Tatort Folge 793: Vergeltung

Kurz und knapp – darum geht’s

In Wien werden nacheinander drei jugendliche Gewalttäter auf brutale Weise hingerichtet – jeder auf die gleiche Art, wie er selbst einst sein Opfer tötete. Chefinspektor Moritz Eisner bekommt ausgerechnet die alkoholkranke Bibi Fellner von der Sittenpolizei als neue Assistentin zugeteilt, was ihm gar nicht gefällt. Die Spur führt zur Therapieeinrichtung „Pro Youth“, in der rechtskräftig verurteilte Jugendliche resozialisiert werden sollen. Als mit Celine, der Tochter einer bekannten Schlagersängerin, ein weiteres ehemaliges Mitglied der Therapiegruppe lebensgefährlich verletzt wird, beginnen die Ermittler ein perfides Spiel zu durchschauen, das sie selbst in tödliche Gefahr bringt…

Inhalt der Tatort-Folge „Vergeltung“

Schlaflos wandert Bibi Fellner durch ihre kleine Wiener Wohnung. Das dumpfe Pochen in ihrem Kopf kann sie nur mit einem Schluck aus dem Flachmann ertragen, den sie stets griffbereit in ihrer Handtasche versteckt. Nach zwanzig Jahren bei der Sittenpolizei soll sie nun ausgerechnet dem renommierten Chefinspektor Moritz Eisner assistieren – ihre letzte Chance im Polizeidienst. Doch der ist alles andere als begeistert von seiner neuen Kollegin, die er schon vom ersten Moment an durchschaut.

Das fahle Licht der U-Bahn-Station wirft gespenstische Schatten auf die Leiche des dritten Opfers in einer mysteriösen Mordserie. Alle drei Toten waren selbst gewalttätige Jugendliche, die auf dieselbe Weise getötet wurden, wie sie einst ihre eigenen Opfer umgebracht hatten. Als wäre das nicht schon Belastung genug für Eisners erste Tage mit seiner unerwünschten Assistentin, muss er auch noch mitansehen, wie Fellner heimlich während der Dienstzeit trinkt. „Entweder ich rufe unseren Chef an oder du hörst auf zu saufen“, fährt er sie an – und stellt sie damit vor die Entscheidung ihres Lebens.

Die therapeutische Einrichtung „Pro Youth“ von Dr. Jochen Schmitz erweist sich als Schnittstelle aller Mordopfer. Im schummrigen Licht des altmodischen Therapieraums treffen Eisner und Fellner auf verstörte Jugendliche, deren Aggressionen wie ein elektrisches Feld in der Luft zu spüren sind. Die Ermittlungen gleichen einem Tanz auf dünnem Eis: Je tiefer sie in den Fall eintauchen, desto brüchiger wird ihr Fundament. „Wir laufen jemandem in die Falle“, murmelt Fellner bei einem nächtlichen Einsatz, und das erste Mal seit Beginn ihrer Zusammenarbeit stimmt Eisner ihr uneingeschränkt zu.

Als dann auch noch Celine Stein, die Tochter der populären Schlagersängerin Jaqueline Stein, brutal zusammengeschlagen wird und in Lebensgefahr schwebt, überschlagen sich die Ereignisse. Fellner erkennt schockierende Parallelen zu dem Fall der jungen Kira, die sie noch aus ihrer Zeit bei der Sitte kennt. Während ein Frühsommersturm durch die engen Gassen Wiens fegt, entdeckt Eisner auf einem Überwachungsvideo einen scheinbar unbedeutenden, aber entscheidenden Hinweis. „Sie hätten mir früher erzählen sollen, was wirklich in dieser Therapie passiert“, sagt Fellner grimmig zu einer Zeugin, deren Gesicht im Halbdunkel eines Cafés kaum zu erkennen ist.

Hinter den Kulissen

Der in Wien und Niederösterreich gedrehte Tatort „Vergeltung“ markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Wiener Tatorts: Es ist der erste gemeinsame Fall des schlagkräftigen Ermittlerduos Moritz Eisner und Bibi Fellner. Gedreht wurde vom 20. Mai bis zum 25. Juni 2010 unter der Regie des „Tatort“-erfahrenen Wolfgang Murnberger, der für die stimmige Atmosphäre sorgte.

In seinem 24. Fall erhält Harald Krassnitzer mit Adele Neuhauser eine kongeniale Partnerin, die der Krimireihe einen frischen Wind einhaucht. Neuhauser überzeugt in ihrer Rolle als ausgebrannte, alkoholgefährdete Polizistin mit großem Herz – eine Charakterzeichnung, die sie in den folgenden Jahren zu einem Publikumsliebling machen sollte. Auch Tanja Raunig ist als Eisners Tochter Claudia erstmals zu sehen und löst damit Sarah Tkotsch ab, die diese Rolle zuvor verkörperte.

