Kurz und knapp – darum geht’s
In der Nacht vor seiner Hochzeit wird Prof. Eugen Jähnicke, Leiter eines Berliner Instituts für Tierversuche, auf grausame Weise ermordet aufgefunden – drapiert wie eines seiner eigenen Versuchstiere. Die Kommissare Ritter und Stark stehen vor einem Rätsel, denn der Kreis der Verdächtigen ist groß: von der tierschutzaktivistischen Stieftochter über die verschmähte Geliebte bis hin zur rätselhaften Verlobten, die offenbar etwas zu verbergen hat. Als die Ermittler einem mysteriösen Zusammenhang zwischen toten Papageienvögeln im Büro des Professors und seiner Vergiftung auf die Spur kommen, geraten sie in einen Strudel aus Familiendrama, Pharmaskandal und ungeklärten Tierversuchen.
Inhalt der Tatort-Folge „Leiden wie ein Tier“
Metallen und kalt liegt der tote Körper des angesehenen Prof. Jähnicke auf dem Seziertisch seines eigenen Instituts. Das grelle Neonlicht der Tierpathologie wirft harte Schatten auf die bizarr anmutende Szenerie: Kanülen und Elektroden stecken in seinem nackten Leib – arrangiert wie bei einem seiner zahllosen Tierexperimente. „Der Täter wollte ein Zeichen setzen“, murmelt Kommissar Felix Stark, während das gleichmäßige Summen der Kühlaggregate die beklemmende Stille durchbricht.
Das Berliner Ermittlerduo Ritter und Stark steht vor einem besonders makabren Fall. Till Ritter, impulsiv und emotional, kann seine Abneigung gegen Tierversuche kaum verbergen, während sein Partner Stark mit nüchterner Professionalität die ersten Spuren sichert. Ihre Ermittlungen führen sie durch das labyrinthische Institut für experimentelle Molekularmedizin, wo hinter verschlossenen Türen leidende Tiere in sterilen Käfigen ein trauriges Dasein fristen.
„Mein Vater hat diese Tiere gequält – jetzt hat ihn jemand so leiden lassen wie sie“, konfrontiert Caroline Jähnicke, die Stieftochter des Opfers, die Kommissare mit ihrem unbändigen Zorn. Das Verhältnis zum Stiefvater war seit langem zerrüttet, und ihr Engagement als Tierschützerin stellte sie in direkten Konflikt mit seinem Lebenswerk. Der handgreifliche Streit am Abend seines Todes macht sie zur Hauptverdächtigen, doch Ritter spürt instinktiv, dass die Wahrheit komplexer ist.
Das herbstliche Berlin bildet die düstere Kulisse für die weiteren Ermittlungen. Regennasse Straßen spiegeln die Lichter der Stadt wider, während die Kommissare zur Villa des Professors fahren. Dort treffen sie auf Sandra Mangold, die Verlobte des Toten, deren kühle Fassade erste Risse zeigt, als sie verstohlen Daten von seinem Computer löscht. „Es ging nur um Geschäftliches“, behauptet sie, doch ihre nervösen Blicke verraten mehr.
Die Jagd nach der Wahrheit gleicht einem Irrgarten mit zahlreichen Abzweigungen. Da ist Ingo Kaiser, dessen verzweifelte Suche nach seiner verschwundenen Katze Manou ihn zu wilden Anschuldigungen gegen den Professor trieb. „Ihr werdet alle dafür bezahlen!“, hatte er gedroht, bevor er von Sicherheitsleuten aus dem Institut gezerrt wurde. Da ist die zurückgewiesene Dr. Claudia Knobba, deren berufliche Ambitionen und persönliche Gefühle durch die bevorstehende Hochzeit ihres Chefs und Ex-Geliebten gleichermaßen bedroht waren.
Die Ermittlungen nehmen eine dramatische Wendung, als Ritter und Stark die wahre Todesursache entdecken: Der Professor wurde nicht erschlagen, sondern vergiftet. Die mysteriösen toten Papageienvögel in seinem Büro werden zum entscheidenden Hinweis. Wie stumme Zeugen führen die „Unzertrennlichen“ die Kommissare auf die Spur eines ausgeklügelten Mordplans, der tiefer in das familiäre Umfeld des Professors führt, als sie zunächst vermuteten.
Während die Nacht über Berlin hereinbricht und der Regen gegen die Fensterscheiben des Präsidiums trommelt, setzen die Kommissare die Puzzleteile zusammen. Die Wahrheit hinter dem Tod des Professors ist so erschütternd wie unerwartet und offenbart ein Netz aus Intrigen, falschen Loyalitäten und verborgenen Motiven, die weit über den bloßen Konflikt zwischen Wissenschaft und Tierschutz hinausreichen.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Leiden wie ein Tier“ wurde im Auftrag des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) unter der Regie von Uwe Janson produziert. Die Dreharbeiten fanden komplett in Berlin statt, wobei für die Laborszenen authentische Forschungseinrichtungen als Kulisse dienten, um die klinische Atmosphäre der Tierversuchsstätten realistisch einzufangen.
In den Hauptrollen brillieren Dominic Raacke als eigenwilliger Kommissar Till Ritter und Boris Aljinovic als sein bodenständiger Partner Felix Stark. Es ist bereits der dreizehnte gemeinsame Fall für das Berliner Ermittlerduo. Walter Kreye verkörpert den ermordeten Professor Jähnicke, während Karoline Teska als seine rebellische Stieftochter Caroline überzeugt.
