Tatort Folge 726: Das Gespenst

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein Polizeibeamter wird am Flughafen Hannover-Langenhagen bei einer Routinekontrolle kaltblütig erschossen, und alle Überwachungskameras haben ausgerechnet zur Tatzeit nicht funktioniert. Für Kommissarin Charlotte Lindholm nimmt der Fall eine persönliche Wendung, als sie in der mutmaßlichen Täterin ihre alte Jugendfreundin Manu Seehausen erkennt. Der Verfassungsschutz übernimmt überraschend die Ermittlungen und lässt die Verdächtige frei – doch hinter dem Mord verbirgt sich ein komplexes Netz aus Spionage und ein geplanter Anschlag auf einen afrikanischen Diktator. Als Lindholm der Wahrheit immer näher kommt und zwischen die Fronten einer verdeckten Operation gerät, wird sie selbst zur Zielscheibe eines skrupellosen Verfassungsschützers…

Inhalt der Tatort-Folge „Das Gespenst“

Frühmorgens im grauen Tageslicht des Flughafens Hannover-Langenhagen: Ein silberner Golf parkt im absoluten Halteverbot. Der dienstbeflissene Polizeibeamte Karl Hegemann tut nur seine Pflicht, als er von der Fahrerin die Fahrzeugpapiere verlangt. Das metallische Knacken des Polizeifunkgeräts durchschneidet die angespannte Stille. Das Letzte, was Hegemann hört, ist die Antwort der Zentrale auf seine Anfrage – dann fällt ein Schuss, der durch den Beton des Parkhauses hallt.

Charlotte Lindholm vom LKA Niedersachsen ist gereizt und übermüdet, als sie zum Tatort gerufen wird. „Ich habe 28 Stunden nicht geschlafen, ich habe Hunger, ich stinke und will zu meinem Sohn“, beschwert sie sich. Die Ermittlungen werden von Anfang an erschwert – alle Überwachungsaufnahmen wurden gelöscht. Nur durch Zufall findet sie auf dem Handy eines Flughafenbesuchers ein unscharfes Video der Schützin. Was sie sieht, erschüttert sie: Die Täterin ist niemand anderes als Manuela Seehausen, ihre Freundin aus Jugendtagen, mit der sie „grenzwertige Abenteuer“ erlebt hat.

Es gelingt Lindholm, Manu aufzuspüren und festzunehmen. Doch der Fall nimmt eine unerwartete Wendung, als der Verfassungsschutz eingreift und Manu aus „Mangel an Beweisen“ freilässt. Der kalte Nebel des Misstrauens umhüllt die Ermittlungen, während Klaus Ritter vom Verfassungsschutz Lindholm unmissverständlich klarmacht, dass sie sich zurückhalten soll. „Ich lasse nicht zu, dass irgendwelche radikalen Gruppen den Liberalismus in Deutschland für ihre terroristischen Ziele ausnutzen“, erklärt er mit schneidender Stimme.

Die Kommissarin gräbt tiefer in Manus Vergangenheit. Nach ihrem Medizinstudium hatte sich ihre Freundin Hilfsorganisationen im Kongo angeschlossen und war dort in den Strudel der Politik geraten. Auf einem Foto entdeckt Lindholm Manu zusammen mit Ritter – ein vielsagender Blick zwischen zwei Akteuren in einem gefährlichen Spiel. Die Verbindung zu einer radikalen Gruppe um den Aktivisten Jens Osburg und die Anwesenheit des kongolesischen Diktators Kibala in Hannover verdichten sich zu einem explosiven Gemisch.

In einer surrealen Szene treffen sich die beiden einstigen Freundinnen in Lindholms Badewanne – wie früher, aber jetzt auf entgegengesetzten Seiten. Manu übergibt der Kommissarin die Tatwaffe, ein Vertrauensbeweis zwischen alten Verbündeten. „Du hast dich nie richtig auf eine Sache eingelassen“, wirft Manu der pflichtbewussten Beamtin vor, während draußen der Regen wie ein Vorhang zwischen Vergangenheit und Gegenwart fällt.

Lindholms Ermittlungen führen sie schließlich zu einer Schrebergartenanlage, wo Manu und Osburg sich verstecken. Die fahle Abendsonne wirft lange Schatten zwischen den Gartenlauben, als würde sie die moralischen Grauzonen dieses Falls widerspiegeln. Die Jagd nach der Wahrheit entpuppt sich als Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Lindholm nicht nur gegen ihre alte Freundin kämpft, sondern auch gegen die undurchsichtigen Methoden des Verfassungsschutzes.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Das Gespenst“ ist der 14. Fall für Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und die 726. Folge der langlebigen Krimireihe insgesamt. Gedreht wurde die NDR-Produktion in Hannover und im Wendland, unter der Regie von Dror Zahavi nach einem Drehbuch von Stefan Dähnert.