Die Erstausstrahlung am 6. März 2011 wurde ein voller Erfolg: In Deutschland verfolgten 8,33 Millionen Zuschauer den Fall, was einem Marktanteil von 22,9 Prozent entsprach – die höchste Quote für einen vom ORF produzierten Tatort seit 2001. Im österreichischen Fernsehen schalteten durchschnittlich 990.000 Zuschauer ein, was einen Marktanteil von 31 Prozent bedeutete und den besten Wert für eine österreichische Tatort-Ausstrahlung seit 2004 darstellte.

Interessantes Detail am Rande: Harald Krassnitzer erwähnte in einem Interview im ARD-Morgenmagazin, dass alle seine Tatort-Folgen, also auch „Vergeltung“, auf realen Fällen basieren und entsprechend gründlich recherchiert wurden. Die Authentizität des Falls, gepaart mit der packenden Dynamik des neuen Ermittlerduos, legte den Grundstein für viele weitere erfolgreiche gemeinsame Einsätze von Eisner und Fellner, die bis heute zu den beliebtesten Tatort-Teams zählen.

Videos zur Produktion

ARD Trailer

Besetzung

Chefinspektor Moritz Eisner – Harald Krassnitzer
Bibi Fellner – Adele Neuhauser
Claudia Eisner – Tanja Raunig
Jaqueline Stein – Aglaia Szyszkowitz
Kira – Rasa Weber
Jan Scheidl – Rony Herman
Ernst Rauter – Hubert Kramar
Céline Stein – Josephine Bloéb
Heinz Scheidl – Christian Weinberger
Jochen Schmitz – Harald Schrott
u.a.

Stab

Drehbuch – Uli Brée
Regie – Wolfgang Murnberger
Kamera – Thomas Benesch
Musik – Matthias Weber

Bilder: rbb/ORF/Oliver Roth

20 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

×
  1. vor 14 Jahren

    „Vergeltung“ – da könnte man ja fast denken man schaut sich eine Stieg Larsson Verfilmung an.

  2. vor 14 Jahren

    Sehr aktuelles Thema (Jugendgewalt) – bin gespannt was die Ösis daraus machen.

  3. Kai
    vor 14 Jahren

    Klasse Team, hoffe sehr, da kommt mehr.

    Bibi hat für mich einen ganz eigenen Charme.
    Auch die Wortwechsel und der Schlagabtausch zwischen den Beiden ist einfach großartig.

    Menschlichkeit ganz groß, denn auch Polizisten sind auch nur Menschen mit Sorgen und Nöten.

    Und selbst Stars (diese Schlagersängerin) mit all ihrem Geld sind nicht davor sicher, Fehler in der Erziehung und im Umgang mit ihren eigenen Kindern zu nachen.

    Das Thema ist sehr gut umgesetzt und der ganze Film kommt ohne große Action aus.

    Klasse! Danke für diesen gelungenen TV-Sonntag-Abend.


  4. Ende der Erstausstrahlung

  5. vor 14 Jahren

    Der Tatort war gut, aber mal Ehrlich was sollte das mit der permanenten VW Werbung.
    Auto und Logo permanent in der Großaufnahme…

  6. vor 14 Jahren

    Wirklich gutes Tatort-Team ist da entstanden. Ich hoffe das bleibt so erhalten wie in dieser Folge.
    Wenn Wolfgang Murnberger Regie führt kann man ja sowas erwarten.

  7. vor 14 Jahren

    Werden tote Nazis jetzt allgemein mit dem Gesicht nach unten tiefgekühlt?
    Bibi kannte sich mit allem aus, kennt jede Droge und jedes Strichmädchen, aber die 88 war ihr unbekannt?
    Kommen nur mir die Namen Felix und Bibi vor wie Figuren aus nem kinderbuch?
    Großaufnahme von Füßen die die Treppe hochrennen – jemand flieht aus einem Krankenhaus und, klar, rennt dabei eine Schwester um, natürlich fliegen die Becher (was sonst) in alle Richtungen – zwischendurch hats gedonnert und geregnet (*Donner* stand sogar im VT-Untertitel, der war an damit ich was verstehen konnte) – He, Opa, willst Du was trinken – ratlose Gesichter die die garstige Welt nicht mehr verstehen am laufenden Band …
    Die beiden guten Sachen : Die Darstellung des Überfalls am Anfang war überzeugend, die Schlagersängerin hat sehr gut gespielt und war in ihrer Gefühlskälte die einzige Abwechslung.

