Tatort Folge 740: Architektur eines Todes

Kurz und knapp – darum geht’s

Eine renommierte Architektin bittet über den Staatsanwalt das Frankfurter Ermittlerteam um Hilfe: Ihre wichtige Assistentin ist spurlos verschwunden. Widerwillig übernehmen Sänger und Dellwo den Fall, obwohl die Suche nach einer vermissten Person eigentlich nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fällt. Je tiefer die Kommissare in die vermeintlich perfekte Welt der erfolgreichen Architektin eintauchen, desto mehr Risse entdecken sie in der glänzenden Fassade – bis die Ermittler auf Hinweise stoßen, die befürchten lassen, dass das Verschwinden der Assistentin der Star-Architektin vielleicht gar nicht so ungelegen kommt…

Inhalt der Tatort-Folge „Architektur eines Todes“

Nervös blickt Kommissarin Charlotte Sänger auf die endlosen Aktenordner in ihrem Büro. Eigentlich ist sie für Mordfälle zuständig – und nicht für Vermisste. Doch der Staatsanwalt Scheer hat ihr und ihrem Kollegen Fritz Dellwo einen Spezialauftrag aufgedrückt: Sie sollen nach der verschwundenen Assistentin einer bekannten Architektin suchen. Seufzend greift Sänger zum Telefon.

Das moderne Architekturbüro von Sofia Martens thront wie ein gläserner Leuchtturm über der Frankfurter Skyline. Hier treffen Dellwo und Sänger auf eine selbstbewusste Frau, die ihr Imperium beherrscht wie eine Königin ihr Reich. „Ohne Anett bin ich aufgeschmissen“, erklärt Sofia Martens mit brüchiger Stimme. „Wir stehen kurz vor einem wichtigen Wettbewerb.“ In den kühlen, von Tageslicht durchfluteten Räumen arbeiten fast ausschließlich Frauen. Zwischen Architekturmodellen und Zeichnungen herrscht trotz der Sorge um die verschwundene Kollegin konzentrierte Atmosphäre.

Während Dellwo das berufliche Umfeld unter die Lupe nimmt, begibt sich Sänger in die Welt des „Working Woman Web“ – ein Frauennetzwerk, in dem die verschwundene Anett Berger aktiv war. Der Stammtisch am Abend gleicht einem Minenfeld aus Andeutungen und bedeutungsvollen Blicken. Zwischen Weingläsern und gedämpftem Licht fallen immer wieder Hinweise auf einen gewissen „Charli“, der es angeblich auf wohlhabende ältere Frauen abgesehen hat.

In seiner dunkelblauen Lederjacke folgt Dellwo unterdessen einem jungen Mann, der vor Anetts Wohnung auftaucht. Die nächtliche Verfolgungsjagd durch die regennassen Straßen Frankfurts führt zu einer überraschenden Entdeckung: Sofia Martens scheint den Mann zu kennen – doch er öffnet ihr nicht die Tür.

Die Ermittlungen verdichten sich zu einem Netz aus Geheimnissen und Täuschungen. Sofia Martens‘ Fassade als erfolgreiche Geschäftsfrau, liebevolle Ehefrau und Mutter beginnt zu bröckeln wie alter Putz an einer Hauswand. Ihr Ehemann Holger kümmert sich aufopferungsvoll um Haushalt und Kinder, während seine Frau in ihrer Karriere aufgeht – oder gibt es noch andere Gründe für ihre häufige Abwesenheit?

Als Sänger beim Frauenstammtisch etwas zu tief ins Glas schaut, offenbart sich ihre Verletzlichkeit – eine Schwäche, die sie sonst hinter professioneller Härte versteckt. Dellwo hingegen flüchtet sich in Einsamkeit, mit Led Zeppelin im Ohr durchstreift er die Nacht wie ein einsamer Wolf.

Plötzlich die erschütternde Nachricht: Anett Berger wird tot auf einer Baustelle gefunden. Der lichtdurchflutete Rohbau eines Hochhauses hat sich in eine tödliche Falle verwandelt. Die architektonische Vision, die Leben verbessern sollte, hat ein Leben genommen – eine bittere Ironie, die wie ein Schatten über den weiteren Ermittlungen liegt.

Der Verdacht verdichtet sich wie dunkle Wolken am Horizont. Ist Sofias Trauer echt oder nur eine weitere Fassade? „Ich habe anonyme Anrufe und Mails bekommen“, behauptet sie. „Ich habe Anett an meiner Stelle zu dem Treffen geschickt.“ Eine Aussage, die mehr Fragen aufwirft als beantwortet.

Während der komplexen Ermittlungen stoßen Sänger und Dellwo auf ein Konstrukt aus Lügen und Abhängigkeiten, das an die verschachtelten Entwürfe eines Architektenplans erinnert. Jede neue Erkenntnis verändert die Perspektive – wie beim Betreten eines anderen Raumes in einem kunstvoll designten Gebäude.