In den Hauptrollen brillieren neben Maria Furtwängler auch Karoline Eichhorn als Manuela Seehausen, Hansa Czypionka als Klaus Ritter vom Verfassungsschutz und Ingo Naujoks als Martin Felser, Lindholms Mitbewohner. Das Zusammenspiel zwischen Furtwängler und Eichhorn wurde von Kritikern besonders hervorgehoben – ein „Krieg der Blicke“ zwischen zwei starken Frauenfiguren.

Bei seiner Erstausstrahlung am 15. März 2009 verfolgten 8,79 Millionen Zuschauer den Film, was einem Marktanteil von 23,50 Prozent entsprach. Die Folge sorgte für erheblichen Wirbel: Der damalige niedersächsische Verfassungsschutzchef Günther Heiß kritisierte die Darstellung seiner Behörde als „eher gespenstisch und für unsere Bestrebungen nicht hilfreich“. In einem Brief an Maria Furtwängler beschwerte er sich über die „völlig unrealistische Darstellung des Verfassungsschutzes“ und bot dem Tatort-Team eine „professionelle Beratung“ an.

Interessanterweise hatte der NDR das Drehbuch vorab dem Landeskriminalamt zur Prüfung vorgelegt, jedoch keine Rückmeldung erhalten. In seiner Stellungnahme betonte der Sender, dass es sich um Fiktion handle und nicht um ein Abbild der tatsächlichen Arbeit des Verfassungsschutzes.

Der Tatort „Das Gespenst“ hebt sich von anderen Lindholm-Fällen ab, indem er globale politische Themen mit einer persönlichen Geschichte verbindet und komplexe moralische Fragen aufwirft. Die kühle, eindringliche Bildsprache und die psychologische Tiefe machen diesen Fall zu einem besonderen Highlight in der Reihe der Hannover-Tatorte.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Trailer ARD

Besetzung

Kommissarin Charlotte Lindholm – Maria Furtwängler
Martin Felser – Ingo Naujoks
Jens Osburg – Pierre Besson
Annemarie Lindholm – Kathrin Ackermann
Klaus Ritter – Hansa Czypionka
Bitomsky – Torsten Michaelis
Belz – Holger Handtke
Manu Seehausen – Karoline Eichhorn
Edgar Strelow – David Rott
HK Pritt – Stephan Benson

Stab

Drehbuch – Stefan Dähnert
Regie – Dror Zahavi
Kamera – Gero Steffen
Musik – Jörg Lemberg

Bilder: NDR/Christine Schröder

19 Kommentare

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  1. vor 16 Jahren

    Weiß jemand was das für ein Lied war, das kam als Charlotte in dem Schrebergarten angekettet war? Die Musik kam, als die Musikanlage eingeschlatet wurde.

  2. vor 16 Jahren

    wie hieß das lied was abgespielt wurde als marianna furtwändler angezündet werden sollte


  3. Ende der Erstausstrahlung

  4. Ina
    vor 16 Jahren

    Das ist „chaiya chaiya“ aus dem Bollywood-Film „dil se“

  5. M-R
    vor 16 Jahren

    Also die sache mit der „Bombe“ die die Laube entzünden sollte habe ich nicht verstanden… Brennflüssigkeit wurde vergossen, der Kanister war irgendwie am Strom (wegen Funken oder so???), Strom war an… also wieso kein Feuer… oder was genau sollte da als Zeitzünder funktionieren?

    Für aufklärung dankbar!

  6. vor 16 Jahren

    Der Song den Ihr sucht ist auf dem Soundtrack von dem Film „Inside Man“ mit Denzel Washington und heißt „Chaiyya Chaiyya Bollywood Joint“

  7. vor 16 Jahren

    ja dieser song war richtig cool…würd mich auch brennend interessieren

  8. vor 16 Jahren

    auch ich interessiere mich stark für die afrikanische
    Musik, die im Schrebergarten gespielt wurde.
    Warum werden die oft tollen Songs – meist ziemlich unbe-
    kannt – nicht mit aufgeführt.

  9. Tom
    vor 16 Jahren

    In der Szene fast am Ende, als Charlotte den Verfassungschutz Ritter am Kragen packte, hatte ich den Eindruck, die ersten Akkorde des Songs Deutschland von Slime zu hören. Hat das jemand von Euch auch so gehört???
    Wäre in jedem Fall passend gewesen…

  10. vor 16 Jahren

    Super Tatort. politisch und menschlich spannend.

  11. vor 16 Jahren

    also,

    wie wärs mal wieder mit einem Krimi? Am besten einen von der Sorte, wo dass Verbrechen im Kleinen beginnt; sich hochschaukelt und so greifbar und nachvollziehbar wird! Irgendwas mit Realitätsbezug! Bitte!

    Was gibt’s stattdessen? Die Lindholm. Jene Kommissarin die immer, aber auch wirklich immer, persönlich am Mordfall beteiligt ist und somit, gerade auch in dieser Folge, jegliche Hintergründe ins lächerliche zieht.

    Oder die neuen Leipziger? Sie, die oberkorrekte, kriegt irgendwann in der Mitte des Films ’nen moralischen, zumeist begleitet durch Tränen und Rehaugen und kämpft von da an wie ein Kreuzritter für die gute Sache. Gähn!