  8. vor 14 Jahren

    Ich kann jeder obigen Meinung irgendwie beipflichten. Einerseits eine überzeugende, amüsante und passende Figur „Bibi“ neben Moritz Eisner alias H. Krassnitzer. Andererseits waren einige Details etwas unglaubwürdig (die 88 ist selbst Laien heute in ihrer Aussage bekannt) und der Plot schon anfangs zu erahnen.

    Unterm Strich: Die Paarung macht viel Hoffnung auf weitere TV-Abende mit Ösi-Schmäh

  9. vor 14 Jahren

    Was für ein Rotz. Die Neue nervt echt und der Werdegang ist unglaubwürdig. Zuerst ein Wrack, was ständig trinkt und kaum die Treppe hochkommt. Da kommt der Überpolizist Eisner, sagt „jetz passama auf, hör auf domit“, auf einmal kein Schnaps mehr in der Handtasche und die Frau kann sogar wieder ermitteln. Erstaunlich, der Mann sollte Therapeut werden. Hier wird ein unglaubwürdiges Bild vom Alkoholismus vermittelt.
    Der Rest des Krimis auch blödsinnig und unglaubwürdig. Ein einzelnes Mädel wird als Killer abgerichtet und metztelt unter Medikamenteneinfluß problemlos junge Kerle nieder? Ne ist klar.
    Die Ankündigung, daß der ORF noch mehr Tatorte bringen wird, läßt mich echt gruseln. Österreich soll keine Tatorte mehr produzieren, das braucht echt kein Mensch.

  10. vor 14 Jahren

    Neue Ermittlerin – nervig, braucht es nicht. Mit zwielichten Gestalten befreundet sein, das paßt nur zu Schimanski, aber zu keiner alkoholkranken 50-Jährigen.
    Tochter neu besetzt – braucht es noch weniger. Immerhin ist die neue Darstellerin etwas weniger nervig. Aber immer noch nervig.
    Lokaloriot schön und gut, aber man versteht als Bewohner der Gegenden oberhalb des „Weißwurst-Äquators“ oftmals nur die Hälfte.

    Schwache Leistung vom ORF.

  11. hm
    vor 12 Jahren

    Durch ihre Art der Ermittlung haben die Kommissare am Ende einen Menschen auf dem Gewissen. Dramatischer Ego-Mist, den man auch noch gut finden soll?

  12. vor 12 Jahren

    mit bibi der beste tatort ever :-)

  13. vor 12 Jahren

    @Gerald: Ist Dir denn neben Deiner Konzentration auf den neuen Golf auch der eigentliche Star der Sendung aufgefallen? Das war nämlich der Pontiac Firebird, der viel stärker in Szene gesetzt war als der Golf!

    Ansonsten ein super-TO! Sehr gelungen die Rolle von Bibi Fellner und die Darstellung der Entwicklung der Beziehung von Bibi und Krassnitzer. Scheint sich ein Super-Team gebildet zu haben beim österreichischen TO, weiter so bitte!
    Und zu „Egal“: Du spinnst wohl! Warum sollte ganz Österreich keinen TO mehr machen??? Das ist absolut hirnrissig, selbst wenn man sich Deiner Meinung anschließen sollte, dass dieser TO schlecht war (was er absolut nicht war, siehe die Mehrheit der Feedbacks)! Bleib mal bitte auf’m Teppich!!!

  14. vor 11 Jahren

    Bin spät dran, ich weiß. Ich als Wiener fand den Tatort „gut“. Einerseits ist es gelungen, dem „tüchtigen und anständigen aber trotzdem Gutmenschen“ Major Eisner einen Gegenpol mit Tiefgang zur Seite zu stellen. Zusammen sind die beiden ein Dreamteam wenn es um die grundlegende Ambivalenz des Kriminalbeamten („Kieberer“) geht – einerseits fixangestellter Beamter mit dem Gebot sich „seiner Stellung angemessen zu verhalten“ auch in der Freizeit – andererseits möglichst flexibler Ermittler, der auf Hinweise aus nicht immer so astreinen Milieus („Zund“) angewiesen ist und dafür halt manchmal auch ein Auge zudrücken muss. Andererseits schwanken diese Menschen ständig zwischen Distanz und Menschlichkeit. Die Handlung: überzogen, auch wenn die morbide Grundstimmung Wiens (die übrigens in int. Rankings immer wieder Spitzenplätze belegt) sehr gut eingefangen wird. Viele Sachverhalte sind einfach unglaubwürdig (wie zB per PC das Ü-Kamerabild derart vergrössert wird, das Fingernägel (!) deutlich sichtbar werden – hier hat man bei ähnlichem CSI-Mummpitz Anleihen genommen…). Die Darsteller sind durchwegs sehr überzeugend. Gut! (Der Satz „Jö, schau, a Leich!“ kommt komischerweise hier auch wieder nicht vor… :)

  15. 007
    vor 11 Jahren

    Guter Tatort, bin gespannt auf weitere.

