanteil von 23,3 Prozent entsprach. Die Kritiken fielen gemischt aus: Während einige Rezensenten die klassische Krimi-Dramaturgie und die starke Besetzung lobten, bemängelten andere das getragene Tempo und die teils klischeehaften Dialoge.

Als Trivia ist erwähnenswert, dass der Titel „Der steinerne Gast“ eine direkte Anspielung auf eine Figur aus Mozarts Oper „Don Giovanni“ ist – der versteinerte Komtur, der am Ende den Titelhelden in die Hölle zieht. Diese Parallele zwischen Oper und Kriminalfall wurde von aufmerksamen Zuschauern als gelungenes dramaturgisches Element hervorgehoben.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Hauptkommissar Ernst Bienzle – Dietz Werner Steck
Günter Gächter – Rüdiger Wandel
Cassian Pfeiffer – Jürgen Tarrach
Robert van Dahlen – Max Gertsch
Anita Breitling – Maren Koymann
Hannelore Schmiedinger – Rita Russek
Waltraud Pfeiffer – Maria Hartmann

Stab

Regie – Hartmut Griesmayr
Kamera – Hans-Jörg Allgeier
Buch – Felix Huby
Musik – Matthias Raue

Bilder – SWR/Schweigert

10 Kommentare

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  1. vor 13 Jahren

    Der Darsteller des Bienzle spielt seine Rolle sehr sehr authentisch und setzt sich damit weit von den anderen Kommisardarstellern ab.Danke

  2. vor 13 Jahren

    Wie hieß die Arien, die der Sänger mit dem Zopf gesungen hat? Möglicherweise aus La Traviata.

  3. vor 12 Jahren

    Wie heisst denn die Arie bei 33 minuten? ist die auch aus traviata?

  4. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 571 aus Stuttgart. Hauptkommissar Bienzle von der dortigen Mordkommission ermittelt wie immer ruhig und sachlich, dabei außerordentlich genau und analytisch. Mit einer der besten Tatorte um Hauptkommissar Bienzle herum und immer wieder sehenswert. Ehrlich.

  5. vor 8 Jahren

    Wo steht in Stuttgart das Gebäude, in dem der ermordete Arzt seine Praxis hatte?

  6. vor 7 Jahren

    Und von mir 5 Sterne für einen spannenden Tatort

  7. vor 5 Jahren

    Felix Huby’s scripts are slowly becoming old-fashioned while the years pass. Mort in this, Mort in that, cardboard characters, guess who the killer is and it’s always the person you’d least expect and that’s how you know. And a Kommissar has a light problem of his own, with Bienzle it is always his Hannelore. A strange thing with the Bienze series is the fact that his assistants Gächter and Schrober look alike, same hair, same face, they have the same kind of role and in this film they even wear the same shirt. Creative laziness if you ask me.

  8. vor 3 Jahren

    Ein ruhiger und nicht mehr unter uns weilender Tatort-Kommissar der in der Reihennummerfolge 571 belegt, gezeigt im Jahr 2004. Immer gern gesehen, auch bei den Weltverbesserern mit dem guten Gewissen.
    Die Meinung vom 28.12.2015 halte ich.

  9. vor 3 Jahren

    @Werner Hess (und wen es sonst noch interessiert)
    Das kubische, viergeschossige Gebäude aus Glas ist ein ökologisches Experimentalhaus und liegt uneinsehbar am Steilhang unterhalb des Stuttgarter Fernsehturms (Bereich Haigst/Weingarten).
    Es trägt den prosaischen Namen R128 (bezugnehmend auf die Lage an der Römerstr. 128) und
    wurde 1999/2000 nach einem Entwurf des Architekten Prof. Werner Sobek erbaut – der es selbst mit seiner Familie bewohnt.

    wernersobek.com/de/projekte/r128/
    hugo-häring-preis.de/preistraeger/object/935

    @Redaktion
    Irritiert bin ich über die Angabe „Musik: Matthias Raue“, denn im Vorspann wird, genau wie bei Wiki, ein gewisser Joe Mubare genannt.
    Ich weiß nicht, wie man darauf kommen kann – habt ihr das bei der ARD abgeschrieben?
    Banausen, auf deren Internet-Seiten steht manchmal aber auch ziemlicher Mist …
    Korrektur täte mich freuen!

  10. vor 2 Jahren

    Mord in der Oper aber diesmal mit Bienzle statt mit Marek. Ein klassischer Krimi und wiederholungswert. Ruhige Ermittlungen und Schöne Gegend. 4 Sterne

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