    Oder Stuttgart, wie heißen die beiden noch gleich? Ach ja, Bootz und Lannert heißen die Komparsen in den 1,5 Stunden Werbe-Clips von Mercedes!

    Thiel und Co? Was als erfrischende Abwechslung begann verkam nach und nach zur Blödel-Veranstaltung… Schade!

    Also bleibt uns nur noch auf Köln und München zu hoffen. Bitte, bitte, hoffentlich drehn da nicht die Drehbuchschreiber am Rad, weil sie mit den „guten“ neuen Tatorten gleichauf sein wollen.

    mfg

  12. k2k
    vor 16 Jahren

    @M-R: In den Benzinkanister wurde ein handelsüblicher Tauchsieder gesteckt, mit dem man normalerweise Wasser zum Kochen bringt. In diesem Fall führt das vermutlich dazu, dass das ganze sich irgendwann entzündet. Ob es wirklich funktioniert weiß ich nicht, die Konstruktion an sich gab es aber schon mal in einem alten Schimanski-Film.

  13. vor 16 Jahren

    vielen dank jetzt weiss ich wie das lied heisst vielen vielen vielen dank

  14. vor 16 Jahren

    Die Szene, in der diese verdrehte Terroristin den Afrikanischen Diktator erschießen wollte und sich dann alle „Ärzte“ und der zu operierende umdrehten und aus allen Rohren auf die ziemlich blöd dreinguckende Psychoterroristin ballerten, hat mich sehr zum lachen gebracht.
    Lustiger Tatort – aber am Ziel vorbei. Keiner hatte Mitleid mit dieser hirnamputierten Terrortante und jeder war am Ende froh, dass sie endlich abserviert wurde und natürlich die anderen beiden hochkriminellen Idioten auch (jeder kriegt, was er verdient!).

  15. vor 12 Jahren

    Wieder einmal eine vollkommen überspannte Kommissarin Lindholm. Emotional immer daneben, Empatie Fehlanzeige. Eiskalt verfolgt sie nur ihr Ziel. Selbst als die Freundin stirbt ist sie nur daran interessiert, dass sie noch eine Aussage machen muss – anderes interessiert sie nicht. Aber der Tod war schneller und vor Wut kullern Tränen …. Ihr Kind ist für sie nur ein Hemmschuh, das eh nur abgegeben (übrigens gut gespielt) wird, und ihren WG Gefährten führt sie an der Nase herum. Humor wird von ihr kleingeschrieben bzw. findet im Keller statt. Furchtbar, wann läßt man diese Figur sterben? Das es anders geht sieht man bei anderen Tatort-Kommissaren.

  16. vor 11 Jahren

    zum … ten Mal diesen Tatort gesehen. Story richtig gut. Spannend- aber diese Lindholm…. Grausam….. kenne Polizeibeamte verschiedenster Diesntstellen… KEINER würde jemals so emotionslos und arogant handeln. Story 5 Sterne, Lindholm 1 Stern

  17. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 726 mit der kühlen Hauptkommissarin Lindholm vom Landeskriminalamt Hannover. Sie ermittelt in einem Mordfall an einen Polizei-Kollegen, begangen vor Zeugen in einem Flughafengebäude. Den habe ich schon in Erstsendung gesehen, wunderte mich über die innige Beziehung zu einer tötungsbereiten Terroristin, welche L. schon aus der Jugendzeit kannte. Dieses kann ja noch logischerweise vorkommen. Nicht zu verzeihen ist aber, daß KHK L. dermaßen dem Verfassungsschutz in die Parade fährt, Beziehungen zu einem Schwarz-Afrikanischen-Staat stehen abgründig auf dem Spiel. Und dieses läßt sich der VFS NI auch nicht gefallen, kämpft mit allen Mitteln gegen KHK L. und dem LKA NI. Ihr Karlheinz aus der WG ist völlig fertig. Ich auch, vor Lachen. Aber wenn man Nebensächlichkeiten weglässt, ist es zumindest ein Action-Jackson und kein so schlechter.

  18. vor 5 Jahren

    Endlich darf Charlotte Lindholm Mal wieder in Hannover ermitteln und dann dieser blöde Fall. Leider ist der Niedersachsen Tatort etwas unterbesetzt. Frau Lindholm musste ja immer in ganz Niedersachsen Ran. Der Fall selber ist unglaubwürdig, warum ist Charlotte Lindholm immer privat in die Fälle involviert. Naja 2 Sterne. Die indische Musik nervt gewaltig.

  19. vor 3 Jahren

    Das Selbstbild der Kommissarin: natürlich ist ein deutlich jüngerer Mann am Start und natürlich macht die Kommissarin alles gleichzeitig und eigenhändig: Löcher bohren und Kindererziehung – Gäähn…! Und wech!

  20. vor 3 Jahren

    Im Unterschied zur vor 1 Woche gesendeten Folge ‚Pauline‘ war der heute gezeigte TO sehr schwach.

    Negativer Höhepunkt war das Gemetzel durch die Spitals-Operateure am Schluss …

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