  16. vor 11 Jahren

    Das brisante Thema Jugendgewalt wurde hier gut umgesetzt. Auch die Punkte, woher diese Gewalt erst überhaupt entsteht (verkorkstes Elternhaus, Staat hat kein Interesse an Resozialisierung etc. Teilweise sehr beklemmende Szenen. Eisner und Fellner passen gut zusammen, trotz anfänglicher Schwierigkeiten.

  17. vor 11 Jahren

    Der Tatort ist klasse. Schon mal gesehen. Werde ihn mir nochmal anschauen. Gut gemacht. Note glatte 1+++.

  18. vor 11 Jahren

    4 oder 5 Sterne??

    Interessant zu lesen, was andere bereits vor mir geschrieben haben. Ich kann mich dem gut anschließen. Aber nicht ganz.
    Der Dialekt stört mich nicht. Vielleicht versteht man nicht jedes Wort, aber es war immer noch besser als das Deutsch, welches von anderen Kommissaren geliefert wird. Übertriebenes Produkt Placement ist mir vollkommen egal – bin eh Radfahrer! Technischer Quark? (lies: Bildvergrößerung) Egal.

    Was zählt ist einzig der Unterhaltungswert. Die Gefühlslage des Zuschauers. Und da war meine sehr gut. Ich mag dieses Ermittler-Duo. Ich mag die ruhige Erzählweise. Es fehlt vielleicht ein wenig die Büroarbeit – egal!

    Also gut: 4 Punkte! Heben wir uns die 5 für den wirklich perfekten TO auf, wenn er denn je kommen sollte!

  19. vor 10 Jahren

    Der Tatort Nummer 793 aus Wien mit den beiden Ermittlern Oberstleutnant Eisner und Major Fellner. Oder was sind die beiden denn nun? Die Dienstgrade gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Dieser Tatort-Thriller zeigt Beziehungs-Dramen par excellence auf, ist spanend und mitreißend. Aber zu ernst sollte man den auch nicht nehmen. Kill-Bill läßt schön grüßen. Damals schon in Erstsendung gesehen, meine ich, daß diese Ermittler ein wenig zu hoch dotiert sind, für ihre Kriminalfälle, wobei ich mich in den österreichischen Besoldungsgruppen natürlich gar nicht einmischen möchte. Nette Schauspieler mit dem Hang zum Ruhrgebiet. Anm.: Liegt in Nordrhein-Westfalen, ein Bundesland der BRD. Ehrlich.

  20. vor 8 Jahren

    Absoluter guter Start für Bibi Fellner. Eine Erfrischung des Österreichischen Tatorts. Die Folgen davor waren zwar auch meist gut aber trotzdem zur rechten Zeit kam die Bibi. Aber auch die Tiroler Produktionen haben mir Abwechslung gegeben. Kann man immer wieder sehen. Tiptop Tatort. 4,1 Sterne

  21. vor 6 Monaten

    Der Fall war ein sehr guter Einstieg, mir gefallen die Österreicher schon immer. Der Star in dieser Folge war für mich ganz klar „Johannes Krisch“ (Die flaaddert wo’s a Wahnsinn), mit der Überwachungskamera in der Küche. So tragisch das Thema war über ihn hab ich mich weg geschmissen. Ganz großes Kino.

Neue Tatort-Folgen
Baden-Baden
14 Folgen
Berlin
96 Folgen
Bern
12 Folgen
Braunschweig
1 Folgen
Bremen
49 Folgen
Bremerhaven
1 Folgen
Dortmund
28 Folgen
Dresden
39 Folgen
Duisburg
29 Folgen
Düsseldorf
15 Folgen
Erfurt
2 Folgen
Essen
22 Folgen
Frankfurt
87 Folgen
Freiburg
1 Folgen
Göttingen
5 Folgen
Hamburg
105 Folgen
Hannover
30 Folgen
Heppenheim
1 Folgen
Kiel
51 Folgen
Köln
100 Folgen
Konstanz
31 Folgen
Leipzig
44 Folgen
Lübeck
2 Folgen
Ludwigshafen
81 Folgen
Luzern
17 Folgen
Mainz
7 Folgen
München
124 Folgen
Münster
47 Folgen
Nürnberg
10 Folgen
Saarbrücken
45 Folgen
Schwarzwald
14 Folgen
Stade
1 Folgen
Stuttgart
78 Folgen
Weimar
11 Folgen
Wien
90 Folgen
Wiesbaden
13 Folgen
Zürich
9 Folgen