Bei seiner Erstausstrahlung am 16. Oktober 2005 erreichte der Film beachtliche 7,91 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 21,80 Prozent entsprach – ein deutlicher Beweis für die anhaltende Beliebtheit des Berliner Tatort-Teams.
Die Folge entstand unter dem Arbeitstitel „Die Unzertrennlichen“ – eine Anspielung auf die beiden Papageienvögel des Professors, die im Film eine entscheidende Rolle spielen. Kritiker lobten besonders die atmosphärische Inszenierung und die ethisch vielschichtige Auseinandersetzung mit dem kontroversen Thema Tierversuche. Die Produktion schaffte es, wichtige gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen, ohne dabei in simple Gut-Böse-Schemata zu verfallen.
Nach der Ausstrahlung entbrannte in Internetforen eine lebhafte Diskussion über die ethischen Grenzen der medizinischen Forschung, wobei der Film als Ausgangspunkt für eine differenzierte Debatte diente. Die realistische Darstellung von Labortieren und Versuchsanordnungen führte zu zahlreichen Zuschauerzuschriften, die das Bewusstsein für dieses ethische Dilemma unserer modernen Medizin lobten.
Besetzung
Hauptkommissar Till Ritter – Dominic Raacke
Hauptkommissar Felix Stark – Boris Aljinovic
Gerichtsmediziner Dr. Jost – Milan Peschel
Sebastian Stark – Martin Aaron Müseler
Volker Bensch – Volker Bruch
Margarete Baier – Jenny Gröllmann
Professor Eugen Jähnicke – Walter Kreye
Caroline Jähnicke – Karoline Teska
Lutz Weber – Ernst-Georg Schwill
Sandra Mangold – Nele Mueller-Stöfen
u.a.
Stab
Drehbuch – Scarlett Kleint, Ilse Biberti
Regie – Uwe Janson
Kamera – Hagen Bogdanski
Musik – Oliver Biehler
Bilder: NDR/RBB/Annegret Plehn
Grossartige Folge und auch irgendwie unterhaltsam, besonders wenn man Hundetierlieber ist.
Extrem gute whodunnit-Fuehrung, da wirklich bis zum Schluss nicht klar war, wer der Taeter sein koennte, man sich aber erhofft hatte, dass es nicht einer von den naheliegenden Verdaechtigen ist, so dass es dann ein befriedigendes Ende und doch nicht ganz ueberraschendes „showdown“ gab.
Zwei kleine dramatische Ungenauigkeiten und/oder Drehbuchfehler sind mir aufgefallen:
1) Die Haushaelterin Margarete Baier konnte nicht wissen, dass sich Volker Bensch und Caroline gestritten haben, da sie dabei *nicht anwesend war. Als sie Volker zuletzt gesehen hatte, war Caroline nicht gegenueber *ihm aufgebracht, sondern wegen der Altkleiderzettel erregt, die sie in seinem vermeintlichen Auftragsliefewagen gefunden hatte. Dies hat sich erst spaeter als etwas anderes herausgestellt, wo Baier nicht dabei war.
2) Als Felix Strauch und Till Ritter in der richtigen Parkgaragenetage ankommen, gibt es eine sehr kurze Kameraeinstellung, als Ritter zur Vorderseite des Lieferwagen prescht, wo sich eine Person schon bereits stellend an der Hinterseite aufhaelt, die zu schnell fuer Strauch gewesen sein koennte. Dies war natuerlich eine ungewollte Position von Schauspieler Boris Aljinovic war, der dann unmittelbar in einem Anschluss-schnitt dann erneut mit der „richtigen“ Bewegung zu sehen ist.
Anschlussfehler|“Continuity“ sind eigentlich eine lustige Sache. Dies hat hier nichts mit Bemaengelung zu tun, ist nur so ein Dauerhobby fuer mich, das sehr amuesierend ist ;
Auch war klar, dass dieser aeltere Hundebesitzer von „Kurtie“ irgendwie zugute Felix‘ Sohn gelogen hatte und der „Doppelgaenger“ zu „superDog“-schlau war, um das Skateboard zu erschnueffeln, dass er unmoeglicherweise von dem Duft Caroline’s haette erinnern koennen, aber das war dann auch wieder witziger slapstick, ueber das man hinwegsehen kann ;
Ueber das zeitverschiebunngs-Volumen der „Einatmungsmenge“ des vermeintlichen Giftes sowohl fuer Gerichtsmediziner Dr. Jost als auch fuer [spoiler… ..] kann man dann ebenso sinnieren, aber das waere dann wohl zeit-mathematische Kleinkariertheit ;
Fazit: sehr packende Episode und gelungenes Drehbuch von Scarlett Kleint und Ilse Biberti, mit vielen interessanten Zweighandlungen und einem kleinen Abschwenker in korrupte EU- und PharmaIndustrie, die niemals aufdringlich erschien.
Der Tatort Nummer 610 aus Berlin mit den allseits beliebten Hauptkommissaren Ritter und Stark. Der Mörder eines unbeliebten Menschen wird gesucht, ein Professor, Experte für Tierversuche an Hochentwickelte und Protege der Pharmaindustrie. Der hat eigentlich gar nicht gemerkt, daß ihn keiner mochte, erst gar nicht die Haushälterin. Aber wer außer Tatort auch ab und an Holmes schaut weiß es: Oft sind es der Butler und die Küchenchefin. Politisiertes Thema im Tatort-Spielfilm, noch heute. Beliebtes Ermittlerteam und sehenswerte Fernsehspielfilm.