Hinter den Kulissen

Der HR-Tatort „Architektur eines Todes“ ist der 16. gemeinsame Fall des Frankfurter Ermittler-Duos Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf). Die Dreharbeiten für die 740. Tatort-Folge fanden im November und Dezember 2008 in Frankfurt am Main und der näheren Umgebung statt, unter dem Arbeitstitel „Architektur eines Mordes“.

In den Hauptrollen brillieren neben Sawatzki und Schüttauf vor allem Nina Petri als Star-Architektin Sofia Martens, Julia Dietze als ihre verschwundene Assistentin Anett Berger und Thure Lindhardt als undurchsichtiger Callboy „Charli“. Das Drehbuch stammt von Judith Angerbauer, die sich zuvor mit dem Drama „Der freie Wille“ einen Namen gemacht hatte. Regie führte Titus Selge.

Die Erstausstrahlung am 6. September 2009 im Ersten verfolgten 7,44 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 21,80 Prozent entsprach – ein voller Erfolg für den HR-Tatort. Filmkritiker lobten besonders die atmosphärische Inszenierung und die komplexe Dramaturgie des Films, der zu den wenigen Tatort-Folgen gehört, in denen zu Beginn keine Leiche zu sehen ist.

Kurioserweise kündigten sowohl Andrea Sawatzki als auch Jörg Schüttauf nach zehn erfolgreichen Jahren ihren Abschied vom „Tatort“ an. Spekulationen zufolge soll die Chemie zwischen den beiden Schauspielern nicht mehr zum Besten gestanden haben. „Architektur eines Todes“ gehört zu den letzten drei Filmen des beliebten Ermittlerduos, bevor Ulrich Tukur als neuer HR-Kommissar Murot die Nachfolge antrat.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Charlotte Sänger – Andrea Sawatzki
Fritz Dellwo – Jörg Schüttauf
Dr. Scheer – Thomas Balou Martin
Sofia Martens – Nina Petri
Peter Kaufmann – Bastian Trost
Charlie – Thure Lindhardt
Josephine Peters – Catrin Striebeck
Clara Konrad – Maria Happel
Liebhaber – Sebastian Schindegger
Eva Kaufmann – Alwara Höfels
Anett Berger – Julia Dietze
Holger Martens – Stephan Bissmeier
Rudi Fromm – Peter Lerchbaumer

Stab

Regie – Titus Selge
Kamera – Frank Blau
Szenenbild – Károly Pákozdy
Buch – Judith Angerbauer
Musik – KAB Fischer

Bilder: HR/Bettina Müller

10 Kommentare

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  1. vor 16 Jahren

    Kann mir jemand die Titel nennen, die Dellwo im Auto hört? Wär euch sehr dankbar!!

  2. vor 16 Jahren

    Led Zeppelin – early days (the best of Led Zeppelin, Volume 1)

  3. vor 15 Jahren

    Hallo,
    kennt jemand die Musik, die Sofia Martens (Nina Petri) ganz am Anfang im Auto hört?
    Das ist kurz nachdem Anett Berger verfolgt wurde und Sie am Telefon einen Schrei losgelassen hatte. Man sieht Sofia weinend Autofahren und wie Sie ein Tuch um Ihre verletzte Hand hat.
    Ähnliche Musik wird dann auch am Ende kurz vorm Tatort-Abspann gespielt.
    Bin für jede Hilfe dankbar!
    Lieben Gruß,
    Celine

  4. vor 14 Jahren

    Hallo Celine,

    kenne die musik. Hab sie komponiert für den film.

    viele Grüße!
    bobbi (KAB) Fischer

  5. vor 12 Jahren

    Kennt jemand den Titel und Band die Charlie in seiner Wohnung hörte. Richtung
    Hard Core-Metall

  6. vor 8 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 740 aus Frankfurt am Main. Die Todesermittler der dortigen Mordkommission, die Hauptkommissarin Charlotte Sänger und der Hauptkommissar Fritz Dellwo, ermitteln, auf Bitte eines Vorgesetzten, in der Sache einer vermissten Architektin und kommen einem kalten und perfiden Entführungsdrama auf die Spur, welches letztlich auch zum Todes der gut situierten Frau geführt hat. Ein guter und sehenswerter Polizei-Kriminal-Film, über das Leiden einer drangsalierten Frau und ihren unnötigen Tod. Regie führte hier der Titus Selge, nach dem Buch von Judith Angerbauer. Der Rudi Fromm wurde übrigens durch den Peter Lerchbaumer dargestellt. Diesen Tatort-Spielfilm aus dem Jahr 2009 kann man gut in der Wiederholung schauen.

  7. vor 8 Jahren

    Hat gut angefangen,sehr stark nachgelasst,selten bei Delwo u.Sänger

  8. vor 8 Jahren

    Da waren mir echt zuviele rote Haare im Spiel da schalt ich ab

  9. vor 6 Jahren

    Abgesehen von der Wackelkamera ein gelungener Tatort!

  10. vor 4 Jahren

    Too much hand held camera. And some kind of avantgarde meta way of hand held filming: with the camera man clearly visible in a window.

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